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Feric eröffnete die Versammlung ohne Formalitäten; die Versammlung glich mehr einer Zusammenkunft von Kameraden zur Diskussion der Kampfstrategie, als den wichtigtuerischen Heißluftsitzungen des Vorstands einer bourgeoisen Partei. »Unser letztes Ziel ist die Wiederherstellung der Herrschaft rasseechter Menschen über die bewohnbare Erde und die Ausmerzung aller Formen von Untermenschentum. Der erste größere Schritt in diese Richtung muß die Errichtung der absoluten Herrschaft des Hakenkreuzes in Heldon sein. Wir müssen jetzt praktische Schritte unternehmen, die uns an die Macht bringen können.«

Diese mannhafte Erklärung wurde mit begeistertem Beifall begrüßt. Besonders Remler schien wie in fanatischem Feuer aufzuleuchten; seine eisblauen Augen und das schmale, kühne Gesicht mit der Adlernase strahlten eine beinahe fühlbare patriotische Inbrunst aus.

»Mit fünfhundert Motorrädern und fünftausend Mann unserer Sturmtruppen können die Ritter des Hakenkreuzes Walder in einem Tag nehmen«, versprach Stopa. »Mit tausend Motorrädern und zehntausend Mann werden wir gegen Heldheim marschieren und die Wanzen unter unseren Stiefeln zertreten!«

»So einfach ist es nicht«, erwiderte Waffing, ohne die Stimme in Zorn zu erheben. »Sollten die Ritter Walder nehmen oder gegen die Hauptstadt marschieren, so wird die Regierung der Armee den Befehl geben, uns zu zerschmettern. Und das Generalkommando wird, statt angesichts eines bewaffneten Gegners Furcht zu zeigen, gegen uns losschlagen, und unsere Sache wird verloren sein. Wir können nicht hoffen, die reguläre Armee in einem bedingungslosen Bürgerkrieg zu besiegen.«

»Ich persönlich bevorzuge die legale Methode der Teilnahme an den Wahlen«, sagte Bogel. »In Kürze werden die Wahlen zum Nationalrat stattfinden; alle neun Sitze werden neu vergeben. Ich bin zuversichtlich, daß wir zumindest unseren Führer in den Nationalrat bringen werden. Mit ihm als Nationalrat in Heldheim, unmittelbar im Machtzentrum des Landes, sollte es uns sicherlich möglich sein, in den nächsten Wahlen, das heißt, nach nur fünf weiteren Jahren, vier zusätzliche Männer in den Nationalrat zu bekommen.«

Remlers schmales Gesicht flammte vor Empörung. »Wir können nicht daran denken, fünf Jahre bis zur Machtergreifung zu warten!« rief er aus. »Wie viele Gene werden in fünf Jahren verloren sein? Um wieviel tiefer werden die Doms ihre Wühlgänge in den Körper Heldons vortreiben? Wieviel stärker werden die Universalisten bis dahin sein? Es ist unsere heilige PJflicht vor der Rasse, mit der geringsten möglichen Verzögerung die Macht zu ergreifen!«

»Gut gesprochen!« erklärte Feric. Es gab keinen Zweifel, daß er eine gute Wahl getroffen hatte, als er Remler aus den Reihen der Unterführer ausgewählt und an die Spitze der SS gestellt hatte. Der Mann war ein brillanter, dabei völlig pragmatischer Idealist, und er hatte den moralischen Imperativ präzise festgestellt. Das doppelte rote Blitzsymbol, das Feric zum besonderen Kennzeichen der SS gemacht hatte, paßte gut zu seinem lebhaften, energischen Stil; Remler war ein feines Vorbild für die Elite der genetisch Reinrassigen, die er befehligen würde.

Remlers kurze Ansprache hatte nur die moralische und pragmatische Eignung des Planes bestätigt, für den Feric sich bereits entschieden hatte. Die Partei zu verurteilen, allein durch die den Volkswillen verfälschenden legalistischen Wahlmechanismen eines dekadenten bourgeoisen Systems um die Macht zu kämpfen, wäre Verrat an der heiligen Sache. Die Teilnahme am Wahlkampf würde der Parteipropaganda jedoch einen äußerst nützlichen Brennpunkt geben, und was noch mehr war, jeder Kandidat für den Nationalrat erhielt während der Dauer des Wahlkampfes wöchentlich eine Stunde Fernsehzeit, über die er nach eigenem Gutdünken verfügen konnte.

»Ich habe über unsere unmittelbare Strategie entschieden«, erklärte Feric. »Ich allein werde mich um einen Sitz im Nationalrat bewerben. Der Umstand, daß meine Kandidatur uns Zugang zu wöchentlich einer Stunde Fernsehzeit geben wird, die wir mit unserer eigenen Propaganda ausfüllen können — welche keineswegs auf die Banalitäten der Wahlpolitik beschränkt sein muß —, ist für sich Grund genug, um mich von der Nützlichkeit der Kandidatur zu überzeugen. Während des ganzen Wahlkampfes werden wir Massenkundgebungen und Umzüge durchführen. Wir werden die Universalisten mit eiserner Faust von den Straßen vertreiben und auch den Traditionalisten und Liberalen kräftig einheizen. Das Ziel wird nicht so sehr der Gewinn der Wahlen sein, als vielmehr die Beeindruckung der patriotischen Teile der Bevölkerung mit unserer Entschlossenheit zur Erlangung der Macht und unserer genetischen und ideologischen Fähigkeit, sie zum Besten unseres Landes und des ganzen Volkes zu gebrauchen. Wir werden absichtlich die Wut der Universalisten und ihrer Schlägertrupps auf uns ziehen, um sie dahin zu bringen, daß sie uns ihre Schädel zum Einschlagen hinhalten. Die Partei wird nicht als ein Werkzeug zum Gewinn der Wahl eingesetzt; vielmehr wird die Wahl als ein Mittel gebraucht werden, um die Ziele der Partei zu fördern.«

Darauf stimmte selbst der idealistische Remler in den allgemeinen Applaus ein. Das Instrument für den Endsieg war geschmiedet; nun mußte es mit rücksichtslosem Fanatismus und überwältigender Kraft gebraucht werden.

Das Stadion von Heldheim war ein ungeheures Betonoval, welches mehr als hunderttausend Menschen faßte, und am Abend der ersten Massenkundgebung der Söhne des Hakenkreuzes, die in der Hauptstadt abgehalten wurde, war das Stadion bis auf den letzten Platz besetzt; selbst auf den Treppen und in den Durchgängen drängten sich die Menschen Schulter an Schulter. Von Dutzenden hoher Masten, in regelmäßigen Abständen um den oberen Rand der weiten Arena verteilt, wehten lange Hakenkreuzbanner, die zusammen mit den Hakenkreuztransparenten um die Außenbahn der Arena eine festliche patriotische Atmosphäre erzeugten.

Im genauen Mittelpunkt der Arena war eine Rednertribüne aufgebaut, ein einfacher Würfel aus weißgestrichenen Brettern, mit einer Kantenlänge von drei Metern. Stand der Redner dort an seinem Pult, konnte man ihn von jedem Platz des Stadions sehen.

Um die Rednertribüne war ein Meer von Uniformen und Feuer. Achttausend Ritter des Hakenkreuzes in ihren braunen Lederuniformen standen in Formation, flammende Fackeln in den Händen. Zwischen diesen Rittern standen zweitausend Männer der Schutzstaffel in schwarzen Lederuniformen, die ein riesiges lebendes Hakenkreuz bildeten, in dessen Mittelpunkt die Rednertribüne stand. Da die SS-Formation ohne Fackeln angetreten war, erschien das Innenfeld der Arena vom oberen Rand des Stadions aus, wo Feric Fernsehkameras hatte aufstellen lassen, als ein gewaltiger Feuerkreis, in welchen ein riesiges schwarzes Hakenkreuz eingelassen war, das im massierten Fackelschein wie ein fantastisches Metall schimmerte. Die reinweiße Rednertribüne erhob sich im Mittelpunkt dieses enormen schwarzen Hakenkreuzes wie der Angelpunkt des Universums.

Feric, der gemeinsam mit Lar Waffing im Inneren der hohlen Rednertribüne auf den Beginn der Kundgebung wartete, war erfüllt von einer beinahe unerträglichen Hochstimrnung; diese Massenkundgebung mit der Bekanntgabe seiner Kandidatur sollte Höhepunkt der erregendsten Woche sein, die er bisher in Heldon zugebracht hatte. Sein erster Besuch in der größten Stadt der Welt, mit ihrer heroischen Architektur und fortgeschrittenen Technologie, war um seiner selbst willen faszinierend genug, wichtiger aber war zu diesem Zeitpunkt, daß Heldheim in jeder Hinsicht das Machtzentrum des Landes war. Hier saß der Nationalrat, und hier waren die Ministerien, das Generalkommando der Streitkräfte und die Stammsitze der meisten großen Industriekonzerne. Die fortgeschrittensten wissenschaftlichen Forschungsinstitute und Produktionsanlagen waren in Heldheim. Die Zügel der Macht waren hier, um ergriffen zu werden.