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Aires räusperte sich ein wenig zu laut, um Donays Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. »Du wolltest vom Angriff auf Schelfheim erzählen.«

Donays Gesichtsausdruck nach zu schließen, stand ihm der Sinn ganz und gar nicht danach. Aber er zuckte gehorsam mit den Schultern und begann: »Sie kamen zwei oder drei Stunden nach Mitternacht und griffen sofort an. Ich... habe nur ein Heulen gehört, wie ein...« Er suchte nach Worten. »Ein Bienenschwarm«, sagte er schließlich. »Dann waren sie plötzlich da und eröffneten das Feuer, überall zugleich.«

»Ohne Vorwarnung?« vergewisserte sich Aires. »Ohne irgendwelche Forderungen zu stellen? Kein Ultimatum? Keine Aufforderung zur Kapitulation, nichts?«

»Nichts von alledem«, bestätigte Donay. »Ich war draußen auf der Straße und habe alles genau gesehen. Sie müssen durch den Schlund geflogen sein, so tief, daß niemand sie gesehen hat. Sie tauchten plötzlich über der Klippe auf und schossen sofort. Es hat allein zehn Minuten gedauert, bis sich der erste Widerstand formiert hat.«

Aires runzelte die Stirn. »Ja. Kara hat von Rusmans... Verteidigung erzählt.« Sie überlegte einen Moment. »Du sagst, du warst in der Nähe des Schachtes, als sie angriffen?« Sie deutete auf Kara. »Kara und die anderen berichten, daß dort niemand überlebt hat.«

»Das stimmt«, sagte Donay. »Es war entsetzlich. Ein Teil von ihnen schoß direkt auf mich zu. Ich weiß nicht, was sie getan haben, aber... aber ich konnte sehen, wie auf der anderen Seite der Straße plötzlich alle umfielen. Alles Glas zersprang, und ich hörte einen entsetzlichen Ton, wie ich ihn nie zuvor im Leben vernommen hatte. Ein Heulen, das...«

»... dir das Gefühl gab, die Augen wollten dir aus dem Kopf springen«, sagte eine Stimme von der Tür her. »Und deine Zähne taten weh, nicht wahr?«

Nicht nur Donay blickte Elder verblüfft an, der in Cords Begleitung unter der Tür erschienen war und offensichtlich schon eine ganze Weile zugehört hatte. Mit gemächlichen Schritten kam er näher und fuhr in einem blasierten Tonfall fort, für den Kara ihn in diesem Augenblick haßte. »Eine Schallwaffe. Du hast verdammtes Glück gehabt, mein Freund. Zehn Meter weiter, und wir könnten mit deinen Knochen jetzt Sandsäcke füllen.«

»Schall?« fragte Aires. »Du meinst, sie benutzen... Lärm als Waffe?« Der Zweifel in ihren Worten war nicht zu überhören.

Elder nickte eifrig. »Ultrahohe Schallwellen«, bestätigte er. »Unhörbar, aber tödlich. Wenn sie intensiv genug sind, pulverisieren sie sogar Stahl. Ich habe euch gesagt, daß ihr es mit einer Macht zu tun habt, die euch grenzenlos überlegen ist. Es wäre wirklich besser, ihr würdet euch zurückhalten und es mir überlas...«

Er brach mitten im Wort ab, als er sah, was vor Aires auf der Tischplatte lag. Sein Gesicht wurde grau vor Schrecken.

»Großer Gott!« flüsterte er. »Seid ihr wahnsinnig, dieses Ding hierher...« Elder stockte abermals, sah plötzlich mit einem Ruck auf und blickte sich betroffen um.

»Ja?« fragte Aires alarmiert.

Elder blinzelte, fuhr sich nervös mit dem Handrücken über den Mund und trat mit raschen Schritten neben die Magierin.

Seine Hand zitterte, als er nach dem gläsernen Gehirn vor ihr griff. Aires ließ es widerstandslos geschehen.

Elder nahm das unheimliche Fundstück hoch, drehte es in den Händen - und atmete erleichtert auf.

»Was hast du, Elder?« fragte Aires. »Was ist daran so gefährlich?«

»Nichts«, antwortete Elder. Er lächelte entspannt und warf das Glasgehirn achtlos auf den Tisch zurück. »Nichts. Ich habe mich geirrt. Tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe. Ich habe das Ding im ersten Moment für etwas anderes gehalten.«

»Wofür?« fragten Aires und Kara wie aus einem Mund.

»Für... etwas, das zu erklären jetzt wirklich zu weit ginge«, sagte er ausweichend. »Es wäre auch nutzlos. Entschuldigt.« Er lächelte, aber Aires' Gesichtsausdruck verdüsterte sich weiter. Elders Antwort stellte sie ganz und gar nicht zufrieden.

»Nun, wenn du uns schon nicht verraten willst, was es nicht ist«, sagte sie gepreßt, »dann sag uns wenigstens, was es ist. Oder hast du Angst, wir wären auch zu dumm, um das zu verstehen?«

Elder lächelte nervös und suchte sich einen freien Platz. »Es ist wirklich nichts«, sagte er. »Ein Ersatzteil. Nicht viel mehr als ein falsches Gebiß. Vergeßt es.«

»Ein Ersatzteil?« Verwirrt blickte Aires zuerst Elder, dann Donay an. Der junge Bio-Konstrukteur lächelte zufrieden, wirkte aber im Grunde nicht weniger verstört als sie. »Aber es war in seinem Gehirn!«

»Natürlich war es in seinem Gehirn«, sagte Elder »In seinem rechten Knie hätte es wenig Sinn, oder? Ich nehme an, der Bursche hat sich irgendwann einmal eine schwere Kopfverletzung zugezogen. Möglicherweise war er blind oder taub, bis man ihm das Ding da verpaßt hat.« Er verzog das Gesicht. »Es ist widerlich. Ihr solltet es in den Schlund hinabwerfen, wo es hingehört.«

»Du willst sagen, ihr könnt sogar zerstörte Gehirne reparieren?« murmelte Kara fassungslos.

»Leider nur zum Teil.« Elder maß das schimmernde Glasgehirn vor Aires mit einem angewiderten Blick. Dann sah er Kara an. »Hinterkopf, linke Seite?«

Sie nickte.

»Ein Teil des motorischen Systems«, erklärte Elder. »So etwas können wir ersetzen. Wirklich wichtige Teile leider nicht.« Er seufzte. »Was aus diesem grauen Matsch da ein denkendes Individuum macht, wissen selbst wir nicht. Vielleicht ist das auch gut so.«

»Ja, vielleicht«, murmelte Aires. Sie wechselte abrupt das Thema. »Cord hat dich über alles informiert?«

»Sicher«, bestätigte Elder. »Ihr braucht euch nicht den Kopf über den Grund dieses Angriffes zu zerbrechen. Es war ein Vergeltungsakt, wie ich euch gesagt habe. Was Donay erzählt hat, paßt hundertprozentig zu dem, was ich über PACKs Taktik weiß. Schnell zuschlagen und wieder verschwinden.«

»Nicht ganz«, sagte Kara. »Wir haben sie vertrieben, hast du das vergessen?«

»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Elder ruhig.

Kara wollte auffahren, aber Aires sorgte mit einer raschen Handbewegung für Ruhe. »Kara hat trotzdem recht«, sagte sie. »Sie müssen einen Grund gehabt haben, dieses eine Viertel auszulöschen und dort zu landen.«

»Vielleicht war der ganze Angriff nur ein Ablenkungsmanöver«, vermutete Cord.

»Ich wüßte nicht, wozu«, sagte Elder. »Wo genau sind sie gelandet?«

Kara sagte es ihm. Zuckte Elder leicht zusammen, oder hatte sie es sich nur eingebildet?

»Kannst du dir vorstellen, was sie ausgerechnet dort gesucht haben?« fragte Aires. »Der Weg über das unterirdische Meer wäre bequemer und sicherer gewesen. Dein Vertrauen in ihre Superwaffen in allen Ehren, Elder - aber immerhin haben Karas Drachen fünf von diesen Heliotoptern erwischt.«

»Wir nennen sie Helikopter«, verbesserte sie Elder. »Aber warum sagen wir nicht weiter Libellen?«

»Warum bleiben wir nicht beim Thema?« schlug Cord in leicht gereiztem Ton vor.

Elder schenkte ihm ein abfälliges Lächeln. »Ich weiß nicht, was sie dort gesucht haben«, sagte er. »Aber ihr hattet dort schon einmal Ärger mit ihnen, nicht wahr? Es war doch in der Nähe dieses Schachtes, wo sie damals eure Leute erschossen haben, oder?«

»Ja. Du glaubst, dort unten wäre etwas, das für sie wichtig ist?«

»Oder etwas, was auf keinen Fall in unsere Hände fallen darf«, fügte Kara nachdenklich hinzu. Elder blickte sie an, aber das registrierte sie kaum. Wieder hatte sie das sichere Gefühl, daß etwas hier nicht so war, wie es sein sollte. Und wieder wußte sie nicht, was.

»Sicher«, sagte Elder spöttisch. »Irgendeine Superwaffe, die eure Vorfahren dort vergraben haben, wie?«