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Mir kam in den Sinn, dass ich wichtige Relikte der Spionage zerstörte oder doch zumindest demolierte, aber das spielte keine Rolle. Nicht im Vergleich zu Honeys Blut, das noch auf meinen Klamotten trocknete, da, wo ich sie gehalten hatte, als sie starb. Nicht mit den letzten Worten des Blauen Elfen noch frisch im Gedächtnis. Und nicht, solange Alexander oder Peter King noch lebten.

Schließlich hatte ich nichts mehr, dass ich zerschießen konnte und ließ den Revolvercolt langsam sinken. Er fühlte sich schwer in meiner Hand an. Die Echos des ständigen Feuers erstarben. Walker nahm die Hände von den Ohren. Der Raum war zerstört, Splitter und Scherben überall, aber keiner kam, um nachzusehen, was los war.

»Seltsam«, meinte Walker. Die Zerstörung um ihn herum ließ ihn völlig unbeeindruckt. »Kein Alarm? Keine Glocken oder Sirenen oder diese enervierenden Blitzlichter, die mir immer Kopfschmerzen bereiten? Und kein Versuch, die meisten Gegenstände zu schützen? Versuchen Sie das mal bei Sotheby's und die Sicherheitsroboter sammeln noch Wochen später Ihre Einzelteile auf. Ich glaube, wir müssen davon ausgehen, dass Alexander und Peter wissen, dass wir hier sind und nicht beabsichtigen, sich selbst einer Gefahr auszusetzen. Was verständlich ist. Wenn ich hier draußen hinter mir her wäre, dann würde ich mich auch nicht zeigen. Sie wissen, das könnte eine Falle sein.«

»Interessiert mich nicht«, sagte ich.

»Das sollte es aber«, sagte eine wütende und bekannte Stimme.

Ich wirbelte herum und da waren sie, alle drei. Sie standen in einer bedrohlichen, angespannten Reihe auf der anderen Seite des Raums. Sargnagel Jobe, der Tanzende Narr und die Seltsame Chloe. Meine drei Verschwörer-Kollegen vom Tower-Raub. Das schien alles so lange her … eine andere Welt. Aber hier standen wir nun, und sie waren ganz klar nicht auf meiner Seite. Sargnagel Jobe, der Nekroleptiker, der so oft starb und dann wieder ins Leben zurückkehrte, dass er die Welt viel klarer sah als der Rest von uns. Der Tanzende Narr, der seine eigene Kampfkunst entwickelt hatte, die auf Schottischem Schwerttanz basierte, und der jeden Kampf gewann, weil er wusste, was man tat, bevor man es selbst wusste. Déjà Fu. Und die Seltsame Chloe, gothic Goth mit ihren schwarzen und weißen Tattoos im Gesicht, die alles in der Welt verschwinden lassen konnte, wenn sie es nur genug hasste. Und sie hatte eine Menge Hass in sich.

Freunde irgendwie. Kollegen sicher. Alle drei mit einem guten Grund, mich tot sehen zu wollen. Das Leben ist halt manchmal so.

»Leute«, sagte ich. »Das ist jetzt echt nicht günstig. Könnten wir das ein anderes Mal ausdiskutieren?«

»Was ist los, Eddie?«, sagte der Tanzende Narr. Seine Stimme war hart und gereizt. »Du hast uns wohl ganz vergessen, was? Die drei Freunde, die du im Tower betrogen und hilflos für die Behörden hast liegen lassen? Die Kollegen, denen du in den Rücken gefallen bist und dann zum Verschimmeln liegen gelassen hast? Wenn Alexander King nicht gekommen wäre, uns zu retten, dann wären wir immer noch hinter Gittern!«

»Alexander?«, fragte ich. »Verdammt, wie lange hat er mich schon beobachtet?«

»Ach, nimm dich doch nicht so wichtig, Shaman!«, sagte die Seltsame Chloe. »Hier geht's nicht um dich! Hier geht's um uns!«

»Nur dass Shaman gar nicht dein richtiger Name ist, oder?«, fragte der Tanzende Narr. »Nicht einmal annähernd.«

»Drood«, sagte Sargnagel Jobe in seiner grauen, toten Stimme. »Schlimm genug, dass du uns betrogen hast, Shaman, aber du bist auch ein Drood?«

»Das ist eine hervorragende Verteidigungsstrategie, wie ich zugeben muss«, sagte Walker. »Sie dazu zu zwingen, erst Ihre eigenen Kollegen zu bekämpfen, um zu ihm zu gelangen. Alexander King hat seinen legendären Ruf dadurch begründet, dass er jedem anderen immer einen Schritt voraus war. Es ist beinahe eine Ehre, ein solches Talent bei der Arbeit zu sehen.«

Keiner von uns hörte ihm zu.

»Ich habe euer Leben gerettet«, sagte ich allen dreien. »Big Aus hatte geplant, uns alle zu töten, hätte er erst das in der Hand gehabt, was er wirklich haben wollte. Ihr habt doch diesen Blödsinn mit den Raben nicht geglaubt, oder? Er wollte die Kronjuwelen!«

»Ach ja, richtig«, sagte die Seltsame Chloe. »Und ich spiele Geige mit meinem Hintern. Du würdest doch alles sagen, um deine eigene Haut zu retten, oder?«

»Ich dachte, du wärst mein Freund, Shaman«, sagte Sargnagel Jobe. »Und jetzt bist du ein Drood?«

»Wie kannst du nur einer von denen sein?«, sagte die Seltsame Chloe. »Die professionellen Miesmacher, die Mobber und Spielverderber, die darauf aus sind, einem den Spaß am Leben zu nehmen! Du hast so getan, als wärest du einer von uns, dabei warst du in Wirklichkeit einer von denen! Und jetzt kriegst du, was du verdienst, Drood!«

»Alexander hat uns hergebracht, damit wir an dir Rache nehmen können«, sagte der Tanzende Narr. »Er wusste, dass du versuchen würdest, hier hereinzuplatzen, um den Preis zu stehlen, den du nicht ehrlich gewinnen konntest. Typisch Drood. Und wir alle waren wirklich heiß auf die Chance, es dir ein wenig heimzuzahlen!«

»Ihr habt doch keine Ahnung, was hier los ist«, sagte ich so fest und ruhig, wie ich konnte. »Er benutzt euch, wie Big Aus. Ihr seid nur ein weiteres Mittel, mich zu verletzen, damit ich meine Freunde bekämpfen muss, um zu ihm zu gelangen.«

»Hier geht es nicht um dich«, schrie die Seltsame Chloe und stampfte mit dem Fuß auf. »Es geht nicht immer um dich, nur weil du ein verdammter Drood bist!«

»Oh doch!« Etwas in meiner Stimme ließ sie innehalten. Ich sah alle drei an und fühlte mich eher müde als sonst irgendetwas. »Glaubt ihr wirklich, ihr könnt mich aufhalten?«, fragte ich. »Ich bin ein Drood, mit einer Droodschen Rüstung und Droodschem Training. Ihr wisst, was das heißt.«

Die drei sahen sich - zum ersten Mal unsicher geworden - an. Sie wussten, wozu ein Drood fähig war.

»Ich wollte schon immer mal zeigen, was ich gegen einen Drood tun kann«, sagte der Tanzende Narr schließlich.

»Und ich wollte einem Drood schon immer mal eins auswischen, so, wie sie mir immer eins ausgewischt haben«, fügte die Seltsame Chloe hinzu.

»Ich dachte, du wärst mein Freund, Shaman«, sagte Sargnagel Jobe. »Freunde sind alles, was ich noch habe.«

Ich konnte sehen, dass ihre Selbstsicherheit wieder wuchs, als sie sich gegenseitig überredeten. Der Tanzende Narr lächelte sogar.

»Wenn die Leute erfahren, dass ich einen Drood besiegt habe, kann ich mein Honorar verdoppeln«, sagte er.

»Und hast dann meine Familie auf den Fersen«, erinnerte ich ihn. »Du warst ja noch nie der Hellste, Nigel.«

Sargnagel Jobe und die Seltsame Chloe wandten sich zum Tanzenden Narren. »So heißt du?«, fragte die Seltsame Chloe. »Echt? Nigel?«

Der Tanzende Narr glotzte mich zornig an. Er war so wütend, dass er kaum sprechen konnte. »Du Arsch«, sagte er. »Du hast versprochen, dass du das nie verrätst.«

»Tut mir leid, Nigel«, sagte ich. »Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Und du bist ja auch noch nicht einmal ein echter Kampfkünstler. Verdammt, du bist nicht mal Schotte! Du hast nur ein bisschen Talent für Vorhersagen mit ein paar Bewegungen gemischt, die du in ein paar Bruce Lee-Filmen gesehen hast. Ich dagegen bin ein echter Drood. Ich bin hier, um den Autonomen Agenten aus guten Gründen umzubringen. Wenn ihr nur über die Hälfte von dem Bescheid wüsstet, was er getan hat, dann würdet ihr mir helfen, es zu tun. Lasst nicht zu, dass er euch so benutzt, wie er mich benutzt hat. Ich werde keine Rücksicht auf euch nehmen, um ihn zu kriegen.«

»Typisch Drood«, sagte die Seltsame Chloe. »Du glaubst, du kannst dich aus allem rausreden. Aber Nigel hier ist vielleicht nicht ganz das Wahre, aber ich schon. Ich werde dich direkt aus dieser Welt in die nächste hassen, Drood; ich werde dich so lange anstarren, bis nichts mehr übrig ist, das mich daran erinnern könnte, dich zu hassen.«