An einem breiten, mit Chrombeschlägen verzierten Ledergürtel trug Feric den Großen Knüppel von Held, blank poliert und glänzend wie ein Spiegel.
So wollte Feric Jaggar die zweite Stadt Heldons betreten — an der Spitze einer schneidigen Sturmtruppe, eines Schauspiels aus Lärm und Macht und Farbe, von ihm selbst sorgfältig entworfen, um die Seele des Betrachters emporzuheben.
Tatsächlich hatte die Kolonne bereits ein kleines Gefolge von privaten Motorrädern, Motorwagen und sogar Fahrrädern gewonnen, als sie die südlichen Vororte von Walder durchfuhr und ihre Geschwindigkeit auf fünfzig Stundenkilometer verringerte. Feric erkannte, daß diese Leute sich allein von dem aufregenden Schauspiel uniformierter Männer angezogen fühlten, die in einer geschlossenen Kolonne durch die Straßen brausten, nicht aber von einer irgendwie gearteten Loyalität zur Partei, da die neuen Farben noch nie zur Schau gestellt worden waren; immerhin durfte man annehmen, daß diejenigen, die auf einen solchen Anblick mit Begeisterung reagierten, mit großer Wahrscheinlichkeit aufrechte Helder waren.
Durch irgendeinen sechsten Sinn — nicht zu reden von dem gewaltigen Lärm, den die Kolonne als einen Herold voranschickte — waren die Einwohner Walders schon vorher aufmerksam geworden und säumten die Straßen vor ihren massiv gebauten, sauberen Ziegelhäusern, als Ferics Wagen vorbeifuhr. Die sauberen asphaltierten Straßen, die hellen Häuser mit ihren Rasen und Blumenbeeten, die robust wirkenden Menschen in ihrer sauberen blauen, grauen und braunen Arbeitskleidung, die Ladenbesitzer in ihren weißen Schürzen, die rotwangigen Kinder — alles erfreute Ferics Auge mit höchst angenehmen Bildern, als er durch das Spalier der Menschen fuhr. Alles das sprach für das Genreservoir der Helder und für die gesunde Lebensqualität der Stadt; es war erfrischend, so viele Vertreter einer gesunden und wahren Menschheit in reinlicher, zivilisierter Umgebung zu sehen.
Als die Kolonne ins Stadtinnere kam, waren die Menschenmengen auf den Gehsteigen noch dichter, und die Gebäude zeigten stattlichere Ausmaße; vierund fünfstöckige Wohnhäuser dominierten jetzt anstelle der Einfamilienhäuser. Auch sie waren überwiegend aus Ziegeln erbaut, aber es waren gebrannte Ziegel in verschiedenen Farben, die häufig in Form von Ornamenten gemeinsam verarbeitet waren. Dazu gab es kunstvoll geschnitzte hölzerne Erker zu sehen, Fachwerkbauten und Laubengänge. Bäume und Sträucher spendeten Schatten und erfreuten das Auge. Die Bewohner dieser Gegend schienen etwas weniger wohlhabend zu sein, denn ihre Kleidung war einfacher und die Läden ein wenig ärmlicher, aber auch hier fand er die Reinlichkeit und den guten Zustand von allem, was er sah, durchaus exemplarisch.
Auch hier waren die Straßen breiter, und es herrschte ein dichterer Verkehr, der gezwungen war, vor der motorisierten Parade auszuweichen: eine große Zahl von Fahrrädern, einige Motorwagen und Motorräder, dampfbetriebene Lastwagen verschiedener Art und einige städtische Dampfwagen, die dem öffentlichen Personenverkehr dienten. Jedesmal, wenn die Kolonne gezwungen war, irgendeinem schwerfälligen Fahrzeug auszuweichen, das außerstande war, die Straße rechtzeitig frei zu machen, donnerten die Motorräder und der Kommandowagen mit einem Hupkonzert und unverminderter Geschwindigkeit um das Hindernis, zur Freude der Zuschauer auf den Trottoirs, die in spontane Beifallsrufe ausbrachen. Die ungeordnete Menge der Radfahrer und verschiedenen motorisierten Fahrzeuge, die im Kielwasser der Sturmtruppe fuhren, mußte zusehen, wie sie mithalten konnte.
Das Verhältnis zwischen Ladengeschäften und Wohnhäusern verschob sich weiter zugunsten der ersteren, als die Parade die Innenstadt erreichte. Hier gab es zahlreiche eindrucksvolle Gebäude, nicht wenige von ihnen zehn oder gar fünfzehn Stockwerke hoch, geschmückt mit glänzenden Marmorfassaden und hübschen Skulpturen. Auf der Straßenebene beherbergten die Gebäude Ladengeschäfte mit breiten Schaufensterfronten, die eine reiche Vielfalt von Waren anboten: Lebensmittel aller Art, Kleidung, Dampfmaschinen für das Heim mit Ergänzungsvorrichtungen, Mobiliar jeder Art, Gemälde und Wandbehänge, Stoffe, Kunstgegenstände, sogar private Motorwagen für jene, die es sich leisten konnten. Nach den Maschinengeräuschen zu urteilen, die zu ihm herabdrangen, und den geschäftigen Arbeitern, die Feric da und dort durch die oberen Fenster sehen konnte, waren die höheren Geschosse dieser mächtigen Gebäude dem Handwerk und der Industrie gewidmet. Ohne Zweifel waren viele von den Gütern, die in den Geschäften im Erdgeschoß zum Verkauf auslagen, an Ort und Stelle gefertigt.
In diesem Bienenstock des Kommerzes und der Industrie war die Luft relativ staubig, aber auch hier waren die Straßen frei von Abfällen jeglicher Art, waren die Gehwege in jeder Weise bewundernswert instand gehalten und reinlich. Welch ein Unterschied zu den schauderhaften Zuständen in den Industrievierteln Gormonds! Feric konnte die Macht und die Leistungskraft der Stadt überall um sich spüren. Es war kein Zweifel daran möglich, daß der rassische Genotyp, der Städte wie diese hervorgebracht hatte, jeder anderen Bevölkerung von intelligenten Lebewesen auf dem Erdenrund rassisch überlegen war. Aufgrund des unumstößlichen Naturgesetzes, daß das Stärkere und Bessere das Schwächere und Geringere verdrängen und ersetzen muß, gehörte die Welt von rechts wegen den Heldern.
Die Menschenmengen, die hier im kommerziellen Zentrum der Stadt auf den Bürgersteigen stehenblieben und das Spektakel beobachteten, als die Kolonne mit flatternden Fahnen und donnerndem Motorenlärm vorüberfuhr, zeigten sich durchaus beeindruckt, und viele der guten Leute taten ihre Sympathien durch spontane Zurufe kund. Obwohl nur wenige von ihnen eine Vorstellung davon haben konnten, was die Parade bezweckte oder wer der im Fond des offenen Wagens sitzende Held war, fühlte Feric sich genötigt, ihre instinktive Zustimmung mit einem gelegentlichen bescheidenen Parteigruß zu belohnen. Diese braven Menschen würden die Bedeutung des Grußes bald verstehen, dies um so mehr, als die hier spürbar werdende spontane Begeisterung einer Rechtfertigung bedurfte.
Feric war glücklich über die unerwartet große Menschenmenge, die seine Kolonne auf der Smaragdpromenade erwartete, dem großen, breiten Prachtboulevard, an dem die bedeutendsten Regierungsgebäude und kulturellen Sehenswürdigkeiten lagen; Menschenmengen, die den heroischen Ausmaßen der Architektur angemessen waren.
Hier erhoben sich einige der größten und sichtbarsten Beweise der Großartigkeit heldonischer Kultur. Das Rathaus war ein massives Bauwerk aus weißem Marmor, mit einer glanzvollen Freitreppe und einer heroischen Säulenfassade. In Wandnischen standen überlebensgroße Bronzefiguren von bemerkenswerten Gestalten aus der heldonischen Geschichte, und das Ganze wurde gekrönt von einer mächtigen, mit verwittertem grünen Kupfer gedeckten Kuppel. Eine gewaltige Säulenfassade zeigte auch das Städtische Theater, dessen Wände mit riesigen Basreliefs mythologischer Darstellungen geschmückt waren, die zu dem Besten zählten, was die Kunst der Bildhauerei in Heldon hervorgebracht hatte. Das Kunstmuseum war ein niedriges Gebäude von nur drei Stockwerken Höhe, aber mit mehreren Flügeln um reizvoll gestaltete Innenhöfe gruppiert, und durch die Erweiterungsbauten verschiedener Epochen ein Lehrbeispiel für die Entwicklung der Architektur und der Stilformen, so daß das äußere Bild die mannigfaltigen Wunder im Inneren widerspiegelte.
Andere öffentliche Gebäude waren ähnlich sorgfältig gestaltet, nur in etwas kleinerem Maßstab, und man hatte keine Anstrengung gescheut, auch noch das geringste von ihnen mit heroischen Statuen, Bronzeplastiken und kunstvoll gearbeitetem Stein, Marmor und Metall zu verschönern. Alle diese Gebäude reihten sich, umgeben von hohen Bäumen und gepflegten Grünanlagen mit Denkmälern, die an die Geschichte des Landes und der Stadt gemahnten, zu beiden Seiten der Smaragdpromenade, deren gesamtes Erscheinungsbild somit von Großzügigkeit und Weite bestimmt war.