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Ins Strangefellows geht man, wenn der Rest der Welt einen an die Luft gesetzt hat.

Eine männliche Persönlichkeit, die größer war als das Leben, stand auf einer kleinen Bühne unter einem einzelnen Scheinwerfer und sorgte für Unterhaltung. Er trug eine schwarze, abgeschabte Lederweste, die er offen gelassen hatte, um mit den zahlreichen Narben anzugeben, die seinen unnatürlich blassen Oberkörper übersäten. Eine von Doktor Frankensteins Kreaturen. Er hielt das altmodische Mikrofon so, als könnte es entkommen, während er einen alten Janis Joplin-Hit killte: »Take another Piece of my Heart«.

»Der ist oft hier«, sagte Walker, obwohl ich gar nicht gefragt hatte. »Er taucht jedes Mal auf, wenn es irgendwo eine ›Offenes Mikrofon‹-Show gibt und wenn sie ihn haben wollen. Und sehen wir den Tatsachen ins Auge, die meisten sind vernünftig genug, ihn nicht abzulehnen. Aber er ist scheinbar mit der Arbeit des Barons nicht ganz zufrieden. Er hebt seine Ersparnisse für eine Geschlechtsumwandlung auf.«

Ich weiß nie genau, was ich sagen soll, wenn mir Leute so was erzählen. Also lächelte ich und nickte vage. Dann richtete ich meinen Blick auf die Bar vor uns.

»Ich brauche einen Drink«, sagte ich entschlossen. »Um genau zu sein, brauche ich mehrere große Drinks, vorzugsweise alle in einem großen Glas zusammengemixt, aber absolut ohne Papierschirmchen oder zerfetzte Scheiben von zwielichtigen Früchten, die ich nicht mal kenne. Gibt's hier so was?«

»Ja«, sagte Walker. »Aber was auch immer Sie tun, lassen Sie sich nicht zu einem Merowingischen Kirschwasser überreden. Das ist kein Alkohol, das ist plötzlicher Tod in Flaschen. Und versuchen Sie auch nicht den Engelsurin. Das ist kein Handelsname. Man muss die Flaschen in entweihter Erde vergraben. Ich würde beim Perrier bleiben, wenn ich Sie wäre. Und bestehen Sie darauf, die Flasche selbst zu öffnen.«

»Sie bringen mich an die schönsten Orte, Walker.«

Die Leute machten Platz für uns an der Bar, ohne dass es so aussah oder dass sie in unsere Richtung sahen. Walker lächelte die blonde Barkeeperin charmant an.

»Hallo, Cathy. Tun Sie mir bitte einen Gefallen. Und lehnen Sie nicht ab, oder ich werde Ihnen ein Team von Gesundheitsinspektoren samt bewaffneter Verstärkung auf den Hals schicken.«

Sie runzelte wirklich bedrohlich die Stirn. »Was wollen Sie, Walker?«

»Sie müssen meine Uhr aufladen, solange ich warte.«

»Schon wieder? Ich schwöre, das tun Sie nur, um Ihre Kosten zu fälschen. In Ordnung, geben Sie sie mir. Aber wenn es die Sicherungen wieder raushaut, dann zahlen Sie.«

Walker und ich standen mit dem Rücken zur Bar und sahen über die Menge. Das Perrier tranken wir direkt aus der Flasche. Walker trank natürlich mit abgespreiztem kleinem Finger. Die Geräuschkulisse der Kneipe schwoll an und ab, hin und wieder von Musik und Krach unterbrochen. Vielleicht war diese Kneipe nichts weiter als ein schäbiger Schuppen, aber es war ein lebhafter schäbiger Schuppen.

»Was wollen Sie tun, wenn Sie Alexander und Peter gestellt haben?«, fragte Walker. Er sah mich nicht an.

»Sie töten«, sagte ich, »Keine Entschuldigungen, kein Gnadengesuch. Ich werde beide umbringen.«

»Für Honey?«

»Für Honey und Blue und Katt und all die anderen Leute, die der Autonome Agent über all die Jahre hinweg reingelegt hat. Alexander King hat sich in unserer Branche zur Legende gemacht, indem er über jeden getrampelt ist, der ihm im Weg stand. Er hat gute Dinge getan, wichtige Dinge, das kann man nicht abstreiten. Aber nur um seinen Ruf aufzubauen und damit er mehr verdienen konnte. Darum geht es nicht, wenn man Agent ist. Die Welt ist viel zu gefährlich geworden, um Außenseitern wie ihm zu erlauben, einfach frei herumzulaufen.«

»Sie selbst haben sich weit aus dem Fenster gelehnt, um sich selbst als autonomer Agent für die Droods zu etablieren«, murmelte Walker.

»Das tue ich noch«, sagte ich. »Es geht nicht um das, was man tut. Es geht darum, warum man es tut. Ich halte meine Familie in einem gesunden Abstand, damit ich sie klar als das sehen kann, was sie ist, und auch als ihr Gewissen fungieren kann, wenn es nötig ist. Ich bin Agent und kein Killer. Aber ich werde Alexander und Peter King umbringen für alles, was sie getan haben. Nicht nur wegen Honey. Und Blue und Katt. Werde ich deshalb mit Ihnen Probleme kriegen, Walker?«

»Nicht im Geringsten. Aber Eddie, verstehen Sie mich richtig. Wenn es soweit ist und Sie entdecken, dass Sie es doch nicht können - sie töten, meine ich -, dann werde ich das tun. Und Sie stehen mir dann besser nicht im Weg. Ich war nie ein Agent, Eddie. Ich war immer Soldat.«

»Für Honey?«, fragte ich.

»Nein, sie lag mir nicht sonderlich am Herzen. Typisch arrogante CIA-Tussi. Nein, einige Leute müssen einfach getötet werden.«

In diesem Augenblick kam ein großer, muskelbepackter und mehr als modisch angezogener junger Mann plötzlich aus der Menge, um sich bedrohlich vor uns aufzustellen. Er fixierte Walker mit einem schäbigen Grinsen. Er war leidlich gut aussehend, auf eine arisch-blonde, steroiden-freakige Art und Weise, und aus der Nähe roch er nach Schweiß und Testosteron.

»Hallo, Georgie«, sagte Walker. »Sie sehen heute ganz besonders wie Sie selbst aus. Was macht Ihre Verdauung?«

»Lecken Sie mich, Walker«, sagte Georgie. »Ich muss mich von Ihnen nicht mehr blöd anquatschen lassen. Sie sind wohl nicht mehr so arrogant obenauf ohne Ihre Stimmte, was? Nicht mehr so allmächtig, seit Sie Ihre Stimme im Krieg gegen Lilith verloren haben! All diese Jahre haben Sie mir in meine Geschäfte gepfuscht, mich vor meinen Leuten gedemütigt, nur weil Sie das konnten - aber jetzt können Sie mit mir nicht mehr so reden! Jetzt bin ich dran! Und Sie werden bekommen, was Sie verdienen!«

»Ein Freund?«, fragte ich Walker.

»Nicht im Entferntesten.« Walker sah Georgie ruhig in die Augen und wenn ihm das Gerede etwas ausmachte, dann versteckte er das wirklich gut. »Dieser alarmierende und leicht hysterische Mensch ist Georgie Gutzeit. Ihr spezieller Mann in der Nightside für alles, was schlecht für Sie ist und wenn Sie es für wenig Geld haben wollen. Ob Sie nun Drogen, lose Sitten oder dämonische Besessenheit brauchen, Georgie kann es Ihnen für weniger Geld besorgen als jeder andere. Natürlich kann man bei solchen Preisen weder Qualität noch Kundenservice erwarten. Es gibt keine Geld-zurück-Garantie oder Entschuldigungen von Georgie Gutzeit. Aufgepasst, Kunde - und doch gibt es jede Minute einen neuen.«

»Das ist alles, was Sie jetzt noch haben«, sagte Georgie. »Worte. Keine Stimme, um etwas draus zu machen. Ich werde Ihnen sämtliche Knochen brechen, Walker, und Sie in den Boden stampfen. Keiner wird Ihnen hier helfen. Sie haben hier keine Freunde.« Er warf mir einen schiefen Blick zu. »Halten Sie sich da raus. Das geht Sie nichts an.«

»Du riechst komisch«, sagte ich. Dann sah ich Walker an. »Gestatten Sie mir …«

»Nicht nötig«, sagte Walker.

»Wirklich, es macht mir nichts aus. Es macht keine Mühe.«

»Das ist doch nur Georgie Gutzeit«, sagte Walker. »Ich könnte mit Georgie Gutzeit fertig werden, wenn ich bewusstlos wäre.« Er lächelte leicht in Georgies errötendes Gesicht, völlig unberührt von der Größe des Mannes, seiner bedrohlichen Ausstrahlung oder seiner Wut. »Wollen Sie das wirklich? Sind Sie sicher, dass ich meine Stimme nicht mehr habe? Wäre ich sonst hier im Stragefellows, ohne meine Stimmte, die mich beschützt? Vielleicht haben Sie all die schrecklichen Dinge vergessen, die ich Ihnen im Lauf der Jahre angetan habe. Oder die Sie sich unter meinem Einfluss selbst angetan haben. Sie sind nur ein billiger Schläger, Georgie, aber ich - ich bin Walker. Und jetzt hauen Sie ab und hören auf, mich zu belästigen. Oder ich werde Ihnen befehlen, etwas ganz Amüsantes und so Extremes zu tun, dass die Leute noch in dreißig Jahren über Sie lachen.«