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«Hoffen wir also, daß es der Vater und nicht der Sohn sein wird, der die Armee gegen uns ins Feld führt.«

«Noch bleibt uns Zeit, bevor wir uns ihnen stellen müssen. Dieser Haufen wird aus Söldnern, freien Rittern und grünen Jungen aus Lannisport bestehen. Ser Stafford muß sie zunächst bewaffnen und drillen, ehe er eine Schlacht riskieren kann… und täusch dich nicht, Lord Tywin ist nicht der Königsmörder, der ohne Überlegung vorrückt. Er wird geduldig warten, bis Ser Stafford zum Marsch bereit ist, bevor er sich aus den Mauern von Harrenhal hervorwagt.«

«Es sei denn…«, meinte Catelyn.

«Ja?«hakte Ser Brynden nach.

«Es sei denn, er müßte Harrenhal verlassen«, antwortete sie,»um sich einer anderen Bedrohung zu stellen. «Ihr Onkel blickte sie nachdenklich an.»Lord Renly.«

«König Renly. «Wenn sie ihn um Hilfe bitten wollte, mußte sie ihm den Titel zugestehen, den er sich selbst verliehen hatte.

«Vielleicht. «Der Blackfish lächelte breit.»Er wird eine Gegenleistung verlangen.«

«Er will das, was jeder König will«, erwiderte sie.»Huldigung.«

Tyrion

Janos Slynt war der Sohn eines Metzgers, und sein Lachen klang, als würde Fleisch geklopft.»Noch etwas Wein?«fragte Tyrion.

«Da sage ich nicht nein«, antwortete Lord Janos und streckte ihm den Becher entgegen. Der Mann war gebaut wie ein Faß, und entsprechend viel ging in ihn hinein.»Ganz gewiß sage ich nicht nein. Das ist ein guter Roter. Aus Arbor?«

«Es ist dornischer. «Tyrion gab dem Diener einen Wink, und dieser schenkte nach. Abgesehen von den Dienern waren er und Lord Janos im Kleinen Saal allein; sie saßen an einem kleinen, von Kerzen beleuchteten Tisch inmitten des ansonsten dunklen Raums.»Wirklich eine Entdeckung. Dornische Weine sind nicht oft so vollmundig.«

«Vollmundig«, sagte der große Mann mit dem Froschgesicht und gönnte sich einen mächtigen Schluck. Janos Slynt gehörte nicht zu jenen, die an ihrem Kelch nippten. Das war Tyrion sofort aufgefallen.»Ja, vollmundig, genau dieses Wort habe ich gesucht, genau dieses Wort. Ihr könnt gut mit Worten umgehen, Lord Tyrion, wenn ich das so sagen darf. Und Ihr erzählt lustige Geschichten. Wirklich lustige.«

«Vielen Dank… aber ich bin kein Lord, so wie Ihr. Ein einfaches Tyrion soll genügen, Lord Janos.«

«Wie Ihr wünscht. «Er trank erneut einen Schluck, wobei Wein auf sein schwarzes Seidenwams tropfte. Darüber trug er einen kurzen goldenen Umhang, der am Hals von einem Miniaturspeer zusammengehalten wurde, dessen Spitze dunkelrot emailliert war. Und er war betrunken.

Tyrion bedeckte den Mund mit der Hand und rülpste. Im Gegensatz zu Lord Janos hatte er dem Wein nur wenig zugesprochen, doch er fühlte sich überaus gesättigt. Nachdem er sich im Turm der Hand einquartiert hatte, hatte er sich nach der besten Köchin der Stadt erkundigt und sie in seine Dienste berufen. Heute abend hatten sie ausgiebig gespeist, Ochsenschwanzsuppe, mit #Pekannüssen, Weintrauben und rotem Fenchel angemachtes Sommergemüse, Krabbenpastete, gewürzter Kürbis und Wachteln, die in Butter ertranken. Jeder Gang war mit einem anderen Wein serviert worden. Lord Janos erlaubte sich die Bemerkung, er habe nie zuvor auch nur halb so gut gespeist.»Gewiß wird sich das ändern, wenn Ihr erst einmal in Harrenhal eingezogen seid«, meinte Tyrion.

«Bestimmt. Vielleicht sollte ich Eure Köchin fragen, ob sie nicht in meine Dienste treten möchte. Was haltet Ihr davon?«

«Schon wegen geringerer Anlässe wurden Kriege vom Zaun gebrochen«, antwortete Tyrion, und beide lachten lauthals.»Ihr seid ein verwegener Mann, Harrenhal als Euren Sitz zu wählen. Ein finsterer Ort, und riesig dazu… teuer im Unterhalt. Manch einer behauptet, er sei außerdem verflucht.«

«Soll ich mich etwa vor einem Steinhaufen fürchten?«Er johlte angesichts dieser Vorstellung.»Ein verwegener Mann, sagt Ihr. Wenn man aufsteigen will, muß man verwegen sein. So wie ich. Nach Harrenhal, ja! Und warum nicht? Ihr wißt schon. Ihr seid ebenfalls ein verwegener Mann, das spüre ich. Klein vielleicht, aber verwegen.«

«Ihr seid wirklich zu freundlich. Noch ein wenig Wein?«

«Nein. Nein, wirklich, ich… ach, mögen die Götter verflucht sein, ja. Warum nicht? Ein verwegener Mann trinkt bis zur Neige!«

«Wahrlich!«Tyrion füllte Lord Slynts Kelch bis zum Rande.»Ich habe mir die Namen derer angeschaut, die Ihr für Euren alten Posten als Kommandant der Stadtwache vorgeschlagen habt.«

«Gute Männer. Prächtige Männer. Jeder der sechs ist geeignet, aber ich würde mich für Allar Deem entscheiden.

Mein rechter Arm. Ein sehr, sehr guter Mann. Loyal. Nehmt ihn, und Ihr werdet diese Wahl nicht bereuen. Falls der König seine Zustimmung gibt.«

«Selbstverständlich. «Tyrion nippte an seinem Wein.»Ich hatte Ser Jacelyn Bywater in Erwägung gezogen. Er ist seit drei Jahren Hauptmann am Schlammtor, und er hat während Balon Greyjoys Rebellion tapfere Dienste geleistet. König Robert hat ihn bei Pyke zum Ritter geschlagen. Und dennoch taucht sein Name nicht auf Eurer Liste auf.«

Lord Janos Slynt nahm einen tiefen Schluck Wein und behielt ihn einen Augenblick lang im Mund, ehe er schluckte.»Bywater. Gut. Tapferer Mann, sicherlich, und trotzdem… er ist unbeugsam. Ein verschrobener Hund. Die Männer mögen ihn nicht. Außerdem ein Krüppel, hat bei Pyke seine Hand verloren, deshalb wurde er ja zum Ritter geschlagen. Ein armseliger Tausch, wenn Ihr mich fragt, eine Hand für ein Ser. «Er lachte.»Ser Jacelyn hält meines Erachtens ein wenig zuviel von sich selbst und seiner Ehre. Ihr solltet ihn besser auf dem Posten lassen, auf dem er ist, Mylord — Tyrion. Allar Deem ist der richtige Mann für Euch.«

«Deem ist in den Straßen nicht besonders beliebt, sagte man mir.«

«Er wird gefürchtet, und das ist viel besser.«»Was habe ich da über ihn gehört? Ärger in einem Bordell?«»Ach, diese Geschichte. War nicht sein Fehler, Mylo- Tyrion. Nein. Er wollte die Frau nicht töten, das war ihre eigene Schuld. Schließlich hat er sie gewarnt, zur Seite zu treten und ihn seine Pflicht tun zu lassen.«

«Dennoch… Mütter und Kinder. Er hätte doch damit rechnen müssen, daß sie ihren Säugling beschützen will. «Tyrion lächelte.»Versucht diesen Käse, er schmeckt hervorragend zu dem Wein. Sagt mir, warum habt Ihr Deem für diesen unglücklichen Einsatz gewählt.«

«Ein guter Kommandant kennt seine Männer, Tyrion. Manche sind für eine Aufgabe geeignet, manche für andere. Um ein Kind zu töten, das noch an der Mutterbrust liegt, braucht man eine ganz bestimmte Art von Kerl. Nicht jeder Mann würde das tun. Selbst wenn es nur eine Hure und ihr Nachwuchs ist.«

«Vermutlich ist dem so«, sagte Tyrion, der bei nur eine Hure an Shae denken mußte, an Tysha — aber das war lange vergangen — und an die übrigen Frauen, die im Laufe der Jahre sein Geld und seinen Samen empfangen hatten.

Slynt bemerkte nichts davon und fuhr fort:»Ein harter Mann für eine harte Aufgabe, das ist Deem. Tut, was man ihm aufträgt und verliert hinterher kein Wort darüber. «Er schnitt sich eine Scheibe Käse ab.»Der ist gut. Scharf. Gebt mir ein scharfes Messer und einen scharfen Käse, und ich bin ein glücklicher Mann.«

Tyrion zuckte mit den Schultern.»Genießt ihn nur, solange Ihr noch könnt. Die Flußlande stehen in Flammen, und Renly ist König von Highgarden, demnach wird man bald kaum mehr guten Käse bekommen. Wer hat Euch geschickt, den Bastard dieser Hure zu erledigen?«