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»Gehen wir besser ins Haus«, schlug Kara vor. Sie runzelte in gespieltem Ärger die Stirn. »Dieser Narr Cord! Angella hat ihm mindestens zehnmal verboten, mit seinen Tieren in den Hof zu kommen. Irgendwann einmal wird ein Unglück geschehen.«

Sie gingen zurück und die Treppe hinauf. Cord zerrte heftig an den Ketten, und einer der beiden Hunde beruhigte sich tatsächlich. Der andere gebärdete sich dafür immer wilder. »Was sind das für Tiere?« fragte Elder.

Kara betete, daß er ihrem Gesicht nichts von der Erleichterung ansah, die sie spürte. Sie hatte gehofft, daß Elder noch nie einen Suchhund gesehen hatte. Ihr ganzer Plan stand und fiel mit dieser Annahme. »Kampfhunde«, sagte sie. »Cord ist ganz vernarrt in diese Bestien.«

»Sie sehen gefährlich aus«, bemerkte Elder nervös.

»Das sind sie auch«, bestätigte Kara. »Ich schätze, wenn sie so richtig in Fahrt sind, könnten sie selbst einem Waga gefährlich werden.« Hrhon schenkte ihr einen beleidigten Blick, und Kara beeilte sich, ihre Worte ein wenig abzuschwächen. »Jedenfalls würden sie ihm einige Schwierigkeiten machen.«

»Die scheint dein Freund da auch zu haben«, sagte Elder und deutete auf Cord, dem es sichtlich Mühe bereitete, das tobende Tier im Zaum zu halten.

»Du hast recht«, sagte Kara besorgt. »Laß uns ins Haus gehen. Cord wird schon mit ihnen fertig. Sie beruhigen sich, sobald sie dich und Donay nicht mehr sehen. Sie sind auf Fremde abgerichtet«, fügte sie mit einem fast verlegenen Lächeln hinzu.

Im gleichen Moment erscholl hinter ihnen ein Schrei, und als Kara herumfuhr, sah sie, wie Cord stürzte und eine der Ketten losließ. Mit einem schrillen Heulen raste der Hund los - direkt auf sie zu!

»Ins Haus!« schrie Kara. »Schnell!«

Ihre Aufforderung wäre gar nicht mehr nötig gewesen, denn Elder und auch Donay hatten sich bereits herumgedreht und versuchten, beide gleichzeitig durch die Tür zu stürmen. Zu Karas heimlicher Freude stellte sich zumindest Donay dabei so ungeschickt an, daß sie sich gegenseitig behinderten. Kara folgte ihnen dichtauf, wobei sie einen raschen Blick über die Schulter zurückwarf. Was sie sah, spornte sie zu noch größerer Eile an: Der Hund raste mit gewaltigen Sätzen auf sie zu, und der Anblick erfüllte für einen Moment selbst sie mit Schrecken.

Cord hatte ihr versichert, daß das Tier sie nicht angreifen würde. Aber der Anblick der langen, gebleckten Reißzähne und der gewaltigen Muskeln unter der glatten Haut ließen ihr Herz einen erschrockenen Sprung machen. Sie warf sich durch die Tür, prallte gegen Elder und klammerte sich instinktiv an ihm fest. Hinter ihr kam Hrhon herein, drehte sich unter der Tür herum und hob die Fäuste vor die Brust.

»Hrhon!« schrie Kara. »Die Tür!«

Falls Hrhon ihre Worte überhaupt hörte, dann war es zu spät, um darauf zu reagieren. Der Hund heulte schrill auf, stieß sich am Fuß der Treppe ab und flog wie ein lebendes Geschoß auf den Waga zu.

Er hatte nur ein Viertel von Hrhons Gewicht, aber die Kraft, die in seinem Sprung lag, war ungeheuerlich. Der Waga taumelte und ruderte hilflos mit den Armen, ehe er mit einem überraschten Keuchen nach hinten fiel. Der Hund blieb nur einen Wimpernschlag benommen liegen, ehe er wieder hochsprang - und sich mit gefletschten Zähnen auf Kara warf!

Kara erstarrte vor Schrecken. Sie hatte vorgehabt, Elder irgendwie zwischen sich und den Hund zu bringen, aber sie begriff plötzlich, daß sie dazu viel zu langsam war. Die gewaltigen Fänge öffneten sich...

... und plötzlich fühlte sich Kara gepackt und zur Seite gerissen. Sie fiel auf die Knie, und im gleichen Augenblick hörte sie ein schreckliches, schnappendes Geräusch, gefolgt von Elders keuchendem Schmerzensschrei.

Hrhon und sie kamen fast im gleichen Moment wieder auf die Füße und eilten zu ihm. Elder lag auf dem Rücken, hatte den linken Arm schürzend vor Gesicht und Kehle gerissen und schlug mit der anderen Faust immer wieder auf den Hund ein, der sich in seinen rechten Oberschenkel verbissen hatte. Seine Fänge waren mühelos durch das Leder der Hose gedrungen.

Blut lief an Elders Bein herab und hatte die Schnauze des Hundes rot gefärbt. Elder schrie vor Schmerzen.

Nicht einmal zu zweit gelang es ihnen auf Anhieb, das Tier von Elder wegzuzerren. Kara schloß die Hände um die Kette des Hundes und zog mit aller Kraft daran, während Hrhons gewaltige Pranken den Brustkorb des Tieres umspannten und es von seinem Opfer wegzureißen versuchte.

»Hrhon!« schrie Kara. »Tu etwas!«

Hrhon versuchte, die Kiefer des Hundes auseinanderzuzwingen und mußte zu seiner Verblüffung feststellen, daß nicht einmal seine gewaltigen Körperkräfte das vermochten. Elder brüllte mittlerweile wie am Spieß - und Kara registrierte voller Schrecken, daß seine Bewegungen merklich an Kraft verloren hatten. Die Blutlache, in der er lag, war größer geworden. Verdammt, sie wollten ihn nicht umbringen!

Auch Hrhon mußte erkannt haben, daß aus dem Spiel unvermittelt tödlicher Ernst zu werden drohte, denn er ließ von seinen fruchtlosen Bemühungen ab, die Kiefer des Hundes zu öffnen, ballte die Faust und versetzte dem Tier einen Hieb zwischen die Ohren, der den Hund wie einen gefällten Baum zur Seite kippen ließ. Und auch Elder verlor in dem Moment das Bewußtsein.

Kara beugte sich hastig über ihn und überzeugte sich davon, daß er noch lebte, dann wandte sie sich Hrhon zu und half ihm, die Kiefer des bewußtlosen Hundes behutsam zu öffnen. Selbst jetzt fiel es ihnen schwer, was Kara einigermaßen verwunderte.

Sie hatte nie gehört, daß sich Suchhunde derart in ihre Opfer verbeißen. Hatte das Tier etwas in Elder gesehen, was es so rasend gemacht hatte?

Irgend jemand trat neben sie, und dann vernahm sie Cords Stimme. »Lebt er noch?«

Kara sah mit einem Ruck auf. Ihre Augen sprühten vor Zorn, der nicht gespielt war. »Wen meinst du?« schnappte sie. »Elder oder deinen verdammten Köter?« Sie fing einen warnenden Blick Donays auf; gleichzeitig spürte sie, wie sich der Körper neben ihr zu bewegen begann. Elder wachte auf.

»Wenn du Elder meinst«, fuhr sie erregt und mit nur noch mühsam beherrschter Stimme fort, »dann lautet die Antwort ja. Aber das ist ganz bestimmt nicht dein Verdienst!«

»Kara, es tut mir leid...«

»Wie oft hat Angella dir verboten, diese verdammten Viecher mit in die Festung zu bringen?« Kara stand auf und warf einen raschen Blick in Elders Gesicht. Seine Augen waren trüb vor Schwäche und Qual. Die Wunde in seinem Bein blutete noch immer, obwohl Donay mittlerweile einen Streifen aus seinem Mantel gerissen hatte und versuchte, damit die Blutung zu stillen. »Dieses Monster hätte ihn um ein Haar umgebracht! Ich verlange, daß du es tötest! Und den anderen Hund auch!«

Cord starrte sie völlig entgeistert an, und erst da wurde Kara klar, wie bitter ernst ihr diese Worte waren. Obwohl es ihre Idee gewesen war, haßte sie den Hund in diesem Augenblick so sehr, daß sie sich beherrschen mußte, um nicht ihr Messer zu ziehen und ihm auf der Stelle die Kehle durchzuschneiden.

»Aber...« versuchte Cord zu entgegnen.

»Bring ihn weg!« unterbrach ihn Kara schreiend. »Und geh mir aus den Augen! Bevor ich mich vergesse, Cord!«

Der Krieger starrte sie noch einen Atemzug lang zutiefst verwirrt an, dann bückte er sich, hob den reglosen Hund ächzend auf die Arme und wankte mit seiner Last aus dem Haus.

Kara beugte sich wieder zu Elder hinab. Sein Gesicht war grau, und er stöhnte leise. Aber ein rascher Blick zeigte Kara, daß es Donay mittlerweile gelungen war, die Blutung zu stoppen. In diesem Moment eilten Aires und zwei weitere Krieger die Treppe herab, angelockt durch Elders Schreie - und die Tatsache, daß Aires gewußt hatte, was passieren würde. Trotzdem zuckte sie erschrocken zusammen, als sie die gewaltige Blutlache erblickte. »Was ist passiert?«