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Kahlan nickte. »Ich gelobe es.«

»Ich auch«, meinte Richard. »Ist es damit vorbei, Zedd? Mit Darken Rahl, meine ich. Ist er tot?«

Zedd warf Richard einen Blick zu, den dieser unerwartet unangenehm fand. »Darken Rahl ist tot.« Zedd legte Richard seine dürre Hand auf die Schulter und packte ihn fest mit seinen knochigen Fingern. »Du hast alles richtig gemacht, Richard, alles. Du hast mich vor Angst fast um den Verstand gebracht. Noch nie habe ich etwas Vergleichbares gesehen.«

Richard strahlte vor Stolz. »Es war doch nur ein einfacher Trick.«

Zedd nickte. Sein wildaussehendes Haar stieb in alle Richtungen davon. »Das war mehr als ein Trick, mein Junge. Und schon gar kein einfacher.«

Sie drehten sich alle um, als sie jemanden kommen hörten. Chase kam und schleppte Michael am Kragen herein. Seine verdreckten weißen Hosen und sein schmutziges weißes Hemd verrieten, daß er nicht freiwillig mitgekommen war. Chase verpaßte ihm einen Stoß und zwang ihn vor Richard zu Boden.

Richards Stimmung wurde düster, als er seinen Bruder ansah. Michael hob den Blick und sah Richard voller Verachtung an.

»Ich werde es nicht zulassen, daß man mich auf diese Weise mißhandelt, mein kleiner Bruder.« Seine Stimme klang so überheblich wie immer. »Du hast keine Ahnung, auf was du dich eingelassen hast, keinen Schimmer von meinen Plänen. Du weißt nicht, wie ich allen durch die Vereinigung von Westland und D’Hara geholfen hätte. Du hast das Volk zu sinnlosem Leiden verdammt, das Darken Rahl ihnen hätte ersparen können. Du bist ein Narr.«

Richard dachte darüber nach, was er alles hatte durchmachen müssen, was Zedd, Chase und Kahlan hatten durchmachen müssen. Er mußte an all jene denken, die durch Rahls Hände gestorben waren, sowie die zahllosen Toten, von denen er nie etwas hören würde. All das Leid, die Grausamkeit und Brutalität. Er mußte an all die Tyrannen denken, die unter Darken Rahl hatten gedeihen können, angefangen von Darken Rahl selbst bis hin zu Prinzessin Violet. Er dachte an die Menschen, die er getötet hatte. Beim Gedanken an das, was er hatte tun müssen, verspürte er Kummer und Qual.

Das metallische Klirren des Schwertes der Wahrheit füllte die Luft. Michael riß die Augen auf, als er sah, daß die Spitze auf seine Kehle gerichtet war.

Richard beugte sich ein wenig dichter zu seinem Bruder herüber. »Grüße mich mit dem Gruß des Verlierers, Michael.«

Michaels Gesicht verfärbte sich tiefrot. »Lieber sterbe ich.«

Richard nickte und richtete sich auf. Er blickte seinem Bruder tief in die Augen, als er das Schwert fortnahm. Richard hielt seinen Zorn im Zaum und versuchte, das Schwert weiß zu färben. Es ging nicht. Er ließ die Klinge zurück in die Scheide gleiten.

»Ich bin froh, daß wir beide etwas gemeinsam haben, Michael.

Wir würden beide für unsere Überzeugungen sterben.« Er löste den Blick von Michael und musterte die große, geschwungene Streitaxt an Chase’ Gürtel. Er hob den Kopf und blickte dem Grenzposten in das entschlossene Gesicht. »Richte ihn«, sagte er leise. »Bringe seinen Kopf seiner Leibgarde. Sag ihnen, er sei auf meinen Befehl hin wegen Verrats an Westland hingerichtet worden. Westland wird sich einen neuen Obersten Rat suchen müssen.«

Chase vergrub seine riesige Faust in Michaels Haar. Michael stieß einen Schrei aus, sank auf die Knie und entbot den Salut des Verlierers.

»Richard! Ich flehe dich an, du bist doch mein Bruder. Du darfst nicht zulassen, daß er mich tötet! Es tut mir leid, vergib mir. Ich habe mich geirrt. Bitte, Richard, vergib mir.«

Richard blickte auf seinen Bruder herab, der zitternd vor ihm auf den Knien lag und die Hände flehend in den Himmel reckte. Richard nahm den Strafer in die Faust, spürte den Schmerz, den er ihm bereitete, und akzeptierte ihn. Erinnerungen blitzten bildhaft durch sein Gedächtnis. »Darken Rahl hat dir gesagt, was er mit mir tun würde. Du hast Bescheid gewußt. Du hast gewußt, was mit mir geschehen würde, und es war dir egal, weil du dir einen persönlichen Vorteil davon versprochen hast. Michael, ich vergebe dir alles, was du mir angetan hast.« Michael sackte erleichtert zusammen. Der Sucher richtete sich auf. »Aber was du anderen angetan hast, kann ich dir unmöglich vergeben. Wegen deiner Taten haben andere ihr Leben eingebüßt. Wegen dieser Verbrechen wirst du hingerichtet werden, nicht wegen derer gegen mich.«

Michael schrie auf und kreischte, während Chase ihn fortschleppte. Zitternd, gequält verfolgte Richard, wie sein Bruder zur Hinrichtung geführt wurde.

Zedd hob die Hand und legte sie auf Richards Hand, die den Strafer hielt. »Laß ihn los, Richard.«

Richards Gedanken überdeckten den Schmerz, den er ihm bereitete. Er blickte Zedd an, der vor ihm stand und seine knochige, ledrige Hand auf seine gelegt hatte, Zedd sah Dinge in den Augen seines Freundes, die er dort noch nie gesehen hatte: er verstand Richards Schmerz. Richard ließ den Strafer los.

Kahlans Blick fiel auf ihn, als er wieder um seinen Hals baumelte. »Richard, mußt du dieses Ding wirklich behalten?«

»Im Augenblick ja.Ich habe es jemandem versprochen, den ich getötet habe. Jemandem, der mir beigebracht hat, wie sehr ich dich liebe. Darken Rahl hat geglaubt, mich hiermit besiegen zu können. Statt dessen hat er mir gezeigt, wie ich ihn besiegen kann. Wenn ich ihn jetzt fortwerfe, würde ich leugnen, was in meinem Innersten steckt.«

Kahlan legte ihm die Hand auf den Arm. »Im Augenblick verstehe ich das nicht, aber irgendwann werde ich es verstehen, ganz bestimmt.«

Zedd strich sich verärgert seinen Umhang glatt. »Verdammt! In einem so großen Gebäude müßte es doch eigentlich etwas zu essen geben, meint ihr nicht auch?«

Richard grinste, legte den beiden einen Arm um die Schulter und führte sie aus dem Garten des Lebens. Er brachte sie zu einem Speisesaal, an den er sich noch erinnerte. Die Leute saßen an den Tischen, als hätte sich nichts verändert. In einer Ecke fanden die drei einen freien Tisch. Diener brachten Platten mit Reis, Gemüse, braunem Brot, Käse, Schalen mit dampfender Gewürzsuppe. Die überraschten Diener brachten lächelnd laufend Nachschub, sobald Zedd entschlossen die Teller mit den Speisen geleert hatte.

Richard probierte den Käse und stellte zu seiner Überraschung fest, daß ihm von dem Geschmack schlecht wurde. Er warf ihn auf den Tisch zurück und machte ein angewidertes Gesicht.

»Was ist?« wollte Zedd wissen.

»Das ist bestimmt der widerlichste Käse, den ich je probiert habe!«

Zedd schnupperte daran und biß ein Stück ab. »Mit dem Käse ist alles in Ordnung, mein Junge.«

»Schön, dann iß du ihn doch.«

Zedd war nur zu bereit. Richard und Kahlan aßen Gewürzsuppe und Schwarzbrot und sahen ihrem alten Freund schmunzelnd beim Essen zu. Endlich hatte Zedd genug, und sie setzten ihren Weg aus dem Palast des Volkes fort.

Während sie durch die Hallen liefen, ertönten die Glocken in einem einzigen, langen Schlag und riefen die Menschen zur Andacht. Kahlan verfolgte argwöhnisch, wie alles auf den Plätzen zusammenkam, sich zur Mitte hin verneigte und den Gesang anstimmte. Richard hatte die Worte des Gebetes verändert und verspürte den Sog, dieses nervöse Verlangen nicht mehr, sich zu diesen Menschen zu gesellen. Sie passierten eine Reihe von Plätzen, die alle voller betender Menschen waren. Richard überlegte, ob er nicht etwas dagegen unternehmen, sie irgendwie daran hindern müßte, entschied dann aber, daß er das Wichtigste bereits getan hatte.

Die drei verließen die höhlenartigen Hallen und traten hinaus in die Wintersonne. Vor ihnen ergoß sich eine riesige Freitreppe in die endlose Weite des Innenhofes. Die drei blieben am obersten Rand stehen. Richard stockte der Atem, als er sah, welche Menschenmassen sich dort versammelt hatten.