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»Warum probieren Sie nicht das ausgesprochen beunruhigende Computer-Implantat in Ihrem Kopf und telefonieren nach Hause?«, fragte Walker. »Fragen Sie Ihre höheren Vorgesetzten in Langley, ob hier kürzlich irgendetwas von Interesse vorfiel.«

Für einen Moment wurde Honeys Gesicht ausdruckslos, dann runzelte sie besorgt die Stirn. »Das Signal wird gestört. Wieder mal. Ich komme nicht durch. Eddie?«

Ich versuchte, meine Familie durch meinen Torques zu erreichen, aber da war niemand.

»Du auch?«, fragte Honey. »Schon wieder abgeschnitten? Das sollte nicht möglich sein.«

»Kann kein Zufall sein«, sagte ich. »Irgendjemand will nicht, dass wir mit irgendjemandem außerhalb von Roswell reden. Jemand. Oder etwas.«

»Vielleicht hat das etwas damit zu tun, was hier passiert«, überlegte Honey. »Etwas von Bedeutung, etwas Wichtiges, und jemand will nicht, dass wir Verstärkung holen.«

»Der nächste Feldagent der Droods ist in Texas«, sagte ich. »Haben deine Leute noch einen in der Nähe, der nützlich wäre?«

»Nicht dass ich wüsste. Außerdem: Das wäre Sache des FBI, und die CIA und das Büro kamen noch nie besonders gut klar.«

»Warum versuchen wir es nicht mit Peters Handy?«, fragte Walker praktisch. »Sehen wir doch mal, ob nur Sie beide gestört sind oder ob das Problem allgemeiner ist.«

Ich versuchte es mit Peters Handy und bekam kein Netz. Wir gingen die Straße hinunter, bis wir ein öffentliches Telefon fanden, und versuchten es damit. Nichts als absolutes Schweigen, nicht einmal Statik. Ich hängte den Hörer wieder ein und wir sahen uns an.

»Ich bin bereit, gutes Geld darauf zu wetten, dass es in der ganzen Stadt so ist«, sagte Walker. »Jemand -ja, Eddie, oder etwas - hat sich große Mühe gegeben, Roswell vom Rest der Welt abzuschneiden. Also warum hat das noch niemand gemerkt? Warum regt sich keiner auf?«

»Sehen Sie sich um«, sagte Honey. »Roswell ist eine Touristenstadt. Die meisten dieser Leute sind Touristen. Vielleicht haben sie keine Ahnung, dass etwas Ungewöhnliches vor sich geht.«

»Und die Einheimischen?«, fragte Walker.

»Das macht es interessant«, sagte ich. »Sie könnten die Sache unter dem Hut halten, um die Touristen nicht zu verschrecken oder … Tatsache ist, ich habe kein ›oder‹. Irgendetwas passiert ganz definitiv hier und wir müssen das untersuchen.«

»Ich weiß nicht.« Honey sah sich um, ihr Gesicht sah kühl und nachdenklich aus. »Wenn all das nur eine Ablenkung ist? Der Autonome Agent hat uns hierher geschickt, um das Rätsel von Roswell zu lösen. Wenn wir ohne diese besondere Information zurückkommen, dann haben wir den Preis vielleicht verspielt. Und ich bin schon zu weit gekommen und habe zu viel durchgemacht, um jetzt noch zu verlieren.«

»Da hat sie recht«, sagte Walker widerstrebend. »Wir sind aus einem bestimmten Grund hier und nichts darf uns da in die Quere kommen. Alexander Kings gehortete Geheimnisse sind von großer Wichtigkeit für die Welt. Sie dürfen nicht in die falschen Hände fallen.«

»Er hat die Zeit und den Ort unserer Ankunft gewählt«, sagte ich. »Also muss das, was hier vor sich geht oder bald passieren wird, wichtig sein.« Und dann hielt ich abrupt inne, als die Puzzleteile an die richtige Stelle fielen. »Alles ist wichtig! Die ganzen fünf Orte, an denen wir waren! Erinnert ihr euch an die Fotos und Trophäen, die wir in Place Gloria gesehen haben? All die Szenen der wichtigsten Fälle des Autonomen Agenten? Wir sind die ganze Zeit in seinen Fußstapfen gegangen! Alles ist hier vor uns!«

Honey und Walker nickten schnell. »Also«, sagte Walker. »Wir erleben seine Triumphe noch einmal? Oder klären wir seine größten Versager auf? Geht es in diesem Spiel darum? Dass nur der Agent, der die Wahrheit da herausfindet, wo er selbst versagt hat, ihn ersetzen könnte und den Zugang zu seinen Schätzen bekommt?«

»Wir sollten uns umsehen«, meinte Honey. »Die Lage peilen. Rausfinden, was wirklich abgeht.« »Okay«, sagte ich. »Hey! Lass uns mal diesem bunt angemalten Familienwagen mit den vier Kindern und dem Hund drin folgen. Die sehen doch echt aus, als würden sie ein Rätsel erkennen, wenn sie eins sehen.«

»Du gehst mir manchmal echt auf die Eierstöcke, Eddie«, erwiderte Honey.

Roswell war eine Touristenfalle - was nicht wirklich überraschend war. Viel zu viele der Läden und Buden, an denen wir vorbeikamen, verkauften abstoßenden, überteuerten UFO-Kitsch an naive Touristen. Alles hing irgendwie mit dem einen oder anderen der kursierenden Roswell-Mythen zusammen. Und die glücklichen Familien, die die Straßen bevölkerten, ließen es sich gern gefallen. Ein Mann verkaufte einen Meter große Ballons, die wie gezeichnete, graue Aliens aussahen. Ein Mann und eine Frau in Reptilienkostümen verteilten Flugblätter, auf denen Weg mit David Icke! stand. Dem Mann also, der glaubte, die Menschheit werde von Wesen beherrscht, die Hybriden aus Menschen und Reptiloiden und obendrein kannibalistisch veranlagt waren. Offenbar wollten sie Werbung für ihr neues Buch machen. Eine riesige Statue, die sich vor uns auftürmte, stellte einen außerirdischen Grauen dar, der albern auf die Passanten herablächelte und sie mit dem Peace-Zeichen segnete. (Junge, da hatte aber jemand so richtig was falsch verstanden. Ich würde einem Grauen nur den Rücken zuwenden, wenn ich meine Rüstung trage.) Jemand hatte etwas auf den Sockel der Statue gesprüht: ET war ein Spitzel!

Eine Menge der Touristen trugen Star-Trek-Kostüme, Original-Serie und Next Generation. Ich konnte mir nicht helfen - aber ich hatte das Gefühl, dass es eine strikte Gewichtsgrenze für Leute geben sollte, die hautenge Kostüme tragen. Lycra sollte man nicht überdehnen.

Wir kamen auch an einem Restaurant vorbei, das die Form einer fliegenden Untertasse aufwies. Vor der Vordertür stand eine lebensgroße Replik von Robby, dem Roboter, der mit seiner Roboter-Stimme das Angebot des Tages aufsagte. Ein DVD-Laden hatte ein Plakat im Fenster, das stolz den baldigen Start des neuen Blockbuster-Remakes von »The Starlost« ankündigte, diesmal mit Harlan Ellison nicht nur als Erfinder, sondern auch als Regisseur sowie mit Lawrence Fishburne und Paris Hilton in den Hauptrollen. Noch verstörender war, dass viele der Läden auch auf die Schiene des kristallgesteuerten, engelanbetenden Blumenaromatherapie-Esoterik-Mists aufgesprungen waren. Natürlich mit Preisen, die jeden Rahmen sprengten. Manchmal denke ich, die Leute sollten zu einem IQ-Test verpflichtet werden, bevor man sie in solche Läden lässt.

Ich flüsterte Walker den einen oder anderen dieser Gedanken zu, er nickte nur und sagte: Engel! - in einem ziemlich grimmigen Ton. Ich fragte nicht nach. Ich glaubte nicht, dass ich das genauer wissen wollte.

Wir hielten endlich neben einem großen Schild der Roswell Industrie- und Handelskammer an, auf dem die Einladung: HEY, AUSSERIRDISCHE! KOMMT RUHIG RUNTER UND SEID NETT! HIER SEID IHR ALLEMAL WILLKOMMEN! Ich weiß nicht, wie Steven Spielberg das rechtfertigen will. Ich habe noch nie einen Alien getroffen, der bereit gewesen wäre, die Geheimnisse des Universums mit uns zu teilen. Meist sehen sie unsere Welt nur als eine Vorzugs-Immobilie an - wenn sie erst die unbequeme Spezies losgeworden sind, die sie gegenwärtig bewohnt. Und lassen Sie mich nur nicht von denen anfangen, die nur für den Sex-Tourismus kommen.

Ein Fernsehteam machte eine Umfrage, hielt Passanten an und stellte alberne Fragen für den örtlichen Nachrichtensender. Das Haar der Redakteurin war toupiert und gesprayt, sodass es vom Kopf abstand wie ein Helm, und ihre Zähne waren blendend weiß. Es war das übliche Gerede, mit einer Menge schlechter Witze und Kalauern über illegale Aliens. Ich zog in Erwägung, sie zu fragen, ob sie etwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört hatten, aber keiner vom Team sah so aus, als würde er eine wirkliche Nachricht erkennen, selbst wenn sie drüber stolperten.

Wir drei machten einen weiten Bogen um das Kamerateam und gingen weiter durch die Stadt. Die Leute fingen langsam an, uns zu bemerken, allerdings auf sehr komische Weise. Sie starrten uns an und sahen dann weg, um dann wieder ganz offen hinzusehen, wenn wir nicht hinguckten, als ob wir ihnen bekannt vorkämen, sie uns aber nicht einordnen konnten. Sie schienen nicht verwirrt oder beunruhigt, nur … fasziniert. Honey war irritiert.