Выбрать главу

»Das ist sehr freundlich«, sagte Kara, eine Spur kühler als bisher. »Aber wir halten hier nichts von Eurer Technik - Verzeihung«. Sie verbesserte sich, obwohl der Versprecher keiner gewesen war. »Von Technik überhaupt.«

»So?« sagte Karoll.

»Funkgeräte mögen ganz praktisch sein«, räumte Kara ein, »aber sie haben keine Gesichter. Und ich sehe denen, die mit mir reden, gerne in die Augen.«

»Ich glaube nicht, daß Karoll gekommen ist, um mit uns über die Nützlichkeit von Funkgeräten zu diskutieren«, mischte sich Cord ein. »Ihr bringt Neuigkeiten, nehme ich an. Gute?«

»Ich fürchte nein«, antwortete Karoll. »Wir haben eine Expedition in die Höhlen hinuntergeschickt, die Hauptmann Elder entdeckt hat. Es ist noch zu früh, um etwas Genaues zu sagen - aber ich fürchte, der Wasserspiegel fällt noch immer.«

»Was ist mit den Fremden?« fragte Kara. »Habt Ihr sie gefunden?«

»Ich fürchte nein«, sagte Karoll mit einem seltsamen, an Kara gewandten Blick. »Wir haben mehrere Gruppen losgeschickt - zwei davon mit Flößen weit hinein in die Höhle. Bisher konnten wir nicht die geringste Spur Eurer Fremden entdecken.«

Die Formulierung fiel Kara erst auf, als sie Cords Stirnrunzeln bemerkte.

»Meine Fremden?« sagte sie. »Wie meint Ihr das, Karoll? Glaubt Ihr, ich lüge - oder hätte mir das alles nur eingebildet?«

»Natürlich nicht«, antwortete Karoll hastig. »Verzeiht, wenn ich mich mißverständlich ausgedrückt hatte. Es ist nur so, daß wir nicht die kleinste Spur gefunden haben. Weder von ihnen noch von ihrem Fahrzeug.«

»Was denn für Spuren?« fragte Kara ärgerlich. »Vielleicht Fußabdrücke im Wasser?«

Diesmal kostete es Karoll schon weitaus mehr Mühe, seine Fassung zu wahren. Und Kara gab ihm nicht die Zeit, sich eine diplomatische, nichtssagende Antwort einfallen zu lassen, sondern fuhr fort: »Ich habe Euch erzählt, wie sorgfältig sie alle Beweise für ihre Anwesenheit vernichtet haben, oder? Was braucht Ihr noch?«

»Sind Eure toten Kameraden nicht Beweis genug, daß Kara die Wahrheit spricht?« fragte Tera. »Ich habe gehört, es waren sehr viele.«

»Einhundertsechsundzwanzig«, sagte Karoll. »Hauptmann Elder und sein Begleiter mitgezählt.« Den Drachenkämpfer, den sie zusammen mit den Gardesoldaten vom Seil geschossen hatten, erwähnte er gar nicht.

»Aber, daß es sie gibt, das gebt Ihr zu, ja?« fragte Kara böse. »Ich meine - Ihr glaubt nicht, daß ich mir das Massaker an Euren Leuten nur eingebildet habe?«

Karoll schien unter ihrem Blick zusammenzuzucken. In Wirklichkeit, das spürte Kara, beeindruckten ihn ihre Worte überhaupt nicht. Er druckste einen Moment herum. »Verzeiht, Kara. Ich weiß nicht genau, wie -«

»Redet ganz offen, Karoll«, sagte Cord. »Vergeßt einfach für einen Moment, wer Kara ist und wer wir sind.«

Karoll seufzte. »Wie Ihr wollt. Wir haben nichts von alledem gefunden, was Kara angeblich gesehen hat. Dort unten liegen hundertzwanzig tote Soldaten, das ist wahr. Aber es gibt keine Spur von geheimnisvollen Maschinen. Keine Spur von Männern mit unbekannten Waffen - oder einem Schiff, das unter Wasser zu fahren imstande ist.«

»Das waren Elders Worte, nicht meine«, sagte Kara und kehrte sofort wieder zum Thema zurück. »Wer glaubt Ihr wohl, hat Eure Soldaten getötet? Ich vielleicht?«

»Natürlich nicht«, antwortete Karoll. »Niemand behauptet, daß Ihr lügt, Kara, oder Euch diese Geschichte nur ausgedacht habt. Dort unten ist etwas Furchtbares passiert. Und bisher weiß niemand genau, was.«

»Aber ich -«

»Ihr«, unterbrach sie Karoll ruhig, aber mit großen Nachdruck, »wart mehr tot als lebendig, als man Euch fand. Ihr wart schwerverletzt, hattet hohes Fieber.« Er atmete hörbar ein. »Verzeiht. Aber Ihr wolltet, daß ich offen rede.«

»Glaubt Ihr denn wirklich, daß es ein Zufall ist?« fragte Storm.

»Was?«

Der Drachenkämpfer deutete auf Kara. »Lassen wir einmal beiseite, ob Kara die Wahrheit sagt oder einer Fieberphantasie erlegen ist. Aber die Höhle, von der sie berichtet hat, gibt es. Ebenso das unterirdische Meer unter der Stadt, dessen Wasserspiegel immer mehr sinkt. Und jemand hat Eure Leute getötet.«

Karoll seufzte, schüttelte den Kopf und faltete nachdenklich die Hände. »Ich verstehe Euch ja«, sagte er. »Bitte glaubt nicht, daß wir es uns leichtgemacht hätten. Falls Ihr es vergessen habt - die Existenz ganz Schelfheims könnte gefährdet sein, wenn Karas Geschichte der Wahrheit entspräche. Unsere Männer haben in den vergangenen zwei Wochen buchstäblich jeden Stein dort unten umgedreht, aber gefunden haben sie bisher nichts. Was erwartet Ihr jetzt von uns?«

»Und die toten Soldaten?« fragte Kara gereizt.

»Jeder kann sie getötet haben«, antwortete Karoll. »Es gibt Schmugglerbanden, die in den Kellern der Stadt leben. Manche von ihnen sind sehr groß und sehr gut bewaffnet. Es kann... alles mögliche passiert sein. Leider hat keiner der Männer überlebt, um Eure Aussage zu bestätigen.«

»Ihr braucht einen Zeugen?« fragte Kara. »Den könnt Ihr haben. Hrhon war dabei.«

»Der Waga, ich weiß.« Die Art, auf die Karoll das Wort Waga aussprach, brachte Kara fast zur Weißglut. »Aber ich fürchte, das reicht nicht.«

»Glaubt Ihr, daß er lügt?« fragte Kara scharf.

Karoll blieb ganz ruhig. »Es kommt nicht darauf an, was ich glaube«, sagte er. »Ich bin nur ein Bote, Kara. Was zählt ist, was man in Schelfheim glaubt. Und dort ist man nicht bereit, Vorbereitungen für einen Krieg zu treffen, nur aufgrund einer Geschichte, die ein -«

»Ein hysterisches Kind erzählt?« schlug Kara vor.

»- ein Waga und eine schwerverletzte junge Frau berichten, die mehr tot als lebendig aus einem fünf Meilen tiefen Abgrund geborgen wurden«, schloß Karoll unbeeindruckt. »Es tut mir leid.«

»Ja«, knurrte Kara. »Das sagtet Ihr bereits.«

Cord räusperte sich übertrieben. Diesmal war es Kara, die ihm einen ärgerlichen Blick zuwarf. »Lassen wir diese Sache einen Moment auf sich beruhen, Karoll«, sagte er. »Was habt Ihr über das Meer herausgefunden?«

»Daß es sehr groß ist«, sagte Karoll. »Ich meine - es ist gigantisch. Wir haben Männer losgeschickt, um es zu erkunden. Sie haben nach einem Tag kehrtgemacht, ohne sein Ufer auch nur gesehen zu haben.« Er verneigte sich leicht in Karas Richtung. »Die Stadt wird Euch ewig dankbar sein für diese Entdeckung.«

»Ihr kommt vom Thema ab, Karoll«, sagte Kara eisig.

Das Lächeln auf dem Gesicht ihres Gegenübers blieb unverändert ausdruckslos. »Nein, das komme ich nicht. Ihr dürft mir glauben, daß wir Eure Geschichte sehr ernst genommen haben - und noch nehmen. Fünfhundert unserer besten Soldaten sind ständig am Ufer des unterirdischen Meeres postiert, und sie sind mit allem ausgerüstet, was wir haben.«

»Ja«, sagte Kara abfällig. »Mit Eurer Technik, nicht?«

»Ich verstehe nicht, was Ihr gegen sie habt«, sagte Karoll. »Sie erleichtert das Leben ungemein.«

»Elders Leben hat sie nicht retten können«, antwortete Kara spitz. »Und wenn ich es recht überlege, dann habe ich Eure Technik bisher nur in dem Moment erlebt, wo es darum ging, Leben auszulöschen.«

Karells Miene verdüsterte sich, aber offenkundig war er ein guter Diplomat und hatte sich in der Gewalt. »Ihr mögt mir verzeihen, Kara, wenn ich diese Diskussion nicht weiterführen möchte. Die Technikfeindlichkeit des Hortes ist bekannt, und -«

»Mit Recht«, unterbrach ihn Kara erregt. Es fiel ihr immer schwerer, noch den Schein von Höflichkeit zu bewahren. »Sie bringt nichts als Unglück. Und sie nutzt keinem.«

»Aber waren es nicht die Drachenkämpfer, die für uns das Recht erkämpft haben, sie zu benutzen?« fragte Karoll sanft.