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«Das ist süßer Mais, besser, als ihn ein stinkender alter schwarzer Vogel wie Ihr verdient«, antwortete einer von ihnen grob.»Und jetzt raus aus unserem Feld, und nehmt diese Galgenvögel mit, sonst stellen wir Euch noch auf einem Pfahl auf, um die anderen Krähen zu verscheuchen.«

Abends spießten sie die Kolben auf lange, gegabelte Stöcke, rösteten den Mais im Hüllblatt und knabberten die heißen Körner ab. Arya schmeckte es wunderbar, aber Yoren war zu wütend, um zu essen. Über ihm schien eine düstere Wolke zu hängen, ebenso zerfetzt und schwarz wie sein Umhang. Er schritt ruhelos im Lager hin und her und murmelte vor sich hin.

Am nächsten Tag lief Koss ihnen plötzlich entgegen und warnte Yoren vor einem Lager, das vor ihnen lag.»Zwanzig oder dreißig Mann in Rüstungen«, berichtete er.»Manche sehen arg zerschunden aus, einer von ihnen hört sich an, als läge er im Sterben. Bei dem Lärm, den er machte, konnte ich mich dicht heranschleichen. Sie haben Speere und Schilde, aber nur ein Pferd, und das lahmt auch noch. So wie es dort riecht, lagern sie bereits eine Weile dort.«

«Hast du eine Fahne gesehen?«

«Eine gesprenkelte Baumkatze, gelb und schwarz, auf schlammbraunem Feld.«

Yoren steckte sich frisches Bitterblatt in den Mund und kaute.»Schwer zu sagen«, gestand er ein.»Können zu dieser oder zur anderen Seite gehören. Da sie so übel zugerichtet sind, nehmen sie uns unsere Tiere wahrscheinlich so oder so ab, ganz gleich, wer sie sind. Vielleicht halten sich irgendwo noch mehr von ihnen versteckt. Ich glaube, wir sollten besser einen weiten Bogen um sie schlagen. «Der Umweg brachte sie meilenweit von der Straße ab und kostete sie wenigstens zwei Tage, aber der alte Mann meinte, der Preis sei billig.»Auf der Mauer werdet ihr noch genug Zeit verbringen. Den Rest eures Lebens. Ich würde sagen, wir haben es nicht eilig, dort anzukommen.«

Nachdem sie sich wieder nach Norden gewandt hatten, bemerkte Arya nun immer häufiger Männer, die ihre Felder bewachten. Oft standen sie schweigend nebeneinander an der Straße und schenkten den Reisenden kalte Blicke. Anderenorts patrouillierten sie auf Pferden, ritten die Zäune ab und hatten Äxte am Sattel hängen. Einmal sah sie einen Kerl, der mit Bogen und Köcher in einem abgestorbenem Baum hockte. Nachdem er sie entdeckt hatte, legte er einen Pfeil auf die Sehne und ließ sie nicht aus den Augen, bis der letzte Wagen vorbeigefahren war. Ständig fluchte Yoren.»Der da in seinem Baum, wollen wir doch mal sehen, wie es ihm gefällt, wenn die

Anderen kommen und ihn holen. Dann wird er nach der Wache schreien.«

Einen Tag später fiel Dobber ein rotes Glühen am Abendhimmel auf.»Entweder hat die Straße wieder eine Biegung gemacht, oder die Sonne geht im Norden unter.«

Yoren stieg auf eine Anhöhe, damit er einen besseren Überblick hätte.»Feuer«, verkündete er. Er leckte seinen Daumen ab und hielt ihn in die Höhe.»Der Wind sollte es von uns forttreiben. Trotzdem müssen wir es im Augen behalten.«

Und so beobachteten sie es ständig. Während sich die Dunkelheit über die Welt senkte, schien der Brand heller und heller zu werden, bis es den Eindruck erweckte, der ganze Norden stehe lichterloh in Flammen. Von Zeit zu Zeit konnte man sogar Rauch riechen, obwohl der Wind die Richtung nicht änderte und das Feuer sich nicht näherte. Bis zur Morgendämmerung war es ausgebrannt, aber keiner hatte in dieser Nacht gut geschlafen.

Gegen Mittag erreichten sie die Stelle, an der das Dorf gestanden hatte. Die Felder waren im Umkreis von Meilen vernichtet, von den Häusern nur verkohlte Ruinen geblieben. Die Kadaver abgeschlachteter verbrannter Tiere lagen überall herum, und die Aaskrähen krächzten wütend, als sie bei ihrem Festmahl gestört wurden. Aus dem Inneren der Befestigungsanlage stieg noch immer Rauch auf. Aus der Ferne wirkte die Palisade aus Baumstämmen durchaus mächtig, doch war sie offensichtlich nicht stark genug gewesen.

Arya ritt vor den Wagen und sah die verbrannten Leichen, die auf den gespitzten Pfählen auf dem Wall aufgespießt waren und im Tode die Hände vor die Gesichter hielten, als könnten sie so die verzehrenden Flammen abwehren. Yoren ließ die Kolonne in einiger Entfernung davor anhalten und sagte Arya und den Jungen, sie sollten die Wagen bewachen, während er und Murch und Cutjack zu Fuß weitergingen. Ein Schwarm Raben flog aus dem Inneren der Ruine auf, als sie über das zerstörte Tor kletterten, und die Raben in den Käfigen auf ihren Wagen antworteten ihnen mit rauhen Schreien.

«Sollen wir ihnen nicht besser nachgehen?«fragte Arya Gendry, nachdem Yoren und seine beiden Begleiter bereits eine ganze Weile verschwunden waren.

«Yoren hat gesagt, wir sollen warten. «Gendrys Stimme klang seltsam hohl. Als Arya sich zu ihm umdrehte, sah sie, daß er seinen glänzenden Helm mit den Hörnern trug.

Endlich kehrten sie zurück. Yoren trug ein kleines Mädchen auf dem Arm, Murch und Cutjack schleppten eine Frau in einer Tragschlinge, zu der sie eine alte Decke gewickelt hatten. Das Mädchen war vielleicht zwei Jahre alt und weinte und wimmerte ununterbrochen, als stecke ihm etwas im Hals. Entweder konnte es noch nicht sprechen, oder es hatte das Sprechen wieder verlernt. Der rechte Arm der Frau endete in einem blutigen Stumpf am Ellbogen, und ihre Augen waren leer. Sie redete unablässig, sagte jedoch stets nur ein einziges Wort:»Bitte«, jammerte sie wieder und wieder.»Bitte. Bitte. «Rorge fand das lustig. Er lachte durch das Loch in seinem Gesicht, wo sich einst seine Nase befunden hatte, und Beißer fiel mit ein, bis Murch sie verfluchte, und ihnen befahl zu schweigen.

Yoren trug Murch und Cutjack auf, die Frau hinten auf einen Wagen zu legen.»Und beeilt euch«, sagte er.»Wenn es dunkel wird, kommen die Wölfe und vielleicht Schlimmeres.«

«Ich habe Angst«, murmelte Heiße Pastete, als er die einarmige Frau in dem Wagen sah.

«Ich auch«, gestand Arya.

Er legte ihr die Hand auf die Schulter.»In Wirklichkeit habe ich gar keinen Jungen zu Tode getreten, Arry. Ich habe immer nur Mutters Pasteten verkauft.«

Arya ritt soweit vor den Wagen, wie sie es nur wagte, damit sie das Weinen des Mädchens und das ständige» Bitte, bitte«, der Frau nicht hören mußte. Sie erinnerte sich an eine Geschichte von Old Nan über einen Mann, der in einer finsteren Burg von bösen Riesen gefangengehalten wurde. Er war ein tapferer Recke und klug dazu, und bald hatte er die Riesen überlistet und war geflohen… aber sobald er vor der Burg war, packten ihn die Anderen und tranken sein heißes rotes Blut. Jetzt wußte sie, wie er sich gefühlt haben mußte.

Die einarmige Frau starb am frühen Abend. Gendry und Curjack begruben sie an einem Hang unter einer Trauerweide. Wenn der Wind wehte, glaubte Arya die langen, herabhängenden Äste wispern zu hören:»Bitte. Bitte. Bitte. «Ihr stellten sich die Nackenhaare auf, und fast wäre sie davongelaufen.

«Heute nacht kein Feuer«, befahl Yoren. Zum Essen gab es eine Handvoll Rettiche, die Koss gefunden hatte, einen Becher trockene Bohnen und Wasser aus einem nahen Bach. Das Wasser hatte einen eigentümlichen Geschmack, und Lommy behauptete, es schmecke nach Leichen, die irgendwo weiter oben verwesten. Heiße Pastete hätte ihn verprügelt, wenn Reysen nicht eingeschritten wäre.