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»Aber …« Renner sah sich nach Hilfe um, aber es gab keine. Rod Blaine hielt etwas in der Hand — was war das? Renners Entlassungspapiere! Vor Kevins Augen zerriss Blaine das Dokument in kleine Stücke. »Also gut, verdammt nochmal!« Renner sah, dass er keine Gnade zu erwarten hatte. »Aber dann als Zivilist!«

»Aber gewiss«, stimmte Fowler zu. »Nun, Sie werden zwar einen Posten im Flottensicherheitsdienst bekleiden, aber das ist nur eine Formsache.«

»Bei Gottes Nabel — eine Formsache!« Die Redewendung ließ Bury zusammenzucken.

Renner grinste. »Was ist los, Exzellenz? Hat Gott keinen Nabel?«

»Ich sehe interessante Zeiten voraus«, sagte Bury langsam. »Für uns beide.«

58

Und vielleicht lernt das Pferd singen

Das Palastdach war in glitzerndes Sonnenlicht getaucht. Flauschige, unglaublich weiße Wölkchen zogen rasch über den Himmel, aber über den Landeplatz fächelte nur eine sanfte Brise. Die Sonne war warm und angenehm.

Ein Admiral und zwei Kapitäne standen an der Eingangsluke eines Landebootes. Eine kleine Gruppe Zivilisten, drei Fremde mit dunklen Brillen, und vier bewaffnete Infanteriewachen hatten sich ebenfalls bei dem Boot versammelt. Der Admiral übersah die Splits und ihre Begleitung geflissentlich, als er sich vor den Zivilisten verneigte. »Ich bedaure es sehr, Mylady, Mylord. Es ergibt sich, dass ich doch nicht an Ihrer Hochzeit teilnehmen kann. Nicht, dass ich glaube, vermisst zu werden, aber es tut mir leid, dass ich Ihnen so bald Ihre Freunde wegnehmen muss.« Er wies auf die beiden Kapitäne und verbeugte sich nochmals. »Ich verabschiede mich jetzt, damit Sie sie noch ein wenig für sich haben.«

»Alles Gute, Admiral«, sagte Rod leise. »Gott mit Ihnen.«

»Danke, Mylord«, sagte Kutuzov. Er drehte sich um und verschwand im Boot. »Diesen Mann werde ich nie verstehen«, sagte Sally.

»Das stimmt.« Jocks Ton drückte eine sachliche Feststellung aus.

Sally warf dem Split einen überraschten Blick zu, bevor sie sich an die beiden Offiziere wandte. Sie reichte ihnen die Hand. »Alles Gute, Jack. Sandy.«

»Ihnen auch, Sally.« Cargill beäugte die Goldschnur an seinen Ärmeln. Die vier Streifen eines Kapitäns glänzten neu. Nun, sie waren es auch. »Danke, dass Sie mir zu einem Schiff verhelfen haben, Rod. Ich dachte schon, ich säße für immer in der Gefechtszentrale fest.«

»Danken Sie dem Admiral«, antwortete Rod. »Ich hab’ Sie vorgeschlagen, aber er hat entschieden. Sandy aber wird für seinen Rang ganz schön zu schwitzen haben. Er wird im Flaggschiff fahren.«

Sinclair zuckte die Achseln. »Als Cheftechniker des Flottenverbandes werd’ ich wohl auch auf anderen Schiffen zu tun haben«, sagte er. »Der beste Beobachtungsort für neue Tricks der anderen Seite wird mitten im Auge sein. Das heißt, ich werd’ diesem Burschen hier auf die Finger schauen können, und ’s wird nötig sein. Geht doch nicht, dass ihm sein Schiff gar unterm Hintern auseinander fällt.«

Cargill ignorierte ihn. »Tut mir leid, dass ich die Hochzeit versäume, Sally. Ich möchte jedoch das Vorrecht eines Gastes beanspruchen.« Er beugte sich vor und streifte Sallys Wange mit den Lippen. »Wenn Sie ihn satt kriegen, es gibt noch andere Kapitäne in der Flotte.«

»Aye«, stimmte Sinclair zu. »Und mein Patent wurde zwei Minuten vor Cargills unterzeichnet. Das laß’ ich Sie nicht vergessen, Jack.«

»Kann ich mir vorstellen. Vergessen Sie nur nicht, dass die Patton mein Schiff ist. Aber jetzt müssen wir los, Chef. Das Rendezvous wird auch so schon eine heikle Sache. Lebt wohl, Jock, Charlie.« Cargill zögerte, dann salutierte er unsicher.

»Lebt wohl«, antwortete Charlie. Ivan zwitscherte etwas, und Jock fügte hinzu: »Der Botschafter wünscht euch alles Gute und den Segen eures Gottes.«

»Ich wäre gerne sicher, dass ihr das auch meint«, sagte Cargill. »Natürlich meinen wir es«, gab Charlie zurück. »Wir wünschen nichts mehr, als dass ihr euch sicher fühlt.«

Nachdenklich wandte sich Cargill ab. Er stieg ins Boot, und Sinclair folgte. Ein Mann der Besatzung Schloss die Luke. Triebwerke heulten auf, und Menschen wie Splits zogen sich in eine Schutzkabine zurück. Schweigend beobachteten sie, wie das Boot vom Dach abhob und in den hellen Himmel schoss. »Es wird funktionieren«, sagte Jock.

»Ihr könnt Gedanken lesen, ja?« fragte Rod. Er starrte in den Himmel hinauf, aber außer Wolken war nichts mehr zu sehen.

»Natürlich wird es funktionieren«, sagte Sally aus tiefster Überzeugung.

»Ich glaube, ich verstehe euch Menschen nun endlich«, sagte Charlie. »Habt ihr je eure alten Geschichtsaufzeichnungen gelesen?«

Rod und Sally starrten das Split betroffen an. »Nein.« »Dr. Hardy hat uns eine sehr aufschlussreiche Stelle gezeigt«, sagte Charlie. Sie wartete, bis der Lift eintraf. Zwei Infanterieposten betraten die Kabine als erstes, und als die Menschen und die Splits drinnen waren, folgten die anderen. Charlie erzählte weiter, als wären die bewaffneten Posten nicht vorhanden gewesen. »Einer eurer ältesten Geschichtsschreiber, ein Mann namens Herodot, berichtet von einem Dieb, der hingerichtet werden sollte. Bevor man ihn wegbrachte, Schloss er jedoch eine Wette mit dem König ab: binnen eines Jahres würde er dem Lieblingspferd des Königs das Singen beibringen.« »Ja?« Sally war verwirrt und musterte Charlie besorgt. Das Split schien ganz in Ordnung zu sein, aber Dr. Horvath hatte gesagt, dass er sich um das psychische Wohlbefinden der Fremden.

Sorgen mache …

»Die anderen Gefangenen sahen zu, wie der Dieb dem Pferd immer wieder vorsang, und sie lachten ihn aus. ›Es wird dir nicht gelingen‹, sagten sie zu ihm. ›Niemand kann das.‹ Der Dieb aber antwortete ihnen: ›Ich habe ein Jahr Zeit, und wer weiß, was da alles geschehen kann. Der König könnte sterben. Das Pferd könnte sterben. Ich könnte sterben. Und vielleicht lernt das Pferd doch singen.‹«

Die Menschen lachten höflich. »Ich habe die Geschichte nicht gut erzählt«, sagte Charlie. »Aber sie sollte gar nicht komisch klingen. Diese Geschichte erst hat mich gelehrt, wie fremd ihr uns seid.«

Verlegenes Schweigen entstand. Als der Lift hielt, fragte Jock: »Wie geht es mit eurem Institut voran?«

»Bestens. Wir haben schon einige der wichtigsten Leute herkommen lassen, beziehungsweise ihre Mitarbeit zugesagt bekommen.« Sally lachte verlegen. »Ich muss das alles rasch organisieren : Rod will mich nach der Hochzeit nicht an das Institut denken lassen. Ihr kommt doch, nicht?«

Die Vermittler zuckten die Achseln. Einer warf einen Blick auf die Wachposten. »Wir würden uns freuen, wenn man uns teilzunehmen gestattet«, antwortete Jock. »Aber wir haben keine Geschenke für euch. Es ist kein Braunes da, das welche anfertigen könnte.«

»Wir werden wohl ohne auskommen«, sagte Rod. Die Lifttür war bereits offen, aber sie warteten, bis zwei der Infanteristen den Korridor überprüft hatten.

»Ich bin euch dankbar, dass ihr mir erlaubt habt, Admiral Kutuzov zu sprechen«, sagte Jock. »Ich habe darauf gewartet, seit unser Kontaktschiff bei der Mac Arthur eintraf.«

Rod warf den Splits einen verwunderten Blick zu. Jocks Gespräch mit Kutuzov war kurz gewesen, und eine der wichtigsten Fragen, die das Split gestellt hatte, lautete: »Mögen Sie Tee mit Zitrone?«

Sie sind so kultiviert und freundlich, und deshalb werden sie die paar Jahre, die ihnen noch bleiben, unter Bewachung verbringen müssen, während das Informationsministerium sie und ihre Rasse anschwärzt. Wir haben sogar einen Schriftsteller angeheuert, der ein Drama über die letzten Stunden meiner Kadetten schreiben soll.

»Es war wenig genug«, sagte Rod. »Wir …«