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Der Bursche sah ihn verständnislos an. »Scusi?« Aha, ein Italiener. »Aeroporto! Per favore, sulla Vespa! Venti mila Pesete!«

Der Italiener streifte seine klapprige Vespa mit einem abschätzenden Blick. »Venti mil?. Pesete? La Vespa?«

»Cinquanta mila!«, erhöhte Becker. »Fünfzigtausend!« Es waren etwa vierhundert Dollar.

Der Italener lachte ungläubig auf. »Dove sono i soldi? Zeig mir die Kohle!«

Becker zog fünf Zehntausend-Peseten-Scheine aus der Tasche und hielt sie dem Burschen hin. Der Italiener schaute die Scheine an und dann seine Freundin. Das Mädchen schnappte das Geld und ließ es im

Ausschnitt verschwinden.

»Grazie!«, sagte der Italiener. Er warf Becker den Zündschlüssel zu, packte seine Freundin an der Hand und rannte lachend mit ihr in

den Club.

»Aspetta!«, schrie Becker hinterher. »Warte, ich wollte doch nur gefahren werden!«

KAPITEL 59

Commander Strathmore half Susan die Leiter hinauf in die Kuppel zurück. Sie hielt sich an seiner Hand fest. Das Bild des zerschmettert auf dem Generator liegenden Phil Charturkian hatte sich in ihr Hirn eingebrannt. Bei dem Gedanken, dass sich Hale in den Eingeweiden der Kuppel verborgen hielt, wurde ihr flau. Eines stand fest – Hale

hatte Charturkian hinuntergestoßen.

Susan stolperte am TRANSLTR vorbei zum Haupteingang der Kuppel, durch den sie einige Stunden zuvor eingetreten war. Ihr hektisches Herumtippen auf dem unbeleuchteten Tastenfeld blieb wirkungslos. Das riesige Portal setzte sich nicht in Bewegung. Sie saß in der Falle. Die Crypto-Kuppel war zum Gefängnis geworden. Wie ein Satellit stand der lediglich durch das rotierende Hauptportal zugängliche Kuppelbau gut hundert Meter abseits vom Hauptgebäude im Gelände. Da er eine eigene Stromversorgung hatte, merkte die

Schaltzentrale vielleicht noch nicht einmal, dass es hier Probleme gab.

»Unser Hauptaggregat hat sich verabschiedet«, sagte Strathmore, der hinter Susan aufgetaucht war. »Wir fahren auf Notstrom.«

Die Notstromversorgung gab dem TRANSLTR und seinem Kühlsystem Vorrang vor allen anderen Stromverbrauchern, einschließlich der Beleuchtung und der Schließsysteme. So wurde sichergestellt, dass der TRANSLTR während einer wichtigen Dechiffrierung nicht durch einen unvorhergesehenen Stromausfall lahm gelegt werden konnte, und vor allem, dass der Großrechner nie ohne sein Kühlsystem lief. In einem geschlossenen ungekühlten Gehäuse konnte die von Millionen von Prozessoren erzeugte Wärme schnell gefährlich hohe Werte erreichen, vielleicht sogar die Prozessoren in Brand setzen und den Rechner in einem feurigen Inferno enden lassen – ein Szenario, das sich niemand in letzter Konsequenz ausmalen wollte.

Susan versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Das Bild des verschmorten Systemtechnikers auf dem Generator beherrschte ihre

Gedanken. Sie stocherte erneut auf dem Tastenfeld herum. Keine Reaktion. »Machen Sie einen Programmabbruch!«, forderte sie Strathmore auf. Wenn der TRANSLTR den Befehl erhielt, die Suche nach dem Schlüssel abzubrechen, würde das Abschalten seiner Schaltkreise genügend Energie für den Motor des Kuppelportals

verfügbar machen.

»Ruhig Blut, Susan«, sagte Strathmore und tätschelte ihr beschwichtigend die Schulter.

Die beruhigende Berührung erlöste Susan aus ihrer Benommenheit. Plötzlich wurde ihr wieder bewusst, was sie eigentlich von Strathmore wollte. Sie fuhr herum. »Commander, Greg

Hale ist North Dakota!«

Nach einer schier endlosen Stille antwortete Strathmore aus der Dunkelheit. Seine Stimme klang eher befremdet als schockiert.

»Wovon reden Sie?«

»Hale...«, flüsterte Susan. »Greg Hale ist North Dakota!«

Wieder herrschte Stille, während Strathmore über Susans Worte nachdachte.

»Der Tracer?« Er schien nicht ganz zu verstehen. »Der Tracer hat Hale gemeldet?«

»Nein, Hale hat das Programm beim ersten Mal abgebrochen. Ich habe den Tracer ein zweites Mal losschicken müssen.«

Susan berichtete von Hales Eingriff in ihr Suchprogramm, was sie

dazu gebracht hatte, in Hales Terminal nachzuforschen, wobei die E­Mails von Tankado zutage gekommen waren. Wieder war es lange still.

Strathmore schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich halte es für ganz und gar ausgeschlossen, dass ausgerechnet Greg Hale Tankados Rückversicherung sein soll. Das ist einfach absurd! Tankado hätte

jemandem wie Hale niemals vertraut.«

»Commander«, beharrte Susan, »Hale hat uns damals mit Skipjack schon einmal Knüppel zwischen die Beine geworfen! Tankado hat

ihm vertraut.«

Strathmore schien sprachlos geworden zu sein.

»Stellen Sie den TRANSLTR ab«, flehte Susan. »Jetzt wissen wir doch, wer North Dakota ist. Rufen Sie den Sicherheitsdienst an, damit

wir hier herauskommen.«

Strathmore hob die Hand. Er brauchte einen Moment Ruhe zum Nachdenken.

Susan schaute nervös in Richtung Bodenklappe. Die Einstiegsöffnung wurde vom TRANSLTR knapp verdeckt, aber der rötliche Schimmer ergoss sich über die schwarzen Hochglanzkacheln wie Feuer über Eis. Nun mach schon, Commander! Ruf den

Sicherheitsdienst! Stell den Rechner ab! Bring uns hier raus!

Strathmore wurde auf einmal lebendig. »Folgen Sie mir!«, sagte er und marschierte zur Bodenklappe.

»Commander, Hale ist gefährlich! Er hat ...«

Strathmore war schon fast im Dunkeln verschwunden. Susan rannte seiner Silhouette hinterher. Der Commander bog um den TRANSLTR und trat an die Einstiegsluke im Boden. Nachdem er zuerst in die dunstgeschwängerte Höhlung und dann ins Dunkel der Kuppel gespäht hatte, stemmte er sich gegen die hoch stehende

Bodenklappe, die langsam nach vorne schwang und, einmal losgelassen, ins Schloss polterte. Die Crypto-Kuppel war wieder eine

schweigende schwarze Höhle.

Strathmore ließ sich auf die Knie nieder und drehte die schwere Halteklaue fest. Die Untermaschinerie war wieder hermetisch verschlossen — North Dakota schien in der Falle zu sitzen.

Weder Strathmore noch Susan vernahmen die schleichenden Schritte, die sich in Richtung Node 3 entfernten.

KAPITEL 6 0

Two-Tone strebte durch den verspiegelten Tunnel, der vom Patio zur Tanzfläche führte. Als er stehen blieb, um im Spiegel den Sitz seiner Sicherheitsnadel zu überprüfen, spürte er hinter sich eine große Gestalt. Er wollte weglaufen, aber es war zu spät. Ein Paar

bärenstarker Arme presste ihn mit dem Gesicht gegen das Glas.

Two-Tone versuchte, sich loszuschlängeln. »Eduardo? Hey, Mann, bist du das?« Eine Hand griff nach dem Ausweis in seiner Tasche, dann lehnte sich jemand mit gnadenloser Gewalt in sein Kreuz. »Eddie!«, schrie Two-Tone, »mach doch kein Scheiß! Irgend so 'n

Wichser hat sich nach Megan erkundigt!«

Die Gestalt hielt ihn wie im Schraubstock fest.

»Hey, Eddie, Mann, hör auf!« Als es Two-Tone gelang, das Gesicht von der verglasten Wandung zu lösen, erkannte er, dass er

keineswegs von seinem Freund bedrängt wurde.

Das Gesicht des Mannes war pockennarbig und verschrammt. Zwei leblose Augen stierten wie schwarze Anthrazitbrocken durch den Rahmen einer Nickelbrille. Der Mann legte den Mund an Two-Tones Ohr. »lAdönde fué? W o ist er hin?«, fragte er mit merkwürdig keuchender Stimme.

Two-Tone wurde starr vor Angst.

»lAdöndefue?«, wiederholte die Stimme. »El Americano.«

»Zum Flughafen ... al Aeropuerto«, stotterte Two-Tone.

»lAeropuerto?«, wiederholte der Fremde. Seine dunklen Augen hatten Two-Tones Lippen beim Sprechen beobachtet. Two-tone

nickte.

»iTenia el anillo? Hat er den Ring?« Two-Tone schüttelte verängstigt den Kopf. »No.«

»iVistes el anillo? Hast du den Ring gesehen?« Two-Tone überlegte. Was war die richtige Antwort? »iVistes el anillo?«, insistierte die dumpfe Stimme. Two-Tone nickte eifrig und hoffte, dass sich die Wahrheit auszahlen würde. Sie tat es nicht. Mit