Damit brachte Feric seine Maschinenpistole jn Anschlag, zielte, drückte ab und rannte mit langen Sätzen auf die Baracke zu, ehe das Rattern des Feuerstoßes ganz verklungen war.
Abrupt zerriß ein Höllenlärm von Dutzenden ratternder Maschinenpistolen die Nachtstille. Die Wachtposten fielen im ersten Augenblick, ehe einer von ihnen seine Waffe hochreißen konnte. Als er zum Barackeneingang rannte und wahllos durch die Fenster feuerte, konnte Feric Trupps von SS-Leuten sehen, die von allen Seiten gegen die Offiziersbaracke vordrangen. Mündungsfeuer blitzte aus ihren Maschinenpistolen. Die Tür wurde aufgerissen und zwei benommen aussehende Ritter in zerdrückten braunen Uniformen begannen wild in die Nacht zu feuiern. Feric streckte beide mit einem Feuerstoß nieder. Drei weitere Ritter erschienen und gingen augenblicklich im Kugelhagel der SS zu Boden. Feric sprang die Treppenstufen hinauf, gefolgt von seinen Getreuen, stieß die von Kugeln zersplitterte Tür mit dem Stiefel zur Seite und stürmte mit hämmernder Maschinenpistole in die Baracke.
Hier herrschten Verwirrung und Schrecken. Es stank wie in eineir Bierschwemme; überall waren Bierpfützen, und drei umgestürzte Fässer lagen nebeneinander auf Sägeböcken, Zapfhähne in den Spundlöchern. Stopas Freunde waren meistenteils betrunkeirt, viele von ihnen halb oder kaum bekleidet. Manche trugen nur ihre Kniehosen, andere nur Hemden, und einige liefen nackt in ihren Stiefeln. Alle aber waren in einem Zustand betrunkener Panik, stürzten hierhin und dorthin, um dem Kugelhagel zu entgehen. Bei ihnen war ein Dutzend oder mehr nackte Frauen, die kreischend und wimmernd zwischen ihnen umhertaumelten und die Panik vermehrten; diese Frauen waren keine wahren Menschen, sondern Lustschlampen von der Sorte, wie die Dominato-
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ren sie in Zind für sich selbst züchteten: hirnlose Geschöpfe mit übermäßigen Hüften und Brüsten, angetrieben allein von einem grenzenlosen Bedürfnis nach Kopulation. Feric feuerte wütend in dieses Nest von Verderbtheit; aus den Augenwinkeln sah er Remler und Waffing zu beiden Seiten stehen und mit feuerspeienden Maschinenpistolen in diese Höhle des Lasters und Verrats hineinhalten, Abscheu und Ekel in den Zügen. Hinter ihnen waren Dutzende von SS-Leuten in die Baracke eingedrungen und erfüllten die Luft mit dem harten Gehämmer von Feuerstößen und dem erfrischenden Geruch von Pulverrauch.
Feric erblickte Stag Stopa, der sich, nackt in den Stiefeln, nach der Waffe eines gefallenen Kumpanen bückte. Sein Feuerstoß traf den Verräter in den Leib. Stopa wurde zurückgeworfen und brach mit einem gurgelnden, in blutigem Husten erstickenden Schrei zusammen, um sich in Agonie am Boden zu wälzen. Feric beendete sie mit einer Kugel in Stopas Kopf; selbst ein Verräter verdiente soviel Barmherzigkeit.
In weniger als einer Minute war alles vorbei. Betten und Fußboden waren übersät mit den Leichen der Verräter und der Lustschlampen aus Zind. Hier und dort beendete ein SS-Mann jemandes Todeskampf mit einem Gnadenschuß. Dann wurde es still.
Plötzlich rief Remler: »Mein Führer!«
Feric wandte sich um und sah, daß der SS-Kommandeur einen blutenden Mann bei der Gurgel gepackt hatte und auf die Beine zog. Als Feric die Augen des Sterbenden sah, erkannte er, daß dies kein Mensch war, sondern ein schändlicher Dom. Der kalte Haß, den die Kreatur ausströmte, ließ keinen Zweifel daran.
Feric trat näher und spähte in das Gesicht des sterbenden Doms. Die Verachtung für alles Menschliche, charakteristisches Merkmal dieser Monstrositäten, glomm wie erlöschende Glut in den reptilienhaften Augen. Sie erkannten Feric, und der blutigschäumende Mund bewegte die Lippen.
»Magst du in deinem eigenen Dreck ersticken, wertloses Fleisch!« röchelte der Dom. »Mögen deine Gene in den Wind verstreut werden!« Er hustete, bekam einen Blutsturz und starb. Remler ließ ihn fallen.
»Haben Sie den Akzent bemerkt, mein Führer?« fragte er.
Feric nickte. »Aus Zind selbst!«
Feric ließ seinen Blick über die toten Verräter wandern, von denen viele vielleicht ebenso Opfer wie Schurken gewesen waren, beherrscht von einem Agenten aus Zind. Es war gut, daß der Schlag jetzt geführt worden war! Zind mußte in der Tat für einen frühzeitigen Krieg rüsten, wenn es soviel wagte. Die Gefahr war unmittelbarer und größer, als er selbst geglaubt hatte.
»Mein Führer!« rief ein SS-Mann von der Tür. »Das Gebäude ist von Rittern umstellt!«
»Kommen Sie, Waffing!« sagte Feric, und sie eilten zum Barakkeneingang, wo sie sich einer großen Menge verwirrter Ritter gegenüber sahen, die hastig in ihre Uniformen gefahren oder auch nur halb bekleidet waren, bewaffnet mit allem, was sie in der Eile hatten finden können, von Gewehren und Maschinengewehren bis zu Knüppeln oder den bloßen Fäusten.
Als die Männer Ferics ansichtig wurden, versuchten sie Haltung anzunehmen. Eine ansehnliche Zahl hob die Arme im Parteigruß und rief »Heil Jaggar!« Aber die meisten zeigten nichts als Verwirrung.
Feric beschönigte nichts. »Kommandant Stopa und seine Offiziere waren Verräter, die sich einer Verschwörung schuldig gemacht und mit Zind zusammengearbeitet haben. Sie sind exekutiert worden. Großkommandeur Waffing hat in seiner neuen Funktion als Feldmarschall und Großkommandeur der Sicherheitskräfte von Heldon den direkten Befehl sowohl über die Ritter des Hakenkreuzes als auch die reguläre Armee übernommen.«
Er machte eine Pause, um ihnen Zeit zu lassen, diese Neuigkeit zu verdauen, bevor er ihnen die gute Nachricht brachte; sie würde es ihnen leichter machen, sich mit der neuen Lage abzufinden.
»Die Söhne des Hakenkreuzes haben ganz Heldon unter vollständiger Kontrolle«, fuhr er fort. »Ich habe den Titel des Führers und Oberkommandierenden von Heldon angenommen und regiere von nun an durch Dekrete.«
Darauf brachen die Ritter in undisziplinierte, aber laute und begeisterte Hochrufe aus. Feric ließ es mehrere Minuten andauern, und als er den Eindruck gewonnen hatte, daß die Begeisterung der Männer genug Gelegenheit zum Ausdruck erhalten hatte, nickte er Waffing zu.
»Ach — tunk!« brüllte Waffing wie ein Stier. Die jubelnde Truppe verstummte augenblicklich, formierte sich behelfsmäßig zu Formationen, schlug die Hacken zusammen und stand in strammer Haltung.
»Wir haben Arbeit zu tun, und nicht wenig!« erklärte Waffing. »Ich erwarte, daß dieser Saustall sofort gesäubert und aufgeräumt und das ganze Lager in dreißig Minuten bereit ist, den peinlichsten Ordnungsappell zu bestehen. Es lebe Heldon! Es lebe der Sieg! Heil Jaggar!«
Diesmal war die Antwort eine Ehrenbezeigung von echter militärischer Präzision, und der donnernde Ruf »Heil Jaggar!« ließ nichts zu wünschen übrig. Das Neue Zeitalter war geboren; das Hakenkreuz beherrschte Heldon. Die innere Bedrohung war ein für allemal beseitigt, und die Nation stand geeint hinter der Partei.
Doch als er den Parteigruß erwiderte, wußte Feric nur zu gut, daß er erst am Anfang seiner geheiligten Mission stand. Zind erhob sich wie eine riesenhafte brandige Monstrosität am östlichen Horizont, im Begriff, wie ein gigantisches Eitergeschwür aufzubrechen und die Menschheit in ihrem stinkenden Gift zu erstikken. In dieser Nacht waren einige Tentakel dieser krebsartigen Mutantenmasse innerhalb des Volkskörpers von Heldon mit rücksichtsloser Energie abgeschlagen worden, aber für Feric Jaggar und die wahre Menschheit würde es nicht eher Ruhe und Frieden geben, als bis der letzte verseuchte Mutant und der letzte heimtückische Dom vom Angesicht der Erde getilgt wäre. Der gesamte Erdball mußte von allen ansteckenden Elementen gereinigt werden, wie Heldon gereinigt worden war.
Heute Heldon, und morgen die ganze Welt!
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Auf der hohen Tribüne vor dem Palast des Staates stand Feric Jaggar in der leichten Brise, die mit seinem scharlachroten Umhang spielte, und wartete auf den Beginn der großen Parade. Zu seiner Rechten standen Lar Waffing in der neuen feldgrauen Armeeuniform und Seph Bogel in seiner Parteiuniform; zu seiner Linken Ludolf Best und Bors Rentier, beide wie er selbst in schwarzen Parteiuniformen.