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Andrea zuckte die Achseln.

»Das wird die Zeit schon weisen, meinst du nicht?«, sagte sie mit einem leichten Grinsen.

»Das ist nicht witzig«, widersprach Jonas.

Andrea fischte die restlichen vier Pellets aus der Melonenhälfte und steckte sie in die Tasche. Katherine und Jonas sahen ihr skeptisch zu.

»Hört mal, mir geht's gut so weit«, sagte Andrea. »Der Hunger hat ein bisschen nachgelassen, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. So schnell kann es ei-gentlich nicht wirken. Machen wir einfach. weiter, ja?«

Weitermachen, dachte Jonas benommen. Was heißt das? Die Zeit reparieren? Andrea retten?

Das waren seine ursprünglichen Ziele gewesen, aber jetzt war alles völlig konfus. Wie sollten sie die Zeit reparieren, wenn sie immer mehr durcheinandergeriet? Und wie sollten sie Andrea retten, wenn sie wild entschlossen war, so verrückte Dinge zu tun, wie mit ihrem Großvater zu reden oder verdächtiges Essen zu sich zu nehmen?

In diesem Moment sah Jonas aus den Augenwinkeln, wie einer der Markerjungen John White auf die Schulter klopfte und aufstand. Der Markerjunge nickte. Hatte John Whites Marker ihn gerade um etwas gebeten? Der Marker des alten Mannes redete weiter, musste jedoch unentwegt blinzeln, als kämpfe er gegen den Schlaf an. Er schien Mühe zu haben, die Worte herauszubekommen, ehe er ohnmächtig wurde und wieder vollends mit dem echten Mann verschmolz.

Die Augen des Markers fielen zu und nun konnte Jonas hören, was er sagte, weil der echte Mann ebenfalls sprach.

»Finde es«, murmelte John White. Offensichtlich dachten er und der Marker das Gleiche. »Bitte finde es, ich flehe dich an.«

Der Markerjunge nickte wieder und marschierte dann aus dem Dorf.

»Habt ihr das gehört?«, fragte Jonas Katherine und Andrea. »Das ist ein Hinweis! Wir sollten ihm nachgehen, rausfinden, was ersucht!«

Andrea schüttelte entschlossen den Kopf.

»Ich bleibe bei meinem Großvater«, sagte sie.

»Aber es ist etwas für ihn!«, sagte Jonas. »Vielleicht hat es mit dir zu tun! Oder mit deinem Marker!« Er wandte sich an seine Schwester. »Was ist mit dir?«

Katherine schnitt eine Grimasse.

»Geh du«, sagte sie. »Ich bleibe bei Andrea.«

Ihr Blick huschte von Jonas zu Andrea und weiter zu John White. Sie hob den Kopf und verzog das Gesicht. Jonas wusste, was sie dachte: Andrea wird ihren Großvater nicht zurücklassen und wir können sie unmöglich mit ihm allein lassen. Weiß der Himmel, auf wie viele Arten sie vielleicht versucht die Zeit zu ruinieren!

»Dann soll ich also . allein gehen?«, fragte Jonas. Er hatte keine Angst. Natürlich hatte er keine Angst. Aber es war ein wenig seltsam, sich vorzustellen, allein loszuziehen, ohne Handy, ohne Definator, ohne eine Möglichkeit, mit jemandem in Kontakt zu treten. »Falls ihr beide irgendwo hingeht, bevor ich zurückkomme, ritzt eine Karte in einen Baum oder so etwas, ja?«, sagte er und versuchte es wie einen Scherz klingen zu lassen.

»Das hat bei der Kolonie von Roanoke nicht allzu gut funktioniert«, murmelte Andrea.

Sie ging zu Dare hinüber, der immer noch schnarchte, und rüttelte ihn vorsichtig wach. Sie hielt ihm sein Futterpellet hin, das er gierig verschlang.

»Jetzt hast du genug Energie, um mit Jonas zu gehen und ihm Gesellschaft zu leisten«, sagte sie zu dem Hund. Sie gab ihm einen Schubs. »Beeilt euch! Sonst verliert ihr den Marker aus den Augen!«

»Äh, na gut«, sagte Jonas. Er folgte dem Marker und der Hund heftete sich ihm an die Fersen. Es fiel Jonas schwer, sich nicht umzudrehen und Andrea und Kathe-rine zuzurufen: Seid ihr sicher, dass ihr nicht mitkommen wollt? Oder: Ihr kommt mir doch nach, wenn ich mich verlaufe?

Als er sicher war, dass die Mädchen ihn und Dare nicht mehr hören konnten, wandte er sich an den Hund.

»Bilde dir bloß nicht ein, dass ich dir über den Weg traue«, sagte er zu Dare. »Ich lasse dich nicht aus den Augen, bis ich sicher bin, dass du kein ferngesteuertes Vieh bist, ein Lockvogel oder Spion oder so was in der Art.«

Der Hund leckte ihm die Hände.

»Das ist mein Ernst«, sagte Jonas streng. Er wandte das Gesicht zum Himmel. »Und von dir lasse ich mich auch nicht aufs Kreuz legen, Zwei. Ich esse dein Zeug nicht und wir machen auch nicht blindlings bei deinen Plänen mit. Kapiert?«

Er hoffte, dass Zweis Plan nicht vorsah, dass er und Dare einem der Markerjungen folgten, während Kathe-rine und Andrea zurückblieben, damit .. Was? Die Gefahr eintrat, vor der sich Jonas schon die ganze Zeit über gefürchtet hatte?

Du bist paranoid, schalt er sich selbst. Wie Katherine gesagt hat.

Um sich abzulenken, konzentrierte er sich lieber darauf, sich umzuschauen und alles aufmerksam zu beobachten. Der Markerjunge schien dem gleichen Pfad zu folgen, den er und der andere Junge am Vorabend entlanggegangen waren, als sie John White auf dem Ast ins Dorf gezogen hatten. Jonas hätte erwartet, dass der Pfad von Markern übersät sein würde: umgeknickten Gräsern, Fußspuren und anderen Abdrücken im sandigen Untergrund. Doch der vor ihnen liegende Weg wies so gut wie keine Markerveränderungen auf.

Wegen des heftigen Sturms?, fragte sich Jonas. Oder . wegen des Asts, den Andrea, Katherine und ich hinter den Markerjungen hergezogen haben?

Jonas beobachtete, wie der Markerjunge vor ihm auf eine Grassode trat. Sofort erschien eine zertretene Markerversion des Grases. Jonas wich ihr absichtlich aus.

Stattdessen tappte Dare auf die Stelle und zertrat die Gräser genauso, wie es dem Muster ihrer Marker entsprach.

Jonas stellte fest, dass er, wenn er sich nicht sehr konzentrierte, automatisch in die Fußspuren des vor ihm laufenden Markerjungen trat und damit fast alle seine Markerspuren auslöschte. Oder der Hund tat es an seiner statt. Obwohl der Markerjunge barfuß war, Jonas Turnschuhe trug und der Hund Pfoten hatte, schienen sie alle mehr oder weniger die gleichen Abdrücke auf dem Pfad zu hinterlassen. Es wiederholte sich immer wieder: Der Junge verursachte einen Marker und Jonas oder der Hund löschten ihn aus.

Komisch, komisch, komisch, dachte Jonas. Heilt die Zeit sich selbst, indem sie mich dazu bringt, das zu tun? Oder gehört das auch zu Zweis Plan?

Es nicht zu wissen war frustrierend. Er wünschte, er hätte beim letzten Mal, im fünfzehnten Jahrhundert, mehr darauf geachtet, wie sich Markerobjekte verhielten. Aber damals waren sie nur sehr schwer zu sehen gewesen. Und es waren längst nicht so viele. Außerdem hatten sie nicht so ... bedrohlich gewirkt.

Die Zeit ist hier viel schlimmer in Unordnung, dachte Jonas und schauderte trotz des hellen Sonnenlichts.

Er zwang sich den Markerjungen einzuholen.

»Es wäre wirklich nett, wenn du auf dem Weg zu einem Schwatz mit deiner Freundin wärst, die zufällig bei einem dreijährigen Mädchen namens Virginia baby-sittet«, murmelte Jonas. Aber John White hatte Finde es, ich flehe dich an gesagt. Es - nicht sie. Jonas hatte keine große Hoffnung, dass die Dinge ein so leichtes Ende nehmen würden.

Der Markerjunge drehte sich um und sah Jonas direkt ins Gesicht. Er konnte ihn nicht gehört haben, trotzdem war der kalte, berechnende Blick, mit dem der Marker ihn ansah, zermürbend. Blitzschnell hatte der Junge einen Pfeil aus dem Köcher gezogen und angelegt. Einen Sekundenbruchteil später sirrte der Pfeil auf Jonas zu.

Dieser warf sich auf den Boden. Mit klopfendem Herz und vom Sturz pochenden Schultern blieb er kurz liegen, ehe er sich nach rechts wegrollte, für den Fall, dass der Junge wieder anlegte und auf ihn zielte.

Warum schießt er auf mich? Er dürfte mich eigentlich gar nicht sehen!

Mit wütendem Gebell rannte Dare auf Jonas zu. Dieser warf sich ins dichte Gras und wagte es, den Kopf zu heben. Irgendwo in der Ferne erhob sich ein Vogel in die Luft - eine Ente oder eine Gans? - und protestierte qua-kend gegen Dares Gebell. Und eine Winzigkeit daneben stieg wie ein Schatten der Marker des Vogels auf, schlug ebenso wild mit den Flügeln und klappte ebenso empört den Schnabel auf und zu. Nur dass der Marker sich nicht an dem Gebell gestört haben konnte. Er protestierte dagegen .