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Ihr Lächeln wurde breiter, ihre Mandelaugen funkelten. »Wie gesagt, nur die Starken sind klug genug, die nötigen Bündnisse einzugehen. Der Zauberer war nicht weise genug, er hat versucht, mich zu töten. Sie ist ebenfalls nicht klug genug, sie würde das gleiche tun. Sie wollte nicht einmal herkommen. Nur du warst klug genug zu erkennen, daß diese Zeiten nach einem außergewöhnlichen Bündnis verlangen.«

Richard hatte Mühe, wütend zu bleiben. »Ich gehe kein Bündnis mit jemandem ein, der meine Freunde töten will.«

»Obwohl sie zuerst versucht haben, mich umzubringen? Habe ich nicht das Recht, mich zu verteidigen? Soll ich mich hinlegen und sterben, nur weil es deine Freunde sind, die mich töten wollen? Richard«, sagte sie, schüttelte den Kopf und legte lächelnd die Stirn in Falten, »überlege dir, was du da sagst. Betrachte es mit meinen Augen.«

Er dachte darüber nach, sagte aber nichts. Sie drückte zärtlich seine Hüfte.

»Aber du bist sehr galant. Du bist mein Held, du hast etwas sehr Seltenes getan. Du hast dein Leben für mich riskiert, für eine Hexe. Eine solche Tat bleibt nicht unbelohnt. Du hast dir einen Wunsch verdient. Was immer du willst, sprich es einfach aus, und es sei dir gewährt.« Mit ihrer freien Hand machte sie eine gleitende Handbewegung. »Was es auch sei, mein Wort darauf.« Richard wollte gerade den Mund aufmachen, Shota aber legte ihm sachte einen Finger auf die Lippen. Sie schmiegte sich mit ihrem warmen, unter dem dünnen Kleid festen Körper an ihn. »Enttäusche nicht meine gute Meinung von dir, indem du zu schnell antwortest. Du kannst alles bekommen, was du willst, vergeude den Wunsch nicht. Denke sorgfältig darüber nach, bevor du fragst. Der Wunsch ist wichtig, er wurde dir aus gutem Grund gewährt. Vielleicht ist es der wichtigste Wunsch, den du je freihaben wirst. Eine zu voreilige Entscheidung könnte den Tod bedeuten.«

Richard kochte vor Wut. Und das, obwohl er sich von dieser Frau seltsam angezogen fühlte. »Ich brauche nicht darüber nachzudenken. Ich wünsche mir, daß du meine Freunde nicht tötest. Ihnen soll nichts geschehen. Laß sie gehen.«

Shota seufzte. »Ich fürchte, das macht die Dinge schwieriger.«

»Tatsächlich? Dein Wort gilt also nichts?«

Sie funkelte ihn beleidigt an. Ihre Stimme wurde eine Spur härter. »Mein Wort gilt in jedem Fall. Ich wollte dir nur klarmachen, daß es die Dinge schwieriger macht. Du bist hierhergekommen, um die Antwort auf eine wichtige Frage zu bekommen. Du hast einen Wunsch frei. Würdest du dir diese Antwort wünschen, ich würde sie dir geben. Ist es nicht das, was du in Wirklichkeit willst? Frag dich selber, was wichtiger ist, wie viele noch sterben werden, wenn du versagst.« Sie drückte noch einmal seine Hüfte. Das betörende Lächeln erschien wieder auf ihrem Gesicht. »Richard, das Schwert verwirrt dich. Die Magie beeinträchtigt dein Urteilsvermögen. Leg es ab, und denke noch einmal darüber nach. Wenn du klug bist, wirst du dir meine Warnung zu Herzen nehmen. Sie war nicht grundlos.«

Richard schob das Schwert wütend zurück in die Scheide, um ihr zu zeigen, daß er nicht gewillt war, seine Meinung zu ändern. Er sah sich zu Zedd um, der auf der Stelle erstarrt war. Er blickte hinüber zu Kahlan, die über und über mit wimmelnden Schlangen bedeckt war. Als sich ihre Blicke trafen, spürte er einen Stich im Herzen. Was Kahlan wollte, wußte er, er sah es in ihren Augen. Sie wollte, daß er den Wunsch dazu benutzte, das Kästchen zu finden. Richard wandte sich ab. Er konnte den Anblick ihrer Qual keinen Augenblick länger ertragen. Entschlossen sah er Shota an.

»Ich habe das Schwert weggesteckt, Shota. Es ändert nichts. Du wirst meine Frage auch so beantworten. Auch dein Leben hängt davon ab, ob ich die Antwort erfahre. Das hast du praktisch selbst zugegeben. Ich vergeude meinen Wunsch nicht. Ihn für eine Antwort zu benutzen, die du mir ohnehin geben willst, käme einer Vergeudung des Lebens meiner Freunde gleich. Und jetzt gewähre mir meinen Wunsch!«

Shota betrachtete ihn aus uralten Augen. »Lieber Richard«, sagte sie leise, »ein Sucher braucht seinen Zorn, aber du sollst ihn dir nicht so sehr zu Kopf steigen lassen, daß kein Platz mehr für Weisheit bleibt. Beurteile nicht übereilt Dinge, die du nicht völlig begreifst. Nicht alle Ereignisse sind das, was sie zu sein scheinen. Manche dienen auch deiner Rettung.«

Sie berührte ihn sacht an der Wange und erinnerte ihn sofort wieder an seine Mutter. Ihre Zärtlichkeit besänftigte ihn. Machte ihn irgendwie traurig. Er spürte in diesem Augenblick, wie die Angst vor ihr wich.

»Bitte, Shota«, flüsterte er. »Ich habe meinen Wunsch genannt. Gewähre ihn mir.«

»Dein Wunsch sei dir gewährt, lieber Richard«, hauchte sie traurig.

Er drehte sich zu Kahlan um. Die Schlangen waren noch immer auf ihr. »Shota, du hast mir etwas versprochen.«

»Ich habe dir versprochen, sie nicht zu töten und daß sie gehen kann. Sie darf mit dir gehen, wenn du losziehst, ich werde sie nicht töten. Aber sie stellt für mich noch immer eine Gefahr dar. Wenn sie sich nicht bewegt, werden ihr die Schlangen nichts tun.«

»Du hast behauptet, Kahlan hätte versucht, dich zu töten. Das ist nicht wahr. Sie hat mich hierhergebracht und wollte deine Hilfe, genau wie ich. Sie hatte keine bösen Absichten, und trotzdem hättest du sie umgebracht. Und jetzt tust du ihr das an.«

»Richard«, sie legte einen Finger an ihr Kinn und dachte nach, »du bist in dem Glauben hierhergekommen, ich sei böse, hab’ ich recht? Du hast nichts von mir gewußt, und doch warst du bereit, mir Übles zuzufügen, nur weil du dir in deinem Kopf etwas zurechtgelegt hattest. Du hast dem Geschwätz anderer geglaubt.« Ihre Stimme war frei von Bosheit. »Leute, die eifersüchtig sind oder Angst haben, behaupten solche Dinge. Die Leute behaupten auch, es sei falsch, Feuer zu benutzen, und wer es dennoch tut, sei böse. Ist es deswegen vielleicht wahr? Die Leute sagen, der alte Zauberer sei böse und seinetwegen würden Menschen sterben. Ist das deswegen vielleicht wahr? Einige der Schlammenschen haben behauptet, du hättest den Tod in ihr Dorf gebracht. Stimmt das, weil irgendwelche Narren es behaupten?«

»Was für ein Mensch ist das, der versucht, mich glauben zu machen, er sei meine eigene Mutter?« fragte er voller Bitterkeit.

Shota wirkte ehrlich verletzt. »Liebst du denn deine Mutter nicht?«

»Doch, natürlich.«

»Gibt es ein größeres Geschenk, als jemandem eine verlorene Liebe wiederzugeben? Hat es dir keine Freude bereitet, deine Mutter wiederzusehen? Hätte ich dir ein größeres Geschenk machen können? Habe ich eine Gegenleistung verlangt? Eine Bezahlung? Für einen Augenblick habe ich dir etwas Wunderschönes, Reines geschenkt, eine lebhafte Erinnerung an die Liebe zwischen deiner Mutter und dir, und das zu einem Preis, den du nie begreifen wirst. Und auch darin siehst du etwas Böses? Und zum Lohn willst du mir mit deinem Schwert den Kopf abschlagen!«

Richard mußte schlucken, sagte aber nichts. Er wich ihrem Blick aus und schämte sich plötzlich.

»Sind deine Gedanken so vergiftet von den Worten anderer? Von ihren Ängsten? Ich verlange nichts, als daß man mich an meinen Taten mißt, daß man mich als die nimmt, die ich bin. Ich lasse mich nicht von anderen anspucken. Richard, sei kein Soldat in dieser Armee der Narren.«

Sprachlos mußte Richard mit anhören, wie ihm seine eigene Überzeugung entgegenschallte.

»Sieh dich um«, sagte Shota und machte eine ausladende Handbewegung. »Ist dies ein Ort voller Häßlichkeit und Bosheit?«

»Ich habe nie etwas Schöneres gesehen«, gab Richard kleinlaut zu. »Aber das beweist noch nichts. Was ist zum Beispiel das dort oben?« Er zeigte mit dem Kinn nach oben auf den Wald.

Sie sah kurz hinüber. »Betrachte es als meinen Burggraben.« Shota lächelte stolz. »Es hält die Narren ab, die mir etwas anhaben könnten.«