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»Das soll er auch. Ich möchte nur zuvor Tankados verdammte Datei öffnen und mir das Programm ansehen.«

Susan war nicht weniger neugierig als Strathmore, aber der Instinkt sagte ihr, dass es nicht ratsam war, die Datei zu öffnen, so interessant sie auch sein mochte. Noch war das tödliche Programm in seinem verschlüsselten Kerker eingesperrt und völlig unschädlich. Aber wenn

es erst einmal entschlüsselt war...

»Commander, wäre es nicht besser, wenn wir einfach nur . . .«

»Ich will den Schüssel«, insistierte Strathmore.

Susan musste zugeben, dass sie selbst vom ersten Augenblick an neugierig gewesen war, wie Tankado das Diabolus-Programm aufgezogen hatte. Seine Existenz widersprach den fundamentalsten Gesetzen der Kryptographie. Susan sah den Commander an. »Aber wenn wir uns den Algorithmus angesehen haben, werden Sie ihn doch

sofort vernichten!«

»Selbstverständlich!«

Mit gerunzelter Stirn überlegte Susan, dass es nicht einfach sein würde, Hales Key zu finden. Die Suche nach einem Schlüssel aus zufälligen Zeichen glich der Suche nach einer einzelnen Socke in einem Schlafzimmer so groß wie Texas. Computer-Suchprogramme setzten voraus, dass man in etwa wusste, wonach sie suchen sollten, aber dieser Schlüssel war ein rein zufälliges Konstrukt. Da sich die Crypto-Abteilung oft mit Zufallszahlen herumschlagen musste, hatte Susan mit ein paar Kollegen für solche Fälle ein komplexes Such­Programm entwickelt, eine so genannte Nonkonformitäts-Suche. Hierbei tat der Computer im Grunde nichts anderes, als jede Zeichenfolge mit einem riesigen Lexikon sinnvoller Zeichenfolgen zu vergleichen und sämtliche Folgen anzuzeigen, die für ihn sinnentleert oder rein zufällig aussahen, wobei die Suchparameter laufend

verfeinert wurden. Das war nicht einfach, aber es war machbar.

Susan seufzte. »Wenn alles klappt, bin ich in etwa einer halben Stunde fertig«, meinte sie. Die Suche nach dem Schlüssel war

logischerweise an ihr hängen geblieben. Hoffentlich würde sie es nicht bereuen!

»Dann lassen Sie uns loslegen«, sagte Strathmore. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und geleitete sie durch die Finsternis zu Node

3 . Ein prächtiger Sternenhimmel wölbte sich über der Kuppel.

An der schweren Glas-Schiebetür angekommen, stieß Strathmore einen leisen Fluch aus. Das Tastenfeld für die Türbetätigung war dunkel, der Mechanismus gesperrt. »Verdammt, kein Strom! Daran habe ich nicht gedacht.« Er wischte sich die Handflächen an der Hose trocken, legte die Hände flach auf das Glas und versuchte, die Scheiben auseinander zu stemmen. Ein Spalt öffnete sich. Susan kam Strathmore zu Hilfe. Die Tür ging ein paar Zentimeter weiter auf,

doch als der Gegendruck größer wurde, schnappte sie wieder zu.

»Warten Sie«, sagte Susan und bezog vor Strathmore Aufstellung. »Okay, jetzt noch einmal!«

Wieder konnten sie die Tür ein paar Zentimeter weit auseinander

drücken. In Node 3 war ein schwacher blauer Lichtschimmer zu erkennen, der vom Bildschirm an Susans Terminal kam. Die Terminals funktionierten noch, da sie als unverzichtbar eingestuft

waren und ebenfalls am Notstromaggregat hingen.

Susan drückte, was das Zeug hielt. Die Tür bewegte sich ein weiteres Stück. Strathmore trat noch näher und stemmte sich gegen die linke Türhälfte, während Susan die rechte übernahm. Ganz langsam und gegen größten Widerstand gaben die Tür-Hälften nach.

Sie standen jetzt schon fast dreißig Zentimeter weit auseinander.

»Nicht locker lassen«, keuchte Strathmore. »Nur noch ein kleines Stück!«

Susan arbeitete sich mit der Schulter in den Spalt. Die Tür wollte nicht nachgeben, aber Susan hatte jetzt einen besseren Halt.

Bevor Strathmore sie davon abhalten konnte, hatte sie ihren schlanken Körper ganz in den Spalt gequetscht. Strathmore protestierte, doch sie achtete nicht auf ihn. Sie wollte raus aus der Kuppel, aber sie kannte Strathmore gut genug, um zu wissen, dass sie

nirgendwohin gehen würde, solange Hales Key nicht gefunden war.

Sie steckte nun mitten in der Öffnung und drückte mit aller Kraft. Der Gegendruck der Tür war enorm. Susans Hände rutschten von der Glaskante ab. Während Strathmore nach Kräften versuchte, das Zusammenschlagen der Türhälften zu verhindern, konnte sich Susan in allerletzter Sekunde nach innen durchquetschen. Sie fiel zu Boden.

Die Türhälften knallten hinter ihr zusammen.

Der Commander zwängte die Tür wieder einen winzigen Spalt auseinander. »Mein Gott, Susan!«, rief er von draußen herein, »sind

Sie verletzt?«

Susan stand auf und klopfte sich ab. »Alles in Ordnung!«

Sie sah sich um. Der lediglich von ihrem Monitor spärlich beleuchtete Raum wirkte völlig verlassen. Das bläuliche Zwielicht

verlieh Node 3 etwas Gespenstisches. Susan wandte sich um zu Strathmores Gesicht hinter dem Türspalt, das in dem schwachen

blauen Licht kränklich und fahl aussah.

»Susan«, rief er, »geben Sie mir zwanzig Minuten! Sobald die Dateien im Sys-Sec-Lab gelöscht sind, gehe ich sofort hinauf zu

meinem Terminal und schalte den TRANSLTR ab.«

»Machen Sie das!«, rief sie in den Spalt. Sie betrachtete die schwere Glasschiebetür. Solange der TRANSLTR den gesamten

Notstrom fraß, saß sie wie eine Gefangene in Node 3 .

Strathmore ließ die Scheiben los. Der Türspalt schnappte zu. Der Commander war verschwunden.

KAPITEL 63

Beckers neu erworbene Vespa quälte sich die Zufahrtsstraße zum Aeropuerto de Sevilla hinauf. Er hatte die ganze Strecke völlig verkrampft auf dem Roller gehockt. Seine Armbanduhr zeigte die

Ortszeit, zwei Uhr früh.

Vor dem Empfangsgebäude holperte er den Bordstein hinauf, sprang von dem noch fahrenden Roller ab und ließ ihn aufs Pflaster kippen. Die Vespa spuckte noch ein paar Mal, dann erstarb der Motor. Mit weichen Knien wankte Becker durch die Drehtür. Nie wieder!,

schwor er sich.

Die sterile Abfertigungshalle war hell erleuchtet. Außer einem Mann, der den Boden wienerte, und einer Angestellten der Iberia Airlines, die gerade den Schalter schließen wollte, war kein Mensch

zu sehen. Kein gutes Zeichen, dachte Becker.

Er rannte an den Schalter. »¿El vuelo a los Estados Unidos? Der Flug in die Vereinigten Staaten!»

Die attraktive Andalusierin hinter dem Schalter blickte auf und lächelte Becker an. »Acaba de salir, señor. Sie haben ihn leider

verpasst.« Die Worte hingen bleiern in der Luft.

Du hast den Flug verpasst. Beckers Schultern sanken herab. »Gab es Platz für Last-Minute-Buchungen?«

»Sehr viel sogar«, sagte die Angestellte. »Die Maschine war fast leer. Aber für die Maschine morgen um acht Uhr gibt es auch noch...«

»Ich würde gerne wissen, ob eine Bekannte von mir dieses Flugzeug genommen hat. Sie wollte Last-Minute fliegen.«

»Es tut mir Leid, Señor. Wir hatten einige Last-Minute Buchungen, aber aus Datenschutzgründen ...«

»Es ist sehr wichtig für mich«, drängte Becker. »Ich möchte einfach nur wissen, ob meine Bekannte diesen Flug genommen hat.

Das ist alles.«

Die Angestellte nickte. »Ein Streit unter Verliebten?«

Becker stutzte, dann grinste er die Angestellte albern an. »Ist mir das so deutlich anzusehen?«

Sie zwinkerte ihm zu. »Wie heißt sie denn?«

»Megan«, sagte Becker geknickt.

Die Angestellte lächelte. »Hat Ihre Freundin auch einen Familiennamen?«

Becker ließ langsam die Luft aus den Lungen entweichen. Hat sie, aber du kennst ihn nicht! »Wissen Sie, die Sache ist etwas kompliziert. Aber Sie haben doch gesagt, dass das Flugzeug fast leer

war. Vielleicht könnten Sie ...«

»Ohne einen Familiennamen kann ich wirklich nichts ...«

»Sagen Sie«, fiel ihr Becker ins Wort, dem ein anderer Gedanke gekommen war, »haben Sie hier schon den ganzen Abend über