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Damit zog Feric den Großen Knüppel von Held und reckte ihn zum Himmel empor, ein schimmerndes Symbol der Macht und Entschlossenheit; die chromblitzende Faust des Kopfstücks sammelte die Kraft des massierten Fackelscheins ringsum und sandte sie in das weite Rund des Stadions und über die Bildschirme nach ganz Heldon.

Auf dieses Signal begannen zehntausend Ritter und SS-Männer in unveränderter Formation einen kreisförmigen Marsch um die Nabe der Rednertribüne, daß der Marschtritt ihrer Stiefel den Boden erzittern machte. Aus der Höhe gesehen, schien das riesige Flammenrund in der Arena praktisch bewegungslos zu bleiben, während das schwarze Hakenkreuz darin endlos und unwiderstehlich um Feric rotierte, wie das Mühlrad des Schicksals.

Feric schien es, als stünde er auf der Achse der Welt, als er seine Rede mit einem mitreißenden Aufruf beendete.

»Es lebe Heldon!« rief er mit donnernder Stimme. »Es lebe das Hakenkreuz! Es lebe der Endsieg!«

Wie er so im Mittelpunkt des riesigen, sich um ihn drehenden Hakenkreuzes stand, Epizentrum eines Erdbebens, das von hier ausgehend das ganze Land erfassen und mit dem Umsturz des abgewirtschafteten Systems eine neue Zeit rassischen Bewußtseins einleiten sollte. Der Marschtritt von zehntausend Kämpfern vibrierte durch seinen Körper, und er fühlte eine vollkommene Verschmelzung mit seinem Volk, als wäre jeder Helder, der nun im ganzen Land durch die Straßen zog, eine Erweiterung seines eigenen Wesens.

Und aus hunderttausend Kehlen im Stadion, von Millionen neuen Anhängern, die jeden öffentlichen Platz im Lande bis zum Bersten füllten, kam die Antwort in einer gewaltigen kollektiven Stimme, die das Land mit ihrem Donner erschütterte: »HEIL JAGGAR! HEIL JAGGAR! HEIL JAGGAR!«

8

Das legalistische Wahlergebnis stand von Anfang an fest. Da Feric der einzige Kandidat des Hakenkreuzes war, während die anderen Parteien mit vollen Listen von neun Kandidaten für die neun Sitze im Nationalrat antraten, war seine Wahl in den Rat gesichert. Ebenso gesichert war freilich, daß er das einzige Hakenkreuzmitglied in einem Rat war, der wahrscheinlich wieder von den Liberalen beherrscht werden würde, ein Ergebnis, das Feric für durchaus wünschenswert hielt. Es war weitaus besser, als einsamer Held gegen eine Bande von Verrätern und Memmen aufzutreten, denn als der Führer einer Minoritätspartei.

Nachdem das legalistische Wahlergebnis nicht in Frage stand, konnte der Wahlkampf zur Förderung wichtigerer Ziele genutzt werden: etwa zur Demonstration des rücksichtslosen und entschiedenen Durchgreifens, mit dem die Söhne des Hakenkreuzes ihre geheiligten nationalen Ziele verfolgten, oder zum Beweis, daß der rassische Wille des Volkes durch Feric sprach, indem er eine größere Gesamtstimmenzahl auf sich vereinigte als jedes andere Ratsmitglied. Glücklicherweise waren diese beiden Wahlkampfstrategien sehr gut miteinander zu vereinbaren, und man konnte sie mit ungeteilter Aufmerksamkeit und totaler Konzentration der Kräfte verfolgen.

Drei Tage vor dem Wahltermin stand Feric hochaufgerichtet im Fond seines offenen Wagens, den Stahlkommandeur wie einen Marschallstab für alle sichtbar in der erhobenen Hand, bereit, seine Männer in die entscheidende Endphase des Wahlkampfes zu führen. Vor ihm im Wagen saßen Bors Remler und Ludolf Best, wie Feric in der schwarzen Parteiuniform und bewaffnet mit neuen Maschinenpistolen.

Die Streitmacht, die Feric durch die Straßen von Heldheim zum Eichenpark führte, war notwendigerweise die größte und beste Truppe, die die Söhne des Hakenkreuzes bisher ins Feld geführt hatten, denn Feric hatte das Universalistengesindel vorsätzlich herausgefordert, indem er angekündigt hatte, daß die große Schlußkundgebung des Wahlkampfes in diesem verwahrlosten Park mitten im Zentrum von Borburg abgehalten würde, einem übelriechenden Viertel, berüchtigt als das größte und widerwärtigste Nest von Doms und ihren Universalistenlakaien in ganz Heldon. Wenn die Universalisten die Durchführung einer solchen Kundgebung erlaubten, ohne sie gewaltsam aufzulösen, würden sie als ernsthafte Bewerber um die Macht völlig diskreditiert sein, und das nicht nur in Heldheim, sondern in der ganzen Großrepublik, da Feric beschlossen hatte, seine letzte Stunde öffentlicher Fernsehzeit für die Berichterstattung über diese Kundgebung zu verwenden.

Ihm war bewußt, daß die Söhne des Hakenkreuzes die Sicherheit, Disziplin und Integrität ihrer Kundgebung in dieser völlig feindseligen Umgebung gewährleisten mußten, wenn sie nicht ähnliche Schmach erleiden wollten. Darum hatte er eine Streitmacht zusammengezogen, die vollauf in der Lage war, mit jeder Eventualität fertig zu werden. Vor seinem Kommandowagen fuhr ein großer Dampfwagen, der mit einem gewaltigen eisernen Schneepflug ausgerüstet war; hinter diesem Schild lagen drei Maschinengewehrschützen, und im Inneren des Dampfwagens war eine Sturmtruppe der zuverlässigsten SS-Männer, bewaffnet mit Knüppeln und Maschinenpistolen. Ferics Wagen wurde flankiert von einer Abteilung ausgewählter SS-Kämpfer in schwarzen Lederuniformen auf schwarzen, blitzend verchromten Motorrädern. Hinter Ferics Wagen marschierten fünftausend Ritter des Hakenkreuzes mit Knüppeln, Fackeln, Hakenkreuzfahnen und meterlangen Kettenstücken. Auf diese Marschkolonne folgten zweitausend motorisierte Ritter, und die Nachhut bildeten fünfhundert fanatische SS-Kämpfer zu Fuß, bewaffnet mit Maschinenpistolen und Knüppeln.

Während des Wahlkampfes hatten sich sowohl die SS als auch die Ritter wacker geschlagen. Die Zwischenrufer und Störer, die bei jeder Hakenkreuzkundgebung auftraten, konnten kaum den Mund aufmachen oder ihre Nebelkerzen werfen, bevor sie von Männern der Schutzstaffel ergriffen, vom Ort der Kundgebung entfernt und durchgeprügelt wurden; die Ritter durchstreiften die Wahlkampflandschaft und tauchten überall auf: kaum ein Redner der Universalisten oder der bourgeoisen Parteien konnte irgendwo auf einer Wahlkampfveranstaltung das Wort ergreifen, ohne sich zum Ziel ihrer eisernen Fäuste zu machen. Dreimal hatten die Universalisten versucht, Massenkundgebungen abzuhalten, und dreimal hatten motorisierte Sturmtruppen das Ungeziefer auseinandergetrieben.

Diesmal jedoch war zu erwarten, daß die Universalisten und die Doms weder Mühe noch Opfer scheuen würden, um die Großkundgebung zu verhindern. Als Ferics Wagen dem bewaffneten Dampffahrzeug durch den Torrn Boulevard folgte, eine unratübersäte Gosse zwischen verräucherten, schmierigen Slum-Mietshäusern, faßte Feric den Handgriff des Großen Knüppels fester, kampfbereit und entschlossen.

»Mein Führer, sehen Sie!« rief Best plötzlich und zeigte die Straße hinauf. Weiter voraus sperrte eine rohe Barrikade aus Balken, Kisten, allerhand Gerümpel und allem möglichen Unrat den Weg. Hinter dieser Brustwehr stand eine Horde von schmutzigem, armseligem, Dom-gesteuertem Gesindel, bewaffnet mit Keulen, Messern, Beilen und was immer zur Hand gewesen war; diese Elendsgestalten füllten die Straße, so weit das Auge sehen konnte. Über dieser Menge flatterten fettige, verschlissene blaue Lappen mit dem gelben Stern im Kreis — die Kriegsflagge der von den Doms beherrschten Universalisten.