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Walker lächelte sie an. Die Kellnerin war ein großes, proper aussehendes Mädchen, dessen vorspringender Busen die Knöpfe an ihrer hässlichen Uniform zu sprengen drohte.

»Ich danke Ihnen, das wäre wunderbar, meine Liebe.«

Die Kellnerin zeigte ihm ihre perfekten Zähne und trottete mit ihrem Pad voller Bestellungen davon.

»Eine sehr warmherzige und verständnisvolle junge Dame«, sagte Walker. »Was ist ein Dr. Pepper?«

»Das ist wie der Hafen«, sagte Honey freundlich. »Nahe am Wasser.«

Das Essen kam, und wir alle konzentrierten uns darauf reinzuhauen. Es gibt nichts Besseres als einen ordentlichen Hunger, um alles gut schmecken zu lassen. Zu meiner Erleichterung bekam ich meine Burger ganz ohne Salat und eingelegte Gurke, auch am Käse hatten sie nicht gespart. Keiner von uns fühlte sich nach Konversation, wir saßen nur da, kauten, schluckten und ließen ab und an ein zufriedenes Grunzen hören. Auch Walker schlang sein Zeug herunter und probierte schließlich auch von den Tellern der anderen. Zweifellos würde er nach dem Essen zur Beichte gehen und gestehen, in welche Niederungen sich sein Magen begeben hatte.

Es war nicht so, als hätten wir einander viel zu sagen gehabt, trotz allem, was wir miteinander durchgemacht hatten. Vielleicht war es sogar gerade, weil wir so viel miteinander durchgemacht hatten. Eine ganze Menge von dem, was in X25 geschehen war, all die Dinge, die wir erlebt hatten - vieles war zu privat, zu persönlich, um darüber zu sprechen. Sowohl unsere Körper als auch unsere Seelen hatten Blessuren davongetragen. Ich erinnerte mich daran, meine Eltern gesehen zu haben. Oder etwas, das eklatant so ausgesehen hatte wie meine Eltern. Nichts nahm einen je so sehr gefangen wie unbeendete Emotionen. Wenn das alles vorbei war, Alexander King seine Informationen hatte und die Droods ihre kostbaren Geheimnisse sicher vor dem Zugriff des Rests der Welt weggesperrt hatten - dann war es Zeit, allerhöchste Zeit, dass ich endlich die Wahrheit über das erfuhr, was meinen Eltern zugestoßen war. Wer sie wirklich getötet hatte und warum. Und vielleicht auch Mollys Eltern. Gab es wirklich eine Verbindung? Molly war immer bereit, das Schlimmste in den Droods anzunehmen. Trotzdem, ich hatte schon zu lange auf die Wahrheit gewartet. Wenn dieses Spiel erst einmal vorbei war, würde ich mir Zeit freischaufeln für etwas, das wirklich zählte.

Ich hatte meiner Familie schon zu lange gestattet, mich abzulenken.

Wir alle hatten schließlich einen Punkt erreicht, an dem selbst schiere Willenskraft keinen Krümel mehr hinter unsere Lippen gebracht hätte. Wir lehnten uns zurück, genossen unsere vollen Bäuche und sahen uns gegenseitig in der Erwartung an, der andere würde zuerst anfangen zu reden. Und weil keinem von uns danach war, über X25 zu reden, sprachen wir über Philadelphia und warum wir hierher geschickt worden waren.

»Es muss das Philadelphia-Experiment sein«, sagte ich.

»Glaube ich auch«, sagte Honey und nickte zustimmend.

»Haben sie nicht einen Film daraus gemacht?«, fragte Walker.

»Den hab ich gesehen«, sagte Peter. »Fing schauerlich an, dann verlor er an Fahrt, und ab da ging es abwärts. Allerdings war die Fortsetzung nicht schlecht.«

»Wenn alles, was du kennst, der Film war, dann weißt du gar nichts«, sagte ich. »Der Film handelte von Zeitreisen, aber bei dem Experiment ging es um etwas anderes.«

»Ich dachte immer, dass das Philadelphia-Experiment einfach nur eine weitere urbane Legende sei«, meinte Walker. »Der Fall des verschwundenen Schiffes und all das. Ich habe nie irgendwelche offiziellen Akten dieses Falles gesehen, und ich habe Akten von den meisten Dingen gesehen, die eine Rolle spielen. Erinnern Sie mich daran, Ihnen bei Gelegenheit vom unheiligen Gral zu erzählen.«

»Dieses Thema würde ich um allen Tee in China nicht anrühren«, sagte ich entschlossen. »Das Experiment -«

»Du wirst uns jetzt wieder einen Vortrag halten, stimmt's?«, sagte Honey nicht unfreundlich. »Droods wissen alles und so, richtig?«

»Richtig!«, sagte ich. »Du begreifst schnell! Und jetzt still, während ich euch allen eine schöne Geschichte erzähle. Zuerst die Legende. Es gibt viele Variationen, aber die Geschichte ist die, dass am 28. Oktober 1943 die USS Eldridge für ein sehr gewagtes wissenschaftliches Experiment herhielt. Es ging darum, zu sehen, ob ein Schiff der Marine vor dem feindlichen Radar zu verbergen sei. Das war als das Rainbow-Projekt bekannt. Aber etwas ging mit dem Experiment sehr schief.

Die Eldridge legte ab und warf ihre brandneuen Maschinen an. Andere Schiffe in der Region standen bereit, jede Veränderung zu registrieren, die sich ereignen sollte. Sie waren jedoch nicht darauf vorbereitet, die Eldridge komplett verschwinden zu sehen - sie völlig unsichtbar werden zu sehen. Alles, was sie sehen konnten, war eine tiefe Delle im Wasser, wo das Schiff sich befand. Und dann füllte sich auch dieses Loch auf, weil die Eldridge endgültig verschwand: Sie wurde von den Kräften ihrer neuen Maschinen komplett aus unserer Realität geworfen.

Das Schiff erschien nur ein paar Momente später in Norfolk, Virginia. Es wurde beobachtet, identifiziert und verschwand dann wieder. In den Gewässern vor Philadelphia tauchte es dann wieder auf. Die Wissenschaftler riefen die Eldridge wieder und wieder und wollten wissen, was passiert war, aber sie bekamen keine Antwort. Es gab eine Menge Aufregung unter den Forschern und militärischen Lamettaträgern über mögliche Strahlungslecks und solches Zeug, aber am Ende hatte die Marine keine andere Wahl als die, Schiffe auszuschicken, um Kontakt mit der Eldridge aufzunehmen, die still und schweigend im Wasser lag.

Als ein Team von Freiwilligen an Bord kam, um es zu untersuchen, fanden sie Blut, Tod und Horror. Die meisten Mitglieder der Crew waren tot. Viele waren verrückt geworden. Und ein paar waren gar nicht mehr da. Das Schiff war stark beschädigt, als ob es an einem größeren Feuergefecht teilgenommen hätte, aber es gab keine Hinweise darauf, wer oder was dieses Feuergefecht ausgelöst hatte. Das Schlimmste war, dass etwas ganz Schreckliches passiert war, als die Eldridge sich teleportiert hatte. Einige Mitglieder der Mannschaft hatten sich innerhalb von Stahlwänden und -türen rematerialisiert. Fleisch und Metall waren auf molekularer Ebene verschmolzen. Aber sie waren immer noch auf furchtbare Weise lebendig und bettelten, man möge sie aus ihrer grauenhaften Lage befreien. Glücklicherweise überlebten sie nicht lange.

Das Ganze wurde von den Marinebehörden vertuscht und auf allen Ebenen der Hierarchie geleugnet. Immerhin herrschte Krieg. Und während der Erfolg immer viele Väter hat, so hat ein Super-GAU gar keine Freunde. Das Schiff wurde verschrottet, nachdem die ausgebrannten Maschinen ausgebaut worden waren, und der Name Eldridge wurde einem anderen Schiff gegeben. Die überlebende Crew … verschwand. Der Krieg, ihr wisst schon. Mir gefällt der Gedanke, dass man sich gut um sie kümmerte. Die US-Marine hat eine lange Tradition, sich um die Ihrigen zu kümmern.

Und das … ist die Legende des Philadelphia-Experiments. Die US-Marine leugnet immer noch, dass irgendetwas von diesen Dingen geschehen ist.«

»Richtig!«, sagte Peter. »Wenn man den Begriff ›Philadelphia-Experiment‹ im Netz recherchiert, ist die erste Seite, die man bekommt, die der US-Marine. Dort präsentieren sie ihre Antworten auf die am meisten gestellten Fragen. Alles wird geleugnet. Gestützt wird das von Unmengen offiziell aussehender Aufzeichnungen.«

Wir alle sahen ihn an.

»Ich war neugierig«, sagte Peter. »Nach dem Film …«

»Wie auch immer dem sei«, sagte Walker. »Das ist die Legende. Was wissen wir über die Fakten?«

»Nicht besonders viel«, sagte ich fröhlich. »Verschiedene Droods haben sich im Lauf der Jahre damit befasst. Wir waren von diesem Geheimnis fasziniert und wir mögen es nicht, nichts über etwas, das vielleicht wichtig wird, zu wissen. Aber der amerikanische Marine-Geheimdienst hat alles unternommen, um Dinge zu verleugnen, zu verstecken und alle Beweise zu zerstören, die auf etwas hinweisen, was am 28. Oktober 1943 passierte. Und außer einer Großoffensive auf das US-amerikanische Festland hatten wir praktisch nichts, was Erfolg versprochen hätte. Also haben wir's gelassen. So wichtig war's dann auch wieder nicht.«