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»Ich glaube, daß wir jetzt nicht zurückweichen können.«

»Wir werden aber sofort grausame Verluste haben, und unsere Leute sind schon erschöpft!«

»Gönnen wir ihnen eine kleine Ruhepause, und dann stürmen wir auch diese Batterie!« sagte Ventimiglia.

»Glaubst du, daß es eine Batterie ist?«

»Ich vermute es.«

»Ob es dem Olonesen wohl gelungen ist, die Forts zu erreichen?«

»Wir haben doch nach dem Gebirge zu keine Schüsse gehört, da dürfte er ohne Hindernisse bis zu den Wäldern vorgedrungen sein.«

»Er hat doch immer Glück, dieser Mann!«

»Hoffentlich auch wir, Michele!«

»Was machen wir nun?«

»Wir schicken einige Patrouillen vor, die den Wald auskundschaften sollen!«

»Gehen wir, Cavaliere, damit die Begeisterung nicht abnimmt!«

Sie gingen auf die Anhöhe zurück, die sich hinter dem Walde befand, und beauftragten einige verwegene Männer, sich an die Batterie heranzuschleichen.

Der Patrouille, die zum Schutze der im Walde Versteckten eiligst abgesandt wurde, folgte dann in kurzem Abstand eine Schar Bukanier.

Währenddessen wurden auf Befehl des Anführers die Verwundeten wieder über den Sumpf zurückgetragen, damit sie für den Fall eines plötzlichen Rückzuges sicher waren. Mit Reisigbündeln und Baumstämmen versuchte man wieder, sich den Rückweg zu bahnen.

Kaum hatten sie die neue Brücke geschlagen, als sie die Patrouillen und die Bukanier zurückkommen sahen.

Die Nachrichten, die sie überbrachten, waren nicht gut: Der Wald sei zwar von den Spaniern geräumt worden, aber in der Ebene habe man eine mächtige Batterie mit zahlreichen Feuerschlünden wahrgenommen. Sie werde mit guten Kerntruppen geschützt, die man unbedingt angreifen müsse, wenn der Weg zum Berge erreicht werden solle.

Vom Olonesen und seiner Truppe waren jedoch keine Nachrichten eingelaufen; aus keiner Richtung hatte man Schüsse vernommen.

»Marsch, Seeleute!« rief der Korsar, indem er das Schwert zog. »Haben wir die erste Batterie genommen, so werden wir vor der zweiten nicht haltmachen!«

Die Flibustier, die danach strebten, an die Forts von Gibraltar heranzukommen, ließen sich dieses Kommando nicht zweimal geben.

Nachdem sie eine Schar zur Bewachung der Verwundeten zurückgelassen hatten, marschierten sie im Eiltempo durch die Waldung, in der Hoffnung, den Feind zu überraschen.

Das Durchschreiten des Dickichts vollzog sich ohne Schwierigkeiten. Nirgends zeigte sich ein Widerstand. In der Ebene hemmten sie jedoch plötzlich ihre Schritte, so überraschend war der Anblick der von den Feinden aufgestellten schweren Batterie. Es war kein gewöhnlicher Erdwall, sondern eine wirkliche Feldschanze, von Trockenmauern, Pfahlwerken und Wassergräben umgeben und mit acht Kanonen ausgerüstet, die für den Kartätschenhagel bereitstanden.

Auch der Schwarze Korsar und der Baske zögerten einen Augenblick.

»Da ist die harte Nuß!« sagte Michele. »Es wird nicht leicht sein, die Ebene unter Geschützfeuer zu durchqueren!«

»Ja, es gibt kein Zurück, besonders nicht, wo der Olonese vielleicht gerade bei der Festung angelangt ist! Man würde sagen, daß wir keinen Mut hätten!«

»Hätten wir nur Kanonen! Aber die Spanier haben ja die Geschütze der von uns eroberten ersten Batterie an den Boden festgenagelt!«

»Also auf zum Angriff!« rief Ventimiglia.

Ohne zu beachten, ob ihm die andern folgten, stürzte sich der mutige Korsar in die Ebene und stürmte, mit dem Schwert in der Hand, gegen die Feldschanze.

Die Flibustier zögerten zunächst. Als sie jedoch hinter dem Korsaren auch den Basken, Stiller, Carmaux und den Neger sahen, stürzten sie vorwärts, indem sie sich durch eigenes Geschrei ermutigten.

Die Spanier der Feste ließen sie bis auf tausend Schritt herankommen und eröffneten dann das Geschützfeuer.

Die Wirkung der ersten Salven war unheimlich. Die vordersten Reihen der Piraten wurden niedergemäht, während die übrigen, ohne auf die Rufe ihrer Führer zu achten, erschrocken und entmutigt zurückwichen.

Einige Truppen versuchten erneut, anzugreifen. Sie wurden aber durch eine zweite Salve gezwungen, den andern zu folgen, die in völliger Unordnung in den Wald und dann über den Sumpf zurückeilten.

Der Korsar war ihnen aber nicht gefolgt. Er sammelte zehn bis zwölf Mann um sich, unter denen sich Carmaux, Stiller und der Afrikaner befanden, und warf sich durch das den Rand der Ebene flankierende Buschwerk. So konnte er im Sturmschritt die Schußlinie überschreiten und glücklich den Fuß des Berges erreichen.

Kaum in Deckung angelangt, hörte er aus der Höhe das Donnern der schweren Festungsgeschütze von Gibraltar und das Schreien der Flibustier widerhallen.

»Freunde!...« rief er. »Der Olonese bereitet sich zum Sturm auf die Stadt vor! Vorwärts, meine Tapferen!«

»Gut, wohnen wir nun dem zweiten Feste bei!« sagte Carmaux. »Hoffentlich wird das lustiger sein!«

Obgleich sehr ermüdet, begannen sie allesamt mutig die Besteigung des Berges, indem sie sich zwischen Baum und Gestrüpp mühsam den Weg bahnten. Inzwischen dröhnte vom Gipfel der beiden Forts her die schwere Artillerie. Die Spanier hatten, so schien es, die Truppen des Olonesen entdeckt und bereiteten sich fieberhaft auf die Verteidigung vor.

Die Flibustier des berühmten Korsaren antworteten auf den Geschützdonner mit einem betäubenden Geschrei, um den Feinden eine größere als die wirkliche Kopfstärke vorzutäuschen. Da sie keine Gewehre hatten, mit welchen sie antworten konnten, so versuchten sie auf diese Weise, Eindruck auf den Gegner zu machen.

Überall schlugen die Kugeln der großen Kanonen ein. Mit sausendem Lärm zeigten sie ihre Flugbahn an. Die schweren Geschosse fällten selbst hundertjährige Baumriesen, die krachend zu Boden stürzten.

Ventimiglia und seine Gefährten beeilten sich, den Olonesen zu erreichen, noch bevor dieser zum Angriff auf die beiden Festungen angetreten war. Sie fanden plötzlich einen richtigen Pfad, der durch den Wald führte, und in weniger als einer halben Stunde trafen sie am Gipfel mit der Nachhut des Olonesen zusammen.

»Wo ist euer Führer?« fragte der Schwarze Korsar.

»Am Rande des Waldes!« antworteten sie.

»Ist die Attacke schon eingeleitet?«

»Wir brechen los, sobald wir die Gelegenheit für günstig halten!«

»Führt mich zu ihm!«

Zwei Flibustier geleiteten ihn durch das Gestrüpp zu dem Vorposten, wo sich der Olonese mit einigen seiner Leutnants befand.

»Bei Gott!« rief der Flibustier freudig. »Das ist ja eine Verstärkung zur rechten Zeit!«

»Aber eine magere, Pierre!« antwortete der Korsar. »Ich führe dir nur zwölf Leute zu.«

»Nur zwölf? ... Und wo sind die andern?«

»Nach schweren Verlusten sind sie in die Sümpfe zurückgetrieben worden.«

»Donnerwetter! ... Und ich hatte auf sie gerechnet!«

»Vielleicht haben sie einen Angriff auf die zweite Batterie versucht. Vor kurzem hörte ich Kanonenschüsse.«

»Es macht nichts! Beginnen wir inzwischen die Attacke auf das stärkere Fort!«

»Aber wie soll die Erstürmung vor sich gehen? ... Du hast keine Kletterwerkzeuge!«

»Das ist richtig, aber ich hoffe die Spanier aus ihrer Verschanzung zu locken.«

»In welcher Weise?«

»Indem ich einen überstürzten Rückzug vortäusche. Meine Korsaren sind unterrichtet.«

»Nun denn, so greifen wir an!«

»Flibustier der Tortuga!« schrie der Olonese. »Auf zur Attacke! ...«

Die Korsarentruppen, die sich bis dahin, zum Schutze gegen das fürchterliche Kanonenfeuer der beiden Forts, unter Bäumen und Sträuchern verborgen gehalten hatten, stürzten jetzt, auf Kommando ihres Führers, in die Ebene.