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knacken kann – außer eben Diabolus!«

Susan konnte sich nur noch wundern. »Und jeder wird schleunigst zu Diabolus wechseln, aber nicht wissen, dass wir es lesen können.«

Strathmore nickte. »Genau.« Eine lange Stille entstand. »Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht die Wahrheit gesagt habe, aber Diabolus

umzuschreiben ist kein Kinderspiel. Ich wollte Sie da heraushalten.«

»Ich... ich verstehe«, sagte Susan nachdenklich. Sie staunte immer noch, wie brillant das alles eingefädelt war. »Als Lügner sind Sie gar

nicht schlecht!«

»Das macht die jahrelange Übung«, schmunzelte Strathmore. »Ich wollte die Sache im kleinen Kreis halten.«

»Und wie klein ist der Kreis?«

»Sie haben ihn vor sich.«

Susan lächelte zum ersten Mal seit einer Stunde. »Dass Sie das sagen würden, habe ich schon befürchtet.«

Strathmore hob die Schultern. »Sobald Diabolus an Ort und Stelle ist, werde ich unseren Direktor informieren.«

Susan war beeindruckt. Strathmore hatte im Alleingang einen globalen nachrichtendienstlichen Rundumschlag von bisher unvorstellbarem Ausmaß eingefädelt, und es sah durchaus danach aus, dass der Plan funktionieren würde. Tankado war tot, sein Partner war

ausfindig gemacht, und unten wartete der Key.

Susan schwieg nachdenklich.

Tankado ist tot. Sein Tod passte ausgezeichnet ins Konzept. Susan dachte an all die Unwahrheiten, mit denen Strathmore sie eingedeckt hatte. Sie fröstelte. »Haben Sie Ensei Tankado umbringen lassen?«,

fragte sie und sah den Commander unbehaglich an.

Strathmore schüttelte überrascht den Kopf. »Natürlich nicht. Ich hatte gar keine Veranlassung, ihn umzubringen. Tatsache ist, dass es mir viel lieber wäre, wenn er noch leben würde. Sein Tod könnte Diabolus ins Zwielicht bringen. Ich möchte den Austausch der Algorithmen so glatt und unauffällig wie möglich durchziehen. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Tankado nach dem Austausch den

Schlüssel verkauft.«

Susan musste zugeben, dass das Argument zog. Für Tankado hätte es keinen Grund zu der Annahme gegeben, dass der Algorithmus im Internet nicht mehr seinem Original entsprach. Außer ihm selbst und North Dakota konnte ja niemand das Programm öffnen. Tankado würde nichts von dem Hintertürchen merken, es sei denn, er würde sich die Mühe machen, das Programm nach seiner Veröffentlichung noch einmal komplett zu überprüfen. Aber vermutlich hatte er sich mit Diabolus so lange herumgequält, dass er von der Programmiererei die

Nase voll hatte und nie wieder etwas davon sehen wollte.

Susan musste sich all das erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Jetzt verstand sie auch das Bedürfnis des Commanders nach Ungestörtheit. Er hatte sich eine delikate und zeitaufwändige Aufgabe gestellt – in einen komplexen Algorithmus ein heimliches Hintertürchen hineinzuschmuggeln und einen unbemerkten Austausch im Internet vorzunehmen! Heimlichkeit war das oberste Gebot. Schon der leiseste Verdacht, dass an Diabolus etwas faul sein könnte, hätte

den Plan des Commanders zum Scheitern gebracht.

Nun begriff sie auch, weshalb Strathmore darauf bestanden hatte, dass der TRANSLTR weiterlief. Wenn Diabolus das neue Baby der NSA werden soll, muss er sicher sein, dass das Programm nicht zu

knacken ist.

»Wollen Sie immer noch raus?«, erkundigte sich Strathmore.

Susan hob den Kopf. Irgendwie waren ihre Ängste durch das Herumsitzen in Gesellschaft des großen Trevor Strathmore wie weggeblasen. Diabolus umzuschreiben war eine Chance, Geschichte zu machen – eine Chance, dem Land einen unermesslichen Dienst zu erweisen. Strathmore konnte ihre Hilfe dabei gut gebrauchen. Susan

lächelte zögernd. »Was ist unser nächster Zug?«

Strathmore strahlte. Er beugte sich zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich danke Ihnen!«, sagte er lächelnd. Dann wurde er wieder ernst. »Wir gehen jetzt zusammen hinunter, und Sie

durchsuchen Hales Terminal, während ich Ihnen den Rücken decke.« Er hielt die Beretta hoch.

Der Gedanke, wieder in die Kuppel hinuntersteigen zu müssen, ließ Susan frösteln. »Können wir nicht warten, bis sich David mit

Tankados Schlüssel meldet?«

Strathmore schüttelte den Kopf. »Je früher wir den Austausch vornehmen, desto besser. Wir wissen ja noch nicht einmal mit Sicherheit, ob David den Schlüssel überhaupt findet. Wenn in Spanien irgendetwas schief geht und der Schlüssel in die falschen Hände gerät, hätte ich den Algorithmenaustausch lieber schon erledigt, denn dann ist es egal, wo der Schlüssel letzen Endes landet. Sein Besitzer würde auf jeden Fall unsere Version herunterladen.« Strathmore packte die Pistole und stand entschlossen auf. »Wir müssen uns Hales Schlüssel

besorgen.«

Susan verstummte. Das Argument des Commanders stach. Sie brauchten Hales Key, und zwar sofort.

Als Susan aufstand und an Hale dachte, zitterten ihr die Knie. Sie wünschte, sie hätte noch härter zugetreten. Beim Anblick von

Strathmores Waffe bekam sie plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. »Sie würden Greg Hale tatsächlich erschießen?«

»Ach was!«, sagte Strathmore und schritt zur Tür. »Wir wollen nur hoffen, dass er das nicht weiß.«

KAPITEL 76

Vor dem Flughafen von Sevilla stand ein Taxi. Der Motor lief, das Taxameter auch. Der Fahrgast mit der Nickelbrille schaute aus dem Taxi in die hell beleuchtete Abfertigungshalle. Er war noch rechtzeitig

gekommen.

Er sah ein blondes Mädchen, das David Becker zu einer Sitzgelegenheit half. Becker hatte offenbar große Schmerzen. Er weiß noch gar nicht, was wirkliche Schmerzen sind, dachte der Mann im Taxi. Das Mädchen holte einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt ihn Becker hin. Becker nahm ihn, hielt ihn hoch und betrachtete ihn im Licht. Er steckte ihn an den Finger und zog ein Bündel Banknoten aus der Tasche, das er dem Mädchen gab. Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten miteinander. Das Mädchen umarmte David Becker, schulterte winkend die Reisetasche und

machte sich quer durch die Halle auf den Weg.

Na, endlich!, dachte der Mann im Taxi. Es wurde auch langsam Zeit.

KAPITEL 77

Von Susan gefolgt, trat Strathmore mit gezogener Pistole auf die Gitterplattform vor seinem Büro. Der Lichtschein der Monitore ließ gespenstische Schattenbilder ihrer Gestalten über die Gitterroste

geistern. Susan fragte sich, ob Hale noch in Node 3 war. Sie drückte

sich noch dichter an den Commander.

Mit wachsender Entfernung von der Tür wurde der Lichtschein zusehends schwächer. Schnell bewegten sie sich in fast völliger Dunkelheit. Der Sternenhimmel über der Kuppel und der schwache Schimmer, der weit hinten kaum wahrnehmbar durch die

zertrümmerte Glaswand von Node 3 sickerte, lieferten das einzige

Licht.

Zentimeterweise schob sich Strathmore dem Ansatz des schmalen Treppenabgangs entgegen. Er nahm die Waffe in die Linke und ergriff mit der Rechten das Geländer. Er brauchte die Rechte zum Festhalten, und außerdem schoss er rechts ohnehin nicht besser als links. Aber ein Sturz konnte ihn für den Rest seines Lebens zum Krüppel machen – und in Strathmores Träumen vom Ruhestand war der Rollstuhl nicht

vorgesehen.

Von der Dunkelheit in der Crypto-Kuppel zum blinden Maulwurf degradiert, stieg Susan nach unten. Ihre Hand lag auf Strathmores Schulter. Selbst aus einem knappen halben Meter Entfernung vermochte sie den Umriss des Commanders nicht mehr auszumachen. Mit den Zehenspitzen ertastete sie die Kanten der eisernen

Treppentritte.

Susan bekam wieder Zweifel, ob die Bergung von Hales Schlüssel

das Risiko einer Rückkehr nach Node 3 wert war. Der Commander war zwar überzeugt, dass Hale nicht die Nerven haben würde, sie beide zugleich anzugreifen, aber Susan war sich da nicht so sicher. Hale war in einer verzweifelten Lage und hatte nur zwei Optionen: die