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»Doch«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Doch.«

Lady Tendite lag ausgestreckt auf der Sklavenmatte.

»Du wirst mir helfen, den verhaßten Kragen loszuwerden, nicht wahr?« schnurrte sie, legte mir die Arme um den Hals und drückte ihre Lippen auf die meinen.

»Bittet Darlene mich darum?«

»Darlene!« rief sie und lehnte sich aufgebracht zurück.

»Ist das nicht der Name, der auf dem Kragen steht?«

»Ja.«

»Bittet Darlene mich darum?«

»Ja«, schnurrte sie und küßte mich erneut.

»Die Bitte wird abgeschlagen«, antwortete ich.

Wütend drückte sie sich auf die Knie hoch und zerrte an dem Kragen. »Du Sleen!« fauchte sie.

Ich lächelte sie an. Sie hatte eine aufreizende Figur. Kein Wunder, daß Männer Frauen zu ihren Sklavinnen machen.

»Sleen! Sleen!« schluchzte sie.

»Still!« rief ich abrupt.

Erschrocken sah sie mich an.

»Verlaß die Matte nicht«, befahl ich und stand auf. Langsam ging ich zu einem der schmalen, vergitterten Fenster. Fünf bewaffnete Männer liefen die Straße entlang.

»Bestimmt Flußpiraten«, sagte ich.

Sie stöhnte auf und versuchte sinnloserweise ihre Blöße zu bedecken. Ich drehte mich zu ihr um. »Glaubst du, in den Fesseln der Piraten würde dir Schamhaftigkeit gestattet sein?« Ich kehrte zu ihr zurück. »Sie kommen nicht«, sagte ich. »Ich glaube eher, sie sind im Begriff, Lara zu verlassen.«

»Warum?«

»Und doch rieche ich keinen Rauch«, stellte ich fest. »Interessant.«

»Was geht hier vor?« wollte sie wissen.

»Kannst du dir das nicht denken?«

»Nein.«

Ich faßte sie an den Armen und warf sie unter mir auf den Rücken.

»Meine liebe Lady Tendite – oder ›Darlene‹, wie ich dich auch nennen könnte, ich glaube, wir können an diesem Ort nicht allzu lange verweilen.«

»Was meinst du?«

»Und du wirst ihn ein wenig eher verlassen als ich«, sagte ich.

»Ich verstehe das nicht«, sagte sie und stöhnte auf, als ich in sie eindrang. Sie versuchte mich fortzuschieben, es gelang ihr aber nicht. Im nächsten Moment klammerte sie sich an mich.

»Ausgezeichnet, Darlene«, sagte ich.

»Was weckst du in mir?« flüsterte sie.

»Ahnst du es nicht?«

»Du hast gesiegt, Jason«, flüsterte sie, neben mir liegend, den Kopf auf den ausgestreckten Arm gelegt. »Du hast mich dazu gebracht, dir völlig zu erliegen, ohne Vorbehalt, hilflos, wie eine Sklavin.«

»Als freie Frau«, antwortete ich, »ahnst du nicht, was es bedeutet, wenn sich eine Sklavin der Fülle ihrer Gefühle hingibt.«

»Doch, ich ahne, was es bedeutet«, flüsterte sie, »der Gnade eines Herrn ausgeliefert zu sein, voll und ganz und nach dem Buchstaben des Gesetzes.«

»Findest du diese Gedanken gut?« fragte ich.

»Ich muß sie mir aus dem Kopf schlagen«, sagte sie. »Ich darf es nicht einmal wagen, ihnen nachzuhängen.«

»Warum?«

»Sie sind viel zu weiblich.«

»Und das paßt nicht zu einer stolzen freien Frau?« fragte ich.

»Ja.«

»Eher wären sie für eine Sklavin geeignet?«

»Ja«, sagte sie lächelnd. »Einer solchen Frau ist es gestattet, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein.«

»Ich würde eher sagen, sie hat keine andere Wahl.«

Sie wandte mir ihr Gesicht zu. »Du wirst mir nicht helfen, den Kragen loszuwerden, nicht wahr?« fragte sie und streichelte mir die Schulter.

»Nein«, sagte ich.

»Du weckst seltsame Gefühle in mir, Jason«, bemerkte sie.

»Ach?«

»Ich bin es gewöhnt, daß die Männer tun, was ich will.«

»Da würde ich vorschlagen, Lady Tendite«, erwiderte ich, »daß du dich daran gewöhnst, den Wünschen der Männer nachzukommen!«

»Was tust du?« fragte sie. Ich hatte in der Nähe Männerstimmen und das Klappern von Waffen vernommen. Ich zerrte sie zur Tür der Schänke. Ich öffnete das Sichtfenster und schaute hinaus. Soweit erkennbar, war die Straße leer. Ich schloß das Fenster wieder und hob die schweren Riegel. Dann öffnete ich die Tür und schaute hinaus. Niemand zu sehen. Lady Tendite hielt ich am Oberarm fest. Sie war barfuß und trug zu ihrem Kragen die knappe Ta-Teera. Ich schleuderte sie die wenigen Stufen hinab. Ein Stück vor der Schänke fiel sie auf Hände und Knie nieder, rappelte sich nach einem Moment der Benommenheit auf und sah sich um. Schon schloß ich die Tür wieder und ließ die schweren Sicherungsbalken in die Halterungen fallen. Sie lief zur Tür und hieb mit den Fäusten dagegen. »Laß mich ein!« rief sie. »Laß mich ein!«

Ich verließ den großen Gastraum der Schänke und begab mich in das Obergeschoß, um mir von einem der vorderen Fenster einen Überblick über die Straße zu verschaffen. Ich hörte sie noch immer gegen die Eingangstür hämmern. »Laß mich hinein, Jason!« schluchzte sie.

Aus dem Fenster blickend, sah ich sie schließlich in die Mitte der Straße laufen. Sie wandte sich unsicher hierhin und dorthin. Sie schluchzte.

»Halt, Sklavin!« rief eine Stimme. Männer waren in der Straße aufgetaucht. Wie vermutet, trugen sie die Uniformen Ars.

Verzweifelt machte das Mädchen kehrt, doch schon wurde ihr der Weg abgeschnitten. Die Männer der Patrouille umringten ihre Beute, fesselten sie und setzten ihren Weg fort. Nach etwa zwanzig Metern schaute das Mädchen noch einmal zurück und sah mich am Fenster stehen. Aber schon wurde sie weitergezerrt.

5

Der Besitzer der Taverne packte das rothaarige Tanzmädchen am Arm, so daß es aufschrie, und stieß es aus der Sandarena. Sie trug ein Kostüm aus zehn schmalen Silberketten, die von ihrem Halskragen herabhingen, fünf vorn und fünf hinten. Sie stürzte seitlich zu Boden und wandte geduckt den Kopf.

»Dies ist Jason!« rief der Wirt und deutete auf mich. »Er wettet zehn Kupfer-Tarsks, daß er jeden Mann im Haus besiegt!«

»Stimmt!« rief ich, trat auf den Sand und zog meine Tunika aus.

»Ich halte dagegen!« rief ein großgewachsener Bursche, ein Bauer aus dem Gebiet nördlich des Flusses.

Ein Helfer des Wirts nahm die Münzen in Verwahrung.

Die anderen Gäste in der Taverne schlossen Wetten ab.

Männer rückten näher zusammen. Zwischen ihnen kauerten nackte Pagasklavinnen, bronzene Gefäße an Lederriemen tragend.

Der klobige Mann stürzte sich auf mich. Ich ließ ihn zuschlagen. Aber gleichzeitig bewegte ich mich mit seinem Schlag rückwärts, so daß die Wirkung weitgehend aufgehoben wurde. Meine Reaktion aber spiegelte vor, ich sei schwer getroffen. Die Männer brüllten vor Vergnügen. Auf tänzelnden Füßen und mit vorzuckenden Fäusten hielt ich meinen Gegner auf Abstand.

»Er kämpft gut«, sagte einer der Männer.

Allmählich erholte ich mich und packte den Burschen, damit er seine Hände nicht mehr frei benutzen konnte. Ich durfte bei diesen Kämpfen nicht allzu geübt erscheinen. Diesen Fehler hatte ich schon einmal begangen, in Tancreds Furt, und war in der Folge auf meine hinausgebrüllten Herausforderungen ohne Gegner geblieben. Statt dessen hatten mich Wächter aufgefordert, die Stadt unverzüglich zu verlassen. In Tancreds Furt hatte ich insgesamt nur zehn Kupfer-Tarsks verdienen können.

»Kämpft!« riefen Zuschauer.

»Ungeschickt!« brüllte jemand.

»Feigling!« tobte der Mann.

»Feigling!« sagte auch der Bauer.

Dies reizte mich. Ich gab meine Entschlossenheit, ihn auf eine bestimmte Weise zu behandeln, auf. Von einer schnellen Schlagfolge getroffen, sank er schlaff in den Sand. Ich tat, als wäre ich erschöpft und desorientiert und könne mich kaum noch auf den Beinen halten.

»Was für Glückshiebe!« ertönte hier und dort.

Ich blickte auf den großen Burschen nieder, der benommen im Sand hockte. Ich versuchte ungläubig zu erscheinen, als könne ich es nicht fassen, daß er am Boden liege, daß ich ihn irgendwie von den Beinen gebracht hätte.

»Steh auf!« brüllten Stimmen.

An den Armen wurde er auf die Seite gezerrt.

»Zehn Tarsks«, rief ein anderer Bauer, »daß ich ihn besiege!«