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Wulfstan spuckte aus. «Wir haben sowieso keine andere Wahl. Gibt hier schließlich nirgends einen Ort, an dem man sich verstecken kann. Die nächste russische Garnison liegt mindestens einen Wochenritt entfernt.»

Vallon lächelte. «Du erinnerst mich an Raul.»

Wulfstan zog die Nase hoch. «Raul war in Ordnung. Für einen Deutschen.»

Dann verfielen sie in Schweigen und warteten gebannt darauf, dass der Schiffsverband auftauchte.

Schließlich schlug sich Drogo mit der flachen Seite seines Schwertes auf den Oberschenkel. «Jetzt blast schon, verflucht.»

Wie zur Antwort erklangen die Hörner der Wikinger. Rufe stiegen aus dem Lager der Kumanen auf, und auch sie bliesen zum Angriff.

Vallon packte seine Lanze fester. «Vorrücken.»

Die Steppe lag noch immer im Halbdunkel, und für die Nomaden an ihren Lagerfeuern musste die Dunkelheit noch undurchdringlicher wirken. Vallon ritt im leichten Galopp zum Angriff. Sie erreichten die Stellung der Kumanen. Dort hasteten alle auf das Flussufer zu. Gesichter hoben sich aus der Dämmerung. Jemand rief ihnen etwas zu.

Dann waren sie mitten unter den Feinden. Ein Nomade galoppierte in den Steigbügeln stehend mit lose herabhängenden Zügeln an ihnen vorbei, in der Linken hielt er seinen Bogen mit einem locker eingelegten Pfeil, vier weitere Pfeile klemmten zwischen seinen Fingern und noch einmal zwei zwischen seinen Zähnen. Er bewegte sich mit seinem Pferd so gewandt wie ein Zentaur.

«Da kommen die Schiffe.»

Die Galeere kam um die Flussbiegung, und die erste Pfeilsalve sirrte mit dem Geräusch reißenden Stoffs durch die Luft. Vallon trieb sein Pferd zu vollem Galopp an. Das Ufer lag vor ihm, Dutzende Bogenschützen hatten sich am Wasser entlang aufgestellt. Weitere Krieger ritten hinzu und sprangen flink von ihren Pferden. Vallon sah einen Offizier, der die Bogenschützen befehligte, und balancierte seine Lanze aus. Da ritt ein Kumane vor ihn und zwang ihn damit, die Lanzenspitze anzuheben. Als er erneut zielte, drehte sich der Offizier um und erblickte ihn. Aber dann wandte er den Blick wieder ab, hielt Vallon einfach für einen weiteren Kumanen, der herangaloppierte, um sich am Kampf zu beteiligen. Als er das nächste Mal hinsah, war die Lanze nur noch einen Fuß von seiner Brust entfernt. Er versuchte, seinen Schild zu heben, doch das Eisenblatt bohrte sich in seinen Körper, sodass er rücklings vom Pferd stürzte. Der Lanzenschaft in Vallons Hand brach. Er ließ ihn fallen und zog sein Schwert. Damit galoppierte er an den Bogenschützen entlang wie der Schnitter Tod, der rechts und links Ernte hält. Er musste sechs Bogenschützen getötet oder verwundet haben, bevor er das Ende der Reihe erreicht hatte.

Er zog die Zügel an. Vier Reiter galoppierten zu ihm.

«Wer fehlt?»

«Tostig», keuchte Drogo. «Ich habe ihn vom Pferd fallen sehen.»

Die Hälfte des Schiffsverbandes war an der Furt vorbei. Das Getöse von Trommeln und Trompeten überlagerte die Alarmrufe. Es war immer noch zu dunkel, um Freund und Feind zu unterscheiden, und die meisten der Kumanen ahnten nicht, dass sich der Gegner mitten unter ihnen befand. Am Ufer liefen die völlig verwirrten Bogenschützen durcheinander.

Vallon hob sein Schwert. «Noch ein Durchgang.»

Er hackte sich zurück ins Getümmel und hieb auf alles ein, was sich bewegte. Ein Reiter kreuzte seinen Weg, und er schlug ihm das Kinn ab. Ein Krieger zu Fuß hob sein Schwert, und Vallon spaltete ihm den Schädel. Da erklang von den Trompeten ein schriller Ton, und die Kumanen rannten zu ihren Pferden. Sofort griff ein Reiter Vallon an. Ein, zwei, drei Abwehrschläge, und sein Gegner stürzte tot vom Pferd. Die Kumanen hatten begriffen, dass sie von hinten angegriffen worden waren, und begannen sich zu formieren. Aus dem Augenwinkel sah Vallon, wie Olaf von einem halben Dutzend Kumanen vom Pferd gezogen wurde. Ein Pfeil blieb einen Zoll von seiner Hand entfernt in der Rückseite seines Schildes stecken. Ein Bogenschütze zielte direkt auf Drogo, dann ließ er seinen Bogen fallen und griff zu dem Pfeil, der aus seiner Brust ragte. Er schwankte vor und zurück, als wäre er nicht sicher, in welche Richtung er fallen sollte.

Vallon wehrte einen weiteren Angreifer ab. Die Kumanen versuchten ihn einzukreisen. «Wir können nichts mehr tun! Rückzug!»

Während er sein Pferd herumriss, sackte Fulk mit einem Stöhnen in seinem Sattel nach vorn.

Vallon galoppierte auf freies Gelände. Die Landzunge war verlassen, und der größte Teil des Schiffsverbandes war schon daran vorbei. Das Kanu wartete etwa fünfzig Schritt vom Ufer entfernt, und dahinter hielt sich eines der Boote in der Mitte des Flusses auf der Stelle. Zwei Männer knieten in dem Kanu. Was hatten sie vor? Sie waren außer Schussweite, und das Kanu war zu klein, um alle Reiter aufzunehmen. Vallon warf einen Blick über die Schulter und sah Wulfstan auf sein Pferd einpeitschen. Hinter ihm ritt Drogo neben Fulk, den er mit einer Hand im Sattel hielt. Eine Horde kreischender Kumanen war ihnen auf den Fersen.

Vallon trieb sein Pferd in den Fluss. Unvermittelt blieb es stehen und warf ihn über seinen Hals ab. Er kam auf den Füßen auf und arbeitete sich spritzend auf das Kanu zu. Wayland schwang einen Riemen, den er an ein Seil gebunden hatte. Er warf ihn Vallon entgegen.

«Ich wage mich nicht näher heran. Das Boot zieht uns nachher ins Fahrwasser des Flusses.»

Vallon pflügte keuchend vor Anstrengung durchs Wasser. Es reichte ihm schon bis über die Mitte, als Wulfstan an ihm vorbeischoss und ihn an den Haaren mitziehen wollte. Vallon schlug ihm auf den Arm. «Bring dich in Sicherheit. Ich warte auf die Normannen.»

Er drehte sich um und sah Drogo vom Pferd springen und in den Fluss rennen. Fulk blieb im Sattel und begann ein Rückzugsgefecht gegen ein halbes Dutzend Kumanen. Drogo blieb stehen und schaute zurück.

«Fulk, komm schon!»

«Er ist erledigt!», schrie Vallon.

Er watete rückwärts tiefer in den Fluss. Mit einem Blick über die Schulter stellte er fest, dass Wulfstan auf das Kanu zuschwamm. Wayland rief etwas und deutete auf den Riemen. Das Holz trieb nur wenige Schritte hinter Vallon. Er bewegte sich mühsam darauf zu. Das Wasser reichte ihm schon bis zum Hals, als er den Riemen mit den Fingerspitzen berührte. Ein Pfeil flitzte neben ihm über die Wasseroberfläche.

Er warf einen Arm über den Riemen und spuckte Wasser. Drogo strampelte auf ihn zu. Fulk saß noch immer im Sattel und schwang sein Schwert, während ihn die Kumanen in Stücke hackten. Ein Krieger rammte ihm seine Lanze mit solcher Wucht in die Brust, dass die Spitze am Rücken wieder austrat. Einige der Kumanen trieben ihre Pferde in den Fluss, und Bogenschützen rannten am Ufer entlang und schossen ihre Pfeile aus Hüfthöhe. Eines der Geschosse streifte Vallons Schulter.

Wayland zog an dem Seil.

«Noch nicht!», rief Vallon.

Die Strömung zog ihn weiter hinaus. Drogo trug seine Rüstung, und wenn er ihn nicht bald erreichte, würde er ertrinken. Er verlor den Boden unter den Füßen, ging unter und kam hustend wieder hoch.

«Lasst ihn zurück!», rief Wayland.

Vallon warf ihm einen Blick zu. «Dich haben wir auch nicht zurückgelassen!»

Dann sah er Drogo an und streckte ihm die Hand so weit entgegen, wie er es vermochte. «Nimm meine Hand.»

Drogos Gesicht verzog sich vor Anstrengung, als er sich nach vorne warf. Ihre Hände berührten sich und schlossen sich fest umeinander wie bei Gefährten, die einen Eid besiegeln.

«Zieh!», schrie Vallon.

Wayland und der andere Mann begannen sie zum Kanu zu ziehen. Pfeile zischten um sie übers Wasser. Vallon erreichte das Kanu und hängte sich mit einem Arm über die Seitenplanken. Wayland ließ sich auf die Knie fallen und packte ihn am Genick. «Ihr versenkt uns, wenn Ihr an Bord kommt. Bleibt so hängen, bis uns das Boot außer Schussweite gezogen hat.»

Ruderschlag um Ruderschlag brachten sie sich in Sicherheit. Vallons Körper war taub vor Kälte, als er schließlich gepackt und in das Boot gezogen wurde. Mit dem Gesicht nach unten blieb er liegen. Jemand rieb seine Glieder. Er rollte herum und blickte in die entsetzt aufgerissenen Augen einiger Kindersklaven. Dann tauchte Waylands Gesicht über ihm auf.