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Erst später, als ihre Intelligenz sich sprunghaft entwickelte, bildete sich in ihnen auch die Fähigkeit aus, von anderen Lebewesen Besitz zu ergreifen und sie zu kontrollieren. Daraufhin hatten einige sich Wirte gesucht, die auf dem trockenen Land lebten, denn diese Tiere waren besser geeignet als alle, die im Wasser zu finden waren. Sie hatten Hände – tatsächlich wiesen sie eine gewisse Ähnlichkeit mit unseren Menschenaffen auf – und konnten mit intelligenter Anleitung unendlich viele Dinge tun.

Nachdem einmal geeignete Wirte gefunden waren, hatten die Parasiten eine Zivilisation und eine Wissenschaft entwickelt. Zunächst mußten sie allerdings noch die meiste Zeit im Wasser bleiben und von dort aus ihre Wirte kontrollieren. Aber später entdeckten sie ein Verfahren, das ihnen gestattete, so lange wie gewünscht auf dem trockenen Land zu leben – sie mußten nur dafür sorgen, daß der jeweilige Wirt sie von Zeit zu Zeit etwa eine Stunde lang in eine Nährlösung legte. Dabei stellte sich heraus, daß diese Art der Nahrungsaufnahme der alten bei weitem vorzuziehen war, denn sie war nur in größeren Zeitabständen nötig und funktionierte zudem erheblich rascher.

Aber trotzdem hatte auch diese Methode einen entscheidenden Nachteil, denn als die Parasiten sich über Jahrtausende hinweg nur auf diese Weise ernährt hatten, verloren sie allmählich völlig die Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme aus dem Wasser. Sie befanden sich also etwa in der gleichen Lage wie ein Mensch, der jahrelang durch intravenöse Infektionen ernährt worden ist, so daß er schließlich nicht mehr wie früher essen kann, weil seine Verdauungsorgane vollständig verkümmert sind.

Der Parasit hätte sich an Ort und Stelle füttern lassen können, indem er von Tieren Besitz ergriff; das hätte er auch tun müssen, wenn er hier keine intelligenten Lebewesen vorgefunden hätte. Aber er wußte, daß diese Methode schwierig und zeitraubend war, weil er mehrere Wirte nacheinander benutzen mußte, die jeweils eine bestimmte Aufgabe zu übernehmen hatten.

Ein menschlicher Wirt, der in einer Küche arbeitete, in der die üblichen Vorräte zur Verfügung standen, konnte die erforderliche Nährlösung rasch herstellen. Die Bestandteile spielten keine entscheidende Rolle, solange die Lösung nur genügend Proteine enthielt; der Körper des Parasiten nahm ohnehin nur die Stoffe auf, die er brauchte, und der Geschmack war nicht entscheidend, weil er keinen Geschmackssinn besaß. Suppenwürfel, Fleischbrühe oder eine dicke Soße wären hervorragend geeignet. Im Notfall genügte selbst Milch, obwohl er davon wesentlich größere Mengen benötigte.

Als er festgestellt hatte, daß er in nächster Zeit wieder Nahrung aufnehmen mußte, entschloß er sich, diese Aufgabe sofort in Angriff zu nehmen. Nur so konnte er sich für die kommenden Monate von dieser Sorge befreien, selbst wenn er dadurch früher als geplant von einem Menschen Besitz ergreifen mußte.

Er überlegte, welcher Wirt für diesen Zweck am besten geeignet sei. Ideal wäre jemand, der allein lebte und sich nicht auf Erklärungen einlassen mußte, falls er dabei überrascht wurde, wie er mitten in der Nacht in der Küche arbeitete. Aber der einzige Mensch, von dem der Parasit wußte, daß er allein lebte, war Gus Hoffmann, Tommys Vater, und bis zu seiner Farm war es mindestens zweimal so weit wie zu der nächstgelegenen. Jeder zusätzliche Kilometer, über den er sich befördern lassen mußte, vergrößerte das Risiko erheblich. Die nächste Farm gehörte einem alten Ehepaar – Siegfried und Elsa Gross –, das dort ziemlich abgeschieden lebte. Siegfried gab in dem Haus den Ton an, so daß zu erwarten war, daß seine Frau folgsam ins Bett zurückgehen würde, falls er es ihr befahl, wenn sie ihn in der Küche überraschte.

Selbstverständlich war es besser, wenn sie überhaupt nicht aufwachte. Falls Gross während der kurzen Zeit als Wirt durch seine Tätigkeit unnötiges Aufsehen erregen mußte, gefährdete dies allerdings seine Brauchbarkeit für die Zukunft – aber dieses Problem ließ sich ja leicht lösen ...

Am besten ließ er sich von einer Eule befördern, nachdem sein Plan sich nur nachts durchführen ließ. Zuvor mußte er allerdings eine testen, um festzustellen, ob sie ihn auch wirklich tragen konnte. Falls sie sich als ungeeignet erweisen sollte, mußte er auf einen Habicht zurückgreifen und nicht nur feststellen, ob dieser Vogel ihn tragen konnte, sondern sich auch davon überzeugen, daß er nachts einigermaßen sah. Er durfte nicht riskieren, daß der Habicht gegen ein Hindernis flog, während er ihn zu befördern hatte.

Unmittelbar vor Einbruch der Dunkelheit, als er annehmen konnte, daß die Nachtvögel noch schliefen, konzentrierte er sich auf eine Eule und hatte schon wenige Sekunden später von ihr Besitz ergriffen. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß es sich tatsächlich um eine Eule handelte, ließ er sie wieder einschlafen, damit sie voll ausgeruht war, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen sollte. Nach etwa zwei Stunden, als tiefe Dunkelheit herrschte, weckte er sie auf und ließ sie einige Zeit fliegen, um festzustellen, wie wendig sie war. Bei der Krähe, die er zur Erkundung benutzt hatte, war dies nebensächlich gewesen, aber die Eule sollte ihn tragen und dabei so dicht wie irgendmöglich über dem Boden bleiben. Er berücksichtigte die Schwerkraft dieses Planeten – etwa das Vierfache der auf seinem Heimatplaneten auftretenden – und schätzte, daß ein Fall aus zwei Meter Höhe noch ungefährlich sei. Auch vier Meter waren auszuhalten, wenn er ins Gras oder auf weichen Boden fiel. Aber er hatte keinerlei Aussichten, einen Fall aus Höhen über zehn Meter zu überleben, außer er landete ausgerechnet in dichtem Gebüsch.

Als er sich von der Manövrierbarkeit der Eule überzeugt hatte, gebrauchte er ihre Augen, um einen Stein zu finden, der die passende Größe hatte. Er wog vermutlich sogar um die Hälfte mehr und entsprach in seiner Form dem Körper des Parasiten, den die Eule transportieren sollte. Er ließ die Eule den Stein mit den Krallen umfassen und damit aufsteigen; der Start erwies sich als schwierig, aber nachdem er gelungen war, flog der Vogel ohne Mühe mit seiner Last. Der Parasit ließ die Eule noch eine Weile mit dem Stein umherfliegen, um sie an das zusätzliche Gewicht zu gewöhnen, bevor er sie zu dem hohlen Baumstamm dirigierte.

Dort ergab sich eine Schwierigkeit, die er nicht vorausgesehen hatte, als er seinen Körper von der Eule aus dem Stamm holen lassen wollte; die Beine des Vogels waren zu kurz, so daß seine Krallen den Parasiten nicht erreichten. Der Parasit überlegte bereits, ob es nicht besser wäre, wenn er für diese Aufgabe den Wirt wechselte – vielleicht konnte ein Kaninchen ihn eher aus seinem Versteck holen, wenn es vom anderen Ende her durch den hohlen Baumstamm kroch. Aber schließlich gelang es der Eule doch mit einer letzten verzweifelten Anstrengung, den Körper des Parasiten herauszuziehen.

Der Flug dauerte länger, als er es erwartet hatte; der Vogel konnte zwar ohne weiteres mit ihm fliegen – aber nicht ununterbrochen über längere Strecken hinweg. Deshalb mußte er der Eule häufig Ruhepausen gewähren und zulassen, daß sie ihn absetzte, wenn ihre Flügelmuskeln ermüdeten. Das tat er allerdings nicht aus Besorgnis um die Eule – er war nicht absichtlich grausam, besaß aber keinerlei Mitgefühl für Lebewesen, die nicht Angehörige seiner eigenen Rasse waren –, sondern nur aus Besorgnis um seine eigene Sicherheit. Er erreichte die Gross-Farm kurz vor Mitternacht.

Er ließ sich von der Eule im Gras zwischen der Straße und dem Gartenzaun absetzen, bevor sie selbst mehrere Male um das Haus flog, um ein geeignetes Versteck für ihn zu finden. Auf der Farm gab es anscheinend keinen Wachhund, was eine Schwierigkeit weniger bedeutete. Und das beste Versteck – jedenfalls für den Augenblick – lag unter der Holztreppe vor der Hintertür. Dieser Platz bot zudem den Vorteil, daß er in der Nähe des Stalls lag, so daß der Parasit zunächst die dort untergebrachten Tiere untersuchen konnte, bevor er wieder von einem Menschen Besitz ergriff. Wenn man von dem Hund absah, dann hatte er bisher nur wildlebende Tiere als Wirte benutzt; aber zur Verwirklichung seiner Pläne konnte es ganz nützlich sein, wenn auch einige Haustiere dazu gehörten. Der Hund hatte sich bereits recht gut bewährt. Schließlich war dabei nichts zu verlieren als ein bißchen Zeit, auf die es dabei wirklich nicht ankam.