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Nacken wie noch nie.

Über den Lenker gebeugt, drehte er den Gasgriff bis zum Anschlag. Die Vespa gab eindeutig alles, was sie hatte. Becker schätzte, dass das Taxi hinter ihm hundertsechzig Sachen draufhatte, zweimal so viel wie er selbst. Er peilte die in der Ferne aufragenden

Hangars an. Der mittlere. Dort steht der Learjet.

Ein Schuss peitschte. Das Projektil zischte ein paar Meter neben der Vespa in die Landebahn. Becker schaute zurück. Der Killer hatte sich mit der Waffe aus dem Seitenfenster gehängt und zielte. Becker fuhr Schlangenlinie. Sein Rückspiegel explodierte in einem Splitterhagel. Der Einschlag der Kugel war deutlich im Lenker zu

spüren. Becker legte sich mit dem Oberkörper flach auf den Roller. Gott steh dir bei. Das schaffst du nie!

Das Taxi kam näher. Im Licht seiner aufgeblendeten Scheinwerfer tanzte Beckers Schatten gespenstisch über die Rollbahn. Wieder knallte ein Schuss. Die Kugel prallte als heulender Querschläger von

der Heckverkleidung des Rollers ab.

Becker wäre am liebsten weiter Zickzackkurs gefahren. Du musst

es zum Hangar schaffen! Ob der Pilot des Learjet die wilde Jagd herannnahen sieht? Hoffentlich hat er eine Waffe! Wird er die Kabine früh genug öffnen? Die beleuchtete Höhlung des offenen Hangars

kam näher.

Beckers Überlegungen gingen ins Leere. Von einem Learjet war keine Spur zu sehen. Becker schob es auf seinen vom Pfefferspray getrübten Blick. Lieber Gott, lass mich Halluzinationen haben! Aber es waren keine. Der Hangar war leer und verlassen. Oh Gott, wo ist

das Flugzeug?

Die beiden Fahrzeuge schossen gleichauf in den Hangar. Verzweifelt suchte Becker nach einem Schlupfloch. Vergeblich. Die

Wellblechrückwand der Halle hatte weder Tür noch Fenster.

Das Taxi setzte sich rechts neben Becker. Er sah Hulohot die Pistole heben. Instinktiv trat er auf die Bremse, aber die Wirkung blieb aus. Der Hangarboden war verölt. Die Vespa begann eine

Rutschpartie.

Das Taxi neben Becker schleuderte auf dem Ölteppich nur Zentimeter neben Beckers Vespa um die eigene Achse. Seite an Seite sausten die beiden Fahrzeuge der Rückwand entgegen. Beckers zaghafte Bremsversuche blieben wirkungslos. Wunderbarerweise war er noch nicht gestürzt, aber er fuhr wie auf Eis. Die Wellblechwand kam auf ihn zugerast. Becker machte sich neben dem schleudernden

Taxi auf den Aufprall gefasst.

Es gab ein ohrenbetäubendes Krachen, aber Becker spürte keinen Aufprall und keinen Schmerz. Er befand sich plötzlich im Freien, saß

immer noch auf der Vespa und hoppelte über Grassoden. Es war, als hätte sich die Hangarrückwand in Luft aufgelöst. Neben ihm schoss das Taxi über das Feld. Eine riesige Bahn Wellblech löste sich von der Frontpartie des Wagens und segelte über Beckers Kopf davon.

Beckers Herz raste. Er gab Gas und kurvte in die Nacht.

KAPITEL 84

Jabba lag in dem reparierten Großrechner auf dem Rücken und seufzte erleichtert auf. Die letzte Lötstelle war geschafft. Er schaltete den Lötkolben aus und nahm den Leuchtstab aus dem Mund. Er war ganz schön fertig. Sein Nacken tat ihm weh, sein verbrannter Arm schmerzte. Wenn man innerhalb des Gehäuses arbeiten musste, ging

es immer sehr eng zu, zumal für einen Menschen seiner Körperfülle.

Und die Dinger werden laufend kleiner!, sinnierte er.

Als er für einen wohlverdienten Augenblick der Entspannung die Augen schließen wollte, zerrte jemand an seinen Stiefeln.

»Jabba, komm da raus!«, schrie eine Frauenstimme.

Midge hat dich aufgestöbert, stöhnte er.

»Jabba, komm raus!«

Widerwillig robbte er aus dem Gehäuse. »Midge, habe ich dir nicht gesagt, dass...« Jabba blickte erstaunt hoch. Es war nicht Midge.

»Soschi?«

Soschi Kutta war Jabbas rechte Hand. Das einundvierzig Kilo leichte Energiebündel war Absolventin des MIT und inzwischen eine mit allen Wassern gewaschene Sys-Sec-Technikerin. Seite an Seite mit Jabba arbeitete sie oft bis spät in die Nacht. Sie war das einzige

Mitglied seines Teams, das nicht in Ehrfurcht vor ihm erstarrte.

Sie sah Jabba ungnädig an. »Warum zum Teufel hast du auf meinen Anruf nicht reagiert? Und auf meine Durchsage auch nicht!«

»Ach, du warst das! Ich habe gedacht, es wäre ...«

»Das ist jetzt egal. In der zentralen Datenbank tun sich seltsame Dinge.«

Jabba sah auf die Uhr. »Seltsame Dinge?« Jetzt wurde ihm doch mulmig. »Würde es dir etwas ausmachen, ein wenig präziser zu

werden?«

Soschi wurde präziser.

Kurz darauf stürmte Jabba im Eiltempo durch die Flure, der Datenbank entgegen.

KAPITEL 85

Greg Hale lag zusammengeschnürt auf dem Boden von Node 3 . Strathmore und Susan hatten ihn quer durch die Kuppel geschleift und an Händen und Füßen mit den zwölfadrigen Druckerkabeln der

Laserdrucker von Node 3 gefesselt.

Susan war immer noch sprachlos über Strathmores raffiniertes Täuschungsmanöver. Er hat den Anruf vorgetäuscht! Der Commander hatte es wieder einmal geschafft. Er hatte Hale geschnappt, Susan gerettet und außerdem noch genügend Zeit gewonnen, um Diabolus

umzuprogrammieren!

Susan betrachtete beklommen den gefesselten Kollegen. Hale atmete schwer. Strathmore saß auf der Couch, die Beretta wie einen

Fremdkörper auf dem Schoß.

Susan wandte sich wieder ihrer Nonkonformitätssuche in Hales Terminal zu. Sie startete den vierten Suchlauf, aber wieder ohne Ergebnis. »Immer noch kein Glück«, seufzte sie. »Vielleicht müssen

wir doch darauf warten, dass David Tankados Schlüssel findet.«

Strathmore war nicht einverstanden. »Und was ist, wenn David es nicht schafft und Tankados Schlüssel in die falschen Hände gerät?«

Strathmore brauchte nicht ins Detail zu gehen. Susan hatte begriffen. Solange die ins Internet gestellte Diabolus-Datei nicht durch Strathmores modifizierte Version ersetzt war, stellte Tankados

Key eine Gefahr dar.

»Wenn wir den Austausch vorgenommen haben, ist es mir egal, wie viele Keys in der Welt herumschwirren«, meinte Strathmore. »Je mehr, desto besser. Aber bis dahin ist die Uhr unser Gegner.« Er

forderte Susan mit einer Geste zum Weitersuchen auf.

Susan wollte ihm beipflichten, doch ihre Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Alarmsignal aus der Untermaschinerie unter, das in die Stille der Kuppel platzte. Susan und Strathmore sahen einander

überrascht an.

»Was-ist-denn-das?«, schrie Susan in die kurzen Intervalle zwischen den Hornstößen.

»Der-TRANS-L-TR!«, schrie Strathmore zurück. Er sah beunruhigt aus. »Er wird zu heiß! Vielleicht hatte Hale doch Recht,

dass die Anlage auf Notstrom zu wenig Kühlmittel zieht.«

»Wo bleibt die Abschaltautomatik?«

Strathmore überlegte. »Es muss irgendwo einen Kurzschluss gegeben haben.« Ein gelbes Warnblinklicht, das in der Kuppel

angesprungen war, jagte puslierende Lichtblitze über sein Gesicht.

»Jetzt sollten Sie aber wirklich abschalten«, rief Susan.

Strathmore nickte. Wenn drei Millionen überhitzte Prozessoren in Brand gerieten, war alles zu spät. Er musste schleunigst zu seinem Terminal hinauf und den Dechiffrierungsversuch von Diabolus per Abbruchbefehl stoppen – vor allem, bevor draußen jemand auf die Situation aufmerksam werden und die schwere Reiterei loschicken

konnte.

Strathmore streifte den immer noch bewusstlosen Hale mit einem Blick und legte die Beretta neben Susan auf den Tisch. »Bin gleich wieder da!«, schrie er in den Lärm und strebte zum Loch in der Glaswand. Bevor er verschwand, drehte er sich noch einmal um. »Und sehen Sie zu, dass Sie den Schlüssel finden!«, rief er über die

Schulter zurück.

Susan betrachtete das magere Ergebnis ihrer wenig erfolgreichen Suche. Hoffentlich beeilte sich Strathmore und schaltete bald ab. In der Kuppel herrschten ein Lärm und ein Lichtergeflacker wie bei