Выбрать главу

sich in ihr breit. Die Crypto-Kuppel hatte sich verflüchtigt!

KAPITEL 57

Von absoluter Finsternis umfangen, stand Susan Fletcher regungslos in der fensterlosen Toilette der Crypto-Kuppel. Von aufsteigender Panik bedrängt, versuchte sie, sich zu orientieren. Der grässliche Schrei aus dem Lüftungsschacht hing immer noch allgegenwärtig in der Luft. Ungeachtet ihrer beherzten Bemühung, das Entsetzen niederzukämpfen, wurde sie von Angstgefühlen

überschwemmt.

Grapschend und tastend glitten ihre Hände im Dunkeln über Waschbecken und Toilettentüren. Desorientiert drehte sie sich mit ausgestreckten Armen um sich selbst und versuchte, dem pechschwarzen Dunkel ein Bild des Raumes abzugewinnen. Sie stieß einen Abfallbehälter um und prallte gegen eine Kachelwand, an der sie sich schließlich entlangtastete, bis sie die Türklinke fand. Sie riss

die Tür auf und stolperte hinaus in die Kuppel.

Sie erstarrte abermals.

Hier sah nichts mehr so aus wie noch wenige Augenblicke zuvor. Die Beleuchtung war komplett ausgefallen. Nicht einmal die Tastenfelder der elektronischen Türöffner leuchteten noch. Im schwachen Streulicht, das aus der Kuppel herabfiel, hob sich der

TRANSLTR als graue Silhouette ab.

Nachdem sich Susans Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte sie ein mattes Licht, das aus der geöffneten Bodenklappe kam – ein sanfter roter Schimmer des unterirdischen Arbeitslichts. Sie

trat an die Bodenklappe. Schwacher Ozongeruch stieg ihr in die Nase.

Sie spähte hinunter in das Loch. Die Überdruckventile des Kühlsystems bliesen wirbelnde Wolken in das rote Licht. Die höhere Klangfarbe des Generatorgedröhns verriet Susan, dass das Notstromaggregat angesprungen war. Durch den Dunst konnte sie Strathmore auf der obersten Plattform stehen sehen. Über das

Geländer gebeugt, starrte er in die brüllende Tiefe des Aggregatesilos hinab.

»Commander?«

Keine Antwort.

Susan stieg auf die Leiter. Heiße Dunstschwaden fuhren ihr unter den Rock. Die Sprossen waren schlüpfrig vom Kondensat. Unten

angekommen, trat sie auf den Gitterlaufsteg.

»Commander?«

Strathmore reagierte nicht. Er wirkte wie in Trance und starrte mit dem Ausdruck des Entsetzens nach unten. Susan folgte seinem Blick. Anfangs konnte sie außer wehenden Dunstschleiern nichts erkennen, bis plötzlich sechs Stockwerke tiefer kurzzeitig etwas aus dem Nebel auftauchte. Da war es wieder – eine wirre Masse von grotesk

verrenkten Gliedern . . . Knapp dreißig Meter unter ihr lag Phil Charturkians geschwärzte und verbrannte Leiche auf den Anschlussklemmen des Hauptgenerators. Sein Sturz hatte die Hauptstromversorgung der Kuppel durch einen Kurzschluss lahm

gelegt.

Doch nicht so sehr dieses Bild ließ Susan das Blut in den Adern stocken. Auf halber Höhe des Treppenabgangs kauerte im Halbdunkel

eine muskulöse Gestalt. Greg Hale.

KAPITEL 58

Megan gehört meinem Kumpel Eduardo!«, kreischte der Punker. »Lass bloß die Finger davon!«

»Wo ist sie jetzt?« Beckers Herz raste.

»Leck mich!«

»Der Fall ist aber ernst«, knurrte Becker und packte den Burschen am Arm. »Es geht um einen Ring, der mir gehört. Ich würde ihr Geld

dafür geben. Einen Haufen Geld!«

Two-Tone lachte kreischend. »Dieses Stück Scheiße gehört also dir?«

Becker riss die Augen auf. »Du hast den Ring gesehen?«

Two-Tone nickte.

»Und wo ist er jetzt?«

»Keine Ahnung.« Two-Tone kicherte. »Megan war hier und wollte das Teil verhökern.«

»Sie wollte ihn verkaufen!«

»Keine Panik, Mann. So 'ne Scheiße will hier keiner haben. Dein Geschmack ist total Müll.«

»Weißt du genau, dass ihr niemand den Ring abgekauft hat?«

»Eh, Mann, du tickst wohl nicht richtig! Für vierhundert Dollar? Ich hätte vielleicht fünfzig abgedrückt, aber sie wollte krasse

vierhundert. Für ein Flugticket–Last-Minute.«

Becker spürte, wie er blass wurde. »Ein Ticket? Wohin?«

»Scheiß-Connecticut«, empörte sich Two-Tone. »Eduardo ist tierisch sauer.«

»Nach Connecticut?«

»Scheiße, ja. Zurück zu den Kalkleisten in's gemachte Bett. Keinen Bock mehr auf Spanien. Die Gastfamilie hat ihr zu viel

herumgenörgelt. Und null warmes Wasser.«

Becker spürte einen Kloß im Hals. »Wann will sie fort?«

Two-Tone sah ihn groß an. »Wann sie fort will? Sie hat sich längst verpisst! Ist vor zwei Stunden zum Flughafen aufgebrochen. Der beste Platz, um einen Ring zu verhökern – reiche Touristensäcke und so.

Sobald sie den Kies hat, düst sie ab.«

Eine dumpfe Übelkeit machte sich in Beckers Eingeweiden breit. Das kann doch alles nicht wahr sein! Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder gefasst hatte. »Wie heißt denn Megan mit

Familiennamen?«

Two-Tone schien intensiv nachzudenken. Er hob ratlos die Schultern.

»Welchen Flug wollte sie nehmen?«

»Sie hat was vom Shit-Bomber gefaselt.«

»Vom Shit-Bomber?«

»Ja, der Wochenend-Nachtflieger–Sevilla, Madrid, La Guardia. Die Kids nehmen ihn immer, weil er billig ist. Man kann sich gut

hinten reinhocken und die Joints reinziehen.«

Na, prima. Becker fuhr sich seufzend mit den gespreizten Fingern durchs Haar. »Wann geht der Flug?«

»Zwei Uhr nachts, jeden Sonntag. Megan ist jetzt schon irgendwo über dem Atlantik.«

Becker sah auf die Uhr. Ein Uhr fünfundvierzig. Er schaute Two-Tone verwirrt an. »Hast du gesagt, das Flugzeug geht um zwei?«

Der Punker lachte sich halb tot. »Sieht so aus, als wärst du am Arsch, Alter!«

Becker zeigte zornig auf seine Uhr. »Aber es ist doch erst Viertel vor!«

Two-Tone beäugte die Uhr. »Echt?«, wunderte er sich. »So breit bin ich normalerweise erst um vier.«

»Wie komme ich am schnellsten zum Flugplatz?«, drängte Becker ungeduldig.

»Taxi. Draußen stehen welche.«

Becker griff nach einem Tausend-Peseten-Schein und stopfte ihn Two-Tone in die Hand.

»Hey, Mann, fett!«, rief der Punker ihm nach. »Sag Megan einen

schönen Gruß von mir, wenn du sie siehst, eh.« Aber Becker war schon fort.

Two-Tone seufzte und taumelte zur Tanzfläche. Er war zu betrunken, um den Mann mit der Nickelbrille zu bemerken, der ihm

folgte.

Becker hielt vor dem Club nach einem Taxi Ausschau. Nirgendwo war eines zu sehen. Er rannte zu einem bulligen Rausschmeißer.

»Taxi!«

Der Rausschmeißer schüttelte den Kopf. »Demasiado temprano — zu früh!«

Zu früh?, fluchte Becker. Wir haben zwei Uhr nachts!

»Llamame uno — rufen Sie mir eins!«

Der Mann zog ein Walkie-Talkie heraus und sprach ein paar Sätze hinein. » Veinte minutos«, verkündete er.

»In zwanzig Minuten? Y el Autobus?«, fragte Becker.

Der Rausschmeißer hob die Schultern. »In fünfundvierzig Minuten.«

Becker warf die Arme in die Luft. Traumhaft!

Das Geräusch eines Zweitakters ließ ihn herumfahren. Es klang wie eine Kettensäge. Ein riesenhafter Halbwüchsiger und seine Begleiterin kamen auf einer Vespa 250 auf den Parkplatz gekurvt. Becker rannte hin. Nicht zu glauben, dass du so was machst!, dachte

er. Motorräder sind für dich doch der Horror!

»Zehntausend Peseten, wenn Sie mich zum Flugplatz fahren!«, schrie er dem Fahrer entgegen.

Der Junge schien ihn gar nicht zu bemerken und stellte den Motor ab.

»Zwanzigtausend!«, stieß Becker hervor. »Ich muss zum Flughafen!«