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off and die.

»Sie sehen auf einmal so komisch aus!«, sagte das Mädchen und schaute Becker unsicher an, der wie weggetreten wirkte.

Becker hob den Blick nicht von ihrem Arm. Er war wie vom Donner gerührt. Auf dem Arm des Mädchens standen vier Wörter,

FUCK OFF AN DIE:

»Das hat ein Freund von mir draufgeschrieben«, sagte das Mädchen. Es war ihm sichtlich unangenehm. »Ziemlich blöd, was?«

Becker fand keine Worte. Fuck off and die. Er konnte es nicht fassen. Der Deutsche hatte ihn nicht beleidigen wollen – er wollte ihm helfen! Becker hob den Blick und betrachtete das Gesicht des Mädchens. Blau-weiß-rote Farbspuren schimmerten im Licht der

Leuchtstoffröhren in seinem blonden Haar.

»Sie ... Sie tragen nicht zufällig Ohrringe?«, stotterte Becker und spähte nach einem Loch in ihrem Ohrläppchen.

Das Mädchen sah ihn merkwürdig berührt an. Es zog einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt ihn Becker hin.

»Ein Ohrclip?«, sagte Becker fassungslos und starrte den Totenkopf an, der an einem Kettchen baumelte.

»Na klar! Ich habe keinen Bock, mir Löcher in die Ohren stechen zu lassen. Wenn ich Nadeln sehe, mache ich mir vor lauter Angst

immer in die Hosen!«, sagte das Mädchen.

KAPITEL 70

David Becker stand mitten im menschenleeren Empfangsgebäude. Seine Beine drohten nachzugeben. Er betrachtete das Mädchen, das vor ihm stand. Die Suche war vorbei. Megan war noch nicht unterwegs nach New York. Sie hatte sich umgezogen und die Haare gewaschen – vielleicht weil sie hoffte, den Ring so besser an den

Mann bringen zu können.

Becker bemühte sich, ruhig zu bleiben. Seine Irrfahrt war so gut wie beendet. Er betrachtete Megans Finger. Nirgendwo ein Ring. Er betrachtete ihre Reisetasche. Da ist er drin, dachte er. Da muss er drin

sein.

Er lächelte. Es gelang ihm kaum, seine Erregung zu kaschieren. »Es hört sich vielleicht verrückt an, aber Sie dürften etwas haben, das

ich dringend brauche.«

»Oh?«, machte Megan. Sie wirkte auf einmal befangen.

Becker griff nach der Brieftasche. »Es wird mir natürlich eine Freude sein, Sie dafür zu bezahlen.« Er begann, ein paar Scheine

abzuzählen.

Megan, die ihn beobachtete, sog erschrocken die Luft ein und schickte einen ängstlich abschätzenden Seitenblick zur Drehtür ... fünfzig Meter.

»Ich werde Ihnen reichlich Geld geben, wenn Sie ...«

»Sagen Sie es nicht!«, stieß Megan hervor. »Ich glaube, ich weiß genau, was Sie wollen.« Sie beugte sich über ihre Reisetasche und

begann, hektisch darin herumzuwühlen.

Ein Schwall der Hoffnung überflutete Becker. Sie hat ihn!, triumphierte er. Sie hat den Ring! Er begriff zwar nicht so recht, woher sie so genau wusste, was er wollte, aber er war zu müde, um sich darüber lange Gedanken zu machen. Jeder Muskel seines Körpers entspannte sich. Er sah sich bereits dem stellvertretenden Direktor der NSA den Ring aushändigen. Wenig später würde er mit Susan in Stone Manor im großen Himmelbett liegen und alles Versäumte

nachholen.

Megan schien endlich gefunden zu haben, wonach sie gesucht hatte. Sie kam plötzlich mit einer kleinen Sprühdose hoch, feuerte Becker einen Strahl Pfefferspray in die Augen, packte ihre Tasche und rannte zum Ausgang. Als sie unterwegs einen Blick über die Schulter

warf, lag Becker auf dem Boden und krümmte sich.

KAPITEL 71

Tokugen Numataka zündete sich die vierte Zigarre an. Er tigerte immer noch auf und ab. Schließlich schnappte er den Telefonhörer

und rief die Hausvermittlung an.

»Hat sich wegen dieser Telefonnummer schon etwas getan?«, sagte er, ohne die Meldung der Telefonistin abzuwarten.

»Bislang noch nicht. Es dauert etwas länger als erwartet – der Anruf ist von einem Mobiltelefon gekommen.«

Von einem Handy?, sinnierte Numataka.

»Die Relaisstation steht in dem Gebiet mit dem Code 202«, setzte die Telefonistin hinzu. »Die Nummer haben wir allerdings noch

nicht.«

»202? Und wo ist das?« Wo in diesem riesigen Amerika hält sich North Dakota versteckt?

»Irgendwo in der Nähe von Washington, D.C.«

Numataka hob die Brauen. »Melden Sie sich sofort, wenn Sie die Nummer haben!«

KAPITEL 72

Susan Fletcher machte sich über die im Dunkeln liegende Gittertreppe auf den Weg zu Strathmores Büro – so weit weg von

Hale, wie es in dem verschlossenen Komplex eben ging.

Oben angekommen, fand sie die Bürotür des Commanders unverschlossen in den Angeln hängend vor. Der Stromausfall hatte die elektronische Schließvorrichtung schachmatt gesetzt. Sie stürzte in

das von Strathmores Bildschirm schwach beleuchtete Büro.

»Commander!«, rief sie. »Commander!«

Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass Strathmore im Sys-Sec-Lab war. Susan drehte nervöse Kreise in dem leeren Büro. Die Panik von dem Kampf mit Hale steckte ihr noch in den Knochen. Diabolus hin oder her – sie musste aus der Kuppel heraus, und zwar sofort. Es war an

der Zeit, den TRANSLTR abzuschalten und zu verschwinden.

Sie streifte Strathmores leuchtenden Monitor mit einem Blick. Von diesem autorisierten Terminal aus war das Abschalten kein Problem. Im nächsten Augenblick stand sie hinter dem Schreibtisch. Susan

manövrierte sich in das entsprechende Befehlsfenster und tippte:

PROGRAMM ABBRECHEN

Ihr Finger schwebte über der Enter-Taste.

»Susan!«, bellte eine Stimme an der Tür. Entsetzt fuhr sie hoch, aber es war nicht Hale, wie befürchtet, sondern Strathmore. Im Licht des Bildschirms stand er blass und gespenstisch auf der Schwelle.

Sein Atem ging schwer. »Was zum Teufel treiben Sie hier?«

»Commander!«, japste Susan, »Hale ist in Node 3 ! Er ist gerade auf mich losgegangen!«

»Was? Wie kann das sein? Er ist doch unten in ...«

»Nein, ist er nicht, er läuft frei herum! Wir müssen den Sicherheitsdienst rufen! Ich bin gerade dabei, den TRANSLTR

abzuschalten.« Susans Hand fuhr wieder zur Tastatur.

»FINGER WEG!«, brüllte Strathmore. Mit einem Sprung war er an seinem Terminal und riss Susans Hand fort.

Susan zuckte zurück. Sie starrte den Commander an. Zum zweiten Mal an diesem Tag erkannte sie ihn nicht wieder.

Sie fühlte sich auf einmal sehr einsam.

Erschrocken bemerkte Strathmore das Blut auf Susans Bluse. Er bedauerte seinen Ausbruch sofort. »Susan, mein Gott, sind Sie

verletzt?«

Sie antwortete nicht.

Strathmore bedauerte, dass er sie angefahren hatte, aber seine Nerven lagen blank. Er musste an allen Ecken und Enden Löcher stopfen, und in seinem Kopf gingen Dinge vor, von denen Susan Fletcher keine Ahnung hatte. Dinge, in die er sie nicht eingeweiht

hatte und hoffentlich niemals würde einweihen müssen.

»Es tut mir Leid«, sagte er leise. »Erzählen Sie, was geschehen ist.«

Susan wandte sich ab. »Das ist jetzt gleichgültig. Das Blut ist

übrigens nicht von mir. Bringen Sie mich einfach nur hier raus.«

»Sind Sie wirklich nicht verletzt?« Strathmore wollte Susan die

Hand auf die Schulter legen, doch sie wich ihm aus. Er ließ die Hand sinken und wandte den Blick ab. Als er Susan wieder ansah, schien sie über seine Schulter hinweg etwas anzustarren, das sich hinter ihm an der Wand befand.

Strathmore folgte stirnrunzelnd Susans Blick. Ein kleines Tastenfeld leuchtete hinter ihm unverdrossen in die Dunkelheit. Er hatte gehofft, Susan würde das betriebsbereite Panel seines Privatlifts nicht bemerken, der ihm und hochrangigen Gästen zur Verfügung stand, um die Crypto-Kuppel von den Mitarbeitern unbemerkt betreten zu können. Der Lift fuhr fünfzehn Meter nach unten und dann durch eine verstärkte horizontale Tunnelröhre hinüber in die Kelleretagen des NSA-Gebäudekomplexes. Die Stromversorgung erfolgte vom Hauptgebäude aus, weshalb der Lift trotz des