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»Ich möchte mit einem so ungewöhnlichen Abenteuer nicht viele Schiffe und Hunderte von Männern riskieren«, sagte Aemilianus. »Woher soll ich außerdem wissen, daß es sich nicht um einen Trick der Piraten handelt, die die Flotte von Ar-Station in engen Gewässern in eine Falle locken wollen?«

»Du hast mein Wort«, sagte Callimachus. »Das Wort eines Kriegers.«

»Vielleicht bist du selbst getäuscht worden«, meinte Aemilianus. »Ich muß an die Sicherheit meiner Männer und Schiffe denken.« Sein Blick fiel auf mich. »Stammst du aus Ar?« fragte er.

»Nein.«

»Gehörst du der Kriegerkaste an?«

»Nein.«

Aemilianus breitete die Hände aus. »Wie kann ich ihm dann trauen – in einer so wichtigen Angelegenheit?«

»Du mußt ihm trauen!« drängte Tasdron.

»Ja!« betonte Glyco.

»Warum solltest du ein solches Risiko eingehen wollen?« fragte mich Aemilianus.

»Mir geht es um ein Mädchen, eine Sklavin, die sich in der Festung des Policrates befindet«, sagte ich.

»Du wolltest dich wegen eines Mädchens in ein solches Abenteuer stürzen?« fragte er.

»Ich begehre sie«, antwortete ich. »Ich möchte sie besitzen.«

»Ist das alles?«

»Außerdem habe ich mit den Piraten einige Rechnungen offen.« Zweimal war ich von ihnen gekränkt worden, einmal in der Taverne des Tasdron und einmal im Piratenkragen, der Taverne des Hibron.

»Wir haben daran kein Interesse«, sagte Aemilianus. »Tut mir leid.«

»Es ist ein kühner, ein brillanter Plan«, sagte Callimachus.

»Tut mir leid.«

»Der Plan ist nicht nur gefährlich«, meinte Callisthenes, »sondern auch überflüssig, soweit es darum geht, die Piraten an einer Vereinigung zu hindern. Die Kette wird die Piraten des Westens westlich von Port Cos festhalten.«

»Eine Kette läßt sich schmieden, läßt sich aber auch durchtrennen«, bemerkte ich.

»Natürlich finden dort Patrouillen statt«, sagte Callisthenes. »Und sollten sich irgendwo Piratenschiffe massieren, können wir ihnen mit der Flotte von Port Cos entgegentreten. «

»Die Kette anzubringen war ein ausgesprochen defensiver Akt«, warf Callimachus ein. »Es wird unmöglich sein, sie auf voller Länge gegen entschlossene Angriffe zu verteidigen. Wiegt euch nicht in einem Gefühl falscher Sicherheit!«

»Wenn die Kette angegriffen wird«, sagte Aemilianus, »bin ich bereit, dir Schiffe von Ar-Station zur Hilfe zu schicken.«

»Wir aus Port Cos können unsere Angelegenheiten allein bereinigen«, antwortete Callisthenes. »Die Schiffe aus Ar-Station sind in den Gewässern Port Cos’ nicht willkommen.«

»Es gibt in diesem Fluß keinen Tropfen Wasser«, widersprach Aemilianus, »den wir aus Ar-Station nicht unter den Kiel unserer Schiffe nehmen könnten.«

»Das würdest du voll auf eigenes Risiko tun, mein lieber Hauptmann«, sagte Callisthenes grimmig.

»Unsere Pläne scheitern!« ächzte Tasdron.

»Hauptmann Callisthenes«, sagte ich, »gewiß sind die Piraten, wie du selbst gesagt hast, gut informiert.«

»Anscheinend wissen sie alles, was sich am Fluß abspielt«, räumte er ein.

»Wenn das der Fall ist«, fuhr ich fort, »dann dürfte ihnen auch die Herstellung der Kette oder zumindest ihr Transport nach Turmus und später nach Port Cos, mit der anschließenden Montage, bekannt sein.«

»Angeblich hat das alles unter größter Geheimhaltung stattgefunden«, sagte Callisthenes. »Ich glaube aber, die Piraten wissen, was da geschieht. Ich habe berichten hören, daß in verschiedenen Städten des Westens, in Turmus und Ven, in Tetrapoli und Tafa Gerüchte über die Kette im Umlauf sind.«

»Der Rat hat sogar einen Protest von Ven deswegen erhalten«, sagte Glyco lächelnd.

»Einmal angenommen, die Piraten kennen den Zweck der Kette«, sagte ich zu Callisthenes, »erscheint es dir da nicht seltsam, daß sie keine Anstrengung unternommen haben, ihre Anbringung zu verhindern?«

»Die Montage erfolgte natürlich unter strengster Bewachung!«

»Aber es wurde kein Versuch gemacht, die Arbeiten zu behindern, nicht der geringste, kein Verzweiflungsangriff, kein Sabotageversuch?«

»Nichts – soweit ich weiß«, sagte Callisthenes.

»Erscheint dir dieser Mangel an Opposition oder Störung nicht seltsam, wenn man bedenkt, wie mächtig und gut organisiert Ragnar Voskjards Leute sind?«

»Ja«, sagte Callisthenes.

»Was würdest du aus diesem Mangel an Interesse oder Aktion schließen?«

»Ich weiß es nicht.«

»Das ist doch klar«, schaltete sich Glyco ein. »Sie haben keine Angst vor der Kette. Sie sehen darin keine Gefahr für sich.«

Stirnrunzelnd musterte Callisthenes den rundlichen Kaufmann. »Wenn sie das glauben, irren sie sich, davon bin ich überzeugt.«

»Wir alle wissen«, sagte Tasdron, »daß der Topas nach Victoria gebracht wurde. Zweifellos stellt er ein Versprechen Ragnar Voskjards gegenüber Policrates dar, das Versprechen, seine Streitkräfte mit denen von Policrates zu vereinigen. Ich bin sicher, daß die Flotte Ragnar Voskjards dem Topas in Kürze folgen wird.«

»Voskjard mag schon losmarschiert sein«, sagte Callimachus. »Vielleicht rückt seine Streitmacht bereits in östlicher Richtung auf dem Fluß vor.«

»Policrates erwartete die Ankunft dieser Flotte«, sagte ich. »Das machte meinen Plan ja auch so durchführbar.«

»Die Kette wird sie aufhalten!« sagte Callisthenes. »Muß sie aufhalten!«

»Ich muß sofort nach Port Cos zurückkehren«, sagte Glyco. »Voskjard muß an der Kette zurückgeschlagen werden.«

Wir alle erhoben uns.

»Aber was ist mit der Festung des Policrates?« fragte ich. »Möchtest du einen solchen Feind im Rücken haben?«

»Dein Plan ist töricht, und ich würde keine große Zahl von Männern riskieren«, antwortete Callisthenes. »Aber ich mache dir einen Vorschlag. Ich gebe dir zwanzig Mann, wenn ich so viele Freiwillige finde und wenn Aemilianus aus Ar-Station dir die gleiche Anzahl zur Verfügung stellt. Solltest du dann wirklich durch das Wassertor eindringen und es halten können, setzt du ein Licht am Tor. Wir können dir dann Entsatz durch die schmalen Fahrrinnen schicken. Ich habe in Victoria etwa zweihundert Mann zur Verfügung und Aemilianus, wie mir gemeldet wurde, eine vergleichbare Zahl.«

»In der Festung müssen wir mit vier- bis fünfhundert Mann rechnen«, sagte ich. »Du erwartest wirklich von mir, daß vierzig Mann den Angriff wagen und etwa zwei Ahn lang das Wassertor halten?«

»Sicher«, sagte Callisthenes.

»Es geht nicht nur um das Tor und die Mauer ringsum und den Turm mit der Winde, sondern auch um die Wehrgänge innerhalb des ummauerten Hafenbeckens hinter dem Tor, und den Zugang zur eigentlichen Festung.«

»Schwierig wäre es«, sagte Callisthenes.

»Unsere Linien wären viel zu dünn, Jason«, sagte Callimachus. »Du mußt den Plan vergessen.«

»Manchmal ist es überraschend«, sagte Callisthenes und musterte mich lächelnd, »was einige wenige entschlossen und geschickt vorgehende Männer zu erreichen vermögen.«

»Ragnar Voskjard«, sagte ich, »würde mit einer Flotte kommen und nicht mit ein oder zwei Schiffen und vierzig Mann.«

»Leere Getreideschiffe, im Schlepptau mitgebracht, könnten im Dunkeln den Eindruck einer solchen Flotte erwecken«, sagte Callisthenes nachdenklich.

»Akzeptiere Jasons Plan in seiner plausiblen Form, Freund Callisthenes, sonst müssen wir uns alles aus dem Kopf schlagen«, sagte Callimachus.

»Ich bin bereit, es anders zu versuchen«, sagte ich.

»Das hatte ich mir gedacht«, meinte Callisthenes.

»Welche Chance gibst du uns?« fragte ich den Krieger.

Er lächelte. »Vielleicht eins oder zwei zu tausend«, sagte er.

»Die Überraschung wäre auf unserer Seite.«

»Deine Unterstützung könnte erst mit großer Verzögerung zur Stelle sein«, erwiderte Callimachus.

»Die Portale und Wehrgänge, die wir verteidigen müßten, sind ausreichend schmal«, entgegnete ich. »Ich war schon einmal in der Festung.«

»Zu viele Positionen müßten verteidigt werden«, widersprach Callimachus. »Und ihr könntet leicht umgangen und in die Zange genommen werden.«