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»Ich muß das Angebot ablehnen«, sagte Feric bekümmert. »Diese Männer haben das Hakenkreuz verraten. Wir sind es uns selbst und Heldon schuldig, unsere eigenen Reihen von fäulnisverbreitenden Elementen zu reinigen.«

»Ich habe Verständnis für den Mut, den es erfordert, eine solche Entscheidung zu treffen«, sagte Forman. »Ja, ein rechter Mann muß innerhalb seines Befehlsbereichs selbst für Disziplin sorgen.«

In den trüben kalten Stunden vor dem Morgengrauen führte Feric selbst eine SS-Kolonne durch die stillen, leeren Straßen von Heldheim und hinaus in das schlafende Land zu der Ritterkaserne. Die Ehre verlangte, daß er selbst die Kolonne anführte, denn Stopa hatte einen Treueid nicht nur auf Heldon abgelegt, sondern auch auf Ferics eigene Person. Feric fühlte die gleiche soziale Verpflichtung wie der Eigentümer eines tollwütig gewordenen Hundes: es war seine Pflicht, das Geschöpf eigenhändig von seinen Qualen zu erlösen.

Für diese Mission hatte Feric dreihundert SS-Männer mit Maschinenpistolen und Knüppeln bewaffnet und auf Lastwagen verladen. Dreihundert Elitesoldaten, die ohne unnötigen Lärm operierten, konnten eine chirurgische Ausschneidung vornehmen, während ein massierter Angriff zu einer blutigen Schlacht führen würde, in welcher viele rettenswerte Ritter verlorengehen würden.

Daher ließ Feric halten, als die Lastwagenkolonne sich ihrem Ziel bis auf drei Kilometer genähert hatte. Er ließ die Männer absitzen und führte sie zu Fuß über die taunassen Felder, flankiert von Waffing und Remler. Nicht einer dieser prächtigen jungen Helden murrte oder beklagte sich; nur Waffing vertauschte seinen Sitzplatz ein wenig mißvergnügt mit den Füßen. Es nahm ein wenig Gewicht von Ferics Seele, als er den stolzen, aber entschieden konditionsschwachen Großkommandeur schnaufen und pusten sah, um mit ihm Schritt zu halten, durch das anstrengende Tempo in offensichtlicher Bedrängnis, aber ohne den Gedanken, es zu erwähnen.

Die Ritterkaserne war ein Barackenlager auf einer Bodenerhebung mit Blick auf die Landstraße nach Heldheim, um einen Überraschungsangriff von dort zu erschweren. Feric selbst hatte den Platz gewählt, und nun geriet ihm die eigene militärische Umsicht zum Nachteil. In einer mit Büschen und Bäumen dicht bestandenen Senke am Fuß des Hügels formierte er seine Männer zu Sturmabteilungen und überdachte die Situation. Die Holzbaracken auf der Anhöhe waren von einem elektrisch geladenen Zaun umgeben; vier hohe hölzerne Wachttürme, ausgerüstet mit Suchscheinwerfern und Maschinengewehren, erhoben sich an den Ecken des Lagerviertels, und Wächter patrouillierten in kurzen Abständen den Zaun. Auch das Tor war elektrifiziert und durch eine Maschinengewehrstellung gesichert. Feric wußte nur zu gut, wie schwierig eine solche Befestigung zu nehmen war, hatte er sie doch selbst entworfen. Es gab keinen anderen Weg als den der reinen Willenskraft.

»Sehr gut, Remler«, sagte er zu dem SS-Kommandanten, der neben ihm stand. »Sie behalten die Leute hier, während Waffing und ich zum Tor gehen und befehlen, daß es geöffnet werde. Ist das geschehen, führen Sie die Leute ins Lager. Schießereien müssen unter allen Umständen vermieden werden, bis wir das Offiziersquartier erreichen.«

»Aber mein Führer, ich möchte in der vordersten Linie stehen! Lassen Sie mich mitkommen!«

Feric war bewegt von Remlers Eifer und konnte verstehen, wie ihm zumute war, aber Remlers Anwesenheit könnte die Wachen am Tor mißtrauisch machen. »Tut mir leid, Remler«, sagte er, »aber wenn Sie Ihr Gesicht zeigten, würden die Wachen merken, daß etwas im Gange ist.«

Remler nickte und wandte sich zu seinen Leuten, und Feric verließ mit Waffing die Schatten der Deckung und ging auf die Straße, die zum Tor führte.

Sie hatten die Anhöhe noch nicht zur Hälfte hinter sich gebracht, als sie vom Lichtfinger eines Scheinwerfers erfaßt wurden. Wenigstens hatte Stopas Niedertracht nicht zum Verfall der Wachsamkeit und Kampfbereitschaft der Garnison geführt. Als der Scheinwerfer ihnen zum Tor leuchtete, hüllte Feric sich in seinen Umhang, zog die Schultern ein und blieb ein wenig hinter Waffing zurück, der würdevoll auf die nervösen Wachen am Tor zuschritt.

Feric hielt sich stumm im Hintergrund, als Waffing das Tor erreichte und die Männer dahinter anblaffte: »Öffnen Sie sofort das Tor!«

»Kommandant Stopa hat Befehl gegeben, heute abend niemanden einzulassen«, sagte einer der Männer unbehaglich, denn er wußte, wem er gegenüberstand.

»Öffnen Sie das Tor, oder ich lasse Sie wegen Insubordination aburteilen, Sie Pfeife!« erwiderte Waffing. »Ich bin Großkommandeur Waffing und mein Befehl hat Vorrang.«

»Aber — aber wir haben strikten Befehl, niemanden einzulassen«, stammelte der andere Wächter. »Bei Zuwiderhandlung ist uns Erschießung angedroht. Würden Sie von uns verlangen, daß wir gegen einen ausdrücklichen Befehl eines Vorgesetzten verstoßen?«

Feric begriff, daß diese guten Jungen in einer moralischen Zwickmühle steckten, ungewiß, wessen Befehl sie folgen sollten. Nur er selbst konnte ihre Zweifel auflösen. Er schlug den Umhang zurück, trat vor und zeigte sich im hellen Lichtschein der Torbeleuchtung. Sofort nahmen die beiden Wächter Haltung an, grüßten mit ausgestreckten Armen und riefen in vollkommenem Gleichklang: »Heil Jaggar!«

Feric erwiderte den Gruß und hob das Kinn. »Ich übernehme selbst den Befehl über diese Garnison. Kommandant Stopa ist seines Postens enthoben. Sie werden keinen anderen Befehlen als meinen folgen. Sie werden das Tor öffnen und die SS-Abteilung einlassen, die uns folgt. Ist sie im Lager, werden Sie das Tor schließen und niemanden hereinoder hinauslassen, bis ich selbst anderslautenden Befehl gebe. Sie werden niemand von unserer Ankunft verständigen. Ist das alles klar?«

»Ja, mein Führer!«

»Sehr gut, Leute«, sagte Feric weniger streng. »Ich werde mich der Pflichterfüllung erinnern, die Sie heute nacht gezeigt haben.«

Innerhalb weniger Minuten hatte Feric die dreihundert SS-Leute im Kasernenbereich um sich versammelt. Sie waren über den bevorstehenden Einsatz genau unterrichtet, und es genügte ein Kopfnicken von Feric, um die Aktion anlaufen zu lassen. Seine Befehle waren einfach. Jeder SS-Mann hatte sich unauffällig so nahe wie möglich an die Offiziersbaracke heranzuarbeiten und erst dann das Feuer zu eröffnen, wenn er einen Schuß hörte. Je näher sie an ihr Ziel herankämen, desto größer würde der Überraschungseffekt sein, desto rascher und sauberer würde die ganze unerfreuliche Operation ablaufen.

Der größte Teil des Lagers lag zu dieser späten Stunde in tiefer Dunkelheit; die Mannschaften waren seit langem in den Betten. So hegte Feric die begründete Hoffnung, daß kein verfrühter Alarm gegeben würde. Die SS-Abteilung fächerte zwischen den Reihen der einfachen Holzbaracken aus und näherte sich der Offiziersbaracke in kleinen, verstohlenen Gruppen. Ihre schwarzen Lederuniformen halfen ihnen, mit dem Nachtdunkel zu verschmelzen.

Die Offiziersbaracke zeigte jedoch Lichtschein in den Fenstern; überdies standen zwei Wachen an der Tür, und Sicherungsposten waren an den vier Ecken der Baracke aufgestellt, um das gesamte Umfeld zu überwachen. Es war notwendig, daß sie sich den Weg freischossen.

Feric, Waffing und Remler näherten sich dem Eingang im Schutz der benachbarten Baracke, bis sie auf zwanzig Schritte an ihr Ziel herangekommen waren. Wie alle SS-Mannschaften, waren auch sie für den Einsatz mit Maschinenpistolen bewaffnet.

Feric verhielt im Schlagschatten der Baracke und gab seine letzten Anweisungen. »Wir werden den Angriff einleiten. In unserem Feuerbereich sind zwei Sicherungsposten und die Wächter neben der Tür. Diese beiden übernehme ich selbst; Remler, Sie nehmen den Posten an der rechten Ecke, Waffing den an der linken. Wir müssen sie mit einem einzigen kurzen Feuerstoß erledigen.«