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«Er hat recht», sagte Brant zu Aiken. «Entweder wir halten sie auf, oder wir können unser Testament machen.»

Aiken sah weg, seine Kiefer mahlten.

«Unser Schiff wartet», sagte Wayland.

Brant legte Aiken die Hand auf den Arm. In seiner Miene stand Begeisterung. «Komm, wir fahren mit ihnen und machen unser Glück.»

Aiken starrte finster auf den Boden und begann den Kopf zu schütteln.

Brant lachte. «Dann gehe ich eben allein.» Er ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen, als müsste er sich alles genau einprägen, atmete zweimal tief durch und ging zu Wayland hinüber. Als er sich umdrehte, schien er über eine unsichtbare Grenze zu zurückzublicken. «Ich komme als reicher Mann wieder», sagte er. «Du wirst schon sehen.»

Aiken hob den Kopf. «Die halbe Armee der Normannen jagt diese Piraten. Du bist noch vor nächsten Sonntag tot.»

Daegmund schüttelte die Faust und sah aus, als stünde er kurz vor einem Tobsuchtsanfall.

«Wir sind hier fertig», sagte Wayland zu Raul.

Mit Garrick und Brant zogen sie sich zurück. Die Gemeindemitglieder beobachteten sie ernst. Sobald sie die Friedhofsmauer erreicht hatten, trieb der Büttel sein Maultier immer wieder im Kreis um Aiken herum und schlug hemmungslos auf ihn ein.

XVIII

In leichtem Ostwind krängend fuhr die Shearwater etwa zehn Meilen vor der Küste Richtung Norden. Es war später Nachmittag. Die Sonne schickte wandernde Lichtsäulen durch die Wolkenlücken. Hero verglich die Richtung der Windfahne am Schiffsheck mit ihrem aktuellen Kurs. Er sah zu der feinen dunklen Linie im Westen hinüber.

«Du bist am Zug», sagte Richard.

Hero wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schatrandsch-Spiel zu. Er rückte mit einem seiner Bauern vor. «Wir können von Glück reden, wenn wir Schottland erreichen, ohne vorher noch einmal an Land gehen zu müssen.»

Vallon hatte beschlossen, so lange auf See zu bleiben, wie sie vor normannischem Gebiet waren. Drogo hatte die Nachrichten von ihren Verbrechen mit Sicherheit in jeder Küstengarnison verbreitet. Alle gut geeigneten Landestellen stünden daher unter Beobachtung, und gewiss waren auch die Fischer dazu aufgefordert worden, jeden Hinweis oder jedes Gerücht über ihre Durchfahrt weiterzugeben.

Richard sah verständnislos auf.

«Wir können nicht näher als vierzig Grad am Wind segeln», erklärte Hero. Er formte mit seinen Händen einen Winkel. «Wir sind gar nicht so weit draußen. Wenn der Wind noch ein bisschen stärker nach Ost dreht, werden wir auf die Küste zugetrieben.»

«Wir brauchen nur noch drei Tage bis Schottland», sagte Richard. Er zog mit einem seiner Springer und lehnte sich zurück. «Du wieder.»

Hero hatte ein Gitter mit acht mal acht Feldern auf eine Planke geritzt und als Spielfiguren Kiesel unterschiedlicher Größe und Farbe gesammelt. Dies war für Richard erst die dritte Partie, aber er begriff schnell. Die ersten beiden Spiele hatte er verloren, aber irgendwie war es ihm gelungen, in dieser Partie schon zwei Bauern mehr zu schlagen. Hero beschloss, sich besser zu konzentrieren. Er begutachtete die Konstellation auf dem Brett und rückte dann mit einem Rukh vor, um Richards Feldherrn zu bedrohen.

Während Richard über seinen nächsten Zug nachdachte, musterte Hero die neuen Mitglieder der Mannschaft. «Werden sich die Männer bei uns eingliedern, was meinst du?»

Richard warf einen Blick über die Schulter. Garrick lehnte am Dollbord, hatte sein lahmes Bein hinter sich an die Planken gestützt und unterhielt sich mit Syth. Sie beschrieb mit vielen Gesten etwas, das ihn zum Lachen brachte und dazu, seine eigene Version davon mit den Händen in die Luft zu malen.

«Der alte Garrick ist ein anständiger Kerl», sagte Richard.

Hero lächelte. «Und was der essen kann! Wenn jeder so viel essen würde, hätten wir schon lange vor Schottland keine Verpflegung mehr.»

Richards Hand schwebte über dem Spielbrett. «Was Brant angeht, bin ich nicht so begeistert. Er ist ein Rüpel.»

Hero mochte Brant ebenfalls nicht. Jetzt zum Beispiel stand er mit Snorri auf dem Achterdeck, und sie kicherten über irgendetwas.

«Solange er seinen Beitrag leistet.»

«Er schielt nach Syth.»

«Wirklich?»

«Ich habe gestern Abend beim Essen gesehen, wie er sie angegafft hat.»

«Hoffentlich hat Vallon nichts davon mitbekommen.»

«Natürlich hat er. Vallon bekommt alles mit.»

Richard rückte mit einem seiner Elefanten diagonal über zwei Felder vor und erbeutete noch einen Bauern. Hero vergaß Brant. Er musste versuchen, das Spiel für sich zu retten. Nach langem Bedenken zog er mit einem Springer. Darauf rückte Richard augenblicklich mit einem Rukh vor.

«Schach.»

Hero murmelte etwas in sich hinein. Er griff nach seinem König, zog die Hand wieder zurück, streckte sie erneut aus.

«Das wird dir auch nicht helfen», sagte Richard.

«Da hat er recht», sagte Vallon und ging neben ihnen in die Hocke. «Wenn er mit seinem Springer so vorrückt und dann mit seinem Elefanten, hat er dich mattgesetzt.»

«Seid Ihr sicher?»

«Vollkommen sicher.»

Hero schubste seinen König um und lehnte sich verärgert zurück. «Es liegt an diesen primitiven Figuren. Da kann man ja eine nicht von der anderen unterscheiden. Ich habe mir nur mit ihnen beholfen, um Richard die Spielregeln beizubringen. Ich spiele erst wieder, wenn uns Raul einen Satz ordentliche Figuren geschnitzt hat.»

Vallon sah ihn vorwurfsvoll an, dann legte er beiden eine Hand auf die Schulter. «Ich muss euch um einen Gefallen bitten. Jetzt, wo wir tatsächlich aufgebrochen sind, wird es Zeit, dass wir unsere geschäftlichen Angelegenheiten ordentlich regeln. Wir brauchen einen Schatzmeister, um die Finanzen zu verwalten.»

«Ich habe nichts dagegen, die Buchführung zu machen», sagte Hero.

Vallon drückte ihm die Schulter. «Ich hatte überlegt, dass vielleicht Richard diese Aufgabe übernehmen könnte. Du hast doch gesagt, dass er gut mit Zahlen umgehen kann.»

Hero reagierte auf den Wink. «O ja, das kann er. Er versteht sogar das Konzept der Zahl Null.»

Ein gequältes Lächeln zog über Vallons Gesicht. Auf ihrer Reise durch Frankreich hatte Hero lange und hart daran gearbeitet, ihn von den geradezu magischen Eigenschaften der Null zu überzeugen. Vallon aber verstand nicht, welchen Wert eine Zahl haben sollte, die keine Zahl war, nur ein Symbol für das Nichts.

«Ich möchte nur ein Liste mit unseren Geschäften. Wie viel wir ausgeben, einnehmen und schulden, und zwar in einer Tabelle, die jeden Tag auf den neuesten Stand gebracht wird. Richard, schaffst du das, was meinst du?» Richard wurde rot vor Freude. «Ich werde mein Bestes tun.» Bisher hatte Vallon nicht erkennen lassen, dass er Richard irgendetwas zutraute.

«Ausgezeichnet», sagte Vallon. Er erhob sich. «Eins noch. Die Englischsprecher sind in der Mehrheit. Wir werden monatelang kein Französisch mehr hören. Wenn wir mit den Nordmännern Handel treiben wollen, sollten wir besser ihre Sprache lernen. Wayland hat sich einverstanden erklärt, uns zu unterrichten.»

«Wayland?»

«Sonst kann es hier keiner. Außerdem wird es ihn von dem Mädchen ablenken.»

Hero und Richard wechselten einen Blick. Seit dem Morgen, an dem Wayland und Raul an Land gegangen waren, um Leute zu suchen, war das Thema Syth in schweigendem Einverständnis gemieden worden.

«Habt Ihr Euch damit abgefunden, dass sie dabei ist?», fragte Hero.

«Ich kann ihr keine mangelnde Einsatzbereitschaft vorwerfen. Sie kocht gut, hält Ordnung und sorgt für ein bisschen gute Stimmung.» Vallon zuckte mit den Schultern. «Wir werden sehen.»

Heros Blick musste zu Brant hinübergewandert sein.

Vallon fing den Blick auf. «Ich habe vor, ihn auszuzahlen, sobald wir in Schottland sind. Er wird Syth nicht belästigen, solange sie von dem Hund beschützt wird. Sogar ich mache lieber einen Bogen um diese Bestie.»