Выбрать главу

»Warum sollte ich so etwas tun?« fragte der Kapitän. »Außerdem liegt es bereits auf Grund, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«

»Du weißt ganz gut, was ich meine«, sagte Elder unwillig. »Und der Unterschied ist ganz einfach der, daß wir dein Schiff sowieso bekommen - aber es liegt an dir, ob du und deine Leute dann noch am Leben sind oder nicht. Also?«

Der Kapitän wollte antworten, aber er kam nicht dazu.

Etwas traf mit unvorstellbarer Wucht den Schiffsrumpf und ließ ihn dröhnen wie eine hundert Meter lange, gußeiserne Glocke, und mit Ausnahme Karas, die sich instinktiv am Türrahmen festklammerte, fegte die Erschütterung jedermann im Kommandoraum von den Füßen. Auch Elder. In fast jeder anderen Situation wäre die Besatzung in diesem Moment über die beiden Eindringlinge hergefallen, aber die Männer schienen von der plötzlichen Erschütterung ebenso überrascht wie Kara und Elder zu sein, und als sie sich von dieser Überraschung erholt hatten, war Elder bereits wieder auf den Beinen und schwenkte drohend seine Waffe.

»Also?« fragte er. »Wie es aussieht, bleibt dir nicht mehr allzu viel Zeit, dich zu entscheiden.« Wie um dem zögerlichen Kapitän ein wenig auf die Sprünge zu helfen, hob er demonstrativ seine Waffe und zielte auf ein weiteres Pult.

»Nicht«, sagte der Kapitän hastig. »Ich tue, was du verlangst. Wenn du auf die falsche Stelle schießt, fliegen wir hier alle in die Luft!«

»Gut zu wissen«, grinste Elder.

Kara warf gelegentlich einen Blick über die Schulter in den Gang zurück. Bisher schien niemand außerhalb dieses Raumes ihr Eindringen bemerkt zu haben. Trotzdem machte sie sich nichts vor.

Sie standen zu zweit fünf Gegnern gegenüber, und jeder von ihnen war ein ausgebildeter Soldat. Sie durften ihr Glück nicht überstrapazieren.

»Beeil dich«, sagte sie an Elder gewandt.

Elder fuchtelte mit seiner Waffe, als der Kapitän noch immer zögerte. »Du hast sie gehört.«

Kara versuchte, einen Blick auf den Monitor zu erhaschen, während der Kapitän an seine Kontrollen trat und in rascher Folge Schalter umzulegen begann. Aber sie konnte nicht viel erkennen. Die Soldaten auf dem Strand kämpften gegen einen Gegner, der sie von zwei Seiten angriff: aus der Deckung der Felsen heraus und vom Ende des Tunnels. Sie konnte nicht sehen, um wen es sich dabei handelte.

Der Kommandant legte einen Hebel nach dem anderen um, und allmählich begann sich etwas in der Geräuschkulisse des Schiffes zu ändern. Kara konnte nicht sagen was - aber irgend etwas tat sich.

Ein unsichtbar angebrachter Lautsprecher knackte, dann sagte eine Stimme aus dem Irgendwo: »Steeler hier, Maschinenraum. Das ist doch nicht Ihr Ernst, Commander. Bitte begründen Sie diesen Befehl!«

Der Kapitän sah Elder stirnrunzelnd an. Elder überlegte einen Moment, dann nickte er widerstrebend. »Sagen Sie etwas«, sagte er, »bevor er Verdacht schöpft. Keine Tricks!«

Commander berührte eine Taste. »Steeler? Sie haben richtig verstanden. Schalten Sie die Reaktoren ab.«

»Aber ich brauche eine Woche, um sie wieder hochzufahren«, erwiderte Steeler noch immer ungläubig.

»Das war ein Befehl, Steeler«, erklärte Commander mit fester Stimme. »Schalten Sie die Generatoren ab.«

»Ich denke ja nicht daran«, antwortete Steeler. »Ich komme rauf. Das will ich aus Ihrem eigenen Mund hören!« Ein scharfes Knacken verkündete das Ende der Sprechverbindung.

»Verdammt!« Elder biß sich zornig auf die Unterlippe. »Das war doch ein Trick, oder?«

»Du hast Steeler gehört«, antwortete Commander gelassen. »Ich kann nichts tun. Er hat seinen eigenen Kopf, wenn es um seine Maschinen geht.« Er sah erst Elder, dann Kara durchdringend an. »Gebt auf, ihr habt keine Chance. Selbst wenn ihr Steeler auch noch kidnappt - ihr könnt nicht die ganze Besatzung gefangennehmen.«

»Er hat recht, Elder«, sagte Kara. »Laß uns von hier verschwinden, so lange wir es noch können!«

Elder überlegte fieberhaft. Kara konnte sich vorstellen, was in ihm vorging. Die Vorstellung, dieses phantastische Fahrzeug in seine Hand zu bekommen, mußte eine ungeheure Verlockung für ihn darstellen. Aber ihre Chancen standen wirklich erbärmlich schlecht - vorsichtig formuliert.

»Das Mädchen hat recht«, sagte Commander. Er streckte vorsichtig die Hand aus. »Gib mir die Waffe. Ich verspreche dir, daß wir euch am Leben lassen.«

»So habe ich das nicht gemeint«, sagte Kara, und Elder nickte bekräftigend, hob seine Waffe und ließ den grellen Laserstrahl in einer weit ausholenden Bewegung durch den Raum kreisen.

Flammen und Funken stoben auf. Bildschirme explodierten in grellweißen Stichflammen und überschütteten den Raum mit glühenden, scharfkantigen Glassplittern und Feuer. Männer warfen sich mit entsetzten Sprüngen in Deckung, und in das noch immer anhaltende Heulen der Alarmsirenen mischte sich ein zweiter, schriller Ton.

Elders Laserstrahl hinterließ eine Spur der Zerstörung. Trotzdem glaubte Kara nicht, daß sie dieses gewaltige Schiff ernsthaft in Gefahr bringen konnten. Doch jeder Schaden, den sie dem Feind zufügten, konnte ihnen nutzen.

»Das reicht«, sagte sie und winkte Elder. »Los jetzt - raus hier!«

»Sofort!« Elder hatte einen Monitor erspäht, den er noch nicht zerstört hatte, und jagte einen gezielten Schuß hinein.

Dann war er mit einem Satz auf dem Gang draußen, zog die schwere Eisentür mit einem Ruck zu und verschweißte das Schloß mit einem Schuß aus seiner Laserpistole.

Als sie sich umwandten, um zur Leiter zu laufen, erschien der Kopf eines grauhaarigen Mannes über dem Schachtrand. Sein Gesicht war rot vor Zorn; und seine hektischen Bewegungen verrieten den Grad seiner Erregung. Steeler.

Elder gab im Laufen einen Schuß auf ihn ab. Er verfehlte ihn.

Neben Steelers Gesicht sprühten weißglühende Funken auf und trieben ihn hastig in den Schacht zurück. Kara war sehr sicher, daß Elder absichtlich vorbeigeschossen hatte.

Sie erreichten die Leiter, die zum Turm hinaufführte, aber Elder winkte hastig ab, als Kara nach den Metallsprossen greifen wollte. Er gab zwei, drei ungezielte Schüsse in die nächstuntere Etage ab, wohin Steeler verschwunden war, sprang mit einem Satz über den Schacht hinweg und sah sich wild um. Auf dem Gang vor ihnen öffnete sich eine Tür. Elder schoß, und sie wurde hastig wieder zugeschlagen.

Wie von Furien gehetzt rannten sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sonderbarerweise wurden sie nicht angegriffen, ja, nicht einmal aufgehalten, bis sie den Laderaum erreicht hatten, durch den sie auch hereingekommen waren. Wahrscheinlich waren wirklich alle Soldaten von Bord gegangen, so daß sie es nur mit ein paar verschreckten Matrosen und Technikern zu tun hatten.

Elder warf die Tür hinter sich zu, verschweißte auch sie mit einem gezielten Laserschuß und begann dann an einer der kristallenen Flugscheiben herumzuzerren, die noch in ihren Tragegestellen lag. Es dauerte einen Moment, bis Kara begriff, was er überhaupt vorhatte, aber dann half sie ihm. Mit vereinten Kräften wuchteten sie die Scheibe zu Boden. Elder begann mit fliegenden Fingern nach irgend etwas zu suchen, womit er sie einschalten konnte, während Kara einen besorgten Blick nach oben warf. Die Lichtkugel brannte noch immer, und vom Strand her zuckte ein wahres Gewitter verschiedenfarbiger Lichtblitze herüber. Sie hörte Schreie und dumpfe Explosionen.

»Verdammt!« fluchte Elder. »Irgendwie muß dieses Scheißding doch angehen!« Er schlug wütend mit der Faust auf das halb durchsichtige Kristall und sah zu Kara auf. Mit der anderen Hand deutete er auf die Metallschränke und -kisten, die sich im rückwärtigen Teil des Lagerraums befanden. »Sieh zu, ob du irgend etwas findest, was uns nutzt. Ich schätze, wir bekommen gleich Besuch!«

Kara gehorchte. Elders Verhalten gab ihr immer mehr Rätsel auf - sie hatte gewußt, daß er sich eine Zeitlang mit dem technischen Erbe der Alten Welt beschäftigt hatte. Aber er verstand ihrer Meinung nach beinahe ein wenig zuviel von der Funktion all dieser fremdartigen Maschinen und Apparaturen. Einen Moment lang hatte sie sogar geglaubt, daß er zu ihnen gehörte; irgendwie. Aber wieso wußte er dann nicht einmal, wie man eine Flugscheibe einschaltete?