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»Das ist etwa so, als wenn man einen Öltanker mit Raketen antreibt, um ihn über einen Staudamm zu werfen«, verdeutlichte Harris. »Die Kraftwerksanlage umfaßt drei Fusionsreaktoren, und die Energie wurde in großen Speichern über Monate gesammelt, um einen Start zu ermöglichen. Die kürzere Bahn behandelte Transportschiffe wie dieses ...« Er verzog das Gesicht, als ihm einfiel, daß die HOME RUN wenig gemeinsam hatte mit den Transportern, die dort gestartet worden waren.

»Die große Anlage transportierte große Container mit eingeschmolzenem Erz.«

»BigMacs«, warf der Würfel ein. Harris überging es zu Charitys Erstaunen. Dieser Computer war ihr ein Rätsel.

»Die Anlagen sind vermutlich voll funktionsfähig«, faßte Harris mehrere Tage fieberhafter und panischer Suche und Auswertung in der zerstörten Nordpolbasis und in Köln zusammen. »Wir haben nicht die geringste Ahnung, was die Moroni da oben eigentlich verloren haben. Vielleicht waren sie an den Kraftwerken interessiert. Die Reaktoren sind wahrscheinlich die letzte intakte Kraftquelle dieser Art, und die Uranlagerstätten garantieren ihnen Brennstoff für eine lange Zeit, aber ich weiß nicht, was sie mit der ganzen Kapazität eigentlich anfangen wollen.«

»Sicherlich keinen Bergbau betreiben«, warf Skudder ein.

Harris nickte. »Vermutlich haben die Moroni die Anlagen umgebaut und die Kapazität noch gesteigert. Wir haben keine aktuellen Bilder.« Er deutete auf die Übersichtskarte, die im Norden drei Kraftwerke zeigte, die große und die kleine Schleife von etwas, das aussah wie eine riesige Achterbahn, und ein großes Landefeld sowie eine Menge Kleinkram, der sich bei näherer Betrachtung als Fährenstartrampen, Treibstofflager, Wohnbaracken und unterirdische Hangars erwies. »Und die Nachricht sagte nichts darüber aus, was sie dort eigentlich treiben. Nur, daß es gefährlich sei.«

»Ich weiß«, sagte Charity. »In welchem Zustand war die Basis, nachdem die Moroni sie eingenommen haben?«

Harris zuckte die Achseln und sah den Würfel an. Charity bemerkte erst jetzt das runde Kameraauge an der Frontseite.

»Keine Unterlagen«, sagte der Würfel.

»Warum?«

»Keine Überlebenden.« Die Antwort kam im selben heiteren Tonfall wie die vorhergehenden Auskünfte, und Charity schauderte plötzlich.

»Wie viele Leute waren dort?« fragte Skudder.

»Nach den Akten der Sozialversicherung zweitausendeinhundertfünfundachtzig Männer und Frauen. Wünschen Sie genaue Aufschlüsselung nach Beruf, Geschlecht, Hautfarbe ...«

»Nein, danke«, sagte sie heftig.

»Ich bin verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen«, fuhr der Würfel ungerührt fort, »daß der Aktenstand des Sozialversicherungsamtes etwa elf Monate hinter dem aktuellen Zustand zurückblieb. Die genannte Zahl muß daher nicht den Tatsachen entsprechen.«

Niemand sagte etwas.

»Versetzungs- und Bestandsunterlagen der Space Force liegen nicht vor«, schloß 370/98 seine Ausführungen.

»Wieviel von diesem Mist steckt in dieser Kiste noch drin?« fragte Skudder plötzlich.

»Der Inhalt des Festdatenspeichers beträgt 98.2 Terabyte bei einer Kapazitätsauslastung von ...«

»Ausgabe unterbrechen«, sagte Harris. »Falls wir die paar Bruchstücke der Botschaft richtig verstehen, dann sind die Moroni irgendwo dort in der Nähe. Unsere Aufgabe ist es zunächst, Informationen zu sammeln und sicherzugehen, daß wir auf die richtige Ente schießen.«

»Das heißt, wir machen genau eine Umkreisung, und wir haben einen halben Umlauf Zeit, die Bilder auszuwerten und eine Entscheidung über unser weiteres Vorgehen zu treffen.« Charity blickte auf den Bildschirm, der noch immer die Bergwerksanlage zeigte. »Verflucht knapp.«

»Wenn es die richtige Ente ist«, fügte Skudder sarkastisch hinzu, »dann wird sie wohl nicht mehr bloß dasitzen, wenn wir noch mal vorbeikommen.«

»Das ist korrekt.« Harris grinste freudlos. »Deshalb werden wir die Aufnahmen vom Boden erst an die Erde senden, bevor wir sie auswerten. Für den Fall, daß uns die Ente gar nicht mehr weglassen will.«

Charity nickte kurz. »Angenommen, es ist der richtige Vogel, und wir überleben den ersten Umlauf. Was machen wir dann?«

»Das hängt von uns ab und von dem, was wir finden.« Harris grinste. »Wir wissen ja nicht einmal, was wir eigentlich suchen.«

»Und wenn wir dahintergekommen sind?«

Er zuckte die Achseln. »Wir können weglaufen. Wir können landen und versuchen, irgend etwas zu zerstören.«

»Wie?« Sie deutete auf den Bildschirm. »Das ist ein verdammt großes Areal, und wir sind Fußgänger. Wo fangen wir mit der Suche an?«

»Hängt davon ab, wo wir runterkommen und was von uns noch übrig ist.« Harris bediente die Konsole, die vor dem Würfel stand, und das Bild drehte sich ein wenig. »Dort im Westen und Südwesten sind die Gruben. Wenn wir dort landen, können wir uns buchstäblich eingraben lassen. Da ist nichts außer diesen riesigen Robotbaggern und kilometerlangen Förderbändern, die den Abraum wegschaffen.«

»Was sind die geraden Linien?« fragte Skudder.

»Das sind Transportschienen. Die Magnetschienenbahnen bedecken das ganze Gebäude bis an die Schleifen. Wenn sie noch in Betrieb sind, dann haben wir viel größere Chancen. Wir könnten dann versuchen, die Kraftwerke zu erreichen oder die unterirdischen Speicherbänke. Oder das, was die Moroni dort errichtet haben.«

»Was?«

»Keine Ahnung.« Er zuckte die Achseln. »Schätze, wir werden es erkennen, sobald wir es sehen.«

Charity nickte besorgt.

»Diese ganze Anlage ist so gewaltig«, sagte Skudder. »Wenn die Moroni dort oben wirklich irgend etwas aufgebaut haben, das uns auf der Erde gefährlich werden könnte, dann wird es mindestens genauso groß sein. Wir könnten nur ein paar Beulen hineinbomben, mehr nicht.«

»Irrtum«, sagte Harris. »Deshalb haben wir dieses kleine Ungeheuer hier dabei«, fügte er erklärend hinzu und tätschelte die Kiste, auf der er saß. »Zwölf Megatonnen Deuterium-Tritium. Das gute Stück stammt aus einem russischen Arsenal; es war ursprünglich für Kanalausschachtungen im Ural gedacht. Bevor sich jemand Gedanken über Fallout gemacht hat. Die Moroni kamen, ehe die Russen das Baby wieder auseinandernehmen konnten.« Er lächelte den Würfel an, und zum ersten Mal zeigte sich aufrichtige Freude auf seinem Gesicht. »Und unser liebenswerter Helfer hier wird so nett sein, die Rolle des Zünders zu übernehmen.«

»Wie?« fragte Charity knapp.

»Mit ein wenig Improvisation und der entsprechenden Begeisterung für die Sache.« Harris deutete auf ein Bauteil an der Frontseite der Kiste, das im Vergleich zum angelaufenen Metall drumherum neu und sauber wirkte. »Wir haben einen Adapter gebastelt.«

Sehr zuverlässig, dachte Charity mißmutig. Ich vertraue diesem sogenannten Adapter genausowenig wie den Leuten, die ihn gebastelt haben.

»Einen Moment mal«, sagte Skudder, der unwillkürlich einen Meter zurückgewichen war. »Das da ist eine Bombe?«

»Aber natürlich«, sagte Harris liebenswürdig. »Eine erstklassige Wasserstoffbombe aus sowjetischer Produktion, solide und zuverlässig, nicht dieser neumodische Moroni-Schnickschnack.« Er warf dem Indianer einen Blick zu, und an seinen Augenwinkel zeichneten sich winzige Falten ab. »Ich verstehe, man hat versäumt, Sie über unsere Fracht zu unterrichten.«

Charity seufzte und ignorierte den düsteren Blick, den ihr Skudder zuwarf. »Mach nicht so ein Gesicht«, sagte sie. »Wie transportieren wir das Ding?«

»Keine Ahnung.« Harris schien sich großartig zu amüsieren. »Ich glaube, bei diesem Unternehmen ist zuviel gehandelt und zuwenig geplant worden. Notfalls werden wir sie tragen müssen.«

»Nichts leichter als das«, murmelte Skudder.

»Auf dem Mond wird es leichter sein«, erwiderte Harris. »Ziemlich genau fünf Sechstel leichter. Wir haben diesen Transportschlitten außen an der Hülle, den wir aus einem havarierten Moroni-Gleiter gebaut haben.«