Выбрать главу

Sie verscheuchte den Gedanken und machte sich daran, die Schränke und Kisten zu durchsuchen. Die meisten waren verschlossen, und in den anderen fand sie buchstäblich Tausende verschiedener Dinge, von denen ihr nicht ein einziges etwas sagte. Schließlich wählte sie eine Anzahl von Gegenständen aus, die ihr noch die größte Ähnlichkeit mit irgendeiner Art von Waffe zu haben schien, und trug sie zu Elder zurück.

Elder warf das meiste einfach achtlos zu Boden und behielt nur ein schwarzes, klobiges Kästchen, auf dessen Oberseite sich zwei kleine rote Tasten befanden. Gleichzeitig berührte er eine Stelle am Rand der Flugscheibe, und das Kara schon bekannte Singen und Pfeifen hob an. Die Scheibe glitt in die Höhe.

»Gibt es noch mehr von diesen Dingern?« Elder deutete mit dem Kinn auf das Kästchen in seiner Hand.

Kara nickte. »Eine ganze Kiste. Zehn oder zwölf, mindestens. Soll ich sie holen?«

Elders Finger berührten in einem raschen, verwirrenden Rhythmus die beiden Tasten, und auf der gerade noch ebenmäßigen Oberfläche des Kästchens begannen grüne Leuchtbuchstaben zu flackern. »Nein«, sagte er. »Bring das zurück und leg es zu den anderen.«

»Du verstehst eine Menge von solchen Sachen, wie?« fragte Kara mißtrauisch. »Wie kommt das?«

Elder zögerte. »Ich erkläre es dir«, sagte er schließlich, »sobald wir hier raus sind. Aber jetzt bring das Ding zurück und komm. Wir haben noch genau fünf Minuten.«

Kara trug das Kästchen zu der Kiste zurück, dann kletterte sie neben Elder auf die schwankende Flugscheibe hinauf, und sie stiegen langsam in die Höhe.

Als sie über den Rand der Ladeluke glitten, durchschnitt ein grüner Lichtstrahl die Luft und traf Elder in die Brust. Lautlos glitt er nach hinten, stürzte auf das Deck zurück und schlug schwer auf dem stählernen Boden auf.

Durch die jähe Gewichtsveränderung geriet die Scheibe für einen Moment ins Trudeln - und das rettete Kara das Leben.

Ein zweiter Lichtblitz stach nach ihr und hätte sie unweigerlich getroffen, wäre sie nicht mitsamt ihres Fluggefährts zur Seite gekippt. Sie torkelte, fiel auf die Knie herab und kämpfte einen Moment lang verzweifelt darum, nicht zu stürzen. Gleichzeitig versuchte sie zu erkennen, wer auf sie schoß.

Drei Mann waren auf dem Turm erschienen. Ein weiterer tauchte in der kleinen Luke davor auf; auch er legte sofort auf sie an.

Kara hantierte verzweifelt an den Kontrollen der Scheibe.

Als Elder das Gerät bedient hatte, hatte es so leicht ausgesehen, aber ihre eigenen Versuche führten nur dazu, daß die Scheibe immer wildere Sprünge ausführte und es ihr immer schwerer fiel, sich auf ihrer Oberfläche zu halten. Allerdings gab sie so auch ein sehr schwer zu treffendes Ziel ab. Die Männer schossen noch immer auf sie, aber sie konnten lediglich darauf hoffen, einen Zufallstreffer anzubringen. Im Zickzack glitt die Scheibe über das Deck des Bootes, näherte sich gefährlich dem Turm und raste dann fast im rechten Winkel auf das Wasser hinaus und auf den Strand zu. Kara verwandte eine halbe Sekunde darauf, sich den Kampf am Ufer anzuschauen. Das Zucken der grünen und weißen Lichtblitze hielt immer noch an, aber die Uniformierten schienen die Oberhand zu gewinnen: In der Luft über ihnen kreisten nur noch zwei oder drei gewaltige Käfergestalten; eine sehr viel größere Anzahl lag verkohlt am Strand oder im seichten Wasser. Elders Männer hatten gegen einen derart überlegen bewaffneten und rücksichtslosen Gegner keine Chance gehabt!

Allmählich brachte Kara die Flugscheibe in ihre Gewalt: Sie kauerte sich so eng auf ihr zusammen, wie sie konnte, denn sie rechnete damit, daß die Männer auf dem Schiff ihr Feuer verstärken würden, nun, da sie ein sicheres Ziel bot.

Das Gegenteil aber war der Fall.

Die grünen Blitze hörten plötzlich auf, nach ihr zu züngeln, und als Kara irritiert zum Schiff zurücksah, begriff sie auch den Grund: Aus der Ladeluke stiegen die beiden verbliebenen Flugscheiben empor. Die Männer hatten nicht sehr lange gebraucht, um die von Elder zugeschweißte Tür zu überwinden. Die beiden Scheiben kamen rasend schnell näher.

Fluchend hämmerte Kara auf den Kontrollen der Scheibe herum, erreichte aber nur, daß sie wieder zu trudeln begann.

Verzweifelt blickte sie zum Strand hinüber und versuchte die Zeit abzuschätzen, die sie noch brauchte, um ihn zu erreichen.

Sie würde es nicht schaffen, denn ihre Verfolger hatten noch an Tempo gewonnen. Entschlossen richtete sie sich auf der über der Wasseroberfläche dahinrasenden Scheibe auf, suchte mit gespreizten Beinen festen Halt und zog ihr Schwert.

Einer der beiden Männer hob sein Gewehr und drückte ab.

Kara wappnete sich gegen den entsetzlichen Schmerz, der alles auslöschen mußte. Aber der Schmerz kam nicht. Der grüne Lichtblitz traf die Scheibe, auf der sie stand, und ließ sie in Millionen winziger Splitter zerbersten. Eine halbe Sekunde lang flog Kara noch fast waagerecht über das Wasser, dann prallte sie auf und versank.

Der Aufschlag hatte ihr fast das Bewußtsein geraubt. Drei, vier Meter tauchte sie unter, preßte instinktiv die Lippen zusammen und machte instinktiv hilflose Schwimmbewegungen. Sie versuchte, den entsetzlichen Druck auf ihrer Brust zu ignorieren und öffnete die Augen. Überrascht stellt sie fest, daß es nicht dunkel um sie herum war - auch hier herrschte der gleiche, unheimliche graue Schimmer wie in der Höhle; die Wasseroberfläche über ihr spiegelte das gelbe Licht der Leuchtkugel wider, so daß sie einige Meter weit sehen konnte.

In der nächsten Sekunde wünschte sie sich, sie hätte ihre Augen besser nicht geöffnet.

Ein riesiger Schatten, mit Zähnen und Klauen und einem gewaltigen, schwarzbraun geschuppten Leib, bewegte sich rasend schnell auf sie zu! Wer, zum Teufel, hatte gesagt, daß dieses unterirdische Meer kein Leben beherbergte?

Voller Panik paddelte sie und trat Wasser, so schnell sie konnte. Prustend durchstieß sie die Wasseroberfläche und fiel zurück, noch ehe sie Zeit für einen Atemzug fand. Doch sie tauchte nicht weit unter, denn etwas schrammte so rauh wie Sandpapier an ihren Beinen entlang und katapultierte sie regelrecht aus dem Wasser. Im gleichen Moment griff eine starke Hand nach ihr, krallte sich in ihre Schulter und hielt sie fest.

Kara schrie gellend auf, vor ihrem inneren Auge entstand noch einmal das Bild des gewaltigen Ungeheuers, das sie gesehen hatte: riesig, geschuppt und mit entsetzlichen Krallen, die sie mit einem einzigen Hieb in Stücke reißen mußten.

Erst dann wurde ihr klar, daß man Luft brauchte, um schreien zu können. Abrupt öffnete sie die Augen und blickte in das Gesicht eines der beiden Männer, die sie verfolgt hatten.

Ihr Oberkörper lag auf der Kristallscheibe, die kaum eine Handbreit über dem Wasser schwebte. Mit einer kraftlosen Bewegung versuchte sie, die Hand beiseite zu schieben, die sie hielt, und erntete eine schallende Ohrfeige.

»Laß das!« sagte der Mann streng. »Oder du kannst zum Schiff zurückschwimmen.«

Eine schemenhafte Bewegung glitt durch das Wasser. Ein riesiger, plumper Umriß zog in einem großen, aber sehr schnellen Bogen um die Flugscheibe herum und kam wieder näher.

Der Mann auf der zweiten Scheibe bemerkte die Bewegung im gleichen Moment wie sie. Mißtrauisch runzelte er die Stirn und richtete seine Waffe auf das Wasser. »Da ist irgend etwas«, sagte er. »Irgend so ein verdammtes Vieh, das -«

Der Schatten machte einen regelrechten Satz; ein ungeheurer Schlag traf die Kristallscheibe und zerschmetterte sie, und das riesige Wesen griff nach dem Mann und zog ihn mit einem Ruck in die Tiefe.