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Sie schlug hart zu, und Needles scharfer Stahl biß in die Finger.»Winterfell!«schrie sie. Blut spritzte hervor, Finger flogen, und der Helm verschwand ebenso rasch, wie er erschienen war.»Dort!«rief Heiße Pastete. Arya fuhr herum. Der zweite Angreifer war bärtig, trug keinen Helm und hatte den Dolch zwischen die Zähne geklemmt, damit er beide Hände zum Klettern frei hatte. Während er das Bein über die Zinne schwang, stieß Arya ihm Needles Spitze in die Augen. Das Schwert berührte der Mann gar nicht, aber er fuhr zurück und fiel. Hoffentlich landet er auf dem Gesicht und schneidet sich die Zunge ab.»Schau auf die da unten, nicht auf mich!«schrie sie Heiße Pastete an. Auf den nächsten Kerl, der sich auf ihrem Teil der Mauer zeigte, hackte der Junge mit dem Kurzschwert ein, bis er hinunterstürzte.

Ser Armory hatte keine Leitern, doch waren die Steine der Mauer grob aufgeschichtet und nicht mit Mörtel verbunden; daher war sie leicht zu erklimmen, und die Zahl der Feinde nahm kein Ende. Für jeden, den Arya erstach oder zurückstieß, konnte ein anderer das Hindernis überwinden. Der Ritter mit dem Stachelhelm erreichte den Wehrgang, aber Yoren warf seinen schwarzen Mantel über ihn und stieß ihm seinen Dolch durch das Kettenhemd, während der Gegner sich noch von dem Umhang zu befreien suchte. Jedesmal, wenn Arya aufsah, flogen neue Fackeln durch die Luft. Sie sah einen goldenen Löwen auf einem roten Banner, dachte an Joffrey und wünschte sich, er wäre hier, damit sie ihm Needle in sein höhnisches Gesicht stoßen könnte. Vier Männer gingen das Tor mit Äxten an, aber Koss erschoß sie einen nach dem anderen mit Pfeilen. Dobber rang einen Mann auf dem Wehrgang nieder, Lommy zerschmetterte dem Kerl mit einem Stein den Kopf, bevor er sich wieder erheben konnte, und jubelte laut, bis er das Messer in Dobbers Bauch sah und begriff, daß sein Freund ebenfalls nicht wieder aufstehen würde. Arya sprang über einen toten Knaben hinweg, der nicht älter war als Jon und mit abgeschlagenem Arm am Boden lag. Sie wußte nicht, ob das ihr Werk gewesen war, konnte es allerdings nicht ausschließen. Qyle flehte einen Ritter mit einer Wespe auf dem Schild um Gnade an, doch dieser schmetterte ihm einen Morgenstern ins Gesicht. Überall roch es nach Blut und Rauch und Eisen und Pisse, aber nach einiger Zeit schien sich alles zu einem einzigen Gestank zu vereinen. Wie der dünne Kerl über die Mauer gekommen war, hatte sie nicht gesehen, sie stürzte sich einfach sofort mit Gendry und Heiße Pastete auf ihn. Gendrys Schwert verbeulte den Helm des Gegners und riß ihn von seinem Kopf. Darunter zeigten sich eine Glatze und ein verängstigtes Gesicht mit Zahnlücken im Mund und einem graumelierten Bart, und obwohl Arya Mitleid mit ihm verspürte, ließ sie nicht nach und schrie» Winterfell!

Winterfell!«, während Heiße Pastete» Heiße Pastete!«brüllte und auf den dürren Hals des Mannes einhackte.

Nachdem der tot war, nahm ihm Gendry das Schwert ab und sprang hinunter in den Hof, um dort weiterzukämpfen. Arya blickte an ihm vorbei, sah stählerne Schemen durch die Feste laufen und Feuerschein auf Rüstungen und Klingen glänzen, und nun wußte sie, irgendwo waren sie über die Mauer gelangt oder durch das Seitentor eingedrungen. Sie sprang hinunter zu Gendry und landete so, wie Syrio es ihr beigebracht hatte. Die Nacht war erfüllt vom Klirren des Stahls und den Schreien der Verwundeten und Sterbenden. Einen Augenblick lang stand Arya unsicher da und überlegte, wohin sie sich wenden sollte.

Dann war Yoren plötzlich da und schrie ihr ins Gesicht:»Junge! Raus hier, es ist vorbei, wir haben verloren. Treib alle zusammen, die du finden kannst, und bring sie raus.«

«Wie?«fragte Arya.

«Die Falltür«, brüllte er,»in der Scheune. «Damit war er bereits wieder fort, um sich erneut in den Kampf zu stürzen. Arya packte Gendry am Arm.»Er hat gesagt, wir sollen abhauen!«rief sie.»Durch die Scheune können wir fliehen. «Durch die Schlitze seines Helms sah sie, wie sich der Feuerschein in den Augen des Bullen spiegelte. Er nickte. Sie riefen Heiße Pastete, der noch oben auf der Mauer war, zu sich und fanden Lommy Grünhand, der am Boden lag und aus einer Speerwunde an der Wade blutete. Auch Gerren entdeckten sie, aber er war zu schwer verletzt, um mitzukommen. Während sie auf die Scheune zuliefen, sah Arya das weinende Mädchens, das inmitten des Durcheinanders aus Rauch und Gemetzel saß. Sie packte die Kleine an der Hand und zog sie auf die Beine, während die anderen schon vorausrannten. Das Mädchen wollte nicht gehen, auch nicht nach einem Klaps. Arya nahm Needle in die Linke und zerrte das Mädchen mit der Rechten mit sich. Vor ihr erglühte die Nacht in dumpfem Rot. Die Scheune brennt, dachte sie. Flammen leckten an den Wänden, wo die Fackeln das Stroh entzündet hatten, und sie hörte die Schreie der Tiere, die darin gefangen waren. Heiße Pastete trat aus der Scheune.»Arry, komm schon! Lommy ist schon weg, laß die Kleine stehen, wenn sie nicht mitwill!«

Stur zerrte Arya nur so um so heftiger und schleifte das Mädchen hinter sich her. Heiße Pastete verschwand wieder im Inneren der Scheune und ließ sie allein… doch dann war Gendry wieder da, auf dessen poliertem Helm sich der Feuerschein so hell spiegelte, daß die Hörner orange leuchteten. Er eilte zu ihnen und warf sich die Kleine über die Schulter.»Lauf!«

Als sie in die Scheune kam, hatte sie das Gefühl, sie betrete einen Ofen. In der Luft wirbelte Rauch, die Rückseite war vom Boden bis zum Dach eine einzige Feuerwand. Die armen Tiere, dachte Arya. Dann sah sie den Wagen und die drei Männer, die darauf angekettet waren. Beißer warf sich mit aller Kraft in die Ketten, die Stellen, wo die Fesseln ihn hielten, bluteten bereits. Rorge fluchte und brüllte und trat gegen das Holz.»Junge!«rief Jaqen H'ghar.»Süßer Junge!«

Die offene Falltür lag nur ein paar Meter vor ihr, doch das Feuer breitete sich rasch aus und verzehrte das alte Holz und das trockene Stroh so schnell, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Arya erinnerte sich an das schrecklich verbrannte Gesicht des Bluthunds.

«Gute Jungen, liebe Jungen!«rief Jaqen H'ghar und hustete.

«Nimm uns diese verfluchten Ketten ab!« kreischte Rorge.

Gendry beachtete sie nicht.»Du zuerst, dann die Kleine, zuletzt ich. Beeil dich, es ist weit.«

«Als du Feuerholz gespalten hast«, erinnerte sich Arya,»wo hast du die Axt liegen lassen?«

«Draußen vor dem Haus. «Er warf einen Blick auf die gefesselten Männer.»Ich würde eher die Esel retten. Komm, wir haben keine Zeit mehr.«

«Nimm das Mädchen!«schrie sie.»Bring sie raus!«Das Feuer trieb sie mit heißen roten Flügeln, als sie aus der Scheune floh. Die Kälte draußen war ein Segen, wenn auch überall um sie herum Männer im Sterben lagen. Sie sah Koss, der seine Klinge fallen ließ und sich ergab, und sie beobachtete, wie sein Gegner ihn an Ort und Stelle tötete. Überall war Rauch. Von Yoren war nichts zu sehen, aber die Axt lag noch dort, wo Gendry sie zurückgelassen hatte, bei dem Holzstapel vor dem Haus. Während sie das Beil aus dem Hackklotz zog, packte eine Hand, die in einem gepanzerten Handschuh steckte ihren Arm. Arya fuhr herum und wuchtete dem Mann die Axt zwischen die Beine. Das Gesicht hinter dem Helm bekam sie nicht zu sehen, nur das dunkle Blut, das zwischen den Gliedern des Kettenhemds hervorquoll. In die Scheune zurückzukehren, war das Schwerste, was sie je getan hatte. Aus der offenen Tür kroch einer schwarzen Schlange gleich der Rauch, und Esel und Pferde und Männer schrien. Sie biß sich auf die Unterlippe, rannte hinein und duckte sich tief auf den Boden, wo der Rauch nicht ganz so dicht war.

Ein Esel war vom Feuer eingeschlossen und brüllte vor Schmerz und Todesangst. Sie roch den Gestank brennender Haare. Das Dach stand inzwischen ebenfalls lichterloh in Flammen, überall regnete brennendes Holz und Stroh herab. Arya hielt sich die Hand vor Mund und Nase. Inmitten des Qualms konnte sie den Wagen nicht erkennen, doch sie hörte Beißer kreischen. Auf diesen Laut kroch sie zu.