»Möglicherweise«, sagte ich. »Wir lassen es nicht drauf ankommen. Aber … Ich werde mit der Matriarchin reden. Teilen kann auch etwas Gutes sein. Was meint ihr, gehen wir drei jetzt zu Alexander King, geben ihm die gesammelten Antworten und teilen dann die Geheimnisse, die er uns gibt?«
»Zur Hölle«, meinte Honey. »Ich bin dabei, wenn du's bist. Es geht doch nichts darüber, mit einem Drood abzuhängen, um das große Ganze besser zu sehen.«
»Ich bin einverstanden«, sagte Walker. »Aber wird der Autonome Agent damit einverstanden sein?«
»Der Mann stirbt«, sagte ich. »Er hat nicht mehr genug Zeit, herumzufeilschen. Er kann den Preis drei Leuten geben, die ihren Wert bewiesen haben oder riskieren, dass seine kostbaren Geheimnisse in unwürdige Hände fallen, wenn er tot ist.«
»Und Peter?«, fragte Honey. »Wie sagen wir einem alten Mann, dass wir zuließen, dass sein einziger Enkel getötet wird?«
»Wir wissen doch nicht, dass er tot ist«, sagte Walker sofort. »Er ist nur vermisst.«
»Alexander King wollte seinen Enkel im Spiel haben«, sagte ich. »Er kannte die Risiken.«
»Kannte Peter sie auch?«, fragte Honey. »Er hat nicht in derselben Welt gearbeitet wie wir anderen.«
»Nein«, sagte Walker. »Er war in der Industriespionage. Ich bin verdammt sicher, dass er den Preis nicht geteilt hätte.«
»Das Spiel ist offiziell vorbei«, sagte ich. »Wir waren an allen fünf Orten, haben jedes Mysterium untersucht, das wir dort vorfanden, und haben eine Antwort geliefert. Wir haben vielleicht die ursprüngliche Antwort darauf nicht, was damals hier in Roswell passiert ist, aber ich denke, das hier ist besser. Sicher ist es mehr als genug, um unseren Wert als Nachfolger des Autonomen Agenten zu beweisen - und das war ja schließlich der Sinn des Ganzen. Zeit, Schluss zu machen.«
»Wie sollen wir Alexander King das wissen lassen?«, fragte Walker und starrte auf das Teleport-Armband an seinem Handgelenk. »Wie sollen wir dieses infernalische Gerät davon überzeugen, uns wieder nach Place Gloria zu bringen?«
Ich zog Peters Handy aus der Tasche und hielt es über mein Teleport-Armband. »Siehst du das?«, fragte ich laut. »Beweise, Indizien und Antworten auf alle Fragen, die uns gestellt wurden. Ich weiß, dass Sie zuhören, Alexander! Wir können das entweder Ihnen geben - oder unseren respektablen Organisationen. Also, beamen Sie uns rauf, Scotty!«
Das war der Zeitpunkt, als Peter King aus den Schatten trat, Honey Lake mit einem langen Messer in die Rippen stach, mir das Handy aus der Hand riss und verschwand. Sich wegteleportierte.
Honey gab einen schockierten, überraschten Laut von sich und brach zusammen, als die Kraft aus ihren Beinen wich. Ich fing sie auf und legte sie sanft auf den Boden. Ihre ganze linke Seite war bereits blutdurchtränkt und noch mehr floss zwischen unseren eng aneinandergepressten Körpern hindurch. Walker sagte etwas, aber ich hörte nicht zu. Honey gab einen Schmerzenslaut von sich. Blut quoll ihr aus dem Mund. Ich hielt sie eng an mich gedrückt. Dann sah ich auf zu Walker, wollte ihn anschreien, er möge Hilfe holen, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht hielt mich davon ab. Er bestätigte nur, was ich bereits wusste.
»Es war die ganze Zeit Peter«, sagte Walker. »Dieser verräterische kleine Mistkerl. Er hat Katt getötet. Und Blue und -«
»Nein«, sagte Honey. »Das war ich.«
»Still«, sagte ich. »Still.«
»Nein.« Sie zwang die Worte an ihrem Schmerz und dem Blut vorbei. Sie musste mir die Wahrheit sagen. »Ich habe Blue und Katt getötet. Und es bei Walker versucht. Ich habe sogar mein eigenes Tauchboot am See sabotiert, damit man mich nicht verdächtigt. Ich dachte … das wäre meine Pflicht. Den Preis um jeden Preis zu gewinnen.«
»Honey …«, brachte ich heraus, aber der harte Knoten in meinem Magen hielt mich davon ab, mehr zu sagen.
Sie lächelte kurz und zeigte mir ihre perfekten weißen Zähne, die blutverschmiert waren. »Verlieb dich nie in einen anderen Agenten, Eddie. Du weißt, dass das nie gut gehen kann.«
Sie starb in meinen Armen. Ich hielt sie lange Zeit fest.
Alles war viel zu schnell den Bach runtergegangen.
Kapitel Neun
Casino Royale
Warum ist man Agent?
Ja, okay, Sie kriegen die schönsten Spielzeuge zum Spielen, Sie bekommen die Welt zu sehen (allerdings nur selten die schönen Gegenden), und hin und wieder bekommen Sie eine Chance, sich zwischen die Menschheit und die Kräfte zu stellen, die sie bedrohen …
Sie werden also ein Held oder der Bösewicht und manchmal beides. Aber was hat man unterm Strich davon? Außer Tod, Leid und dem Verlust derer, die man liebt. Was macht einen Menschen zum Agenten? Und was lässt ihn weitermachen - im Angesicht all dessen?
Warum ist man Agent?
Walker und ich standen zusammen in einer dreckigen Seitenstraße und sahen auf Honey Lakes Leiche herab. Ich würde gern sagen können, dass sie friedlich und ruhig aussah, aber das tat sie nicht. Sie sah wie ein Spielzeug aus, mit dem man zu brutal gespielt und das man dann beiseite geworfen hatte. Ich hatte in meinen Jahren als Agent eine Menge Leute gesehen, die so aussahen. Von denen bei all dem Spaß und den Spielen, all den Abenteuern und der Romantik nichts anderes übrig geblieben war als leuchtend rotes Blut auf einem weißen Overall.
»Sie war eine gute Agentin«, sagte Walker.
»Ja«, sagte ich.
»Sie hätte nicht gewollt, dass wir einfach hier herumstehen und darauf warten, geschnappt zu werden.«
»Nein.«
»Mein Teleport-Armband ist weg«, sagte Walker und sah auf sein leeres Handgelenk. »Ihres auch?«
»Ja«, sagte ich. »Und Honeys Armband ist ebenfalls weg.«
Walker schnaubte laut, seine tadellos weiße Manschette schoss nach vorn, um sein Gelenk zu bedecken. »Peter muss sie mitgenommen haben.«
»Es gibt nur eine Möglichkeit, wie er das getan haben kann«, sagte ich. Ich sah immer noch auf Honeys Leichnam herunter. »Peter hat schon die ganze Zeit mit seinem Großvater zusammengearbeitet. Der Autonome Agent wollte immer, dass sein Enkel das Spiel gewinnt, um seine kostbaren Geheimnisse in der Familie zu halten. Dieser ganze Wettbewerb war nichts weiter als eine Inszenierung, um Peter King als den neuen Autonomen Agenten zu etablieren. Das hätte ich wissen müssen. Es geht immer um die Familie. Der Rest von uns war nur Show. Dekoration für Peters großen Triumph.«
»Und wir sind in Roswell gestrandet«, sagte Walker. »Mit einer Leiche zu unseren Füßen und den örtlichen Gesetzeshütern dank eines anonymen Tipps zweifellos schon auf dem Weg hierher. Wie überaus seltsam. Zeit, sich auf den Weg zu machen, denke ich.«
»Wir müssen nach Place Gloria«, sagte ich. »Alexander und Peter sollen dafür bezahlen.«
»Ja«, sagte Walker. »Und das werden sie. Ich war immer ein großer Anhänger von Auge um Auge und Tod um Tod. Das kommt von der traditionellen englischen Internatserziehung, denke ich. Unglücklicherweise wird es nicht ganz einfach sein, die Zuflucht des Autonomen Agenten zu finden. Wir können nicht einmal sicher sein, wo Place Gloria eigentlich ist. Erinnern Sie sich an den Fluxnebel? Was wir außen gesehen haben, hat vielleicht nichts mit dem mehr als bequemen Alterssitz zu tun, durch den wir gegangen sind.«
»Sie reden nur, um mich abzulenken«, sagte ich. »Ich weiß diesen Gedanken zu schätzen, aber tun Sie das nicht. Was machen wir mit Honey?«
»Die Kommunikation sollte wieder arbeiten, jetzt, wo der außerirdische Hügel zerstört wurde«, sagte Walker. »Wir rufen Honeys Leute an und sagen, was passiert ist. Sie werden die örtlichen Behörden tun lassen, was nötig ist. Die CIA war immer ziemlich gut darin, hinter sich aufzuräumen.«
Ich sah Walker an, und das musste man ihm lassen: Er blinzelte nicht. »Einfach gehen und sie hier liegen lassen?«, sagte ich. »Hier allein auf der Straße?«