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Del drehte sich herum und ging langsam zu seinem Platz unter dem Fenster zurück. »Larynn hat mir erzählt, was geschehen ist, feit wir von diesen Biestern angegriffen wurden«, begann er, nachdem er sich gesetzt und mit einer einladenden Geste neben sich gedeutet hatte. Skar setzte sich, nickte Larynn grüßend zu ünd lehnte sich gegen die weiche, aus Moos und lebenden grünen Ranken geflochtene Wand.

»Ich habe wirklich sechs Tage geschlafen?« fuhr Del fort.

»Sechs Tage und sechs Nächte«, bestätigte Skar. »Aber es war ,wohl der einzige Weg, dein Leben zu retten. Thoranda ist die beste Heilerin, die ich jemals gesehen habe.«

»Ich habe die alte Frau kennengelernt, heute morgen«, sagte Del versonnen. »Sie ist ... eigenartig.« Er lächelte, warf Larynn seinen seltsam vertrauten Blick zu und fuhr dann in verändertem Tonfall fort. »Aber wir haben später Zeit, über Thoranda und mich zu reden. Wie ist es dir ergangen, während ich hier war?« Skar grinste. »Wie schon? Seit ich dich leichtsinnigerweise als Schüler ausgewählt habe, muß ich mich wohl langsam daran gewöhnen, allein mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden. Du hast ein bewundernswertes Talent, dich immer geschickt aus der Affäre zu ziehen. Mal läßt du dir eine Axt in die Schulter hauen, dann legst du dich wochenlang zum Schlafen hin ...« Er seufzte, setzte einen gequälten Gesichtsausdruck auf und schüttelte den Kopf. »Es ist immer dasselbe mit dir.«

Larynn erhob sich plötzlich. »Ich ... muß gehen«, sagte sie stockend. »Es ist noch viel vorzubereiten, für das Fest heute abend r und die Gäste ...« Sie lächelte nervös, rang einen Moment unschlüssig mit den Händen und ging dann mit übertriebener Hast hinaus.

Del sah ihr verwundert nach. »Was hat sie?«

»Ich weiß nicht«, murmelte Skar achselzuckend. »Sie war den ganzen Morgen hier?«

Del nickte. »Gleich, nachdem Thoranda mich geweckt hat. Sie ist nett.«

»Das scheint sie von dir ebenso zu meinen«, sagte Skar lächelnd. »Weißt du, daß sie es wahrscheinlich war, die dir das Leben gerettet hat?«

»Sie?« Del wirkte plötzlich verstört. »Aber ich dachte, Thoranda -«

»Natürlich«, nickte Skar. »Aber du wärst auf dieser Lichtung um ein Haar gestorben. Ohne sie hättest du nicht einmal Went lebend erreicht. Es war knapp, diesmal.«

Für die Dauer eines Lidzuckens erlosch das optimistische Lächeln auf Dels Zügen. »Ich weiß«, flüsterte er. »Es scheint, als hätten wir ein wenig zuviel riskiert. Wir hätten auf diesen Malabesen hören sollen.«

»Niemand konnte ahnen, was geschehen sollte«, sagte Skar achselzuckend. »Wer weiß, wozu es gut war. Außerdem«, fuhr er mit einem leisen, aufmunternd gemeinten Lachen fort, »hätten wir sonst niemals dieses Volk kennengelernt. Du hättest Larynn nicht getroffen ...«

»Und du nicht Coar«, fiel ihm Del ins Wort.

Skar schwieg. »Ich sehe«, seufzte er, »du hast dich bereits bestens informiert. Was hat Larynn dir sonst noch erzählt?«

»Nicht viel. Das heißt - sehr viel, aber ich habe kaum die Hälfte davon verstanden«, gestand er. Er lächelte, stand auf und reckte sich ausgiebig.

»Du spürst nichts?« fragte Skar, als Del die Arme hoch über den Kopf hob und spielerisch die Muskeln spannte. »Dein Arm ...«

»Ist vollkommen in Ordnung«, bestätigte Del. »Jetzt frag mich bitte nicht, warum. Ich habe ebensowenig eine Antwort darauf wie du.« Er blickte einen Moment aus dem Fenster und ließ sich dann wieder neben Skar zu Boden sinken. »Ging es dir ebenso wie mir, während du geschlafen hast?« fragte er. »Diese Träume ...«

»Träume?« wiederholte Skar. »Was für Träume?« Er selbst hatte nicht geträumt, oder er konnte sich zumindest nicht daran erinnern. Er hatte sich einfach zum Schlafen niedergelegt und war - von seinem Standpunkt aus betrachtet - nach wenigen Augenblicken wieder erwacht, ohne sich erinnern zu können, mehr als drei Tage geschlafen zu haben.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Del unsicher. »Nicht mehr. Nicht die Einzelheiten. Ich weiß nur noch, daß es ... seltsam war. Bedrückend. Ich erinnere mich, daß ich Angst hatte, Angst wie nie zuvor in meinem Leben. Und es war kalt.« Er stockte und schlang in einer unbewußten Geste die Arme um den Oberkörper, als reiche allein die Erinnerung, ihn erneut frösteln zu lassen. Skar mußte unwillkürlich an Thorandas Worte denken. Seine Verletzung war schwer, und das Bandgift war bereits tief in seinen Körper eingedrungen. Ihr hättet keine Stande später kommen dürfen, Skar. Sein ... Geist hatte die Grenze zum Jenseits schon halb überschritten. Vielleicht war dies eine Erklärung für seine Träume, oder das, was er für Träume halten mochte. Aber war es auch eine Erklärung für seine phantastisch schnelle Heilung?

»Larynn ist sehr schnell gegangen, nachdem du gekommen bist«, sagte Del plötzlich. »Hattet ihr Streit?«

»Wir?« Skar schüttelte verblüfft den Kopf. »Sicher nicht. Ich weiß nicht, warum sie so plötzlich aufgesprungen ist. Vielleicht muß sie wirklich bei der Vorbereitung für das Fest helfen. Halb Went scheint auf den Beinen zu sein.«

»Es sind diese Reiter aus Ipcen, nicht?« fragte Del.

»Ipcearn«, verbesserte Skar. »Vielleicht ist es ganz gut, daß sie gegangen ist. Ich wollte sowieso mit dir reden. Allein.« Er schwieg einen Moment, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und begann dann geduldig und ausführlich zu erzählen. Del hörte gespannt zu und unterbrach ihn nur selten, um eine Frage zu stellen oder eine Bemerkung einzuwerfen. Larynn schien ihn in der kurzen Zeit bereits erstaunlich gut informiert zu haben, wenn ihre Art zu erzählen auch sicher etwas einseitig gewesen war, wie Skar allmählich vermutete.

»So ist die Situation«, schloß Skar, nachdem er Del vom Auftauchen Mergells und seiner Forderung erzählt hatte. »Ich fürchte, ich werde nicht darum herumkommen, mit ihm nach Ipcearn zu reiten und mit den Königen zu reden - wer immer sie sein mögen.«

Del verzog das Gesicht. »Bist du sicher, daß du nicht vorschnell reagiert hast?« fragte er.

»Vorschnell? Hätte ich ihm versprechen sollen, zu bleiben unc aus diesem Volk von Gärtnern ein Heer zu machen?«

»Natürlich nicht«, murmelte Del. »Es ist nur ... Diese Men schen haben uns freundlich aufgenommen und uns das Leben ge rettet, mir wenigstens.«

»Das weiß ich«, fuhr Skar auf. »Und ich bin der letzte, der sicl weigern würde, eine entsprechende Gegenleistung ...«

»Das meine ich nicht«, unterbrach ihn Del. »Ich glaube nur, dt solltest etwas vorsichtiger sein mit dem, was du sagst. Wir sind ir ihrer Hand, vergiß das nicht.« Skar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du weißt so gut wie ich, daß wir nicht bleiben können. Weder du noch ich könnten hier leben, nicht für ein paar Jahre und erst recht nicht für immer. Und was Mergell verlangt, ist schlichtweg unmöglich.«

»Ich weiß«, sagte Del, ohne auf Skars gereizten Tonfall zu rea gieren. »Aber es wäre mehr als nur eine Beleidigung, wenn du dich weigern würdest, mit ihm nach Ipcearn zu gehen.«

»Das tue ich auch nicht«, sagte Skar ärgerlich. »Vielleicht hätte ich es nicht sagen sollen, sicher, aber ich werde zusammen mit ihm dorthin reiten und mit den Königen reden. Vielleicht machen sie sich falsche Vorstellungen von uns. Du weißt doch, wie schnell so etwas geht.« Er lachte leise. »Du hättest sehen sollen, wie diese Kinder kämpfen«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich habe ein paar von diesen schwarzen Biestern erschlagen, drei oder vier, denke ich. Wahrscheinlich sind es dreißig oder vierzig geworden, ehe die Nachricht Ipcearn erreicht hat.«