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«Wie viel?»

Snorri saugte schmatzend Spucke zwischen seinen Zahnlücken an. «Material und Arbeit, damit wärst du so bei sechzehn Pfund.»

«Sei still.»

Snorri zuckte zusammen. «Es käme natürlich darauf an, wohin du willst. Aber wenn’s übers Meer gehen soll, bringt es nichts, an allen Ecken und Enden zu sparen. Diese Pennies bereust du, sobald es ein bisschen Seegang gibt. Aber wenn du nur an der Küste entlang willst, ginge es vielleicht auch mit Kiefernplanken, und …»

«Ich habe gesagt, sei still.»

Der Hund hatte die Ohren aufgestellt.

«Das ist nur ein Moorochse», sagte Snorri. «Eine Menge Sumpfvögel hören sich beinahe menschlich an. Aber ich sag dir, es gibt Stellen, um die sogar Snorri Snorrason nach dem Dunkelwerden einen Bogen macht, wo die Seelen irrlichtern und der Laternenmann unterwegs ist.»

«Bring mich zurück.»

Nun hörte auch Snorri die Rufe. «Du hast nicht gesagt, dass du noch mehr Fremde mitgebracht hast.»

Drei Männer warteten bei Snorris Hütte – Hero, Richard und ein stämmiger, bärtiger Mann, den sie als Führer angeheuert haben mussten.

Hero war in Weltuntergangsstimmung. «Wir sind am Ende», sagte er. «Vallon ist festgenommen worden. Und Raul auch.»

XII

Richard erzählte hastig und aufgeregt, was geschehen war. «Gestern Mittag wollten wir das Geld holen. Aaron war verunsichert, er wollte uns nicht hereinlassen. Man hatte Erkundigungen über uns eingeholt. Die Abmachung war hinfällig. Vallon hat sich ins Haus gedrängt, sein Schwert gezogen, und zu Aaron gesagt, er würde ihn zur Hölle fahren lassen, wenn er das Geld nicht herausgäbe. Sobald wir es hatten, sind wir zu unserem Haus zurück. Dort hat Raul auf uns gewartet. Er sagte, die Soldaten würden Straße für Straße die ganze Stadt durchkämmen. Vallon hat das Geld unter einem Misthaufen hinter dem Haus vergraben, als sie in unserer Straße auftauchten. Sie haben das Tor aufgebrochen. Raul wollte sie nicht hereinlassen. Sie haben ihn gnadenlos zusammengeschlagen. Sie hätten ihn umgebracht, wenn ich nicht gesagt hätte, dass ich Graf Olbecs Sohn bin. Es waren dieselben, die Vallon und Raul am Stadttor angehalten hatten. Der Unteroffizier gab als Grund für die Verhaftung an, Drogo habe geschworen, dass sie Mörder sind. Außerdem wollten sie wissen, wo du bist, Wayland. Ich habe ihnen erklärt, dass wir dich seit dem Tag, an dem wir aus der Burg verschwunden sind, nicht mehr gesehen haben und dass sich Hero vor ein paar Tagen von unserer Gruppe getrennt hat.»

«Von dem Geldverleiher wissen sie nichts», fügte Hero hinzu. «Richard hat ihnen nur gesagt, dass er in Lady Margarets Auftrag Geschäfte zu erledigen hat.»

«Ich habe ihnen ihre Briefe gezeigt», sagte Richard, «aber das hat nichts geholfen. Es ist eine Belohnung ausgesetzt. Der Unteroffizier wird Vallon und Raul festhalten, bis Drogo eintrifft.»

«Er ist in Lincoln», sagte Hero. «Die Boten können ihn frühestens morgen erreichen, aber dann wird er augenblicklich nach Norwich reiten. Wir haben also weniger als zwei Tage, um sie zur retten.»

Richard knetete verzweifelt seine Hände. «Wir bekommen sie dort nie heraus. Sie werden Tag und Nacht bewacht.»

«Sie sind nicht in der Burg», sagte Hero. «Sie sind in dem Turm über dem Westtor. Die Soldaten wollen die Belohnung natürlich selbst einstreichen.»

«Das macht überhaupt keinen Unterschied», sagte Richard. «Sie wurden in eine Zelle im obersten Stockwerk gesperrt. Raul liegt sogar in Ketten. Die Wachen haben mich hinaufgeführt, weil ich sie sehen wollte.»

Hero setzte sich auf den Boden. Stille breitete sich aus. Dann sagte er: «Wenn wir das Geld holen, können wir sie bestechen.»

Richard schüttelte den Kopf. «Drogo lässt sie vierteilen, wenn sie Vallon gehen lassen.»

«Und wenn wir sie ablenken? Wenn wir irgendein Spektakel veranstalten, um die Soldaten aus dem Turm zu locken?»

«Und was zum Beispiel?»

«Ich weiß nicht. Vielleicht könnten wir ein Feuer legen.»

«Das ist lächerlich.»

«Schon gut.»

Hero platzierte seine Fäuste auf den angezogenen Knien und legte den Kopf darauf. Wieder legte sich Stille über die Gruppe.

«Hero?»

«Ich denke nach.»

Endlich hob er den Kopf. «Und von dem Gasthaus, in dem Wayland und Raul übernachtet haben, wissen sie nichts?»

«Sie werden bald davon erfahren, so wie sich Raul dort aufgeführt hat.»

Hero stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab, wobei er die rechte Faust in die linke Handfläche schlug. «Beschreib mir den Turm.»

Der Torweg führt darunter durch. Auf der einen Seite schließt sich ein Stallgebäude an, auf der anderen liegt der Wachraum mit den Treppen zum Turm.»

«Wie viele Stockwerke hat er?»

«Oberhalb des Tors drei, glaube ich. Ja, drei.»

«Und wie viele Soldaten sind dort?»

«Acht – vier haben Tordienst, die anderen bewachen die Gefangenen.»

«Und du bist sicher, dass sie dir nicht gefolgt sind?»

«Ganz sicher. Ich habe ihnen erzählt, ich würde nach Lincoln reiten, um die Angelegenheit mit Drogo zu klären. Ich bin geritten, bis es zu dunkel wurde, um die Straße zu erkennen.» Richard begann zu zittern.

«Wir oft haben sie Wachwechsel?»

«Das weiß ich nicht. Bei uns auf der Burg findet alle vier Stunden eine Ablösung statt.»

«Was ist das Leibgericht der Normannen?»

Richard sah ihn misstrauisch an. «Was hat das damit zu tun?»

Wayland stand auf, klopfte sich den Staub von der Hose, und ging zu Snorris Hütte hinüber. Er schob die schmierige Tierhaut beiseite, die als Tür diente, und ging hinein.

«Wir müssen zurück nach Norwich», sagte Hero.

Richard sah vollkommen erschöpft aus. «Ich kann unmöglich noch reiten. Ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan.»

«Du nicht. Du bleibst hier.»

Wayland tauchte mit einem geflochtenen Fischkorb wieder aus der Hütte auf. Er stellte den Korb vor Hero auf den Boden und nahm den Deckel ab.

Hero zuckte zurück. «Wozu sollen die gut sein?»

«Du hast gesagt, du wolltest Essen», sagte Wayland.

Hero starrte ihn an, sein Blick zuckte kurz zu Richard und kehrte dann wieder zu Wayland zurück. Er war fassungslos. «Du sprichst ja. Wie …? Was …?»

Wayland sah zum Ufer hinunter. Syth war verschwunden. Er lächelte. «Mir ist ein Engel begegnet.»

Sie ritten über Nacht, und als sie vor Norwich ankamen, war es noch dunkel. Frierend dösten sie in den Sätteln, bis sich die Silhouette der Stadt langsam gegen den heller werdenden Morgenhimmel abzeichnete. Aus niedrigen Wolken fiel Nieselregen. Sie warteten ab, bis das Westtor geöffnet wurde und die Straße etwas belebter war, bevor sie näher zum Tor ritten. Hero nahm den Turm genau in Augenschein. Ein viereckiger Bau mit Strohdach, die Balkenwände von Schießscharten durchbrochen. Schafe grasten vor dem Turm, doch nach der Sperrstunde wäre die Wiese leer. Hero hob den Blick zum Himmel und betete, dass das Wetter noch eine weitere Nacht so schlecht blieb.

Er drehte sich zu Wayland um. «Wenn es heute Abend dunkel geworden ist, gehe ich bei der ersten Wachablösung in den Turm. Es könnte eine Weile dauern, bis ich Gelegenheit habe, euch ein Signal zu geben.»