»Erlauben Sie«, sagte Walker. Seine Worte waren nur ein Hauch in meinem Ohr.
Er packte seinen Regenschirm fester, zerrte und drehte und zog dann aus der versteckten Scheide eine lange, dünne Stahlklinge. Er schritt zielbewusst nach vorn und zerschnitt und zerhackte das Alien mit kalter, strenger Wildheit in hundert Stücke. Die Stahlklinge schnitt durch die sich windenden Schläuche, als wären sie Butter, schlitzte und öffnete sie beinahe ohne Widerstand. Das Alien schien eher überrascht als irgendetwas sonst zu sein. Es machte keinen Versuch, sich zu verteidigen, sondern glitt langsam wieder in den Tunnel. Walker folgte ihm und schnitt es weiter mit bösartiger Präzision auf, unermüdlich hob und senkte sich sein Arm. Kein Blut flog durch die Luft, nur ein klarer, dicker Schleim tropfte aus den abgetrennten Enden der zuckenden Tentakel, die sich schwach auf dem Tunnelboden wanden. Schon bald bewegte sich das Alien nicht mehr, weil nicht mehr genug da war, es zusammenzuhalten. Walker schlug noch darauf ein, bis es kein Stück mehr gab, das größer als ein paar Zentimeter gewesen wäre, damit beendete er die Sache. Selbst in diesem Stadium waren keine Anzeichen eines Organs in dem Alien zu sehen. Nur die endlos langen Schläuche.
Walker hielt inne und senkte sein Schwert. Er stand über den Überresten des Außerirdischen und ließ seinen Blick langsam über die auf dem Boden verteilten Stücke gleiten. Er atmete schwer, aber eher aus Emotionalität als vor Erschöpfung. Er richtete sich auf, schüttelte ein paar Tropfen der klaren Flüssigkeit von seiner Schwertspitze und steckte es dann ordentlich wieder in den Stock seines Schirms.
»Ein Schwert?«, sagte ich schließlich. »Versteckt in einem Regenschirm?«
»Zeigen Sie nur keine Ignoranz!«, sagte Walker. Sein Atem ging schon wieder normal. »Das ist eine alte Tradition in der britischen Spionage. Erwähnen Sie es Ihrem Waffenmeister gegenüber. Er wird sich daran erinnern.«
»Warum hat der Tod dieses Aliens keinen Alarm ausgelöst?«, fragte ich und sah mich böse in dem schmerzhaft grellen Licht um.
»Vielleicht haben sie keine so grundsätzliche Antwort erwartet«, sagte Walker. »Es gibt den Ausdruck ›überentwickelt‹.«
»Und was, wenn noch mehr Aliens auftauchen?«
»Lassen Sie sie kommen«, erwiderte Walker. »Mir ist sehr danach, noch mehr Aliens zu töten. Ich möchte ihre Körper unter meinen Füßen zertreten und in ihrem Blut tanzen.«
»Gut«, sagte ich. »Das will ich auch.«
Die Operationszentrale stellte sich als eine Wabe aus miteinander verbundenen Tunneln, Höhlen und etwas heraus, das möglicherweise andersdimensionale Räume waren. Es gab Öffnungen und Eingänge, die die Form änderten, sobald man darauf zuging, Tunnel, die im Kreis verliefen, wenn man sich nicht stark genug auf seine Richtung konzentrierte, sowie schwebende Bildschirme, die an- und ausgingen und blitzartig Ausblicke auf beunruhigend unirdische Welten zeigten. Es wurde immer schwerer, sich über irgendetwas sicher zu sein. Allein in diesem außerirdischen Hügel zu stecken zersetzte mein Denken und füllte meinen Kopf mit plötzlichen Ideen und Impulsen, die keinen Sinn ergaben. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Meine innere Uhr funktionierte nicht. Aber ich musste daran glauben, dass immer noch Zeit war, die Aliens aufzuhalten, oder alles war umsonst gewesen.
Ich ging in eine Kammer hinein, die wie alle anderen aussah, und stoppte sofort wieder. Walker hielt neben mir an und fluchte leise. Wir waren nicht die einzigen Menschen in diesem Hügel. Die Aliens hatten Männer, Frauen und sogar Kinder aus Roswell entführt und mit ihnen experimentiert: um Informationen zu erhalten oder aus Neugier oder als Vorbereitung für die Experimente, die sie planten. Oder vielleicht auch nur, weil sie das konnten. Für irgendeinen außerirdischen Zweck, von dem ich nicht hoffen konnte, ihn jemals zu verstehen oder zu vergeben.
Etwa vierzig Männer, Frauen und Kinder lagen über den klebrigen Boden des großen, offenen Gewölbes verteilt. Noch mehr ragten aus den Wänden, halb eingesunken und von der schwitzig feuchten Oberfläche halb verschlungen. Es gab keine Käfige, keine Gitter, keine Kraftfelder. An diesen Menschen hatte man einfach ein wenig … herumexperimentiert und sie dann achtlos hierher geworfen, egal, ob lebendig oder tot. Viele waren tot, ihre gebrochenen und entstellten Körper waren nicht in der Lage gewesen, die schrecklichen Dinge auszuhalten, die man mit ihnen angestellt hatte.
Doch die meisten waren nicht so glücklich gewesen. Sie lebten noch, waren bei Bewusstsein und litten.
Ihre Körper waren bei lebendigem Leib seziert worden. Geöffnet und verändert, für chirurgische Experimente missbraucht. Nicht die brutalen Verstümmelungen, die ich an dem Farmer in der Leichenhalle gesehen, oder jene, die ich in der Zukunftsvision des Aliens erblickt hatte. Das meiste hier war mit einer bestimmten Absicht geschehen, selbst wenn diese nicht erkennbar war. Diese Leute waren geöffnet worden, die Organe entnommen und dann wieder an anderen Stellen eingesetzt worden, wo sie auf andere Weise arbeiten mussten. Einige Organe waren durch außerirdische Prothesen ersetzt worden, pulsierende, organische Maschinen, die sich selbst um Nieren und Lungen und Gedärme schlangen.
Ich ging langsam in die Kammer hinein, ein Traum, ein Albtraum, aus dem ich dringend erwachen wollte. Ein Mann lag auf dem Rücken, aufgeschlitzt vom Schritt bis zur Kehle, die Wundränder mit Stahlklammern festgetackert, sodass man sehen konnte, dass man ihn mit zusätzlichen menschlichen Organen vollgestopft hatte. Es gab noch andere wie ihn, mit mehreren Lungen, einem halben Dutzend Nieren, die man miteinander verbunden hatte, oder kilometerlangen zusätzlichen Därmen, die auf der ganzen Länge des Torsos aus der Haut hinaus- und wieder hineinführten. Andere waren ausgeweidet, mit nichts mehr darin als ein paar Fäden des außerirdischen Gewebes, das unbekannte außerirdische Funktionen erfüllte.
Die Kinder waren am schlimmsten. Ich konnte sie nicht ansehen.
»Du lieber Gott«, sagte Walker. »Was … was ist das, Eddie? Spielen die Aliens mit ihnen?«
»Ich glaube … sie versuchen, uns aufzuwerten«, sagte ich. »Aus ihrer Sicht. Uns besser zu machen. Mehr wie sie.«
»Geht es darum?«, meinte Walker. »sie verbessern uns … zwangsweise?«
»Alles zu unserem Besten«, erwiderte ich und erkannte meine eigene Stimme nicht. »Das sagte das Alien. Erinnern Sie sich?«
»Was sollen wir tun?«, fragte Walker. »Was können wir tun? Ich meine, wir können sie hier nicht so zurücklassen.«
»Nein, können wir nicht. Das wäre … unmenschlich.«
Ich rüstete auf und nahm meine Schlachtgestalt ein, die mit den rasiermesserscharfen Klingen. Und dann trat ich zwischen die leidenden Menschen und schenkte ihnen den einzigen Trost, den ich ihnen geben konnte. Ich tötete sie. Alle. Ich sauste in der großen Kammer hin und her, schnitt Kehlen auf, trat auf Köpfe, tötete die Männer, Frauen und Kinder so schnell und gnädig, wie ich konnte. Ich schlug Köpfe ab und zerstach außerirdische Organe wieder und wieder, bis sie aufhörten, sich zu bewegen. Ich schnitt und hackte und stach; ich tat, was immer ich tun musste, um diese Obszönität zu stoppen. Es war nicht leicht: Die Aliens hatten dafür gesorgt, dass ihre verbesserten Menschen schwer zu töten waren.
Einige von ihnen hatten immer noch Stimmen. Ich glaube, einige sprachen mich an, aber ich lasse die Erinnerung an das, was sie sagten, nicht zu.
Ich ging schreiend und heulend durch diese Kammer, zerrte die Körper aus der Wand, riss sie mit brutaler Kraft auseinander, schrie Beschimpfungen und Gebete. Blut sprühte über meine Rüstung und rann in dicken dunkelroten Strömen daran herunter. Ich tötete alle, und als es vorbei war, als ich die einzige Gnade verteilt hatte, die ich geben konnte, rüstete ich ab und stand zitternd und weinend mitten in dem Leichenhaufen. Drood-Agenten sind darauf trainiert, mit dem Schrecken umzugehen, Taten und Entscheidungen zu überleben, die kein anderer aushalten konnte, aber es gibt Grenzen. Es muss Grenzen geben, oder wir wären nicht mehr menschlich.