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«He», rief Hero. «Das ist die einzige Kleidung, die wir besitzen.»

Der Gutsverwalter schob sie in die Schwitzstube. Dort saßen sie nackt auf niedrigen Bänken, und der herablaufende Schweiß malte helle Muster auf ihre schmutzige Haut. Als ihre Körper annehmbar sauber waren, verteilte der Gutsverwalter Bündel aus Birkenzweigen und zeigte ihnen, wie sie sich damit gegenseitig auf den Rücken schlagen sollten. Anschließend scheuchte er sie hinaus auf den Hof, wo ihnen Diener kübelweise kaltes Wasser über die Köpfe schütteten, bevor sie wieder in den Vorraum des Badehauses zurückkehren durften. Als sie nach der dritten Runde Schwitzstube und eiskaltes Wasser in den Vorraum hasteten, erwartete sie dort saubere Kleidung. Diener reichten jedem Mann ein einfaches Leinenhemd mit eckigem Halsausschnitt, ein Paar weite Hosen und Lederschuhe, die oberhalb des Knöchels zugeschnürt wurden. «Ein Geschenk von Herrn Vasili», sagte der Gutsverwalter.

«Was er wohl als Gegenleistung haben will?», flüsterte Hero Vallon zu.

Eine weitere Überraschung wartete auf sie, als sie ins Haus zurückkehrten. In ihrer Abwesenheit war der Saal in eine Warenhaus verwandelt worden, in dem ein halbes Dutzend Schneider und Kürschner Kaftane aus Wolle und Seide ausgelegt hatten, dazu Hosen und Pelzmäntel und Fellkappen aus Marder, Bär, Wolf, Eichhörnchen, Zobel und Biber. Auch Juweliere waren da und präsentierten ihre Waren aus Silber, Emaille und Cloisonné.

Vallon warf einen Blick auf die Herrlichkeiten, dann sah er Hero an. «Da hast du deine Antwort. Wir können uns wohl kaum weigern, etwas zu kaufen, und ich wette, dass Vasili eine gut bemessene Umsatzbeteiligung erhält.»

Doch als die Händler ihre Preise nannten, wurde er blass. «Diese Summen können wir uns nicht leisten.»

«Aber wir können auch Vasili nicht beleidigen, indem wir in seinen Almosen auftauchen und uns nicht fein machen», sagte Hero.

Richard rettete die Situation. Er nahm seine Rolle als Schatzmeister sehr ernst und war bestens über Zahlungsmittel und Wechselkurse informiert. Von den Wikingern hatte er erfahren, dass das Silber in Rus üblicherweise aus Zentralasien stammte. Doch in den vergangenen fünfzig Jahren hatten sich die asiatischen Silberminen erschöpft, sodass die Silberwährung abgewertet wurde. Die meisten Münzen, die in Rus im Umlauf waren, hatten nur noch einen Silbergehalt von eins zu zehn.

«Unsere englischen Pennies enthalten neun Anteile Silber», sagte Richard. «Also ist es ganz einfach. Ihr bietet ein Achtel des Preises, den der Schneider verlangt.»

So einfach war es dann natürlich doch nicht, aber Richard blieb eisern, und schließlich senkten die Händler ihre Preise um mehr als die Hälfte.

Während sich Vallon die Kleidungsstücke ansah, bemerkte er, dass sich Drogo mit unbehaglicher Miene abseits hielt. «Du und Fulk sucht euch besser auch etwas aus.»

«Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich deine Almosen nicht will.»

«Dafür hast du aber schon recht viele angenommen.»

«Damit ist jetzt Schluss.»

«Sei nicht so halsstarrig. Betrachte es von mir aus als Bezahlung für deine Dienste.»

Drogo nickte knapp. «Und was ist mit Caitlin und den anderen Frauen?»

Hero sah auf. «Sie soll ihre Kleidung von dem Geld bezahlen, das sie der alten Frau gestohlen hat.»

Drogo brauste auf. «Entschuldige dich für diese Verleumdung.»

«Es stimmt», sagte Richard. «Ich habe selbst gehört, wie die alte Frau Caitlin beschuldigt hat.»

«Das ist nichts als böse Nachrede. Caitlin hat das Geld nur für sie aufbewahrt.»

«Haltet den Mund», befahl Vallon. «Alle. Wir sind durch die Hölle gegangen, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch um Kleider zu streiten.» Er rieb sich über die Augenbraue. «Wayland, geh zum Haus der Frauen und sage ihnen, sie können sich auf meine Kosten etwas Neues zum Anziehen aussuchen. Und Richard, du gehst auch mit und handelst einen fairen Preis aus. Oh, Wayland, bitte sag der Prinzessin, dass sie ein wenig Zurückhaltung üben soll.»

Sie gingen die Straße zu Caitlins Unterkunft hinunter. Die Frauen waren gerade aus dem Badehaus gekommen und probierten Kleider an, die ein Schwarm Näherinnen vor ihnen ausgelegt hatte. Eine von Caitlins Mägden schrie auf und bedeckte hastig ihren Busen.

Wayland errötete. «Oh, ihr habt schon angefangen.»

Caitlin lachte. «Mach dir keine Sorgen. Wir spielen ein bisschen Verkleiden. Sogar das billigste Gewand übersteigt unsere Möglichkeiten.»

«Vallon hat gesagt, er bezahlt.»

Caitlins Miene hellte sich auf. «Wirklich?»

«Wenn ich über den Preis verhandle», sagte Richard.

Syth schlang ihre Arme um Wayland. Ihre Brüste bewegten sich unter einem ärmellosen weißen Leinengewand. «Meinst du das im Ernst? Kann ich ein Kleid haben?»

«Du siehst auch so wunderhübsch aus.»

Sie versetzte ihm einen spielerischen Schubs. «Sei kein solcher Dummkopf. Das tragen hier die Bäuerinnen.» Sie zog sein Gesicht zu sich herunter und flüsterte ihm ins Ohr: «Ich möchte mich nur ein einziges Mal wie eine richtige Dame anziehen. Es dauert sowieso nicht lange, bis ich wieder in Kittel und Kniehosen herumlaufe.»

«Wir machen Fortschritte», verkündete Richard. «Die Preise wurden schon um ein Viertel gesenkt.»

«Dann mach weiter so», sagte Wayland.

Eine der Näherinnen trat vor Syth hin und zeigte ihr ein rauchblaues Kleid mit langen Ärmeln und Besätzen aus Biberpelz.

«Was meinst du?», fragte Syth.

«Es ist schön. Es steht dir bestimmt gut.»

«Geht es nicht ein bisschen überzeugender?»

Wayland fühlte sich, als würde er in einer Falle sitzen. «Es passt zu deiner Augenfarbe.»

Die Näherin schob ihn mit der Hüfte zur Seite und hielt ein anderes Kleid aus zart türkisfarbener Seide hoch. Syth drapierte es vor ihrem Körper. «Das hier ist enger geschnitten. Es wird meine Figur besser zur Geltung bringen.»

«Du kannst nehmen, was du möchtest.»

«Wayland, du hast nicht mal hergesehen.»

Eine von Caitlins Mägden lachte.

«Ein Drittel runter und es ist noch Luft nach unten», sagte Richard.

Syth entschied sich für das türkisfarbene Kleid. Dann zeigte ihr eine Helferin noch einen emaillierten Anhänger in Form eines Vorhängeschlosses, auf dem zwei Turteltauben dargestellt waren. «Das würde wunderbar dazu passen.»

«Ich weiß nicht, Syth.»

«Gefällt er dir nicht?»

«Es ist nur … nach Rauls Tod … der Hund … irgendwie kommt es mir nicht richtig vor.»

Syth gab den Anhänger zurück und sah zu Boden, eine Träne hing an ihren Wimpern.

Caitlin zog Wayland beiseite. «Du weißt wirklich, wie man eine Frau glücklich macht, was?», zischte sie. «Lass sie einen Abend lang eine Dame sein. Oder ist sie das etwa nicht wert?»

Wayland starrte sie an. Dann nickte er und ging wieder zu Syth hinüber. Er nahm der Helferin den Anhänger aus der Hand. «Ich bezahle selbst dafür.» Er hustete. «Mein erstes Geschenk.»

Syth wischte sich über die Augen, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen hauchzarten Kuss. «Nicht das erste.»

Er war schon an der Tür, als ihm Vallons Nachsatz einfiel. Drei junge Frauen, die beim Anprobieren halfen, hatten Caitlin einen wahren Berg luxuriöser Kleidungsstücke vorgeführt, und mehrere andere warteten noch darauf, mit ihren Sachen an die Reihe zu kommen. «Vallon hat übrigens gesagt …»

Caitlin sah ihn herrisch an. «Ja?»

Richard drehte sich um, das Gesicht erhitzt vom Feilschen. «Wir sind jetzt bei echten Gelegenheitspreisen.»

«Dass Ihr es nicht zu toll treiben sollt», sagte Wayland und flüchtete unter dem schallenden Gelächter der Frauen.