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wieder ins Dunkel zurückgezogen hätte.

Susan versuchte angestrengt, in der Finsternis etwas zu erkennen. Hoffentlich war Strathmore nicht verletzt. »Commander?«, flüsterte

sie nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam.

Es war ein Fehler. Sie merkte es, noch während sie flüsterte. Eine

Wolke von Hales Ausdünstungen schlug ihr entgegen. Sie versuchte wegzurennen, doch es war zu spät. Wieder zappelte sie in der schon bekannten Umklammerung an Hales Brust und rang nach Luft.

»Meine Eier bringen mich um!«, keuchte Hale an ihrem Ohr.

Susans Knie gaben nach. Die Sterne über der Kuppel drehten sich im Kreise.

KAPITEL 8o

Hale umklammerte Susans Nacken. »Commander, ich habe Ihr Schätzchen!«, schrie er ins Dunkel. »Lassen Sie mich raus!« Stille.

Hales Griff wurde fester. »Ich breche ihr das Genick!« Direkt hinter Hale und Susan knackte der Hahn einer Pistole. »Lassen Sie

Miss Fletcher los!« Strathmores Stimme war ruhig und beherrscht.

Susan wand sich vor Schmerzen. »Commander!« Hale riss Susan herum. »Commander, wenn Sie schießen, treffen Sie Ihre liebe Susan. Wollen Sie das riskieren?« Strathmores Stimme kam näher. »Lassen

Sie Susan los?«

»Das würde Ihnen so passen! Damit Sie mich umbringen können!«

»Ich werde niemanden umbringen.«

»Ach ja? Wie tröstlich für Phil Charturkian!« Strathmore war noch näher gekommen. »Charturkian lebt nicht mehr.«

»Allerdings! Weil Sie ihn umgebracht haben! Ich hab's gesehen!

»Geben Sie auf, Greg«, sagte Strathmore mit ruhiger Stimme. Hale presste Susan an sich. »Strathmore hat Charturkian

hinuntergestoßen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich schwör's Ihnen.«

»Susan wird auf Ihre Versuche, einen Keil zwischen uns zu treiben, nicht hereinfallen. Lassen Sie Miss Fletcher los!«

»Mein Gott, Phil war fast noch ein Junge!«, zischte Hale in die Dunkelheit. »Warum haben Sie das getan? Damit Ihr kleines

Geheimnis nicht ans Licht kommt?«

»Und was soll dieses kleine Geheimnis sein?«, fragte Strathmore kühl.

»Das wissen Sie ganz genau! Diabolus, verdammt nochmal!«

»Ach, du lieber Himmel«, murmelte Strathmore verächtlich. »Dann sind Sie also über Diabolus im Bilde. Ich dachte schon, Sie

würden das auch noch abstreiten.« »Sie können mich am Arsch lecken!«

»Eine brillante Verteidigung.«

»Sie sind ein Idiot!«, keifte Hale. »Nur zu Ihrer Information: Der TRANSLTR läuft allmählich heiß!«

»Ach ja?«, erwiderte Strathmore verächtlich. »Lassen Sie mich mal raten: Ich sollte wohl besser die Tür öffnen und die Sys-Sec-Leute rufen, nicht wahr?«

»Genau so ist es!«, schnauzte Hale zurück. »Und wenn Sie es nicht tun, sind Sie ein Idiot!«

Strathmore lachte laut auf. »Mein Gott, wie raffiniert ausgedacht: Der TRANSLTR läuft heiß, also Tür auf, damit wir hinauskönnen.«

»Es stimmt aber, verdammt nochmal! Ich war unten in der Untermaschinerie. Der Notstrom zieht zu wenig Kühlmittel!«

»Danke für den Hinweis«, meinte Strathmore. »Leider hat der TRANSLTR eine automatische Abschaltung. Wenn er zu heiß wird,

löscht sich Diabolus von selbst.«

»Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank«, zischte Hale. »Glauben Sie vielleicht, es interessiert mich, wenn der TRANSLTR hopsgeht? Diese verdammte Maschine hätte man sowieso schon

längst verbieten sollen!«

»Kinderpsychologie verfängt nur bei Kindern«, seufzte Strathmore. »Lassen Sie Susan jetzt gehen.«

»Damit Sie mich abknallen können?«

»Ich werde Sie nicht abknallen. Ich will von Ihnen den Schlüssel.«

»Was für einen Schlüssel?«

Strathmore seufzte abermals. »Den Key, den Tankado Ihnen geschickt hat.«

»Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden!«

»Lügner!«, stieß Susan hervor. »Ich habe Tankados E-Mails in deinem Account gesehen.«

Hale erstarrte. Er wirbelte Susan herum. »Du hast in meinen Accounts herumgeschnüffelt?«

»Und du hast meinen Tracer abgebrochen!«, konterte sie.

Hale spürte seinen Blutdruck gefährliche Werte annehmen. Er hatte geglaubt, alle Spuren getilgt und Susan im Unklaren darüber gelassen zu haben, was er getan hatte. Kein Wunder, dass sie ihm kein Wort abnahm! Er bekam das Gefühl, die Wände würden auf ihn einstürzen. Er begriff, dass er sich nun nicht mehr herausreden konnte – jedenfalls nicht rechtzeitig. »Susan... Strathmore hat Charturkian

umgebracht!«, flüsterte er Susan verzweifelt ins Ohr.

»Lassen Sie Susan los«, sagte Strathmore gleichmütig. »Sie glaubt Ihnen ohnehin kein Wort.«

»Weshalb sollte sie auch?«, schrie Hale. »Sie verlogener Schweinehund! Sie haben ihr eine Gehirnwäsche verpasst! Sie erzählen ihr doch nur, was Ihnen in den Kram passt! Weiß Susan

vielleicht, was Sie wirklich mit Diabolus vorhaben?«

»Und das wäre?«

Hale wusste, dass sein nächster Satz entweder seine Fahrkarte in die Freiheit oder sein Todesurteil war. Er holte tief Luft und ging aufs

Ganze. »Sie wollen Diabolus ein Hintertürchen verpassen!«

Unschlüssiges Schweigen aus der Dunkelheit folgte. Volltreffer!, dachte Hale. Strathmores Unerschütterlichkeit schien zu bröckeln.

»Woher wollen Sie das denn wissen?«, fragte Strathmore unwillig. Seine Stimme bebte leicht.

»Ich hab's gelesen«, sagte Hale. Er versuchte, die veränderte Situation für sich auszuschlachten. »In einer von Ihren Brainstorm-Aufzeichnungen.«

»Das ist unmöglich. Meine Aufzeichnungen drucke ich niemals aus.«

»Ich weiß. Ich hab's ja auch direkt in Ihrem Computer gelesen.«

Strathmore schien daran zu zweifeln. »Wie wollen Sie in mein Büro gekommen sein?«

»Nicht nötig. Ich habe Ihre Datei von Node 3 aus gehackt.« Hale gab sich Mühe, selbstgefällig zu lachen. Wenn er hier lebend herauskommen wollte, galt es sämtliche Verhandlungstricks

aufzubieten, die er bei den Marines gelernt hatte.

Strathmore schob sich noch näher heran, die Beretta ins Dunkle gerichtet.

»Wie wollen Sie von meinem angeblichen Hintertürchen erfahren haben?«

»Habe ich Ihnen doch gesagt: Ich habe in Ihrem Computer herumgeschnüffelt.«

»Unmöglich.«

Hale bemühte sich um einen möglichst überheblichen Ton. »Das kommt davon, wenn man immer nur die Besten engagiert. Da kann man auch mal das Pech haben, dass einer darunter ist, der besser ist

als Sie, mein lieber Commander.«

»Junger Mann«, sagte Strathmore ungerührt, »ich weiß nicht, wo Sie Ihre Informationen herhaben wollen, aber Sie bilden sich da gewaltig etwas ein. Sie werden jetzt Miss Fletcher sofort loslassen, oder ich rufe den Sicherheitsdienst, und dann werden Sie bis an Ihr

Lebensende im Knast verschimmeln.«

»Das werden Sie nicht tun«, sagte Hale im Brustton der Überzeugung. »Wenn Sie den Sicherheitsdienst rufen, sind Ihre Pläne

den Bach runter – weil ich dann nämlich auspacke.« Hale hielt inne. »Aber wenn Sie mich, ohne Schwierigkeiten zu machen, rauslassen, wird nie ein Wort über Diabolus über meine Lippen kommen.«

»Völlig ausgeschlossen!«, winkte Strathmore ab. »Ich will den

Schlüssel.«

»Ich habe aber keinen gottverdammten Schlüssel!«

»Und ich habe genug von Ihren Lügen!«, bellte Strathmore. »Her mit dem Schlüssel!«

Hale packte Susan am Hals. »Ich will jetzt raus, oder Susan stirbt!«

Trevor Strathmore hatte in seinem Leben oft genug Verhandlungspoker mit höchstem Einsatz betrieben. Er spürte, dass Greg Hale in eine sehr gefährliche psychische Verfassung geraten war. Der junge Kryptograph hatte sich in eine auswegslose Lage manövriert. Ein in die Ecke getriebener Gegner war immer ein besonders gefährlicher und unberechenbarer Gegner. Strathmore wusste, dass von seinem nächsten Zug alles abhing, Susans Leben –