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Cara nickte, und ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen.

»Ich kenne sie, genau wie er. Ich teile seine Magie und damit seine Kenntnis von der Nachricht.«

»Ulic, Egan«, sagte Richard, »schafft die Soldaten raus. Schließt die Türen. Sorgt dafür, daß niemand hereinkommt.«

Während Ulic und Egan die Soldaten nach draußen geleiteten, packte Richard den Legaten am Kragen seines Gewandes und riß ihn hoch. Er wuchtete ihn auf einen Stuhl, dann baute er sich vor dem plötzlich lammfromm wirkenden Führer der Andolier auf.

Schwer atmend packte Richard das Amulett und Rainas Strafer. Seine Kinnmuskeln spannten sich, als er auf das Gesicht des Legaten zeigte.

»Raus mit der Nachricht. Und Ihr tätet gut daran, sie wahrheitsgemäß wiederzugeben. Tausende von Menschen sind schon gestorben, weil Ihr Euer Eintreffen hinausgezögert habt, um Euch zu betrinken.«

»Die Nachricht von den Winden ist für zwei Menschen bestimmt.«

Richard sah auf. Die Worte waren nicht allein aus dem Mund des Legaten gekommen, sondern auch aus Caras. Sie hatte die Worte mit ihm gemeinsam gesprochen.

»Kennt Ihr die Nachricht ebenfalls, Cara, genau wie er?«

Die Mord-Sith wirkte genauso überrascht wie Richard. »Sie … ist mir eingefallen, als sie ihm einfiel. Ich wußte nur, daß er eine Nachricht hatte. Er kannte sie erst, nachdem er sie ausgesprochen hatte. Und ich habe sie im selben Augenblick gewußt wie er.«

»Für wen ist die Nachricht bestimmt?«

Kahlan ahnte es bereits.

»Für den Zauberer Richard Rahl und für die Mutter Konfessor, Kahlan Amnell.« Wieder hatten beide gesprochen.

»Wie lautet die Nachricht?«

Kahlan wußte es. Sie stellte sich neben Richard, nahm seine Hand und hielt sie fest, als ginge es ums nackte Leben.

Der Saal war menschenleer bis auf Richard, Kahlan, Cara, den Legaten Rishi und die sechs Schwestern, die unter einem der Tische kauerten. Die Lampen überall im Saal verdunkelten sich, als hätte jemand ihre Dochte heruntergedreht. Sie alle wurden in ein unheimliches, flackerndes Licht getaucht.

Der Legat, dessen Gesicht jeden Ausdruck verloren hatte, schien in einen Trancezustand verfallen zu sein. Er stand vom Stuhl auf, während ihm das Blut noch immer vom Kinn tropfte. Er hob den Arm und deutete auf Richard. Diesmal sprach nur er.

»Die Winde rufen dich, Zauberer Richard Rahl. Magie wurde aus dem Tempel der Winde entwendet und in dieser Welt dazu benutzt, Unheil anzurichten. Du mußt heiraten, um in den Tempel der Winde zu gelangen.

Dein Weib wird eine Frau mit Namen Nadine Brighton sein.«

Unfähig zu sprechen, legte Richard Kahlans Linke auf sein Herz und hielt sie dort mit beiden Händen fest.

Cara hob mechanisch den Arm und deutete auf Kahlan. Diesmal sprach nur sie, mit förmlich kalter, herzloser Stimme.

»Die Winde rufen dich, Mutter Konfessor Kahlan Amnell. Magie wurde aus dem Tempel der Winde entwendet und in dieser Welt dazu benutzt, Unheil anzurichten. Du mußt heiraten, um Zauberer Richard Rahl zu helfen, in den Tempel der Winde zu gelangen.

Dein Gemahl wird ein Mann mit Namen Drefan Rahl sein.«

Richard sank auf die Knie. Kahlan sank neben ihm nieder.

Sie glaubte, etwas fühlen zu müssen. Dabei empfand sie nur dumpfe Benommenheit. Es war wie ein Traum.

Sie hatte nicht geglaubt, daß es jemals so weit kommen würde. Und jetzt, da es geschah, ging alles viel zu schnell, so als stürzte sie Halt suchend über eine Klippe, ohne etwas greifen zu können, das ihren Sturz bremste, während sie in eiskalte Finsternis fiel.

Es war vorbei. Alles war vorbei. Ihr Leben, ihre Träume, ihre Zukunft, ihre Freude – vorbei. Blieb nur noch, diese Farce bis zum Ende durchzustehen.

Richard war aschfahl im Gesicht, als er aufsah. »Cara, ich flehe Euch an, tut uns das nicht an.« Seine Stimme brach. »Bei den Gütigen Seelen, Cara, tut uns das nicht an.«

Caras kalte blaue Augen hielten seinem Blick stand.

»Ich tue Euch das nicht an. Ich überbringe nur die Nachricht von den Winden. Wenn Ihr den Tempel der Winde betreten wollt, müßt Ihr Euch beide mit den Bedingungen einverstanden erklären.«

»Warum muß Kahlan heiraten?«

»Die Winde verlangen eine jungfräuliche Braut.«

Richards Blick zuckte hinüber zu Kahlan. Er wandte sich wieder Cara zu.

»Sie ist keine Jungfrau.«

»Doch, das ist sie«, widersprach Cara.

»Nein! Ist sie nicht!«

Kahlan legte ihre Stirn an Richards Wange, schlang die Arme um seinen muskulösen Hals und schmiegte sich an ihn.

»Doch Richard, das bin ich«, sagte sie leise. »In dieser Welt bin ich das. Shota hat es mir erklärt. Für die Seelen zählt das allein. In dieser Welt, in unserer Welt, in der Welt des Lebendigen, bin ich noch Jungfrau. Wir waren in einer anderen Welt zusammen. Hier gilt das nicht.«

»Das ist verrückt«, entgegnete er leise mit heiserer Stimme. »Das ist einfach verrückt.«

»Es erfüllt die Anforderungen der Winde«, hielt Cara dagegen.

»Dies ist die einzige Chance, die man Euch bieten wird«, verkündete der Legat. »Ergreift Ihr sie nicht, endet damit die Verpflichtung der Winde, den Schaden wiedergutzumachen.«

»Cara, bitte«, flehte Richard. »Bitte … tut das nicht. Es muß doch einen anderen Weg geben.«

»Dies ist der einzige Weg.« Cara ragte in ihrer roten Lederkleidung vor ihnen auf. »Es liegt an Euch, ob ihr den Schaden beheben wollt. Ihr müßt einwilligen. Folgt ihr dem Ruf nicht, wird er kein zweites Mal erfolgen, und die freigesetzte Magie wird ungehindert wüten.«

»Die Winde wollen Eure Antwort hören«, forderte der Legat. »Ihr müßt beide aus freiem Willen zustimmen. Die Hochzeit muß in jeder Hinsicht gültig sein. Die Ehe muß auf Lebenszeit geschlossen werden. Ihr müßt beide mit ehrlichen Absichten heiraten und Euren Angetrauten treu sein.«

»Er spricht die Wahrheit der Winde. Wie lautet Eure Antwort?« fragte Cara mit einer Stimme kalt wie Eis.

Kahlan sah Richard durch einen tränenverhangenen Schleier an. Sie bemerkte, wie hinter seinen Augen in diesem Moment sein Leben zu Ende ging.

»Es ist unsere Pflicht. Nur wir können diese Menschen retten, aber wenn du es verlangst, Richard, werde ich ablehnen.«

»Wie viele Rainas müssen noch in meinen Armen sterben? Ich kann dich nicht um den Preis eines weiteren Menschenlebens bitten, mich zu nehmen.«

Kahlan unterdrückte ihr Schluchzen. »Gibt es eine Möglichkeit … weißt du eine Möglichkeit, wie wir die Pest aufhalten könnten?«

Richard schüttelte den Kopf. »Leider nein. Ich habe dich im Stich gelassen. Ich habe keinen Ausweg aus dieser Geschichte gefunden.«

»Du hast mich nicht im Stich gelassen, Richard. Ich könnte es nicht ertragen, der Grund dafür zu sein, daß noch mehr Menschen sterben wie Raina heute.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals. »Ich liebe dich, Richard.«

Richard zog ihren Kopf mit seiner großen Hand zu sich. »Dann sind wir uns also einig. Wir müssen es tun.«

Richard zog sie im Aufstehen hoch. Sie hatte ihm noch so viel zu sagen, doch brachte sie kein Wort heraus. Als sie in Richards Augen blickte, wußte sie, daß Worte überflüssig waren.

Sie wandten sich Cara und dem Legaten zu.

»Ich willige ein. Ich werde Nadine heiraten.«

»Ich willige ein. Ich werde Drefan heiraten.«

Kahlan sank Richard in die Arme, als sie die Kontrolle über ihre Tränen verlor. Sie schluchzte gequält. Richard umarmte sie und zerdrückte sie dabei fast.

Im Nu waren Cara und der Legat zur Stelle und zerrten sie auseinander.

»Ihr seid beide anderen versprochen«, sagte Cara. »Das ist Euch ab jetzt nicht mehr gestattet. Ihr müßt Euren Angetrauten treu sein.«

Kahlan sah Richard, vorbei an dem Legaten, in die Augen. Sie wußten beide, daß dies ihre letzte Umarmung gewesen war.

In diesem Augenblick brach für sie eine Welt zusammen.

56

Kahlan und Richard saßen voneinander getrennt, zwischen ihnen der Legat und Cara. Kahlan hörte, wie die Doppeltür sich öffnete. Es waren Nadine und Drefan. Ulic ließ sie herein, dann schloß er die Tür wieder.