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Schwere Hände schlugen an die geschlossene Labortür. Sie zitterte in ihrem Rahmen, das Holz wölbte sich unnatürlich unter den kraftvollen Schlägen. Fürchterliche Stimmen kamen von draußen, die schrien: Lasst uns herein! Lasst uns herein! Ich rüstete auf, aber es half nicht mehr. Selbst das konnte mich vor der entfesselten Kraft meiner Albträume nicht mehr schützen. Ich schnappte mir das nächstbeste Technikteil, das schwer genug erschien, und zerrte es in Richtung Tür, um eine Barrikade zu errichten, aber das solide Metall wurde weich und faulig und zerfiel in meinen gerüsteten Händen. Ich konnte mich auf nichts mehr verlassen.

Das ist der wirkliche Schrecken von Albträumen.

Lethal Harmony of Kathmandu und der Blaue Elf kamen einfach durch die geschlossene Tür, als sei sie gar nicht da. Ich wich zurück. Sie sahen mich anklagend an, die Köpfe rollten haltlos auf ihren gebrochenen Hälsen. Honey sah sie ebenfalls. Sie eröffnete mit ihrer schimmernden Kristallwaffe das Feuer. Der Energiestrahl schoss direkt durch beide Gestalten hindurch und ließ die Tür hinter ihnen explodieren. Und dann welkte und wand sich die Waffe in ihrer Hand, rollte sich zusammen und schlug hin und her wie eine Schlange. Honey warf sie panisch weit von sich weg.

Katt und Blue verwandelten sich in meinen Vater und meine Mutter. Sie näherten sich mir langsam. Sie sahen nicht wie Zombies aus oder wie die lebenden Toten oder zwei Leute, die die meiste Zeit meines Lebens in einem Grab verbracht hatten. Sie sahen aus, wie sie immer aussahen, wenn ich an sie dachte: wie auf dem letzten Foto, das man geschossen hatte, bevor sie auf die Mission gegangen waren, auf der sie umgekommen waren. Nur lächelten sie jetzt nicht. Ich wich zurück, doch sie kamen näher. Sie sagten nichts. Das mussten sie nicht. Sie sahen anklagend aus, enttäuscht und als wollten sie mich verfluchen.

»Nein!« Ich schrie, so laut, dass mein Hals schmerzte. »Meine Eltern würden nie so von mir denken! Sie wissen es besser! Sie würden das nicht tun! Ihr seid nicht sie!«

Und angesichts meiner Überzeugung wurden sie langsam blasser und verschwanden still.

Honey schnappte sich meinen goldenen Arm mit einer zitternden Hand. »Wie hast du das gemacht?«, fragte sie.

»Ich habe schlimmere Dinge auf dem Gewissen«, sagte ich.

»Dann tun Sie was!«, schrie Walker. »Bevor diese schlimmeren Dinge auftauchen!«

Peter wirbelte jetzt in einem fort herum, davon überzeugt, dass sich etwas von hinten an ihn heranschlich, egal, wohin er blickte. Walker schien zu schrumpfen, in plötzlichen Zuckungen und Schaudern, bis er wieder nichts als ein Kind war, das in einem Herrenanzug unterzugehen drohte. Er versuchte, etwas zu sagen, aber er bekam die Worte nicht heraus und fing hilflos an zu weinen. Honey sackte plötzlich ab, sie sank in einen Boden, der die Konsistenz von Treibsand angenommen hatte und sie jetzt in langen, absichtlichen Schlucken einsaugte. Ich griff nach ihrem Arm und versuchte, sie herauszuzerren, aber der Sog des Treibsands war zu stark. Ich zog stärker und Honey schrie vor Schmerz auf.

»Lass los, Eddie! Du ziehst mir die Schulter aus dem Gelenk, bevor mich der Sand loslässt! Du musst riskieren, deinen schlafenden Gott zu wecken! Nichts ist schlimmer als das! Wenigstens ist er real!«

Also ließ ich sie los. Wandte ihnen allen den Rücken zu, nahm die ganze Kraft meines Torques und meiner Rüstung zusammen und stellte einen Kontakt mit Grendel Rex, dem Unversöhnlichen Gott, her. Dem Teufel in seiner kalten dunklen Hel, tief unter dem Permafrost.

Ihn zu finden war leichter, als ich erwartet hatte. Mein Verstand schoss in einem einzigen Augenblick über die Meilen hinweg, die uns trennten, mein Gesicht wurde wie ein Magnet von dem Band angezogen, das wir gemeinsam hatten. Das der Familie. Meine Vision sank tief in die gefrorene Erde und ich spürte seine alte Präsenz beinahe sofort wie einen Schlag; groß, abstoßend und immer noch unglaublich mächtig. Ich fühlte mich wie ein Sporttaucher, der durch die kalte Nacht des Ozeans schwimmt und unerwartet auf einen Blauwal oder eine Riesenkrake trifft. Ich fühlte mich klein, überwältigt von der schieren Größe und Gewalt seiner Gegenwart. Nur ein Staubkorn in seinen Augen.

Vorsichtig schob ich mich weiter vorwärts und berührte seine Kraft. Es war, als stecke man einen Strohhalm ins Meer oder ließe einen Eimer in einen bodenlosen Brunnen sinken. Die Kraft überschwemmte mich; üppig und reißend, alles, was ich brauchte - und mehr noch. Und ein riesiges Auge öffnete sich langsam in der Dunkelheit und sah mich an.

Nun also. Wer störet mich nach dieser Zeit?

Ich erstarrte auf der Stelle, fror vor Schreck völlig ein. »Ich bin Edwin Drood«, sagte ich schließlich. »Ich … tue meine Arbeit. Ich versuche, die Menschheit vor der Zerstörung zu retten.«

So haben die Schafe noch ihre Hirten. Warum kommet Ihr zu mir, dem alten Ausgestoßenen, um Hilfe zu erbitten?

»Weil das, was ich tun muss, notwendig und wichtig ist. Weil ich nirgendwo sonst hinkann. Und weil ich … zur Familie gehöre.«

Ah, ja. Natürliche. Alles für die Familie. Was ist diese Bedrohung, die Ihr so fürchtet, dass Ihr Euch bereit erkläret, einen Pakt mit dem Teufel zu tun?

Ich begann mit einer Erklärung, aber er schob sich mühelos an meinen geistigen Schilden vorbei und nahm sich, was er brauchte, aus meinem Gedächtnis.

Ja, ich verstehe. Nun gut, kleiner Drood. So nehmt, was Ihr braucht.

Ich hätte mir die Energie einfach nehmen und verschwinden können, aber ich musste es wissen.

»Was hat Grigor in den Tiefen unserer DNA gesehen? Was könnte er gesehen haben, dass ihn so zutiefst erschrecken konnte? Weißt du das?«

Viellicht. Hier ist die Wahrheit, für die, welche die Stärke haben, sie zu ertragen.

Wir alle können Götter oder Teufel sein. Wir alle können hell strahlen wie die Sterne. Wir waren nie dazu geschaffen, nur Mensch zu bleiben. Wir sind nur die Larve von etwas, aus dem etwas Größeres entstehen kann. Ich denke, euer Grigor erhaschte einen Blick auf das, was wir wirklich sind und sein könnten, und dies ertrug er nicht. Die Realität besteht aus so viel mehr als Mann und Frau, Göttern und Dämonen. So viel mehr.

Das große Auge schloss sich langsam, wie der Mond sich bei einer Sonnenfinsternis vor die Sonne schob. Ich bin müde. Es ist noch nicht an der Zeit zu erwachen. Sagt der Familie … wir werden uns wiedersehen.

Ich rannte und nur mein Wille hielt mich zusammen. Die Macht, die ich mir genommen hatte, brannte in mir und forderte ihre Entfesselung. Sie begann bereits, mich von innen zu zerfressen. Ich ließ den Permafrost hinter mir, mein Verstand setzte über den gefrorenen Wald und die Stadt erschien vor mir wie ein Käfer auf einer Windschutzscheibe. Die Straßen waren voller unaussprechlicher Dinge. Gebäude entstanden und fielen oder verschmolzen miteinander. Eine große Welle von kreischenden Gesichtern schwappte eine Straße hinab, wie eine Menge Besessener und erschrockener Masken.

Die Sonne war ein Gesicht, das vor Wut brüllte. Grigors Gesicht.

Ich rief alle Macht, die ich mir genommen hatte und zwang sie unter meinen Willen; hielt sie in einer Hand, spuckend und Funken sprühend wie eine Million Lichtblitze. Ich warf sie auf die Stadt. Ein großer Schrei stieg aus den aufgewühlten Straßen auf, der von Wut, Trotz und seelentiefem Schrecken widerhallte, aber ich führte den Blitz mit meinem Verstand. Ich warf ihn direkt ins dunkle Herz von X25 und verjagte die Albträume, hinauf und hinaus, in die Sonne, die Grigors Gesicht trug. Für einen Moment hielt ich all den sich windenden Horror von X25 an einem Ort fest, jedes bisschen von Grigors Rache - und dann schickte ich es fort. Warf ihn in die eine Richtung zurück, aus der es nie wieder zurückkehren konnte.