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»Ich bin froh, dass wir von dieser unheimlichen Insel, dieser unheimlichen Hütte und den Geschenken dieses unheimlichen Kerls fortkommen«, sagte er. Aus irgendeinem Grund war er sicher, dass es auf Croatoan anders sein würde.

»Wie wär's mit Anpacken?«, brummelte Katherine.

Jonas sah, dass sie und Andrea Anstalten machten, John White über die Lichtung zu schleifen, um dem Jungen zu folgen, der den Marker des alten Mannes forttrug.

»Ach ja. Tut mir leid«, sagte Jonas.

Er ging zu den Mädchen hinüber. Sie hatten bereits versucht den Mann zu ziehen, indem sie ihn unter den Achseln packten, doch zu dritt gelang es ihnen, ihn mehr oder weniger in eine aufrechte Position zu bringen. John White sackte der Kopf auf die Brust und seine Beine schleiften nutzlos über den Boden.

»Wir . müssen ihn wieder . mit seinem Marker zusammenbringen!«, stöhnte Andrea.

Weiter vorn legte der Markerjunge John Whites Marker wieder in die Gabelung des Asts, auf dem sie ihn am Vorabend transportiert hatten. Jonas, Katherine und

Andrea platzierten den echten Mann deutlich weniger elegant an der gleichen Stelle.

»Jetzt sieht er viel besser aus«, sagte Andrea.

Es stimmte. John Whites Gesicht nahm auf der Stelle Farbe an. Die Schweißperlen verschwanden. Und obwohl seine Augen weiterhin geschlossen blieben, machte er insgesamt einen friedlicheren Eindruck.

Hilft es John White wirklich so sehr, mit seinem Marker zusammen zu sein, wie Andrea glaubt?, fragte sich Jonas. Oder sehen wir einfach nur, dass der Marker gesünder ist?

Dare fing an zu bellen. Der zweite Junge trug die Markertruhe herüber, um sie neben John White auf den Ast zu stellen.

»Stimmt. Keine Sorge, ich hole sie, alter Junge«, murmelte Jonas.

Er war froh, dass Andrea und Katherine mit John White beschäftigt waren und nicht mitbekamen, dass er die Truhe nur zog. Nein, jetzt schauten die Mädchen nach vorn durch die Bäume. Als Jonas die Truhe auf den Ast hievte und ihn dabei fast durchbrach, wurde ihm klar, dass die Mädchen zu einem schmalen Streifen Wasser hinüberschauten, der durch die Bäume zu sehen war.

»Glauben die Marker vielleicht, dass dieser Ast schwimmen kann?«, fragte Andrea. »Wenn wir zu einer anderen Insel übersetzen .«

Daran hatte Jonas noch gar nicht gedacht. Es gab einfach zu viel, was sie im Auge behalten mussten.

»John White würde runterfallen«, sagte Katherine.

»Er schafft es nicht mal über eine Pfütze, wenn ihn nicht mehr an Ort und Stelle hält als das hier.«

»Sicher...«, begann Andrea.

Sie brach ab, weil einer der Markerjungen den Ast vorwärtsschob - ganz allein.

»Angeber«, murmelte Jonas.

Der andere Junge ging zum Wasser hinunter.

»Wir müssen auch schieben!«, sagte Andrea. »Wir dürfen nicht zulassen, dass mein Großvater von seinem Marker getrennt wird!«

Sie mussten zu dritt drücken und stoßen, um den Ast wieder mit seinem Gegenstück übereinzubringen. Zum Glück ging es von da an leicht bergab, sodass das Hauptproblem darin bestand, den Ast kontrolliert abrutschen zu lassen.

Als Jonas das nächste Mal aufsah, hatten sie das Wasser erreicht und der zweite Markerjunge stand nur wenige Meter entfernt am Ufer. Kurz darauf verschwand er hinter einem Baum und tauchte wenig später auf dem Wasser wieder auf - in einem Markerkanu.

»Ach, es gibt ein Kanu«, sagte Jonas. »So soll es also ablaufen.«

Er ärgerte sich ein bisschen über Andrea und Kathe-rine, die ihn so erschreckt hatten. Natürlich würden die Markerjungen nicht versuchen, einen alten Mann und eine Schatzkiste auf einem brüchigen, kippligen Ast von einer Insel zur nächsten zu schippern.

Jonas sauste zu dem Baum hinüber, vor dem der Markerjunge noch kurz zuvor gestanden hatte. Es war wie bei der Suche nach John Whites Schatztruhe. Er musste einfach nur dort nachschauen, wo sich ein Marker befunden hatte. Der Junge war zwar hinter dem Baum verschwunden, doch er war mit dem Kanu so schnell wieder aufgetaucht, dass das echte Gegenstück nicht weit weg sein konnte.

Jonas sah nach unten.

Kein Kanu.

Er sah nach rechts.

Nichts.

Nach links.

Nichts.

Er sah das Ufer auf und ab, dann, so weit er konnte, aufs Wasser hinaus. Nichts, nichts, nichts. Ein echtes Kanu war weit und breit nicht zu sehen.

»O nein«, stöhnte Jonas, von Verzweiflung gepackt. »O nein.«

Es erschien so logisch, dass die Markerjungen ein Kanu hatten. Schließlich waren sie allein auf einer Insel gewesen. Irgendwie mussten sie ja dorthin gekommen sein.

Aber sie waren nicht wirklich hier, dachte Jonas verwirrt. In unserer Version der Zeit waren sie nicht hier. War . ihr Kanu dann auch nicht da?

Er wollte sich auf diesen Schluss lieber nicht einlassen. Matt lehnte er sich an einen Baum und versuchte alles noch einmal zu durchdenken und zu einer anderen Antwort zu gelangen.

Der Markerjunge lenkte das Kanu dicht ans Ufer und hielt es ruhig, während der andere Junge John Whites

Marker beim Hineinklettern behilflich war. Dann lud der zweite Junge die Truhe und den Beutel mit dem Trockenfleisch ein. Er schob das Kanu ins tiefe Wasser, ehe er selbst hineinsprang und ein Paddel ergriff.

Dann paddelten die beiden Jungen, ohne sich umzublicken, mit John Whites Marker davon.

Achtundzwanzig

»He!«, schrie Andrea und schwenkte hilflos die Arme. »Wartet auf uns!«

Die Markerjungen paddelten weiter.

»Beeil dich mit dem Kanu, Jonas!«, rief Katherine ganz aufgeregt.

»Es gibt kein Kanu!«, rief Jonas zurück. »Jedenfalls kein echtes!«

»Was?«, schrie Katherine zurück.

Die beiden Mädchen hasteten zum Wasser, um sich selbst am Ufer umzusehen.

»Vielleicht klappt es mit dem Ast besser, als wir glauben?«, meinte Jonas.

Der Ast sackte bereits ins Wasser. Eine Welle rollte über ihn hinweg und Andrea griff gerade noch rechtzeitig nach hinten, um ihren Großvater davor zu bewahren, ins Wasser zu rollen. Weiter draußen wäre er mit Sicherheit hineingefallen.

»Oder wir schwimmen?«, änderte Jonas seinen Vorschlag ab. »Ich habe John White gestern ja auch getragen.«

Katherine fixierte ihn mit einem vernichtenden Blick. Sie musste nicht erst aussprechen, was sie dachte: Bist du verrückt? Sollen wir alle ertrinken? Siehst du denn nicht, wie weit das nächste Land entfernt ist?

Das nächste Land war ein schmaler Streifen am Horizont. Alles war so flach, dass Jonas nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob es wirklich Land war. Das schmale Band aus Grün und Braun mochte ebenso gut eine optische Täuschung sein.

Wer konnte schon sagen, wie weit es bis zur Insel Croatoan war?

»Zwei!«, schrie Andrea in die Luft. »Wenn du uns wirklich helfen willst, dann gib uns ein Kanu! Mehr brauchen wir nicht!«

Nichts geschah. Kein Kanu schwebte vom Himmel.

Andrea sackte neben ihrem Großvater zusammen.

»Das passt«, murmelte sie. »Er hat die ganze Zeit mit uns gespielt. Und jetzt seht euch meinen Großvater an!«

John Whites Haut wirkte kälter und feuchter denn je. Ein gequälter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als würden sich ihm überall kleine Zweige und andere spitze Triebe in den Rücken bohren.

»Vielleicht ist das Zeug, das ich für Farbe gehalten habe, in Wirklichkeit Arznei?«, überlegte Jonas.

»Würde Zwei uns nicht wissen lassen, wenn er wirklich helfen wollte?«, fragte Katherine zurück. »Damit wir Andreas Großvater nicht aus Versehen vergiften?«

»Wenn Zwei uns wirklich helfen wollte, würde er uns ein bisschen mehr zukommen lassen als >Mit besten Grüßen< und >Ihr macht das toll<«, murmelte Andrea. »Und ... ach ja, >So kannst du deine Eltern retten<. Es ist alles gelogen.«