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Der Wikinger holte zum nächsten Schlag aus und schwang seinen Schild herum, um ihn Vallon ins Gesicht zu rammen. Doch sein Hieb ging ins Leere. Vallon war ihm einen Schritt voraus und führte in der Zeit, in der man zweimal blinzelt, drei Schwertstöße aus. Mit dem letzten schlug er Thorfinn vier Finger von der Schwerthand. Die Waffe fiel zu Boden.

«Heb sie auf.»

Der Wikinger schleuderte seinen Schild auf Vallon und packte sein Schwert mit der Linken. Er taumelte unsicher, keuchte angestrengt, seine Brust hob und senkte sich, Speichel lief ihm aus dem Mund. Seine Männer waren ganz still geworden. Vallon hörte Caitlin rufen: «Töte ihn, töte ihn, töte ihn!»

Vallon führte einen Scheinangriff auf den Kopf aus, sodass Thorfinn unwillkürlich das Schwert hob. Sofort ließ er eine weitere Finte folgen, die den Wikinger auf die Zehenspitzen zwang. Und dann, als sich Thorfinn brüllend nach vorn warf, um Vallon in eine tödliche Umarmung zu schließen, stemmte er den rechten Fuß in die Erde und rammte seine Schwertspitze durch Kettenrüstung und Muskeln und Knochen, bis die Parierstange auf Thorfinns Brust auflag. Wirbelnd flog dem Wikinger das Schwert aus der Hand. Vallon spürte, wie sein Schwert von dem Gewicht seines Gegners nach unten gezogen wurde. Er stemmte einen Fuß gegen Thorfinns Hüfte und zog die Klinge heraus.

Thorfinn sank zusammen und hob langsam den Kopf. Ein Blutwurm kroch aus seinem Mund. Mit einer Hand tastete er hinter sich herum. Rötlicher Schaum trat auf seine Lippen. «Mach ein Ende, Franke.»

Vallon trat einen Schritt vor und hob sein Schwert. In demselben Moment zog Thorfinn sein Skramasax und sprang damit auf, nur um festzustellen, dass sein Feind verschwunden war. Er sah sich noch blinzelnd um, als Vallon ihm von hinten den Kopf abschlug. Thorfinns Körper brach in die Knie, zwei Blutfontänen schossen aus seinem Hals. Seine Hände fingerten auf dem Boden herum, als wolle er aufstehen. Vallon stieß ihn mit einem Fußtritt um. Thorfinns Hacken trommelten auf den Boden, und dann hörte er auf, sich zu bewegen.

Die Wikinger und Vallons Leute hasteten ein paar Schritte vor und blieben dann wieder stehen. Vallon stand zwischen den Fronten.

Raul hob seine Armbrust. «Ich erschieße jeden Mistkerl, der sich rührt.»

Vallon ging auf die Wikinger zu. In seinen Stiefeln schmatzte Blut. Er hob sein Schwert. «Thorfinn ist gestorben, wie er gelebt hat. Tapfer. Die Walküren werden ihn in der Schildhalle willkommen heißen, damit er seinen Platz unter all den anderen Helden einnimmt.» Vallon deutete mit der Schwertspitze auf die Männer. «Thorfinn hat geschworen, dass ihr mich als Anführer anerkennt, wenn ich ihn besiege. Brecht diesen Eid, und ich schicke euch in die Hölle, wo die Wände aus Schlangenleibern gewebt sind.»

«Wenn wir uns Euch anschließen, wollen wir einen Anteil an Eurem Silber.»

Der Sprecher war der Truppenführer, der mit Thorfinn auf dem Felsen im Fluss gewesen war. Er hieß Wulfstan.

«Ihr habt nichts getan, um es euch zu verdienen. Verpflegung ist das Einzige, was ich euch gebe, und auch die bekommt ihr nicht, solange ihr die Gefangenen nicht freigelassen habt.»

«Die Sklaven sind das einzig Wertvolle, was wir haben.»

«Wenn ihr sie behalten wollt, müsst ihr mich töten.»

Drogo zog ihn am Arm. «Du bist nicht imstande, weiterzukämpfen. Überlass das mir und Fulk.»

«Ich werde nicht kämpfen!», rief Arne. Seine Gefährten scharten sich um ihn. «Was hat uns Thorfinn gebracht? Nichts als Mühen und Hunger. Wir sind besser dran, wenn wir uns dem Befehl des Franken unterstellen. Ihr habt gehört, wie er seine Feinde überlistet und in den eisigen Ländern Reichtümer gesammelt hat.»

Vallon fühlte sich krank und schwach. Er fing Heros flehenden Blick auf, bevor er sich wieder an die Wikinger wandte. «Ihr habt bis zum Sonnenuntergang Zeit, euch zu entscheiden.»

Mit unsicherem Schritt und nach vor gekrümmt ging Vallon vom Kampfplatz. Blut drückte sich durch die Nähte seiner Stiefel. Hero und Richard wollten ihn stützen, doch er winkte sie weg. «Ich kann sie nicht sehen lassen, wie schwach ich bin.»

Er kam an seinem Schlafplatz an und sank zu Boden. «Die Schmerzen sind nicht besonders stark. Vermutlich sieht es schlimmer aus, als es ist.»

Hero nahm die Situation in die Hand. «Ziehen wir Euch das Kettenhemd aus.»

Zusammen mit Richard zog er Vallon das aufgeschlitzte Kettenhemd über den Kopf und befreite ihn von dem blutdurchtränkten Waffenrock. Dann hob Hero Vallons bluttriefenden Kittel an. Thorfinns Axt hatte eine Wunde von neun Zoll Länge in die Bauchdecke geschlagen, sodass sich Eingeweide durch die Öffnung vorwölbten. Hero prüfte die Tiefe der Wunde. Er verzog das Gesicht.

«Schlimm?»

«Es könnte schlimmer sein. Es sind keine wichtigen Blutadern verletzt. Die Klinge hat Euren Dickdarm angekratzt, ihn aber nicht durchschnitten. Einen halben Zoll tiefer, und wir würden Euer Leichentuch vorbereiten.»

«Lass mich sehen», sagte Vallon. Mit Heros Unterstützung setzte er sich auf und begutachtete die graue Darmschlange mit einem schiefen Lächeln. «Es ist ziemlich ernüchternd, die eigenen Eingeweide zu sehen.» Er ließ sich zurückfallen.

«Ich muss die Wunde reinigen. Richard, hol den Kessel.»

Moskitos folgten in Schwärmen dem Blutgeruch und ließen sich schneller auf der Wunde nieder, als Hero sie reinigen konnte. Er wischte sich die Stirn an der Schulter ab.

«Licht und ein paar Räucherfeuer.»

«Wisch es einfach ab und näh es zu», sagte Vallon.

Hero spuckte ein Moskito aus. «Da sind viele Fremdkörper in der Wunde. Lasst es mich auf meine Art machen.»

Vallon versetzte ihm einen Klaps und schloss die Augen.

Die anderen zündeten zwei Räucherfeuer an, und Hero zupfte mit der Pinzette Metallfragmente und Stofffasern, Rindenstückchen und Kiefernnadeln aus der Wunde. «Richard, streu ein bisschen Schwefel ins Feuer, um die Luft zu reinigen.»

Vallon hustete, als er den Gestank nach faulen Eiern einatmete. «Hero, deine Heilungsmethoden sind ja schlimmer als die Verletzung.»

Die Schwefeldämpfe töteten die Moskitos zu Tausenden. Die toten Insekten segelten aus der Luft herunter, und Hero musste immer wieder einige aus der Wunde sammeln. Dann nahm er eine Flasche aus seinem Medizinkasten.

«Was ist das?»

«Starker Wein, der mit venezianischem Terpentin und Balsamöl versetzt ist. Er wirkt gegen Wundfäule.»

Vallon zuckte vor den flüchtigen Dämpfen zurück.

«Das trinke ich nicht. Es riecht wie eine Flüssigkeit zum Einbalsamieren von Leichen.»

«Das ist für den Wundverband. Es wird ein bisschen brennen.»

Hero träufelte ein wenig von dem Desinfektionsmittel in einen Becher, tauchte einen Pinsel mit Eichkatzenborsten hinein und betupfte damit die Wunde. Vallon keuchte auf, als sich die Mixtur in sein rohes Fleisch brannte. Hero benetzte die Wunde und die Haut in ihrem Umfeld. «Besser kann ich die Stelle nicht reinigen. Und jetzt muss ich die Wunde schließen. Das wird weh tun. Trinkt lieber ein bisschen von dem Schlafmittel.»

«Spar es für jemanden auf, der schwerer verletzt ist als ich. Es ist ja nur eine Fleischwunde.»

«Wollt Ihr den Helden spielen?»

«Das ist nicht meine erste Verwundung. Gib mir einen Stock, auf den ich beißen kann, und fang an.»

Raul wusste, was er zu tun hatte. Er schnitt einen Ast mit dem richtigen Durchmesser zurecht, gab ihn Vallon, und packte ihn an den Armen. «Wayland, du hältst ein Bein fest, Drogo, du nimmst das andere.»

Hero fädelte einen Faden aus Schafsdarm in die Nadel ein. Für das Zusammenklemmen der Wundränder benutzte er kleine Klammern aus seinem Kasten. Seine Hand zitterte, als er sich auf den ersten Nahtstich vorbereitete. «Das habe ich noch nie gemacht. Jedenfalls nicht bei einem lebenden Menschen.»