und die Zukunft von Diabolus.
Strathmore musste unbedingt die Situation entspannen. Er legte eine lange Bedenkpause ein. »Also gut, Greg«, sagte er zögernd und
seufzte, »Sie haben gewonnen. Was soll ich tun?«
Stille. Hale schien unschlüssig, wie er auf den kooperativen Ton des Commanders reagieren sollte. Sein Druck auf Susans Nacken
lockerte sich.
»Also ...«, sagte er stockend, wobei seine Stimme leicht bebte, »als Erstes werden Sie mir Ihre Pistole geben. Und dann kommen Sie
beide mit.«
»Als Geiseln?«, entgegnete Strathmore kalt. »Greg, da müssen Sie sich schon etwas Besseres einfallen lassen. Zwischen hier und dem Parkplatz müssen Sie an mindestens einem Dutzend schwer
bewaffneter Wachposten vorbei!«
»Ich bin doch kein Idiot«, höhnte Hale. »Dann nehme ich eben Ihren Lift. Susan kommt mit, Sie bleiben hier!«
»Tut mir Leid, dass ich Ihnen die Tour vermasseln muss, aber der Lift hat keinen Strom.«
»Quatsch! Der Lift bekommt seinen Strom vom Hauptgebäude. Ich kenne doch den Schaltplan!«
»Wir haben es doch gerade erst versucht«, keuchte Susan, die Strathmore helfen wollte. »Da tut sich nichts.«
»Ihr seid ja solche Arschlöcher, einfach unglaublich!« Hales Griff um Susans Nacken wurde wieder fester. »Wenn der Lift nicht läuft,
schalte ich eben den TRANSLTR ab, dann hat er wieder Strom!«
»Für den Lift braucht man ein Passwort«, sagte Susan eifrig .
»Macht nichts«, erwiderte Hale. »Ich bin sicher, der Commander wird es uns verraten, nicht wahr, Commander?«
»Niemals!«, zischte Strathmore.
Hale verlor die Geduld. »Jetzt hören Sie mal gut zu, wie das hier läuft: Sie werden Susan und mich mit Ihrem Lift rauslassen, sie wird mit mir in meinen Wagen steigen, und nach ein paar Stunden lasse ich
sie wieder laufen.«
Strathmore spürte, dass der Einsatz gestiegen war. Er hatte Susan in die Sache hineingeritten, also musste er sie auch wieder herauspauken. »Und was ist mit meinen Plänen hinsichtlich
Diabolus?«, sagte er ungerührt.
Hale lachte auf. »Schreiben Sie nur Ihr Hintertürchenprogramm. Ich werde schweigen wie ein Grab.« Hales Stimme nahm einen drohenden Unterton an. »Aber sollte ich irgendwann den Eindruck bekommen, dass Sie mir ans Leder wollen, werde ich vor den Medien rückhaltlos auspacken. Ich werde um die Macke von Diabolus einen
Riesenaufstand machen, und dann ist Ihr Scheiß-Verein geliefert!«
Strathmore dachte über Hales Vorschlag nach. Er war klar und einfach. Susan blieb am Leben, und Diabolus bekam das Hintertürchen. Solange Strathmore Hale in Ruhe ließ, blieb auch das
Hintertürchen ein Geheimnis. Strathmore wusste zwar, dass Hale
seine Klappe nicht allzu lange halten konnte, aber trotzdem ... das Wissen über Diabolus war Hales einzige Rückversicherung. Vielleicht nahm er sich ja zusammen. Wie auch immer, er konnte ja später
immer noch eliminiert werden.
»Komm endlich zu Potte, Alter!«, höhnte Hale. »Gehen wir, oder gehen wir nicht?« Seine Arme schlossen sich wie ein Schraubstock
um Susans Nacken.
Strathmore war sicher, dass Susans Leben nicht gefährdet war, auch wenn er jetzt zu seinem Handy griff und den Sicherheitsdienst anrief. Er war bereit, sein Leben darauf zu verwetten. Strathmore sah das Szenario klar vor seinen Augen. Der Anruf würde Hale vollkommen unvorbereitet treffen. Er würde in Panik geraten und am Ende angesichts der inzwischen aufmarschierten kleinen Armee weder aus noch ein wissen. Er würde noch ein bisschen Theater machen und dann kapitulieren. Aber wenn du den Sicherheitsdienst rufst, dachte
Strathmore, ist dein Plan im Eimer.
Hale verdrehte Susan den Hals. Sie schrie gellend auf vor Schmerz. »Also, was ist?«, kreischte Hale. »Soll ich sie kaltmachen?«
Strathmore ging seine Optionen durch. Wenn er zuließ, dass Hale Susan aus der Kuppel hinausschaffte, war die Lage völlig außer
Kontrolle. Nach ein paar Stunden Fahrt würde Hale vielleicht
irgendwo in einem einsamen Wald rechts ranfahren ... er hatte eine
Pistole ... Strathmore drehte sich der Magen um. Es war völlig
unkalkulierbar, was geschehen würde, bevor Hale Susan laufen ließ ... falls er sie überhaupt laufen ließ. Du musst den Sicherheitsdienst
rufen, dachte Strathmore, es bleibt dir gar nichts anderes übrig.
Er stellte sich vor, wie Hale in der Gerichtsverhandlung über Diabolus auspacken würde. Dann ist dein Plan gescheitert! Es muss
doch einen anderen Weggeben.
»Entscheiden Sie sich!«, schrie Hale und zerrte Susan der Treppe entgegen.
Strathmore hörte nicht zu. Wenn Susans Rettung nur um den Preis des Scheiterns seines Plans zu haben war, dann sei's drum. Nichts war so wertvoll, als dass er dafür den Verlust von Susan Fletcher in Kauf genommen hätte. Dieser Preis war zu hoch. Trevor Strathmore war
nicht bereit, ihn zu zahlen.
Hale hatte Susan die Arme auf den Rücken gedreht und presste ihren Nacken brutal seitwärts. »Commander, das ist Ihre letzte
Chance! Geben Sie mir die Waffe!«
In Strathmores Kopf jagten immer noch die Gedanken auf der Suche nach einem Ausweg. Es gibt immer einen Ausweg!
»Nein, Greg, tut mir Leid«, sagte er schließlich ganz ruhig, »ich kann Sie nicht gehen lassen.«
Hale schnappte hörbar nach Luft. »Was?«
»Ich rufe jetzt den Sicherheitsdienst an.«
Susan stöhnte auf. »Nein, Commander, nicht!«
Hale packte noch fester zu. »Wenn Sie den Sicherheitsdienst rufen, muss sie sterben!«
Strathmore nahm sein Handy aus dem Gürtel und schaltete es an. »Sie bluffen, Hale!«
»Das werden Sie niemals tun!«, kreischte Hale. »Ich werde auspacken! Ich mache Ihren Plan zunichte! Sie sind doch nur noch Zentimeter davon entfernt, dass Ihr Traum in Erfüllung geht – alle Daten der Welt kontrollieren, TRANSLTR ade! Keine Beschränkungen mehr, völlig ungehinderte Information! Es ist die
Chance Ihres Lebens! Wollen Sie die ausschlagen?«
»Dann passen Sie mal auf!«, sagte Strathmore mit einer Stimme wie Stahl.
»Aber ... aber was ist mit Susan?«, stotterte Hale. »Wenn Sie anrufen, muss sie sterben!«
»Auf dieses Risiko muss ich mich eben einlassen«, sagte Strathmore ungerührt.
»Blödsinn! Sie sind auf diese Frau doch noch schärfer als auf Diabolus! Das werden Sie nicht riskieren! Ich kenne Sie doch!«
Susan wollte sich wütend gegen die Unterstellung verwahren, aber Strathmore kam ihr zuvor. »Junger Mann, Sie kennen mich nicht! Ich habe mich mein ganzes Leben lang auf Risiken eingelassen. Wenn Sie mit harten Bandagen kämpfen wollen, dann nur zu!« Strathmore drückte ein paar Tasten auf seinem Handy. »Sie unterschätzen mich, mein Sohn! Das gibt es bei mir nicht, dass jemand das Leben meiner Mitarbeiterin bedroht und sich dann aus dem Staub macht!« Er hob
das Handy. »Vermittlung, den Sicherheitsdienst bitte!«, bellte er hinein.
Hale begann, Susans Hals zu verdrehen. »Ich ... ich bringe sie um, ich schwör's Ihnen!«
»Sie werden nichts Dergleichen tun!«, sagte Strathmore. »Es
würde alles nur noch ...« Er unterbrach sich und riss das Handy in Sprechposition. »Sicherheitsdienst? Hier Commander Trevor Strathmore. In der Crypto-Kuppel hat eine Geiselnahme stattgefunden. Schicken Sie sofort ein paar Mann her! Jawohl, sofort, verdammt nochmal! Wir haben einen Generatorausfall. Ich will, dass über sämtliche externen Quellen Strom eingespeist wird. In fünf Minuten muss alles wieder funktionieren! Greg Hale hat einen meiner Sys-Sec-Techniker umgebracht und meine Chef-Kryptographin als Geisel genommen. Setzen Sie nötigenfalls Tränengas ein, auch wenn wir alle davon betroffen sind. Sie haben meine ausdrückliche Genehmigung! Scharfschützen sollen Mr Hale aufs Korn nehmen und gegebenenfalls töten, wenn er nicht kooperiert. Ich übernehme die