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»Zumo de arändano«, hörte er sich sagen. »Preiselbeersaft.«

Der Barkeeper sah ihn fassungslos an. »¿Solo?« Preiselbeersaft wurde in Spanien gern getrunken, aber pur? Einfach unvorstellbar.

»Sí«, sagte Becker. »Solo.«

»¿Echo un poco de Smirnoff?«, erkundigte sich der Barmann. »Mit einem kleinen Schuss Wodka?«

»No, gracias.«

»¡Gratis!«, offerierte der Zwerg. »Auf Kosten des Hauses!«

Becker brummte der Schädel. Er stellte sich das Elend von Triana vor, die drückende Hitze und die lange Nacht, die er noch vor sich

hatte. Er nickte. »St, échame un poco de vodka.«

Der Barmann wirkte erleichtert. Emsig machte er sich an die Zubereitung des Getränks.

Becker schaute sich in der prunkvollen Bar um. Er kam sich vor wie im Traum. Alles hätte mehr Sinn ergeben als die Wahrheit. Du

bist Universitätsprofessor, dachte er, und jetzt spielst du James Bond!

Der Barkeeper kam geschäftig herbei und servierte Becker schwungvoll das Getränk. »A su gusto, señor. Preiselbeersaft mit

einem kleinen Schuss Wodka.«

Becker bedankte sich und nahm einen Schluck. Er bekam prompt einen Erstickungsanfall. Das soll ein kleiner Schuss gewesen sein?

KAPITEL 38

Hale blieb auf halbem Weg zur kleinen Küche von Node 3 stehen und starrte Susan an. »Sue, was ist mit dir? Du siehst ja furchtbar

aus!«

Susan kämpfte ihre aufsteigende Panik nieder. Fünf Meter entfernt leuchtete Hales Monitor hell vor sich hin. »Ich ... es ist nichts weiter«, stieß sie hervor. Ihr Herz pochte wie wild.

Hale sah sie verwundert an. »Möchtest du ein Glas Wasser?«

Susan war zu keiner Antwort fähig. Sie hätte sich selbst in den Hintern treten können. Wie konntest du nur vergessen, diesen verdammten Monitor wieder dunkel zu stellen? Wenn Hale merkte, dass sie an seinem Rechner gearbeitet hatte, würde er sich ausrechnen können, dass sie seine Identität mit North Dakota kannte. Und Susan musste befürchten, dass Hale zu allem im Stande war, damit diese

Information Node 3 nicht verließ.

Sie überlegte, ob sie einen Sprung zur Tür wagen sollte. Aber dazu bekam sie keine Gelegenheit. Plötzlich wurde wieder von draußen an die Glaswand gehämmert. Hale und Susan fuhren herum. Es war Charturkian. Schweißnass hieb er wieder einmal mit den Fäusten

gegen die Glaswand. Er sah aus, als hätte er den Weltuntergang erlebt.

Hale bedachte den Sys-Sec-Mann mit einem verwunderten Blick. Er wandte sich wieder an Susan. »Ich bin gleich wieder da. Trink inzwischen ein Glas Wasser!« Er machte kehrt und verschwand nach

draußen.

Susan flog zu Hales Terminal und stellte den Monitor schwarz. Sie spürte ihren Herzschlag bis unter die Schädeldecke. Sie drehte sich um und beobachtete das aufgeregte Gespräch, das in der Kuppel

vonstatten ging.

Charturkian war augenscheinlich doch nicht nach Hause gegangen. In regelrechter Panik überschüttete er Greg mit seinen Entdeckungen, aber das zählte jetzt nicht mehr. Hale wusste ohnehin alles, was es zu

wissen gab.

Du musst zu Strathmore, dachte Susan. Und zwar schnell!

KAPITEL 39

Zimmer 301. Rocío Eva Granada stand nackt vor dem Badezimmerspiegel. Der Moment, vor dem ihr den ganzen Tag gegraust hatte, war gekommen. Der Deutsche, der größte und unförmigste Mann, mit dem sie je zu tun gehabt hatte, lag schon im

Bett und erwartete sie.

Zögernd holte sie einen Eiswürfel aus dem Sektkühler und rieb sich damit über die Brustwarzen. Schnell wurden ihre Knospen hart. Das war ihr Willkommensgeschenk. Die Männer sollten sich bei ihr willkommen fühlen. Sie strich mit den Händen über ihren geschmeidigen wohl gebräunten Körper und hoffte, dass er noch vier bis fünf Jahre mitspielte, bis sie genug Geld beisammen hatte, um sich zur Ruhe zu setzen. Señor Roldán knöpfte ihr zwar den Großteil von dem, was sie anschaffte, wieder ab, aber ohne ihn hätte sie sich mit den Besoffenen von Triana abgeben müssen. So bekam sie es wenigstens mit Freiern zu tun, die Geld hatten. Diese Männer verprügelten sie nicht und waren leicht zu befriedigen. Rocío schlüpfte in ihre Reizwäsche, holte tief Luft und öffnete die

Badezimmertür.

Dem Deutschen fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie in dem schwarzen Spitzen-Negligee ins Zimmer trat, unter dem ihre Brüste deutlich zum Vorschein kamen. Ihre kupferne Haut schimmerte in der

gedämpften Beleuchtung.

»Komm her!«, murmelte der Dicke, warf den Bademantel ab und wälzte sich auf den Rücken.

Rocío zwang sich zu einem Lächeln. Sie trat ans Bett und betrachtete den riesigen Teutonen. Sie kicherte erleichtert. Zwischen

seinen Schenkeln regte sich ein recht winziges Organ.

Er griff nach ihr und zerrte ihr ungeduldig das Negligee vom Leib. Seine Wurstfinger betatschten jeden Zoll ihres nackten Körpers. Sie

ließ sich auf ihn fallen und wand sich stöhnend in gespielter Ekstase. Als er sie auf den Rücken drehte und sich auf sie wälzte, hatte sie das Gefühl, zerquetscht zu werden. Das Gesicht an seinen schwabbeligen Hals gepresst, rang sie nach Luft und hoffte, dass es

schnell vorbei sein würde.

»jSí, sü«, stöhnte sie und grub die Fingernägel anfeuernd in seinen feisten Rücken.

Allerlei Bilder schossen ihr durch den Kopf - Gesichter der unzähligen Männer, die sie befriedigt hatte, Zimmerdecken, die sie in der Dunkelheit stundenlang angestarrt hatte, Träume vom eigenen

Kindersegen ...

Plötzlich und ohne jede Warnung bäumte sich der Deutsche auf, wurde starr und fiel in sich zusammen. War's das schon?, dachte sie

ebenso überrascht wie erleichtert.

Sie wollte unter dem Dicken hervorkriechen. »Liebling«, flüsterte sie, »ich möchte mich auf dich setzen.« Aber der Dicke rührte sich

nicht.

Sie versuchte, seine gewaltigen Schultern beiseite zu wuchten. »Liebling, ich... ich kriege keine Luft!« Es wurde ihr mulmig. Sein Gewicht drohte ihr den Brustkorb einzudrücken. »/Despiértäte!

Aufwachen!« Sie riss an seinen verfilzten Haaren.

Sie fühlte etwas Warmes, Klebriges herabfließen - auf ihre Wangen, in ihren Mund. Es schmeckte salzig. Rocío versuchte verzweifelt, sich von ihrer unförmigen Last zu befreien. Ein merkwürdiger Lichtschein fiel auf das verzerrte Gesicht des Deutschen. Aus einem Loch in seiner Schläfe troff Blut auf sie herab. Rocío wollte schreien, aber sie hatte keine Luft in den Lungen. Der

Dicke zerquetschte sie. Halb ohnmächtig reckte sie die Arme dem Lichtschein entgegen, der von der Tür herüberfiel. Sie sah eine Hand.

Eine Pistole mit Schalldämpfer. Einen Blitz. Und dann nichts mehr.

KAPITEL 40

Am Ausgang von Node 3 redete der völlig aufgelöste Systemtechniker mit Händen und Füßen auf Greg Hale ein, um ihn zu

überzeugen, dass der TRANSLTR in Gefahr war.

Susan hatte nur einen Gedanken: Du musst zu Strathmore! Als sie zur Tür hinauslief, packte Phil Charturkian sie an der Schulter. »Miss Fletcher, wir haben einen Virus! Ich bin absolut sicher! Sie

müssen ...«

Susan riss sich los und funkelte den Mann an. »Ich dachte, der Commander hat Sie nach Hause geschickt!«

»Aber der Kontrollmonitor! Er zeigt achtzehn Stunden...«