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«Ruf deinen Hund zurück!»

Auch als Wayland den Hund zurückgezerrt hatte, wollte Dormarth nicht aufgeben. Mit gebrochenem Rückgrat, verletzten Eingeweiden und zerfleischten Hinterbeinen schleppte er sich auf den Vorderläufen weiter und zog dabei eine Spur aus Kot und Urin hinter sich her.

«Steh nicht einfach rum!», schrie Lachlan O’Neil an. «Töte ihn.»

O’Neil erhob sein Schwert mit beiden Händen, und Dormarth schluckte die Klinge, als wäre sie eine Belohnung. Durch die Menge lief ein Stöhnen ekstatischer Abscheu.

Der Hund setzte sich vor Wayland. Aus seiner zerbissenen Schnauze troff Blut, und seine Lungen pfiffen. Doch von diesem Geräusch abgesehen war die Stille mit Händen zu greifen.

«Bei Gott, so etwas habe ich noch nie gesehen.»

Jemand sprang von einem Balken herunter, um seinen Gewinn zu reklamieren. Lachlan schwang sein Schwert, wie um dieses Unglück abzuwenden, das er noch nicht vollständig begriffen hatte.

In diesem Moment wurde an die Tür gehämmert. Dann noch einmal, lauter.

Lachlans Wangenmuskeln arbeiteten. Er hob die Hand. «Sieh nach, wer das ist.»

Die Riegel wurden aufgeschoben. Die Menge an der Tür teilte sich. Vallon und Garrick kamen mit gezogenen Schwertern herein. Raul schnappte sich Regans Schwert aus Waylands Hand.

«Wir haben gehört, dass es hier Ärger gibt», sagte Vallon. Er sah Wayland an. Er sah Waylands blutenden Hund an. Er sah Raul an, der Regans Schwert in der Hand hielt. Am Ende wusste er nicht, wen er zur Rede stellen sollte.

Raul begann Münzen aus dem Stroh zu klauben. «Hauptmann, es wurde darum gewettet, wer den besten Kampfhund hat.»

Jemand schleppte Dormarths verstümmelten Körper an Vallon vorbei. «Also ein harmloses Abendvergnügen», sagte dieser. «Gut. Nun, es tut mir leid, dass ich meine Mannschaft zurückberufe, aber anscheinend ist die Veranstaltung ja beendet.»

Lachlan trat einen Schritt auf ihn zu. Vallon hob das Kinn. «Ja?»

Lachlan tat so, als berühre in der Verlust Dormarths nicht. «Ihr müsst Waylands Herr sein. Bleibt auf einen Becher, bevor Ihr geht.»

Vallon reagierte nicht auf Lachlans ausgestreckte Hand. «Wir haben einen langen Tag vor uns. Ich wünsche Euch einen guten Abend.»

Vor der Tür packte er Wayland und Raul an der Kehle und zog sie auf die Zehenspitzen hoch.

«Es war nicht unsere Schuld», keuchte Raul. «Der Ire wollte den Kampf um jeden Preis.»

Vallon funkelte Wayland an.

«Es stimmt. Der Mann hatte vor, sich zu rächen, weil ich ihm meinen Hund nicht verkaufen wollte.»

Vallon knurrte, ließ die beiden los und ging mit langen Schritten Richtung Hafen davon. Raul rieb sich die Kehle und grinste Wayland an.

«War doch sehr gut, wie ich das geregelt habe, findest du nicht?»

Wayland versetzte ihm einen so gewaltigen Faustschlag, dass Raul mehrere Schritte zurücktaumelte, bevor er in den Schlamm fiel. Dort lag er und betastete seine Nase.

«Verflucht, dafür gab es keinen Grund.»

Wayland stand drohend über ihm. «Ich könnte dich umbringen.»

Mit einem saugenden Geräusch rappelte sich Raul aus dem Morast hoch und tastete nach seiner Mütze. Er zog sie, schlammverdreckt, wie sie war, über den Kopf und blinzelte Wayland an.

«Du bist der einzige Mann, von dem ich mir das gefallen lasse», sagte er und stapfte die Straße hinunter.

Jemand lachte leise. Syth stand auf der anderen Straßenseite. Wayland rang sich ein mattes Lächeln ab, und sie trat auf ihn zu. Sie betrachteten einander wortlos und gingen dann Seite an Seite zum Hafen, ohne sich anzusehen. Sie legte ihm die Hand um die Hüfte. Wie durch Zufall rutschte ihre Hand unter seinen Kittel, sie strich ihm über den Rücken und zog dann ihre Hand zurück, als hoffte sie, er hätte es nicht bemerkt. Wayland blieb stehen, als hätte ihn das Gefühl ihrer warmen Hand auf seiner nackten Haut erstarren lassen. Dann griff er nach ihr, doch sie wich ihm aus.

«Oh», rief sie. «Der Hund ist verletzt.»

Der Hund leckte ihr kurz die Hand, aber seine Aufmerksamkeit gehörte der verlassenen Straße hinter ihnen. Weit im Norden war das letzte Grollen des Donners zu hören. Sie sah zu Wayland auf.

«Es ist nicht recht, dass er keinen Namen hat.»

«Such einen für ihn aus.»

«Wirklich?»

«Wirklich.»

XX

Lachlans Schiff war schon aus dem Hafen ausgelaufen, als sie am nächsten Morgen aufstanden und sich weiter um ihre Geschäfte kümmerten. Vallon heuerte einen Lotsen an, der sie nach Orkney bringen würde, ohne auf Snorris wütenden Protest zu hören. Der Statthalter hatte darauf bestanden, dass sie einen Steuermann mitnehmen sollten, der mit den trügerischen Strömungen um die Inseln vertraut war. Der Lotse hieß David, ein dunkelhaariger, melancholischer Pikte, der Englisch und Nordisch sprach und auf seinen Handelsfahrten schon jeden Hafen zwischen Lowestoft und den Färöern angesteuert hatte. Der Statthalter hatte sie auch mit Händlern aus der Gegend bekannt gemacht. Am dritten Tag nach dem Hundekampf war der Laderaum mit ihren Waren halb gefüllt. Abgesehen von den Holzbalken, führte die Shearwater Malz, Salz, eine Tonne Roheisen und Dutzende Tongefäße für den Haushalt.

An diesem Abend kam der französischsprechende Sekretär des Statthalters in ihre Unterkunft und bat um ein Gespräch unter vier Augen. Vallon nahm ihn mit hinauf in sein Zimmer und schloss die Tür. Der Sekretär lehnte ein Getränk ab und zog es vor zu stehen.

«Heute Nachmittag», sagte er, «haben wir vom Sitz des Königs in Edinburgh Nachricht von einer Bande Vogelfreier erhalten, die, nachdem sie in England gewütet haben, mit dem Schiff nach Schottland geflohen sind. Da der König die guten Beziehungen mit dem Nachbarn zu erhalten wünscht, hat er Befehl an seine Statthalter erlassen, sämtliche aus dem Süden ankommende Schiffe festzuhalten. Sofern sich der Verdacht ergibt, dass die Besatzung eines Schiffes der Beschreibung dieser Gesetzesbrecher entspricht, sollen sie zur Befragung und bis zu ihrer Auslieferung in die Hauptstadt gebracht werden.»

Vallon ging zum Fenster hinüber und schaute auf den verlassenen Kai hinunter. «Und wie sehen diese Leute aus?»

«Ihr Anführer ist ein französischer Söldner, und seine Mannschaft besteht aus Angehörigen verschiedener Länder. Sie haben sogar einen normannischen Verräter dabei. Und einen wilden Hund von ungewöhnlicher Größe.»

Vallon drehte sich um. «So eine Mannschaft wäre kaum zu übersehen.»