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»Rand al'Thor ist Er, Der Mit Der Morgendämmerung Kommt.« Das kam in grimmigem Tonfall von Jheran, und Erim sagte: »Rand al'Thor ist Er, Der Mit Der Morgendämmerung Kommt.« »Rand al'Thor«, sagte Rhuarc, »ist Er, Der Mit Der Morgendämmerung Kommt.« Und mit so leiser Stimme, daß es selbst bei dieser Akustik drunten nicht zu hören war, fügte er hinzu: »Und das Licht sei uns gnädig.« Einen langen, langen Augenblick währte das Schweigen. Dann sprang Couladin vor Wut schnaubend von der Felsplatte, riß einem seiner Seia Doon einen Speer aus der Hand und schleuderte ihn geradewegs auf Rand. Doch als sich die Speerspitze senkte, sprang Adelin dazwischen. Die Spitze grub sich in das mehrschichtige Stierleder ihres ausgestreckten Schilds und riß sie herum.

Im ganzen Tal brach die Hölle los. Die Männer schrien durcheinander und drängten nach vorn. Die anderen Jindo-Töchter sprangen hoch und stellten sich neben Adelin, um einen Schutzschirm vor Rand zu bilden. Sevanna war herabgeklettert und schrie Couladin erregt an. Dann klammerte sie sich an seinen Arm, um ihn zurückzuhalten, als er mit seinen Schwarzaugen-Shaido gegen die Töchter des Speers zwischen ihm und Rand vorgehen wollte. Heirn und ein Dutzend weitere Septimenhäuptlinge der Taardad schlossen sich Adelin an, die Speere kampfbereit, während andere nur herumschrien. Mat kletterte mit seinem eigenen Speer in der Hand nach oben — schwarzer Schaft und mit Raben gekennzeichnete Schwertklinge — und brüllte etwas, das wohl ein Fluchen in der Alten Sprache sein sollte. Rhuarc und die anderen Clanhäuptlinge versuchten mit lauten Stimmen, die anderen wieder zur Ordnung zu rufen, doch das Tal kochte. Rand sah, wie Schleier festgemacht wurden. Ein Speer blitzte im Zustechen auf. Ein weiterer. Er mußte dem Einhalt gebieten.

Er griff nach Saidin, und die Macht durchströmte ihn, bis er glaubte, er werde platzen, falls er nicht vorher verbrannte. Der Schmutz der Verderbnis breitete sich in ihm aus, bis sich seine Knochen zu verbiegen schienen. Gedanken schwebten außerhalb des Nichts: kalte Gedanken. Wasser. Hier, wo Wasser so knapp war, stellte es das Hauptthema bei allen Gesprächen der Aiel dar. Selbst in dieser trockenen Luft befand sich noch etwas Wasser. Er lenkte die Macht, ohne wirklich zu wissen, was er da tat, und griff blind hinaus.

Blitze zuckten über Alcair Dal. Der Wind rauschte aus allen Richtungen heran und heulte so laut über den Überhang hinweg, daß er sogar die Schreie der Aiel übertönte. Der Wind brachte winzige Spuren von Wasser mit sich, mehr und mehr, bis etwas geschah, das noch kein Mensch hier erlebt hatte: Regen begann in einem dünnen Schleier zu fallen. Der Wind über ihnen heulte und wirbelte. Wilde Blitze zuckten immer heftiger über den Himmel. Und der Regen wurde stärker und stärker, wurde zu einem wahren Guß, fegte über den Felsvorsprung, ließ sein Haar an der Stirn kleben und sein Hemd am Rücken. Er konnte keine fünfzig Schritt weit sehen.

Mit einemmal traf ihn der Regen nicht mehr und eine unsichtbare Kuppel breitete sich um ihn aus, die Mat und die Taardad wegschob. Durch den an der Seite herabrinnenden Regenvorhang sah er verschwommen, wie Adelin mit den Fäusten darauf schlug und versuchte, sich den Weg zu ihm hinein zu erzwingen.

»Du kompletter Narr! Mit diesen anderen Narren Spielchen zu spielen! All meine Zeit und meine Mühe beim Planen verschwendest du!« Wasser tropfte von seinem Gesicht, als er sich zu Lanfear umwandte. Ihr weißes Kleid mit dem Silbergürtel war vollständig trocken. Die schwarzen Wogen ihres Haares waren zwischen den silbernen Sternen und Halbmonden von keinem Regentropfen berührt worden.

Die großen, schwarzen Augen blickten ihn zornig an; Ärger verzerrte ihr schönes Gesicht.

»Ich habe nicht erwartet, daß Ihr euch schon jetzt zu erkennen gebt«, sagte er ruhig. Die Macht erfüllte ihn noch; er schwamm auf ihrem Strom, beinahe hilflos, und hielt sich verzweifelt oben. Doch in seiner Stimme war nichts von dieser Verzweiflung. Es war nicht notwendig, noch mehr der Macht heranzuziehen. Er ließ sie nur einfach in sich hinein, bis es schien, als würden seine Knochen zu Asche verbrannt. Er wußte nicht, ob sie ihn abschirmen konnte, während Saidin ihn durchtobte, aber vorsichtshalber ließ er sich ganz und gar füllen. »Ich weiß, daß Ihr nicht allein seid. Wo ist er?« Lanfears schöner Mund verzog sich. »Ich wußte, er würde sich verraten, wenn er so in deinen Traum eindringt. Ich hätte alles geradegebogen, wenn nicht seine Panik... « »Ich wußte von Anfang an Bescheid«, unterbrach er sie. »Ich habe dies von dem Tag an erwartet, an dem wir den Stein von Tear verließen. Hier draußen, wo es jedem klarwerden mußte, daß ich nach Rhuidean und zu den Aiel wollte. Habt Ihr geglaubt, ich hätte nicht erwartet, daß mich einige von Euch verfolgen würden? Aber das ist meine Falle, Lanfear, und nicht Eure. Wo ist er?« Das letztere kam als kalter Schrei. Gefühle glitten unkontrolliert um das Nichts, das ihn im Innern schützte, die Leere, die nicht leer war, die von der Macht erfüllte Leere.

»Wenn du es wußtest«, fauchte sie zurück, »warum hast du ihn dann mit deinem Geschwätz verscheucht, du müßtest dein Schicksal erfüllen und tun, was getan werden muß?« Verachtung gab den Worten ein Gewicht, als seien sie Steine. »Ich habe Asmodean mitgebracht, um dich zu unterrichten, aber er war immer schon einer, der schnell zum nächsten Plan überging, wenn der erste nicht gleich auf Anhieb gelang. Jetzt glaubt er, er habe in Rhuidean etwas Besseres entdeckt. Und er ist fort, um es zu holen, solange du hier stehst. Couladin, der Draghkar, alles sollte deine Aufmerksamkeit binden, während er sich vergewisserte. Alle meine Pläne waren für nichts und wieder nichts, weil du so stur bist! Hast du eine Ahnung, welche Mühe es kosten wird, ihn noch einmal zu gewinnen? Aber es muß gerade er sein! Demandred oder Rahvin oder Sammael würden dich töten und gar nicht daran denken, dich auch nur darin zu unterrichten, wie du eine Hand hebst, außer sie hätten dich so sicher wie ein Schoßhündchen an der Leine!« Rhuidean. Ja. Natürlich. Rhuidean. Wie viele Wochen im Süden? Doch er hatte schon einmal etwas fertiggebracht. Wenn er sich nur daran erinnern könnte... »Und Ihr habt ihn gehen lassen? Nach all Eurem Gerede, Ihr wolltet mir helfen?« »Nicht offen, habe ich gesagt. Was könnte er in Rhuidean finden, das es lohnend für mich erscheinen ließe, mich offen zu bekennen? Es ist noch Zeit genug dafür, wenn du zustimmst, zu mir zu stehen. Denk daran, was ich dir gesagt habe, Lews Therin.« Ihre Stimme nahm einen verführerischen Tonfall an; diese vollen Lippen lächelten, die dunklen Augen versuchten, ihn wie grundlose Seen zu verschlingen. »Zwei große Sa'Angreal. Mit deren Hilfe und gemeinsam könnten wir...« Diesmal hörte sie von allein auf. Er hatte sich daran erinnert.

Mit Hilfe der Macht faltete er die Wirklichkeit und verbog ein kleines Stückchen dessen, was war. Eine Tür öffnete sich vor ihm unter der Kuppel. Anders konnte man es wohl nicht beschreiben. Eine Öffnung in die Dunkelheit, ins Anderswo.

»Wie es scheint, erinnerst du dich an ein paar Sachen.« Sie betrachtete die Tür und dann blickte sie ihn wieder an, aber mit einemmal mißtrauisch. »Warum hast du soviel Angst? Was ist dort in Rhuidean?« »Asmodean«, sagte er grimmig. Einen Moment lang zögerte er. Er konnte nicht aus der regenüberströmten Kuppel hinaussehen. Was geschah dort draußen? Und Lanfear. Wenn er sich nur daran erinnern könnte, wie er Egwene und Elayne abgeschirmt hatte. Wenn ich mich nur dazu zwingen könnte, eine Frau zu töten, nur weil sie mich finster anblickt. Sie ist doch eine der Verlorenen! Es war ihm jetzt genausowenig möglich wie zuvor im Stein.

Dann trat er durch die Tür, ließ sie draußen auf der Felsplatte stehen und schloß die Tür hinter sich. Zweifellos wußte sie, wie sie selbst eine solche Tür herbeirufen konnte, aber das zu tun, würde sie Zeit kosten.