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«Es schüttet aber immer noch.»

«Wir sind hier weg.»

Doch als sich Wayland zum Gehen wandte, öffnete sich mit einem dröhnenden Donnerschlag die Tür und drei lachende Herren kamen herein. Sie schüttelten den Regen von ihren Umhängen. Der Aufwärter verbeugte sich vor ihnen, vollführte einen Kratzfuß, und machte keinerlei Anstalten, ihnen die Schwerter abzunehmen. Von allen Seiten riefen ihnen Gäste mit erhobenen Bechern Willkommensgrüße zu. Die Neuankömmlinge waren offenkundig hochstehende Männer. Ihr Anführer, großgewachsen, dunkelhaarig und gutaussehend, trug sein langes Haar in geölten Ringellocken. Über seinen Rücken hing ein Umhang aus indigoblauer Wolle mit Brokatsäumen. Am Hals wurde er mit einer wundervoll gearbeiteten Spange geschlossen, die zwei Schlangen darstellte, die sich in die Schwänze bissen. An seinen Fingern steckten Goldringe, und an den Handgelenken trug er silberne Armreifen, die mit ihrer Dicke eher an Wurfringe erinnerten. Seine Schwertscheide war mit beschnitzten Elfenbeinplättchen besetzt, von Silberdraht eingefasst, der Schwertknauf hatte die Form eines Schnabelkopfes. Mit seiner Ankunft verbreitete sich augenblicklich Feierstimmung. Die Gespräche wurden lebhafter, und ein Fiedler nahm sein Rebec auf und begann zu spielen.

«Ein schottischer Clanführer?», flüsterte Wayland.

«Ein hohes Tier aus Irland. Gehen wir lieber noch nicht. Finden wir lieber heraus, was ihn in diese Stadt führt.»

Auf seinem Weg zum Tresen bemerkte der strahlende Anführer Waylands Hund, und er machte seine Gefährten auf das Tier aufmerksam. Als der Gastwirt sie bedient hatte, lehnten sie sich mit dem Rücken an den Tresen und ließen ihre Blicke über die Anwesenden schweifen, als wären die Wirtshausgäste eine Schaustellergruppe, die man zu ihrem Vergnügen hierherbestellt hatte. Der Anführer trank einen Schluck aus seinem silberbeschlagenen Trinkbecher und sah mit anmaßender Direktheit zu Wayland und Raul hinüber. Dann wischte er sich den Schaum von den Lippen und entblößte grinsend seine großen, weißen Zähne. «Lachlan mein Name», sagte er. «Und diese jungen Herren sind meine Gesellschafter, O’Neil und Regan. Ihr seid wohl die Händler aus England.»

«Stimmt», sagte Raul. «Wir sind an diesem Hafen fast fertig. Es gibt kaum etwas, das sich zu kaufen lohnt.»

Lachlan schlenderte zu ihnen hinüber. «Ich bin selbst Händler. Wir sind nach London unterwegs.»

«Ach ja?», sagte Raul. «Welche Waren tauscht Ihr ein?»

«Sklaven. Viele Sklaven.»

Raul ließ seinen Blick verstohlen über die Wirthausgäste schweifen. «Ihr verkauft schottische Sklaven an die Engländer?»

Lachlan setzte sich auf das Ende ihrer Bank und lächelte. «Genau umgekehrt. Ich verkaufe englische Sklaven an die Schotten und Norweger, aber die besten behalte ich für den Markt in Dublin.» Er schnippte mit den Fingern. «Herr Wirt, zwei Becher Maisbier für meine englischen Freunde.»

«Danke», sagte Wayland. «Aber wir gehen gerade.» Sein Hund kam auf die Füße und schüttelte sich.

Lachlan wies mit der Hand auf ihn. «Das ist ein schöner Hund, den du da hast.»

Wayland neigte den Kopf zum Dank für das Kompliment.

Lachlan ging auf den Hund zu. Das Tier holte sich mit einem Blick auf Wayland seinen Befehl und blieb ruhig stehen, nur seine Augen folgten Lachlan, der es umkreiste, seine Vorzüge einschätzte und beurteilte.

«Dieser Hund hat einen Anteil Wolf in sich. Und zwar irischen Wolfshund, wenn ich mich nicht irre. Wie bist du an das Tier gekommen?»

«Mein Vater hat ihn in Northumbrien gezüchtet.»

«Und wie heißt er?»

«Er hat keinen Namen.»

Lachlan verschluckte sich beinahe an seinem Ale. «Du hältst von deinem Hund anscheinend nicht viel, wenn du ihm nicht einmal einen Namen gibst.»

Raul mischte sich ein. «Wayland konnte dem Hund keinen Namen geben, weil er die Sprache verloren hatte, und als er sie wiederfand, hatte das Tier gelernt, ihm ohne jedes gesprochene Wort zu gehorchen.»

«Das ist wohl ein Scherz.»

«Hand aufs Herz. Es ist beinahe unheimlich.»

Lachlan betrachtet Wayland. «Schickst du ihn in die Grube?»

«Was?»

Lachlan sprach so deutlich, als hätte er es mit einem Schwachkopf zu tun. «Kämpft er um Wetteinsätze gegen andere Hunde?»

«Nein.»

«Und auch nicht gegen Bären oder Bullen oder andere Tiere?»

«Nein, er kämpft nicht.»

Das fand Lachlan offenkundig höchst bedauerlich. «Hier wird ein guter Hund verschwendet», erklärte er O’Neil und Regan. Dann drehte er sich wieder zu Wayland um. «Wie viel willst du für ihn haben?»

«Er ist nicht zu verkaufen.»

Lachlan schnalzte mit der Zunge. «Alles ist käuflich, mein Junge. Das wirst du noch feststellen, wenn du mehr Lebenserfahrung gesammelt hast.»

«Ich will ihn nicht verkaufen.»

«Ich würde nicht einmal handeln. Nenn mir deinen Preis.»

Wayland schluckte und schüttelte den Kopf.

«Du heißt ‹Wayland›, wenn ich es richtig gehört habe.»

«Ja, Herr.» Wayland hasste das feige ‹Herr›, aber dieser reiche, irische Sklavenhändler gab ihm aus irgendeinem Grund das Gefühl, ein zurückgebliebener Hinterwäldler zu sein.

«Nun, Wayland, du sollst wissen, dass man Lachlan nicht mehr loswird, wenn er etwas haben will.» Der Mann öffnete eine Börse aus Silbergeflecht und legte so viele Pennys auf den Tisch, dass Wayland irgendwann aufhörte zu zählen und die Augen abwandte, als habe man ihm einen unanständigen Anblick zugemutet. Lachlan ließ noch ein paar mehr Münzen als Zugabe auf den Tisch fallen. «Niemand kann mich einen Knauserer nennen. Das ist der Preis, den ich für einen Sklaven zahle.»

Schweigend stand Wayland auf. Er fühlte sich erbärmlich.

«Komm schon, Junge, nimm es.»

«Ihr hättet Euer Geld verschwendet. Der Hund würde nicht mit Euch gehen.»

Lachlan sagte beruhigend: «Ich will ihn ja auch nicht als Schoßtier. Ich werde ihn nicht schonen. Wenn er erst einmal eine Woche bei mir war, wird er genau wissen, dass ich sein Herr bin, das schwöre ich. Bei Gott, es ist noch kein Welpe geboren, der sich mir nicht untergeordnet hat.» Er hob seinen Becher. «Stimmt doch, Freunde, oder?»

Der Hund ließ mit einem Klacken seine Kiefer zusammenfahren und sprang mit einem Satz neben Wayland.

Lachlan lachte. «Ich vermute, er würde am liebsten seine Hauer in mir versenken.» Er schlug sich auf den Oberschenkel. «Verflucht, es ist ein Verbrechen, so ein starkes Tier zu haben und es nicht kämpfen zu lassen.»

«Komm», sagte Wayland zu Raul. «Vallon wird sich schon fragen, wo wir bleiben.»

«Ist Vallon euer Herr?»

Wayland ging einfach weiter und war schon halb an der Tür, als Lachlan seinen Namen noch einmal sagte. Wayland blieb stehen.

Lachlans Hand fiel auf seine Schulter, und seine Stimme flüsterte in Waylands Ohr: «Ich habe Jungfrauen ihren Müttern abgekauft, die vor mir auf die Knie gefallen sind und mir vor Dankbarkeit die Hände geküsst haben. Gegen Silber gibt es einfach keine Einwände. Wenn ich zu deinem Herrn Vallon ginge, garantiere ich dir, dass du und dein Hund bis Mitternacht in meinem Besitz wärt.»

Wayland sah die Goldringe an Lachlans Fingern glänzen. «Ich habe es Euch gesagt. Der Hund ist nicht zu verkaufen.»

Lachlan versetzte Wayland einen Klaps auf den Hinterkopf. «Dann weg mit dir, und nimm deinen namenlosen Köter mit. Ich war zu großzügig. Das schlechte Licht hat ihm geschmeichelt. Jetzt, wo ich ihn besser sehen kann, muss ich feststellen, dass er zu lange Knochen hat für einen Kampfhund.»

Sie wären ungeschoren davongekommen, wenn Raul nicht versucht hätte, das letzte Wort zu haben. «Dieser Hund ist kein Köter.»

Lachlan hatte sich schon umgedreht, für ihn war die Sache anscheinend erledigt. «Wie würdest du denn einen Hund nennen, der zu feige zum Kämpfen ist?»