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Falls sich herausstellen sollte, daß dieser Calthrop oder irgendein anderer Mann, der einen britischen Paß besitzt, mit einiger Wahrscheinlichkeit als der von den französischen Behörden Gesuchte angesehen werden kann, werden Sie ihn festnehmen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«

Das hatte er. Wie und über welche Kanäle der Premierminister von seinen Ermittlungen erfahren haben mochte, wußte Thomas nicht. Er vermutete jedoch, daß es in irgendeiner Weise mit seiner rätselhaften Bemerkung über gewisse Personen zusammenhing, die es lieber sähen, wenn seine Ermittlungen weniger energisch betrieben würden. Aber sicher war er sich natürlich nicht.

«Ja, Sir«, sagte er.

Der Premierminister neigte den Kopf, um anzudeuten, daß die Audienz beendet sei. Thomas stand auf und ging zur Tür.

«Dawäre noch etwas, Sir«, sagte er.»Ich bin mir nicht ganz klar darüber, ob Sie es für richtig hielten, wenn ich die Franzosen schon jetzt von den Nachforschungen in Kenntnis setzte, die wir gegenwärtig wegen der vor zwei Jahren in der Dominikanischen Republik über Calthrop verbreiteten Gerüchte anstellen.«

«Glauben Sie, bereits hinlängliche Gründe für die Annahme zu haben, daß die frühere Tätigkeit dieses Mannes zu der Beschreibung desjenigen paßt, den die Franzosen identifizieren wollen?«

«Nein, Sir. Abgesehen von den zwei Jahre zurückliegenden Gerüchten haben wir gegen keinen Calthrop auf der weiten Welt auch nur das geringste vorzubringen. Wir wissen gegenwärtig ja noch nicht einmal, ob der Calthrop, den wir seit heute nachmittag ausfindig zu machen versuchen, derselbe ist, der sich im Januar 1961 in der Dominikanischen Republik aufgehalten hat. Wenn nicht, sind wir wieder bei Null angelangt.«

Der Premierminister dachte einen Augenblick nach.

«Ich fände es wenig sinnvoll«, sagte er dann,»wenn Sie Ihre französischen Kollegen mit Hinweisen behelligten, die auf unbegründeten Gerüchten und bloßem Hörensagen beruhen. Beachten Sie bitte, daß ich das Wort >unbegründet< gebraucht habe, Superintendent. Setzen Sie Ihre Nachforschungen mit aller Energie fort. In dem Augenblick, wo Sie genügend Material zu haben glauben, das diesen oder irgendeinen anderen Charles Calthrop betrifft und geeignet ist, den Verdacht seiner Beteiligung an der Ermordung Trujillos zu bestätigen, werden Sie die Franzosen umgehend informieren und den Mann, wer immer er auch sein mag, dingfest machen.«

«Ja, Sir.«

«Und bitten Sie doch Mister Harrowby, zu mir zu kommen. Ich lasse Ihnen dann gleich die nötigen Vollmachten ausstellen.«

In sein Büro zurückgekehrt, bestellte Thomas sechs der besten Kriminalinspektoren von Scotland Yards Special Branch zu sich. Einer wurde aus dem Urlaub zurückgerufen; zwei konnten durch andere Beamte beim Beobachten eines Hauses abgelöst werden, das einem Mann gehörte, der im Verdacht stand, geheime Informationen über die Royal Ordnance Factory, in der er arbeitete, an einen osteuropäischen Militärattache weitergegeben zu haben. Die beiden Inspektoren, die Thomas am Vortag bei der Durchsicht der sicherheitsdienstlichen Akten assistiert hatten, waren ebenfalls dabei, ferner einer ihrer Amtskollegen, der seinen freien Tag hatte und gerade im Garten beschäftigt war, als der Anruf kam, der ihn in die Zentrale beorderte.

Thomas wies sie ausführlich ein, verpflichtete sie zu absoluter Geheimhaltung und nahm die ganze Zeit über unaufhörlich Anrufe entgegen. Es war kurz nach 18 Uhr, als das Finanzamt die Steuerakte von Charles Harold Calthrop gefunden hatte. Einer der Detektive wurde sofort losgeschickt, um die Akte mit allen Unterlagen abzuholen. Die restlichen Männer setzten sich mit Ausnahme dessen, der zu Calthrops Adresse entsandt worden war, um bei den Nachbarn und Inhabern umliegender Ladengeschäfte Erkundigungen über den Mann einzuziehen, an die Telephone und begannen eine Reihe fernmündlicher Anweisungen durchzugeben, die mit der weiteren Ermittlung zusammenhingen. Im Photolabor wurden Abzüge von der Reproduktion, die nach dem vor vier Jahren für den Paßantrag aufgenommenen Photo hergestellt worden war, angefertigt und jedem der sechs an der Ermittlung beteiligten Inspektoren ausgehändigt. Die Steuererklärungen des Gesuchten wiesen aus, daß er im vergangenen Jahr erwerbslos und zuvor ein Jahr lang im Ausland gewesen war. Im Rechnungsjahr 1960/61 hatte er jedoch größtenteils für eine Firma gearbeitet, deren Name Thomas als der einer der führenden britischen Hersteller und Exporteure von Handfeuerwaffen bekannt war. Innerhalb einer Stunde hatte er erfahren, wie der Generaldirektor der Firma hieß, und festgestellt, daß der Mann sich zur Zeit in seinem Landhaus in Surrey aufhielt. Thomas hatte ihm seinen Besuch telephonisch angekündigt, und bei anbrechender Abenddämmerung raste der Polizei-Jaguar in Richtung Virginia Water über die Themsebrücke. Patrick Monson sah nicht so aus, wie man sich gemeinhin einen Waffenhändler vorstellt. Aber schließlich, dachte Thomas, tun sie das ja alle nicht. Von Monson erfuhr er, daß die Firma Calthrop fast ein volles Jahr beschäftigt und ihn, was weit wichtiger war, im Dezember 1960 nach Ciudad Trujillo geschickt hatte, um einen aus veräußerten britischen Armeebeständen stammenden Posten Waffen an Trujillos Polizeichef loszuschlagen. Thomas sah Monson voller Widerwillen an. Dir ist es herzlich egal, wozu sie benutzt werden, was, Bürschchen? dachte er, unterließ es aber im Interesse der Ermittlung, seinem Abscheu Ausdruck zu geben. Warum hatte Calthrop die Dominikanische Republik so eilig verlassen?

Die Frage schien Monson zu überraschen. Nun, weil Trujillo ermordet worden war, natürlich. Das gesamte Regime war innerhalb weniger Stunden zusammengebrochen. Was hatte ein Mann, der auf die Insel gekommen war, um dem alten Regime eine Ladung Waffen und

Munition zu verkaufen, vom neuen zu gewärtigen? Selbstverständlich mußte er sich schleunigst aus dem Staube machen.

Thomas überlegte. Das war zweifellos einleuchtend. Monson berichtete, Calthrop habe später angegeben, im Arbeitszimmer des Präsidenten gesessen und mit dem Polizeichef über den Waffenkauf verhandelt zu haben, als die Nachricht überbracht wurde, daß der General außerhalb der Stadt in einen Hinterhalt geraten und umgebracht worden sei. Der Polizeichef war blaß geworden und sofort zu seiner Hacienda gefahren, wo sein stets aufgetanktes Privatflugzeug startklar für ihn bereitstand. Innerhalb weniger Stunden stürmten die Massen auf der Jagd nach Anhängern des gestürzten Regimes durch die Straßen. Calthrop gelang es, einen Fischer zu bestechen, der ihm die Flucht von der Insel ermöglichte.

Thomas fragte Monson, warum Calthrop die Firma verlassen habe? Er sei entlassen worden, lautete die Antwort. Warum? Monson überlegte längere Zeit. Schließlich sagte er:»Superintendent, im Handel mit Waffen aus zweiter Hand herrscht ein mörderischer Konkurrenzkampf. Zu erfahren, was ein anderer Händler anbietet und welchen Preis er verlangt, kann für einen Rivalen, der das gleiche Geschäft mit dem gleichen Partner abschließen will, von ausschlaggebender Bedeutung sein. Lassen Sie es mich einmal so ausdrücken: Calthrops Loyalität der Firma gegenüber entsprach nicht ganz unseren Erwartungen.«